Mit
den Hauptstadt-Touren werden regelmäßig interessante Motorradstrecken
in und rund um die Hauptstadt, überwiegend in Berlin und Brandenburg,
vorgestellt.
Der
aus 1982 stammende Neue-Deutsche-Welle-Hit „Sternenhimmel“ von Hubert
Kah dröhnt aus den Lautsprechern, als wir uns auf unsere nächste
Hauptstadt-Tour ins Umland von Berlin vorbereiten. Und das aus gutem
Grund. Wieder treffen wir uns am
Original-Drehort des alten Rühmann-Klassikers „Die drei von der
Tankstelle“ an der Potsdamer Chaussee, um mit vollen Tanks zu starten.
Von
hier aus führt uns das Navi über die Glienicker Brücke, aus den Zeiten
des kalten Kriegs durch so manchen Agentenaustausch bekannt, nach
Potsdam. Es geht quer durch den Park Sanssouci und dann vorbei am
Krongut Bornstedt, wo bereits die Vorbereitungen auf den bald wieder
geöffneten Adventsmarkt laufen.
Weiter
geht es durch die wasserreiche Region der Havelseen, deren
Wasserlieferant auch der Namensgeber für unser heutiges Ziel ist. Das
Havelland, speziell das Westhavelland.
Immer
wieder überqueren wir kleine Brücken oder begleiten den Wasserlauf ein
Stück lang. Dieses Mal nutzen wir nicht die Havelfähre bei Ketzin,
sondern bewegen uns weiter westwärts durch die unteren Havelniederungen
in Richtung Brandenburg/H. Gleichzeitig durchqueren wir auch eine der
größten Obstregionen im Umfeld Berlins, auch wenn davon im November nur
frucht- und blattlose Bäume übrig geblieben sind, die sich nun für
einige Wochen ausruhen, damit sie im nächsten Frühjahr wieder für den
regionalen Vitaminschub sorgen können.
Wir
fahren dicht an Brandenburg/H. vorbei, um uns dann nördlich zu wenden.
Die Besiedelung wird immer dünner und wir können kilometerweit entlang
der abgeernteten Felder über wenig befahrene Straßen fahren, ohne vielen
Menschen zu begegnen.
Das
Märkische Luch, eine ausgedehnte, ehemals vermoorte Niederung, erinnert
uns daran, dass die untere Havelniederung mit über 1300
Quadratkilometern das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland
des westlichen Mitteleuropas ist (Quelle: NABU.de). Nicht zuletzt die
Hochwasser-Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte aber auch der
Artenreichtum der hier lebenden Tiere und Pflanzen sind Gründe für
geplante Renaturierungen dieses Flussabschnitts.
Wir
erreichen Rathenow und damit eine Stadt, die insbesondere auf eine
große Geschichte als Zentrum für Optik zurückblickt. Hier kann man sich
sowohl im Optikmuseum als auch im weitläufigen Optikpark mit seinem
weltweit größten Brachymedialfernrohr einen Überblick verschaffen. Ein
besonderer Hingucker aber ist das am Stadtkanal gelegene
Schleusenwärterhäuschen, das nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten
wieder in vollem Glanz erstrahlt und in dem mittlerweile sogar
standesamtliche Trauungen möglich sind.
Uns
aber treibt es weiter in den nördlichen Teil des Naturparks
Westhavelland. Diese Region ist so dünn besiedelt, dass hier eine ganz
außergewöhnliche Möglichkeit besteht, die gerade in der sonst so tristen
Novemberzeit mit ihren kurzen Tagen ein Highlight sein kann:
Abends
und nachts finden wir hier eine der dunkelsten Regionen Deutschlands,
die ohne störende Lichteinflüsse nahe gelegener Zivilisation ein
besonderes Schauspiel ermöglicht: Hier, nur etwa 70 Kilometer von der
größten Stadt Deutschlands entfernt, kann man sogar mit bloßem Auge die
Milchstraße sehen.
Diese
Besonderheit führt dazu, dass die „Dark Sky Association“ derzeit prüft,
dieser Region als erster in Deutschland den Titel „Sternenpark“ zu
verleihen. Nach nur wenigen Sternenparks in einigen Naturparks und
Reservaten der USA sowie zwei weiteren Regionen in Ungarn und einer in
Schottland wäre dieser Schritt eine besondere Auszeichnung.
Wir
treten dann den Rückweg an und steuern unsere Eisenrösser in
südöstlicher Richtung durch weitere wenig besiedelte Landstriche des
Havellandes. Es ist schon erstaunlich, dass man nur wenige Kilometer von
dem Trubel und der Hektik Berlins entfernt derartige
Rückzugsmöglichkeiten mit Ruhe und großer Naturverbundenheit finden
kann.
Wer möchte, kann dem Denkmal Otto Lilienthals oder dem alten Flieger in Stölln einen Besuch abstatten. Vorbei an der alten Funkstadt Nauen, der Wiege von Telefunken, nehmen wir wieder Kurs auf die Hauptstadt.
Wieder
angekommen in Berlin endet unsere Tour nach etwa 225 Kilometern mit
einer Passage auf der Havelchaussee und einem folgenden Stopp am
AVUS-Treff Spinnerbrücke. Insgesamt ist das Streckenprofil eher einfach
und erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder Erfahrungen. Die Region
strahlt – nicht zuletzt in der aktuellen Jahreszeit – etwas Besinnliches
und Ruhiges aus und lässt so den Kopf wieder frei werden, egal ob mit
oder ohne Ohrwurm aus den 80ern...
Die
GPS-Daten zur Route befinden sich wie gewohnt verlinkt zu unseren
Partnern von CheckMyTour.net hinter dem folgenden Bildchen und können
nach Anklicken genutzt werden.
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