Die
Zeit der langen Winterabende und regnerischen -tage ist vorbei, auch
die Saisonkennzeichen der letzten Motorräder aus dem Redaktionsfuhrpark
von Motorrad-Tourer.com erlauben nun wieder Asphaltkontakt und wie immer
steht wieder der gemeinsame Saisonstart an: Während wir in den
vergangenen Jahren immer schon recht früh im März unterwegs waren und
dann nicht nur aber vor allem die Ladies über die notwendige Anzahl von
Zwiebelschichten philosophierten, wollten wir uns in diesem Jahr etwas
mehr Zeit lassen. Ein paar grüne Blätter sollten schon an den Zweigen
hängen, ein paar Obstblüten für Farbe in der Landschaft und für
Frühlingsgefühle sorgen. Dementsprechend sollte es dann Mitte April
losgehen und als Ziel hatten wir uns eine – insbesondere unter
Motorradfahrern – weniger bekannte Region herausgesucht, die Altmark.
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Die
Region nördlich von Magdeburg und rund um das Städtchen Stendal kann
man auf viele Arten beschreiben: Hier finden wir eine der am wenigsten
besiedelten Gegenden Deutschlands. Das bedeutet, leere Straßen, die
scheinbar nur für uns gebaut wurden. Gleichzeitig bewegen wir uns in
einer der historisch bedeutenden Regionen für unser Land: Die im
Mittelalter so erfolgreiche Hanse hat ihre Spuren in der Vielzahl der
Hansestädte dieser Region (Stendal, Salzwedel, Gardelegen, Osterburg,
Seehausen, Werben, Havelberg) hinterlassen und das berühmte
Bernsteinzimmer wurde hier im Jahr 1716 vom preußischen König Friedrich
Wilhelm I. dem russischen Zaren Peter I. geschenkt. Aber dazu später
mehr.
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Als ich mich an den Tourismusverband der Altmark
wandte um ein paar Informationen zu Sehenswürdigkeiten oder
kulinarischen Besonderheiten zu bekommen, stieß ich auf offene Ohren und
eine geradezu begeisternde Unterstützung für unser Vorhaben. Deswegen
hier noch einmal vielen Dank für die tolle Unterstützung, zu diesem
agilen Tourismusverband kann man getrost jeden hilfesuchenden
Interessenten schicken.
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Wir
starten am Samstag Morgen nach einem entspannten Frühstück und
entscheiden uns, Zeit zu sparen, in dem wir von Berlin aus zunächst etwa
eine Stunde Autobahnfahrt in Kauf nehmen, um Burg bei Magdeburg zu
erreichen. Nach diesem Aufgalopp verlassen wir die Autobahn und nehmen
Ziel auf die Fähre. Als hätte sie auf uns gewartet, können wir bei
Rogätz direkt auf die Fähre fahren, ohne den Motor ausmachen zu müssen.
Wieder Asphalt unter den Rädern sind es nur noch wenige Minuten bis zu
unserem ersten Zwischenstopp, einem etwas anderen seiner Art:
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Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz hat sich mit dem Unternehmen Panzer-Power
eine Panzerfahrschule etabliert. Hier können wir ein paar Runden mit
einem der lauten Eisen-Ungetüme drehen und dabei den von dem Regen der
Vortage malträtierten Boden mit den Kettenfahrzeugen durchwühlen. Es ist
immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Platz die Insassen eines
solchen Vehikels im Einsatzfall auskommen müssen und wie sie dies
unbeschadet und ohne blaue Flecken und Beulen überstehen.
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Nach
diesem Erlebnis der besonderen Art steht uns der Sinn nach Feinerem.
