Samstag, 1. Oktober 2016

Produktvorstellung Sporthelm HJC RPHA11

Februar 2016

Im letzten Spätherbst kam die Ankündigung des weltgrößten Herstellers von Markenhelmen: HJC bringt zur neuen Saison mit dem RPHA11 einen weiteren Sporthelm auf den Markt. Zwar sind Sporthelme nicht unbedingt die Hauptspielwiese des Redaktionsteams von Motorrad-Tourer.com, aber spätestens seit dem letzten Sommer, als der Jethelm FG-Jet unsere Herzen im Sturm eroberte, interessieren uns die Kopfbedeckungen des südkoreanischen Herstellers ganz besonders.


Dem jüngsten Sprössling in seiner Produktfamilie verpasst HJC folgende Beschreibung auf seiner deutschen Homepage :



Optimierte Schale mit herausragendem Belüftungssystem.

RapidFireTM Visieraustauschsystem: Einfache und sichere Visiermechanik ermöglicht den schnellen, werkzeuglosen Aus- und Einbau.

Aerodynamische Schalenstruktur für störungsfreies Strömungsverhalten bei hohen Geschwindigkeiten.

Notfallausrüstung (Wangenpolster) für eine sichere und schnelle Rettung in Notfallsituationen.

Größeres Sichtfeld für bessere Sicht.

Doppelter Visierverschluss für den Renneinsatz.

Multicool-Innenausstattung mit verbesserter anti-bakterieller Ausstattung, verstärkter Schweißaufnahme und schnellerer Trocknung als die Vorgängermodelle.

Kopf und Wangenpolster sind herausnehmbar und waschbar.
 
Zum Lieferumfang gehört ein stark getöntes 2D-Visier und ein Antibeschag-Innenvisier

 

Außerdem betrage das Gewicht des Integralhelms 1300 Gramm, das bereits im Lieferumfang um einen Pinlock-Zusatz erweiterte Visier würde die gefährliche UV-Strahlung fast vollständig abhalten und die Garantie betrage immerhin respektable 5 Jahre. Er wird derzeit in insgesamt 9 Farben bzw. Dekoren angeboten.



Nun mögen eingefleischte Touren-Fahrer vielleicht in unseren üblichen Kanon mit einstimmen und den Hersteller wegen des fehlenden integrierten Sonnenvisiers kritisieren, jedenfalls wäre das üblicherweise an dieser Stelle unsere Meinung. Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass es sich um keinen Touren-Helm, sondern eben um einen Sporthelm handelt und die Anforderungen an diese verschiedenen Einsatzgebiete nun mal auch unterschiedlich sind: Wer schon mal mit hohem Tempo auf der Rennstrecke unterwegs war, weiß aus eigener Erfahrung welch hohe Kräfte hier auf den exponierten Kopfbereich wirken, wieviel Gegenkraft die Halsmuskulatur aufbringen muss. Dies gilt umso mehr, je schwerer der auf dem Kopf befindliche Helm ist, weswegen Sporthelme konsequent auf Gewichtsreduktion setzen. Und da auf der Rennstrecke auch im Gegensatz zu einer ausgedehnten Reise- oder Tagesetappe keine stark wechselnden Lichteinfälle wie bei mehrfachen Tunneldurchfahrten auftreten, können wir im Falle des RPHA11 sehr gut nachvollziehen, dass hier auf ein integriertes Sonnenvisier verzichtet wurde.


Auch ansonsten sucht man beim RPHA11 vergeblich nach irgendwelchem Schnickschnack: Keinerlei Vorbereitung für den Einsatz von Kommunikationsgeräten oder dgl. hat verständlicherweise den Weg in diesem Helm gefunden. Allein die pure Reduktion auf einen der aktuellen ECE 22-05-Norm entsprechenden Unfallschutz für den Kopf in Verbindung mit der Möglichkeit, im Falle eines Unfalls durch schnelles herausziehen der Wangenpolster das Abnehmen des Helms zu erleichtern, und umfangreiche Belüftungsmöglichkeiten prägen den RPHA11.




