Ob Sebastian Vettel es wirklich tut, wissen wir nicht. Aber ich habe es jetzt mal ausprobiert:
Nicht
zuletzt im Rahmen der Vorbereitung meiner Tour „Carpe Carpatii“ durch
die Karpaten Anfang August braucht mein Reisedampfer eh neue Schlappen.
Die Dank fachkundiger Beratung durch meinen Freund und Schrauber meines
Vertrauens, Carlo von www.pfiffikus-online.de,
aktuell aufgezogenen Bridgestone BT 23 haben nunmehr über 10.000 km
ihren Dienst tadellos geleistet und wären auch noch für ein paar
Tagestouren gut. Aber für die nun anstehenden fast 4.000 km macht es
einfach Sinn, sich für die fast 8 Zentner zu bewegender Masse aus
Motorrad, Gepäck und auch ein ganz klein wenig Fahrer nach neuen Gummis
umzusehen. Das gilt um so mehr, als dass den rumänischen Straßen nicht
unbedingt der Ruf vorauseilt, zu den qualitativ besten der Welt zu
gehören.
So
habe ich mich dann tatsächlich von der aktuellen Fernsehwerbung mit dem
eingangs genannten Formel-1-Fahrer leiten lassen und mich auf der
Homepage des Online-Reifenanbieters www.tirendo.de
umgesehen. Und siehe da: Seit Mai 2013 wurde das bis dahin schon für
PKW vorhandene Angebot nun auch um Motorradreifen erweitert.
Nach
einigem Stöbern habe ich mich dann für den Pirelli Angel ST
entschieden. Zum einen, weil diesem Pneu eine gute Haftung auf trockener
Fahrbahn (nach den aktuellen, natürlich noch ungenauen Wetterprognosen
scheinen mich auf meiner Vampirjagd täglich deutlich mehr als 30 Grad
bei vollem Sonnenschein zu erwarten...) nachgesagt wird. Renommierte
Fachzeitschriften bestätigen diesem Modell außerdem eine geringe
Verschleißanfälligkeit, gut auf Vorder- und Hinterrad verteilt.
Lediglich aufgrund etwas schlechterer Haftung bei Nässe scheint der
engelsgleiche Reifen ein wenig hinter Metzelers Z8, dessen Vorgänger Z6
ich bereits ausgiebig und schwer begeistert getestet habe, einzuordnen
zu sein.
Zum
anderen reizt mich der Pirelli Angel ST, weil ich einerseits meinem
Reisedampfer bisher noch nie Pirellis umgeschnallt habe, und zum anderen
wegen eines witzigen optischen Features im Profil. Hier verwandelt sich
ein anfangs stilisierter Engel mit zunehmender Abnutzung in einen zum
Vorschein kommenden Teufel.
Insofern passte es gut, als ich auch bei der Preisgestaltung auf der Seite von www.tirendo.de
keine böse, sondern ganz im Gegenteil eine sehr positive Überraschung
erlebt habe: Ziemlich genau 200 Euro für das Paar ist im Vergleich zu
anderen Online-Anbietern ein sehr günstiges Angebot, meistens ist man
aktuell mit etwa 20 bis 40 Euro pro Paarung mehr dabei. Und außerdem
kann man als ADAC-Mitglied zusätzlich noch erfreuliche 3% sparen.
Auch bei www.tirendo.de
kann man wählen, ob man die Reifen zu sich nach Hause, zu einem der
kooperierenden Werkstattpartner oder zu der Werkstatt seines Vertrauens
liefern lassen möchte. Für mich keine Frage, dass die beiden Engel mit
ihren Flügeln den Weg zu Pfiffikus nehmen sollen.
UPDATE 02.08.2013:
Am
Tag vor dem Reisebeginn war es denn gestern soweit: Mein Reisedampfer
erreichte den Hof von Pfiffikus und fand dort die nach Blitzlieferung
von Tirendo schon wartenden Angel ST vor.