Wir folgen von Mahlwinkel aus den kleinen Land- und Kreisstraßen über
Tangerhütte nach Tangermünde, wo es uns direkt in das bezaubernde
Zentrum zieht: Vorbei an der Stadtmauer über Kopfsteinpflaster, das – so
es denn reden könnte – die Geschichten vieler Jahrhunderte zu erzählen
wüsste, orientieren wir uns am hohen Turm der Stephans-Kirche. Für einen
kleinen Kulturpart durchstreifen wir das Haupt- und die Seitenschiffe
der sehenswerten Kirche mit ihrer beeindruckenden und zahlreichen
filigranen Schnitzereien versehenen Orgel.
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Beim
Anblick der schmucken kleinen Lädchen in den angrenzenden Straßen ist
einer möglichen Diskussion jeglicher Boden entzogen: Ohne Worte aber in
trauter Einigkeit zieht es unsere Ladies zu einem kleinen Bummel durch
das Zentrum. Dabei sind sie so mit den vielfältigen Angeboten und sich
selbst beschäftigt, dass selbst unser männliches eigentlich
unüberhörbares Magengrummeln nicht bis zu ihrer Wahrnehmung durchdringt.
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Letztendlich
gelingt es uns dann aber doch, mit ihnen gemeinsam den Weg in das
Gebäude der „Alten Schule“ zu finden. Hier befindet sich – wie der Name
schon sagt – die alte Schule UND eines der sehenswertesten Restaurants
der Region: Das Exempel. Wir nehmen im alten Klassenzimmer an ebenso alten Schultischen und auf ebenso alten Schulbänken Platz.
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Den
mit einem leicht drohenden Unterton unserer „Lehrerin“ beim Bringen der
Speisekarte ausgesprochenen Hinweis, dass bekanntlich Handies nichts in
der Schule zu suchen hätten, nehmen nicht alle von uns gleich ernst.
Erst als die Gefahr konkret zu werden scheint, dass die Handies
eingesammelt werden und erst am Schuljahres-Ende von unseren Eltern
wieder abgeholt werden dürfen, erkennen wir den Ernst der Lage und
finden plötzlich Gelegenheit, uns ganz ungestört miteinander zu
unterhalten und nicht über WhatsApp oder die sozialen Netze
auszutauschen... Früher war nicht alles falsch...
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Dann
staunen wir über die in der Speisekarte aufgeführten ungewöhnlichen
Gerichte, wie beispielsweise einen „Klump“, eine „Schuhsohle“ oder
„Hühnergold“. Anschließend dürfen wir uns mal im Lehrerzimmer, in der
Lehrerwohnung und allen Räumlichkeiten umsehen - alles Räumlichkeiten,
die heute als Sitzmöglichkeiten in diesem besonderen Restaurant dienen.
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Staunend
nehmen wir wahr, mit wie viel Liebe zum Detail hier eine Atmosphäre
geschaffen wurde, die einerseits historische Eindrücke vom Leben vor
vielleicht 150 oder 200 Jahren mit der Qualität und Auswahl einer
modernen Küche vereint. Es gibt niemanden von uns, der vom Essen nicht
minder begeistert ist als von der Schlagfertigkeit unserer Gastgeberin:
Eigentlich haben doch wir Berliner immer das letzte Wort, dachten wir.
Heute lernen wir dazu.
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Auch,
dass Schuhsohlen äußerst schmackhaft sein können und ein Klumpen auch
dann großen Wert haben kann, wenn es kein Gold sondern lecker
zubereitetes Essen ist. Wir sind uns einig: Hier kann man eigentlich
wahllos auf ein beliebiges Gericht in der Speisekarte tippen und man
wird nie enttäuscht sein, so liebevoll und lecker ist alles zubereitet.
Der zwischenzeitlich über unsere direkt vor dem Restaurant abgestellten
Motorräder hereinbrechende Wolkenbruch macht es uns leicht, noch ein
wenig mehr Zeit in dieser heimeligen Stimmung zu verweilen und den aus
der Küche kommenden Gaumenfreuden zu frönen. Allerdings fällt es uns
durchaus schwer, mit Blick auf die abgestellten Motorräder nicht die
hiesige Spezialität, das Kuhschwanzbier, zu probieren, sondern es bei
alkoholfreier Fassbrause zu belassen...
