Sonntag, 2. Oktober 2016

Hauptstadt-Touren Teil 5 - Sternenhimmel an der Havel

Mit den Hauptstadt-Touren werden regelmäßig interessante Motorradstrecken in und rund um die Hauptstadt, überwiegend in Berlin und Brandenburg, vorgestellt.

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Der aus 1982 stammende Neue-Deutsche-Welle-Hit „Sternenhimmel“ von Hubert Kah dröhnt aus den Lautsprechern, als wir uns auf unsere nächste Hauptstadt-Tour ins Umland von Berlin vorbereiten. Und das aus gutem Grund. Wieder treffen wir uns am Original-Drehort des alten Rühmann-Klassikers „Die drei von der Tankstelle“ an der Potsdamer Chaussee, um mit vollen Tanks zu starten.

 

Von hier aus führt uns das Navi über die Glienicker Brücke, aus den Zeiten des kalten Kriegs durch so manchen Agentenaustausch bekannt, nach Potsdam. Es geht quer durch den Park Sanssouci und dann vorbei am Krongut Bornstedt, wo bereits die Vorbereitungen auf den bald wieder geöffneten Adventsmarkt laufen.

 

Weiter geht es durch die wasserreiche Region der Havelseen, deren Wasserlieferant auch der Namensgeber für unser heutiges Ziel ist. Das Havelland, speziell das Westhavelland.

 

Immer wieder überqueren wir kleine Brücken oder begleiten den Wasserlauf ein Stück lang. Dieses Mal nutzen wir nicht die Havelfähre bei Ketzin, sondern bewegen uns weiter westwärts durch die unteren Havelniederungen in Richtung Brandenburg/H. Gleichzeitig durchqueren wir auch eine der größten Obstregionen im Umfeld Berlins, auch wenn davon im November nur frucht- und blattlose Bäume übrig geblieben sind, die sich nun für einige Wochen ausruhen, damit sie im nächsten Frühjahr wieder für den regionalen Vitaminschub sorgen können.

 


Wir fahren dicht an Brandenburg/H. vorbei, um uns dann nördlich zu wenden. Die Besiedelung wird immer dünner und wir können kilometerweit entlang der abgeernteten Felder über wenig befahrene Straßen fahren, ohne vielen Menschen zu begegnen.

 



Das Märkische Luch, eine ausgedehnte, ehemals vermoorte Niederung, erinnert uns daran, dass die untere Havelniederung mit über 1300 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Binnenland des westlichen Mitteleuropas ist (Quelle: NABU.de). Nicht zuletzt die Hochwasser-Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte aber auch der Artenreichtum der hier lebenden Tiere und Pflanzen sind Gründe für geplante Renaturierungen dieses Flussabschnitts.

 



Wir erreichen Rathenow und damit eine Stadt, die insbesondere auf eine große Geschichte als Zentrum für Optik zurückblickt. Hier kann man sich sowohl im Optikmuseum als auch im weitläufigen Optikpark mit seinem weltweit größten Brachymedialfernrohr einen Überblick verschaffen. Ein besonderer Hingucker aber ist das am Stadtkanal gelegene Schleusenwärterhäuschen, das nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wieder in vollem Glanz erstrahlt und in dem mittlerweile sogar standesamtliche Trauungen möglich sind.

 

Uns aber treibt es weiter in den nördlichen Teil des Naturparks Westhavelland. Diese Region ist so dünn besiedelt, dass hier eine ganz außergewöhnliche Möglichkeit besteht, die gerade in der sonst so tristen Novemberzeit mit ihren kurzen Tagen ein Highlight sein kann:



 


Abends und nachts finden wir hier eine der dunkelsten Regionen Deutschlands, die ohne störende Lichteinflüsse nahe gelegener Zivilisation ein besonderes Schauspiel ermöglicht: Hier, nur etwa 70 Kilometer von der größten Stadt Deutschlands entfernt, kann man sogar mit bloßem Auge die Milchstraße sehen.

 

Diese Besonderheit führt dazu, dass die „Dark Sky Association“ derzeit prüft, dieser Region als erster in Deutschland den Titel „Sternenpark“ zu verleihen. Nach nur wenigen Sternenparks in einigen Naturparks und Reservaten der USA sowie zwei weiteren Regionen in Ungarn und einer in Schottland wäre dieser Schritt eine besondere Auszeichnung.

 

Wir treten dann den Rückweg an und steuern unsere Eisenrösser in südöstlicher Richtung durch weitere wenig besiedelte Landstriche des Havellandes. Es ist schon erstaunlich, dass man nur wenige Kilometer von dem Trubel und der Hektik Berlins entfernt derartige Rückzugsmöglichkeiten mit Ruhe und großer Naturverbundenheit finden kann.




Wer möchte, kann dem Denkmal Otto Lilienthals oder dem alten Flieger in Stölln einen Besuch abstatten. Vorbei an der alten Funkstadt Nauen, der Wiege von Telefunken, nehmen wir wieder Kurs auf die Hauptstadt.

 


Wieder angekommen in Berlin endet unsere Tour nach etwa 225 Kilometern mit einer Passage auf der Havelchaussee und einem folgenden Stopp am AVUS-Treff Spinnerbrücke. Insgesamt ist das Streckenprofil eher einfach und erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder Erfahrungen. Die Region strahlt – nicht zuletzt in der aktuellen Jahreszeit – etwas Besinnliches und Ruhiges aus und lässt so den Kopf wieder frei werden, egal ob mit oder ohne Ohrwurm aus den 80ern...

Die GPS-Daten zur Route befinden sich wie gewohnt verlinkt zu unseren Partnern von CheckMyTour.net hinter dem folgenden Bildchen und können nach Anklicken genutzt werden.






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