Die
alten BT 23 haben damit ihren Job erledigt und die schon deutlich
sichtbaren Verschleißpunkte zeigten an, wie richtig die Entscheidung
gewesen ist, die Karpatentour lieber mit neuen Schlappen zu
durchzuführen.
Flott
ging es dann an den Austausch der Reifen incl. Auswuchten und so kann
ich mich dann heute beruhigt auf die Reise machen. Schon die ersten
Kilometer auf dem Heimweg waren nach der Montage vielversprechend,
allerdings bei warmem und trockenem Wetter auch unter ziemlich optimalen
Bedingungen. Dennoch scheint Pirellis Angel ST an meinem Reisedamper
eine bislang nicht gekannte Agilität jedenfalls im Stadtverkehr
hervorzurufen, die Hoffnung macht. Alles andere können nur die kommenden
Strecken zeigen.
Update 28.08.2013:
Knappe
viereinhalbtausend Kilometer und eine Karpatentour in die Ukraine sowie
nach Rumänien und ein Fahrsicherheitstraining später ist es Zeit für
ein erstes Praxisfazit:
Die Pirelli Angel ST haben mich auf meine „Carpe-Carpati“-Tour durch
die Beskiden und den Karpatenbogen begleitet. Dabei sind wir
durchgehend bei trockenem Wetter und zum Teil sehr hohen Temperaturen
von deutlich über 40 Grad unterwegs gewesen. Auf den ersten zwei Etappen
machten mir zwar nicht die Reifen selbst, aber doch das Drumherum etwas
Sorgen:
So
schien es anfangs, als würde ich erst hinten, später auch vorne recht
deutlich Luft verlieren. Immerhin waren bei den Reifenkontrollen morgens
an den noch kühlen Reifen zwischen 0,3 und 1 Bar weniger Luft
vorhanden. Hier war ich zunächst aber eher unsicher, ob die Ventile ein
Problem darstellten oder ob bei der Montage irgendetwas nicht optimal
abgelaufen war. Beides konnte ich mir aber auch nicht wirklich
vorstellen, zumal Vorder- und Hinterrad gleichermaßen betroffen
schienen. Oder waren die Druckmesser an den Tankstellen nicht richtig
geeicht?
Ebenso
unerklärlich war dann aber, dass vom dritten Reisetag an sowohl am
Vorderrad als auch am Hinterrad der Luftdruck absolut konstant geblieben
ist und ich somit entspannt meine Reise fortführen konnte. Im übrigen
hatte ich auch an den ersten beiden Tourtagen den nachlassenden
Luftdruck während der Fahrt nicht bemerkt. Das würde ich mal sowohl als
Vor- wie auch als Nachteil der Reifen ansehen: So angenehm es natürlich
während der Fahrt ist, auch bei nachlassendem Luftdruck praktisch
„normale“ Fahrverhältnisse vorzufinden, so gefährlich ist dies
natürlich, zumindest für diejenigen, die nicht so regelmäßig mit
kritischem Blick kontrollieren.
Ansonsten
haben die Pirelli Angel ST so einiges mitgemacht: Serpentinenreiche
Strecken auf der Transfagarasan-Hochstraße, Schlagloch- und
Schotterpisten in der Ukraine und auf kleinen Straßen Rumäniens ebenso
wie flott über Autobahnen gefahrene Etappen auf der Rückreise. In jeder
Situation haben sich die Angel ST als sehr souveräne Begleiter gezeigt
und mir ein großes Sicherheitsgefühl vermittelt. Nach dieser Reise kann
ich ihnen eine sehr gute Haftung auf trockenen Fahrbahnen attestieren.
Der Spritverbrauch hat sich auf der Reise ebenfalls etwas unterhalb
meines Durchschnittsverbrauchs eingependelt.