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Als
dann der Regen ein Einsehen zu finden scheint, verabschieden wir uns
von diesem Ort der Gastlichkeit, nicht ohne uns vorher zu erkundigen,
wie viele Zimmer in der auf der gegenüberliegenden Straßenseite
liegenden und den gleichen Betreibern gehörenden Unterkunft existieren
und uns nach besonders geeigneten Besuchsterminen wie beispielsweise dem
alljährlich stattfindenden Weihnachtsmarkt jeweils am 2.
Adventswochenende zu erkundigen. Aber auch wenn zu diesem Anlass kaum
noch ein Zimmer zu bekommen ist: Tangermünde selbst verspricht mit
seinen Erinnerungen an die wohlhabende Hansezeit, seiner warmen
Herzlichkeit aber vor allem und nicht zuletzt mit der von uns gerade
erlebten fantastischen Gastronomie noch ein reichliches
Erkundungspotential für künftige Besuche: Tangermünde im Allgemeinen ist
ein Must-Have für alle Altmark-Besucher und das Exempel im Besonderen.
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Kaum
haben wir unsere Motoren gestartet, zeigt uns Petrus, dass alles nur
ein Scheinmanöver war: Einzelne Regentropfen machen den Auftakt, aber
wir sind guter Dinge: Der Himmel wird genau aus der Richtung, in die wir
uns gleich bewegen wollen, schon wieder hell. Nach vielleicht 10
Minuten mit Nässe von oben hat der Spuk dann auch schon wieder ein Ende
und lässt uns von nun an auch das ganze Wochenende in Ruhe – ganz
anders, als in vielen anderen Regionen im Umkreis von 150 – 200 km von
Berlin. Liegt das nun an uns oder an der freundlichen Region, in der wir
uns hier bewegen? So kommen wir dann auch schon wieder im Trockenen
nach Stendal, wo wir uns aus Zeitgründen nur einige Eindrücke im
Vorbeifahren erlauben. Das könnte zu wenig gewesen sein, sind wir uns im
Nachhinein einig: Zu schöne Backstein-Fassaden, zu beeindruckende
Stadttore und zu viele interessante Kirchentürme, als dass sich nicht
auch Stendal mal für einen Zwischenstopp anbieten würde.
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Auf
den eingangs schon erwähnten nahezu menschenleeren Straßen kurven wir
anschließend weiter in nordwestlicher Richtung. Kalbe an der Milde, der
Ort mit der vielleicht höchsten Café-Dichte im Verhältnis zur
Bevölkerungszahl wird von uns angesteuert. Hier hat André Tepper von Café Friedenseck
einen scheinbar verloren geglaubten Grundsatz beherzigt: „Wer auf seine
Kunden hört, kann nicht so viel falsch machen“ sagt er fast beiläufig,
als wir von ihm wissen wollen, warum er sein Café-Geschäft umgestellt
hat: Eine Weisheit, die wir uns doch alle von so manch einem Anbieter
und Unternehmer wünschen würden, müssen sich doch heute viel zu oft die
Kunden den Produkten anpassen und nicht umgekehrt. In der Altmark
scheinen insoweit die Uhren noch richtig zu gehen.
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Also;
André Tepper hatte früher ebenso wie die anderen Cafés im Ort, der auch
ganz wesentlich von den Patienten einer Reha-Klinik lebt, die mehr oder
wenig üblichen Torten sowie Sahne- und Creme-Kuchen im Angebot gehabt.
Als aber seine Kunden immer wieder den klassischen „alten“ Blechkuchen
einforderten, investierte er in einen Holzbackofen, der nun auf seiner
gemütlichen Terrasse steht und ihm einmal pro Woche ein spektakuläres
Schau-Backen ermöglicht. In dem mit Holz auf 360 Grad aufgeheizten
Backofen werden dann mehrere Bleche mit Butter-, Zucker-, Mohn- und
Kirsch-Streuselkuchen sowie Bienenstich in kürzester Zeit unter den
Augen seiner begeisterten Zuschauer gebacken und dann über das Café
angeboten.