Lediglich ein diskreter Spoiler am Hinterkopf soll für eine gute aerodynamische Form sorgen, wobei sich daraus auch ganz schnell ein kleineres Problemchen ergeben kann: Bereits auf dem Transportweg zu uns muss es trotz sorgfältiger Verpackung eine Krafteinwirkung auf diesen Spoiler gegeben haben. Und da dieser – sicherlich ebenfalls aus Gründen der Gewichtsersparnis - sehr filigran ausgefallen ist, können wir nun unser Modell an zwei kleinen Rissen an diesem Spoiler erkennen. Bei der Funktionsprüfung konnten wir keinerlei Beeinträchtigung dadurch feststellen; es handelt sich also bei unserem Modell allein um ein optisches Defizit, das man allerdings auch nur beim genauen Hinsehen wahrnimmt. Aber es zeigt auch auf, das man mit dem RPHA11 besonders sorgsam umgehen sollte: Wir würden während einer Pause nach der Kurvenhatz lieber nicht die ausgezogene Jacke auf den abgelegten Helm platzieren, sondern lieber daneben legen. Ansonsten gibt es dazu am Ende dieses Beitrags noch eine wichtige Information.





Ansonsten hat sich HJCs RPHA11 im Einsatz als lupenreiner Sporthelm gezeigt: Leicht mit gutem, stabilen Verhalten bei hohen Geschwindigkeiten und nahezu keiner Anfälligkeit gegenüber Seitenwinden. Verwöhnt, wie wir von unseren Tourenhelmen sind, erscheint er uns etwas lauter, aber auch das ist etwas, das viele Sporthelme kennzeichnet. Der Stoff des Innenfutters ist wiederum und wie auch bei den anderen von uns getesteten Modellen von HJC über jeden Zweifel erhaben und fühlt sich auch bei schweißtreibenden und anstrengenden Hochgeschwindigkeitsfahrten sehr angenehm auf der Haut an, insbesondere, da das Lüftungssystem sehr effektiv arbeitet und dadurch die Temperaturen wirksam reduzieren kann.



Ob das Visier wie von HJC versprochen nahezu vollständig die auftreffende UV-Strahlung absorbieren kann, lässt sich naturgemäß von uns nicht überprüfen, so dass wir insoweit dem Hersteller vertrauen müssen. In jedem Fall konnte das Pinlock-Visier auch an kühlen und feuchten Tagen in gewohnter Manier ein Beschlagen des Visiers verhindern. Brennt dagegen die Sonne auf den Asphalt, bietet sich der Visiertausch gegen das deutliche getönte Exemplar an. Hier hat uns sehr angesprochen, wie leicht, schnell und vor allem ohne Werkzeugeinsatz dieser Wechsel vonstatten gehen kann.



Insgesamt präsentiert sich der HJC RPHA11 genau als das, was er sein soll: Ein konsequent auf geringes Gewicht getrimmter Sporthelm ohne Firlefanz und Schnickschnack, der es seinem Besitzer ermöglicht, sich konsequent auf die notwendigen Fahrmanöver einer Hochgeschwindigkeitsfahrt auf der Rennstrecke zu konzentrieren. Wer einen neuen Kopfschutz für dieses Einsatzprofil sucht, sollte sich den RPHA11 durchaus mal im Laden näher anschauen, anprobieren und vielleicht sogar die eine oder andere Proberunde drehen. Wenn die Passform stimmt, und das ist ja beim Helmkauf eh das „A und O“, kann der RPHA11 für rennstreckenaffine oder sportliche Fahrer eine interessante Alternative sein. Ob der dafür aufgerufene Preis von je nach Dekor zwischen 400 und 550 Euro angemessen und notwendig ist, möchten wir momentan mangels aktueller Vergleiche nicht entscheiden; für die Beurteilung dieses Preis-Leistungs-Verhältnisses haben in diesem Segment andere sicherlich mehr Know-How und einen besseren Marktüberblick.


Somit schafft es der HJC RPHA11 als Sporthelm bei uns auf sehr überzeugende 4 von 5 möglichen LikeBikes und entlarvt im Redaktionsregal auf seinen Einsatz wartend das nächste nach ihm greifende Teammitglied bereits bevor es auf die Rennstrecke gehen soll als gerade einmal geschwindigkeitssüchtig.


Nachschlag:

Unmittelbar nach Veröffentlichung dieses Beitrags erreichte uns folgende Nachricht von HJC Europe s.a.r.l.:

"Wir hatten ein Paar Fälle mit den angerissenen Spoilern und die Fabrik entwickelt hier eine Verstärkung. Die Kollegen haben bereits vor 8 Wochen mit der Überarbeitung begonnen. Alle Helme, die jetzt die Fabrik verlassen, tragen bereits den verstärkten Spoiler. Darüber hinaus haben wir den neuen verstärkten Spoiler bereits auf Lager und tauschen problemlos um."

Vielen Dank an HJC für diese Ergänzung!


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