Die
gute Haftung der Reifen zeigte sich dann auch während eines
Fahrsicherheitstrainings, das ich am vergangenen Samstag auf dem
ehemaligen Flughafengelände Altes Lager in der Nähe von Jüterbog
besuchte. Insbesondere bei den Bremsübungen zeigte sich die Kombination
aus meinem Reisedampfer und den Pirelli ST als äußerst souverän. Selbst
bei Vollbremsungen aus Geschwindigkeiten von gut 100 km/h brachten die
Pirellis die deutliche Verzögerung meiner durch die neuen Spiegler-Bremsscheiben und neuen Sinter-Beläge von Feroso
gepimpten Bremsanlage des Reisedampfers sehr gut auf den Beton. Die
benötigten Bremswege wichen überraschend wenig von denen der anderen
Teilnehmermaschinen ab, die jedoch nur bis etwa 80 km/h beschleunigt
hatten.
Naturgemäß
kann man nach den bislang gelaufenen etwa 4.500 Kilometern noch nicht
viel zur Haltbarkeit der Pneus sagen. Aktuell ist zumindest am Hinterrad
nichts mehr vom anfänglichen Engel-Dasein zu sehen, während vorn noch
zarte Anzeichen des Engel-Profils zu erahnen sind. Momentan scheinen die
Angel ST mit zunehmend teuflischerem Aussehen noch für einige Tausend
Kilometer gut zu sein, so ganz schnell werde ich also den Preisvergleich
von Tirendo wohl nicht benötigen.
UPDATE 27.02.2014:
Weitere
2.500 km später und damit nach insgesamt 7.000 Kilometern wird es Zeit
für ein Fazit: Zwischenzeitlich durften die Angel ST auch so manch einen
Regenguss, glitschige und mit nassem Laub überzogene
Straßenverhältnisse auf unserer Harz-Tour im letzten Jahr und
Temperaturen um den Gefrierpunkt auf einigen weiteren, zum Teil recht
ausgiebigen Ausfahrten kennenlernen. Noch immer warte ich auf die erste
Situation, in der mir die Pirellis zeigen, dass ich sie an ihre Grenzen
gebracht habe. Das zeigt mir, dass das Potenzial dieser Reifen zumindest
an meinem schweren Reisedampfer meine Fahrkünste und Bedürfnisse an
Reifen übersteigt. Hätte ich nicht mit anderen Reifen schon andere
Erfahrung machen müssen, wäre ich etwas unsicherer in meinem Urteil.
Tatsächlich
haben sich die Angel ST als tolle und zuverlässige Wegbegleiter
entpuppt. Allerdings weisen sie aktuell nur noch Reifenprofile von vorn 2
bzw. hinten 2,5 Millimetern auf und zeigen damit eine nur teilweise
überzeugende Haltbarkeit. Mit anderen Modellen waren bislang bei
vergleichbarer Fahrweise weit über 10.000 km möglich. Aber auch
weiterhin greifen sie vom ersten Meter an auch bei kühleren Temperaturen
sehr vertrauensvoll und geben mir das Gefühl, jede Situation voll im
Griff (oder sollte ich besser Grip sagen?) zu haben.
Normalerweise
würde ich sie damit auch noch für einige Kilometer in der anstehenden
Saison nutzen. Da nun aber Michelin mit dem neuen Pilot Road 4 auf den
Markt kommt und speziell für schwere Tourenmaschinen das GT-Modell
präsentiert, ist natürlich meine Neugierde wieder angestachelt:
Wahrscheinlich schon in der nächsten Woche steht dementsprechend wieder
ein Reifenwechsel an und die noch immer ganz tauglichen Pirelli Angel ST
haben ihre Schuldigkeit getan..
Die
eher mittelmäßige Haltbaerkeit verhindert leider eine Spitzenbewertung.
Lange habe ich überlegt, ob ich mehr zu 3 oder mehr zu 4 LikeBikes
tendiere. Da ich aber den sehr guten Grip mit seinen damit
einhergehenden Sicherheitsaspekten stärker bewerte als die weniger
überzeugende Haltbarkeit, hat es gerade noch zu hauchdünnen 4 von
möglichen 5 LikeBikes gereicht. In jedem Fall aber nochmals vielen Dank
an Tirendo, dass dieser insgesamt gute Reifen zu solch einem
Schnäppchenpreis möglich war!
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