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Auch
wenn einige von uns anfangs noch denken, was denn an einem Blechkuchen
Besonderes sein könne, verzichtet als echter Motorradfahrer niemand, als
wir das Angebot bekommen, diese 5 Kuchensorten einmal zu probieren. In
diesem Moment werden auch die letzten Skeptiker vom Saulus zum Paulus
und wir alle verstehen nicht, warum bislang zumindest an Wochenenden das
Café Friedenseck nicht von Motorradfahrern übervölkert wird: Solch ein
geschmacklich intensiver und gleichzeitig lockerer, frischer Kuchen hat
selten unseren Zungen gestreichelt und unsere Gaumen passiert. In
unserer Karte mit den später während der Saison noch einmal
anzufahrenden Hotspots bekommt Kalbe an der Milde ein dickes Kreuz und
einen Hinweis auf den besten Blechkuchen der Region.
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Als
ich dann dem restlichen Team noch einmal in Erinnerung rufe, was unser
nächstes Ziel ist, ernte ich einige Skepsis und die Frage ob das denn
wirklich nötig sei: Ich hatte halt noch eine zweite Kaffeepause an
diesem Tag eingeplant, einerseits, weil ich meine lieben Mitstreiter und
-innen schon ein wenig kenne, zum anderen, weil die Altmark ohne
Baumkuchen gar nicht geht. Denn auch, wenn der Baumkuchen hier nicht
erfunden wurde, nimmt er doch einen festen Platz im kulinarischen Umfeld
der Hansestadt Salzwedel an der Grenze zu Niedersachsen ein. Hier gibt
es die gläserne Baumkuchenmanufaktur und das angeschlossene Café Kruse, in dem man den in der Manufaktur hergestellten Baumkuchen frisch probieren kann.
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Trotz
aller Proteste folge ich der in meinem Zumo 590 eingespeisten
Routenbeschreibung zunächst noch auf kleinen Straßen in nördlicher
Richtung, um dann die letzten Kilometer wegen der Notwendigkeit, bei dem
einen oder anderen Bike mit kleinerem Tank etwas Sprit nachzufüllen,
auf der B71 zurückzulegen. Mitten in der verwinkelten und ebenfalls
historischen Altstadt von Salzwedel finden wir dann das Café Kruse und
dürfen mit unseren Motorrädern sogar bis auf den Hof und damit direkt
vor das Café selbst fahren. Mittlerweile hat der Himmel komplett
aufgerissen und ermöglicht uns bei moderaten Temperaturen im Freien auf
der geräumigen Terrasse Platz zu nehmen.
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Und
auch, wenn eben noch mehr als die Hälfte der Truppe gar keine
Notwendigkeit einer weiteren Kaffeepause sah: Plötzlich haben alle einen
Teller mit einem dreiteiligen Probier-Set von Baumkuchen mit
Zartbitter- Vollmilch- und weißer Schokolade vor sich stehen, mümmeln
zufrieden die leckeren Stückchen in sich hinein und schlürfen zufrieden
den leckeren Kaffee... Sag`ich doch, ich kenne sie schon ein wenig
länger ;-)
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Von hier aus sind wir dann in weniger als einer halben Stunde an unserer Unterkunft, dem Wolfshotel am Arendsee, angekommen.
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Marco
Wolf, der Betreiber, verfügt hier über fast 30 Zimmer mit über 40
Betten und bekommt mit seinem angeschlossenen Restaurant auch hungrige
Mäuler gestopft. Wir dürfen unsere Motorräder im hinteren Teil des
Grundstücks unter dem riesigen Carport vor eventuellen weiteren
Regenschauern schützen und machen uns vor dem gemeinsamen Abendessen in
unseren geräumigen Zimmern, teilweise behindertengerecht ebenerdig
angelegt und mit eigener Terrassentür, frisch. Marco hätte sogar einen
großen Grill und eine Feuerschale zur Verfügung stellen können, wenn wir
es uns auf dem schönen Platz vor unseren Motorrädern hätten gemütlich
machen wollen. Das heißt auch, dass selbst größere Gruppen von
Motorradfahrern hier tolle Möglichkeiten haben, abends zusammenzusitzen
und „Benzingespräche“ zu führen.
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Wir
ziehen heute aber angesichts der nach Sonnenuntergang deutlich
fallenden Temperaturen einen großen runden Tisch mit Platz für uns alle
im Restaurant vor und lassen unseren Hunger aus der breit und mit viel
Auswahl aufgestellten Küche stillen. Nach einem langen Tag mit vielen
Eindrücken und unterhaltsamen Gesprächen beim verdienten Schlummertrunk
am Abend freuen wir uns dann über die angenehm festen und qualitativ
hochwertigen Matratzen, ermöglichen sie uns doch einen erholsamen
Schlaf.
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Am
nächsten Morgen werden wir dann beim Frühstücksbuffet überrascht:
Familie Wolf betreibt neben dem Hotel einen eigenen landwirtschaftlichen
Betrieb, schlachtet selbst, bietet Bio-Eier von eigenen Hühnern und
mehrere Sorten selbstgemachter, leckerer Marmelade an. Wir genießen
diese in der Region entstandenen und aus ihr stammenden Produkte, denen
man man geschmacklich sehr wohl anmerkt, dass sie mit viel Liebe selbst
hergestellt wurden und nicht aus einem Supermarkt-Kühltresen stammen.
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Wieder
einmal mit vollem Bauch starten wir dann, um nur wenige Kilometer
weiter an das nördliche Ufer des Arendsees zu fahren: Hier betreibt
Fischer Kagel eine seltene Fischzucht: Nur er darf im Arendsee Maränen
züchten, um diese dann auf seinem Gelände selbst und frisch geräuchert
anzubieten. Wir sind leider etwas früh dran, weil der Räucherofen noch
etwa eineinhalb Stunden seinen Dienst tun muss. Aber im zur Fischerei
gehörigen Hofladen können wir uns mit selbstgeräuchertem Fisch
eindecken. Plötzlich erinnern sich alle, beste Freunde von mir zu sein,
habe ich doch auf meinen Globescout-Koffern die sonst so gerne
belächelten Netze angebracht, unter denen ich nun – geruchsschonend für
den sonstigen Taschen- oder Kofferinhalt – den eingekauften Fisch für
alle transportieren könnte...
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Mit
diesem Proviant fahren wir dann weiter in nordöstlicher Richtung, weil
wir einen Besichtigungstermin im Blaulichtmuseum in Beuster verabredet
haben. Leider hat dieses Museum, in dem unterschiedlichste
Behördenfahrzeuge zu sehen sind, also alles, was so mit Blaulichtern
ausgestattet unterwegs war, zu dieser Jahreszeit nur an Wochentagen,
nicht aber am Wochenende geöffnet. Bedauerlicherweise hat auch die
vorherige Terminabsprache nichts geholfen, denn wir warten vergeblich
vor verschlossenen Toren. Schade, diese Ausstellung hätten wir uns gerne
angesehen.
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Dafür
bleibt uns nun für den nächsten Zwischenstopp mehr Zeit als geplant.
Und das das kein Nachteil sein muss, zeigt sich sehr schnell. Nach
wunderbar kleinen Sträßchen, die man in Schottland wohl
„Single-Track-Roads“ bezeichnen würde, nähern wir uns dann der Havel, um
diese mit dem Ziel Havelberg wiederum per Fähre zu überqueren. In
Havelberg stellen wir unsere Motorräder in der dortigen „Lehmkuhle“,
einem früheren Kasernenstandort des preußischen Militärs, ab, weil wir
in der historischen Gaststätte „Zur Güldenen Pfanne“ mit dem Inhaber Manfred Hippeli verabredet sind.
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Hier
dürfen wir ein Spezial-Angebot erleben, das er des öfteren gerne
zusammen mit Harald-Uwe Bossert, einem befreundeten Militärhistoriker,
im Angebot hat: Zu einem hochwertigen Dreigang-Menü erleben wir einen
Multi-Media-Vortrag, der nicht nur in seiner optischen Gestaltung,
sondern auch inhaltlich auf unsere Interessengebiete bestens abgestimmt
ist.
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Zuvor
machen wir uns gemeinsam mit unserem historischen Fachmann Harald-Uwe
Bossert zu einem kleinen Stadtspaziergang in Richtung Stadtmauer und Dom
auf, um die einzelnen Orte der jeweiligen geschichtsträchtigen
Begebenheiten dieses Fleckchens Erde zuvor persönlich zu besichtigen.
Wer wusste schon, dass lange vor den Alliierten-Verträgen nach Ende des
2. Weltkriegs in Havelberg bereits eine Vereinbarung zwischen dem
früheren Preußen und den Vereinigten Staaten von Amerika zum Umgang mit
Kriegsgefangenen abgeschlossen wurde, das bereits den heutigen
Menschenrechtsanforderungen entsprach? Oder wer wusste, dass Havelberg
ein bevorzugter Treffpunkt zwischen den preußischen Königen und dem
russischen Zaren war? Erst Recht, dass das berühmte ursprüngliche
Bernsteinzimmer in Havelberg als Gastgeschenk Friedrich Wilhelm I. Dem
russischen Zaren Peter übergeben wurde, bevor es bis jetzt unauffindbar
verschwand?
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Als
wäre diese Fülle von Fakten und Hintergrundinformationen nicht schon
genug, werden wir dann auch noch in der Güldenen Pfanne mit wiederum mit
pfiffigen Ideen kombinierten und handwerklich feinstem Geschick
hergestellten Leckereien beim „Junkerschmaus“ verwöhnt.
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Egal
ob fein abgeschmeckte Dips zum Lachs-Carpaccio mit Salat und
Kiebitz-Eier mit Bernstein-Salz, ob schonend niedriggegartem
Schweinebraten mit selbst hergestellten Knödeln, Kartoffelstampf und
zartem Gemüse oder ob schmackhaftem Butterkuchen mit zwei Walnuss- sowie
einem weiteren Dessert mit Bernstein-Schnaps, selten habe ich unsere
Gruppe so ruhig, fast schon andächtig essen sehen. Wer hätte gedacht,
dass man in dieser wenig bekannten Altmark den Gaumen so sehr verwöhnen
lassen kann?
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Fast
könnte man auf den Gedanken kommen, dass wir uns weniger des
Motorradfahrens wegen sondern eher der kulinarischen Angebote wegen für
die Altmark entschieden hätten. Aber tatsächlich haben wir es gerade
jetzt zu Anfang der Saison, wenn erst einmal wieder die Gewöhnung daran
im Vordergrund steht, wie das eigene Motorrad so reagiert, wie das
Zusammenspiel aus Mensch und Maschine nach der Winterpause so gelingt,
die ebenso schöne wie wenig belebte Streckenführung in der Altmark sehr
schätzen gelernt.
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Aber
nicht nur zu Beginn der Saison: Wer das Gefühl hat, in seinem
Dunstkreis schon jeden Bordstein, jedes Schlagloch und jede Kurve
persönlich zu kennen und nach weniger bekannten Ecken sucht, dem sei ein
Besuch in der Altmark sehr ans Herz gelegt. Allerdings mit einer
Einschränkung: Wer die Altmark ein wenig kennenlernen möchte, sollte
sich zumindest zwei, besser noch drei Tage Zeit nehmen, sonst verpasst
er einfach zu viel. Auch wir werden das nachholen, was uns noch fehlt.
Und wer noch immer nicht genug hat, wird im folgenden Video unseres
Kollegen Johannes zum Saisonauftakt 2016 von Motorrad-Tourer.com fündig:
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