Samstag, 1. Oktober 2016

Cardo Q3 – auch im Zusammenspiel mit Cardo G9 und Schuberth SRC

August 2013

Nach den ermutigenden Erfahrungen mit dem G9 von Cardo, insbesondere im Zusammenspiel mit dem Kommunikationssystem Schuberth SRC, waren wir natürlich neugierig, wie sich das neue us-amerikanische Modell Q3 schlagen würde.




Die Ladies in unserem Redaktionsteam hatten sich seinerzeit recht früh aus den Überlegungen und Versuchen mit dem G9 herausgehalten: Ihnen war das Leistungsspektrum und die Menge an angebotenen Features zu groß und auch ein wenig zu unübersichtlich. Die vergleichenden Darstellungen auf der Internetseite von Cardo, die für das Q3 einen leicht abgespeckten Leistungsumfang aufzeigen, machten die Damen dann wieder ein wenig neugieriger. Immerhin – so sind sich jedenfalls die männlichen Teammitglieder einig – gab es in der bisherigen Testphase doch schon manch neidischen Blick aus der weiblichen Fraktion, wenn uns Männern auch während der Fahrt eine muntere Unterhaltung möglich war. Die technischen Daten des Q3 beschreibt der Hersteller jedenfalls wie folgt:



  • Bike-to-Bike Interkom (Pendel- Modus) zwischen bis zu 4 Bikern innerhalb 1 Km Reichweite(1)
  • Click-to-Link® – Zur spontanen Aufnahme von Interkomgesprächen mit anderen scala ridern Nutzern in der Umgebung
  • Über Musik-Sharing™ (via A2DP) können Fahrer und Beifahrer gleichzeitig dieselbe Stereo Music empfangen
  • Geräteeinstellungen und Software-Aktualisierungen über PC oder Mac Rechner(2)
  • Individuell einstellbare Notrufnummer
  • Duales Mikrofon-Set (hybrider Schwanenhals und Kabelversion) für praktisch alle Helmtypen im Lieferumfang enthalten
  • Ablösbare Lautsprecher: Nutzer können eigene 3.5 mm Lautsprecher einsetzen
  • Gesprächsaufnahme, -annahme, und-abweisung per Sprachbefehl oder Tastendruck
  • A2DP/AVRCP-Profil für kabellosen Stereoempfang über Smartphone Handys
  • Duales Handsfree-Profil zur gleichzeitigen Anbindung von zwei Handys
  • GPS Navi(3) Sprachanweisungen
  • Eingebautes UKW Radio mit RDS:
  • Speicherplatz für bis zu 6 Radiostationen
  • RDS Funktion zur automatischen Justierung auf die jeweils besten verfügbaren Sendefrequenzen
  • Radiolaufzeit: 7-10 Stunden
  • Automatische Stummschaltung bei Navi-Anweisungen oder eingehenden Handyanrufen
  • Drahtloser Stereoempfang und Fernbedienen von kompatiblen MP3 Playern (A2DP / AVRCP). Kabelanschluss zum MP3-Player vorhanden (Verbindungskabel im Lieferumfang enthalten)
  • AGC Technologie sorgt selbstständig und permanent für optimale Lautstärke entsprechend Fahrtgeschwindigkeit und Umweltlärm (individuell anpassbar)
  • Packet Loss Concealment: Digitale Überbrückung von Audio- Datenverlust in Echtzeit optimisiert Klangqualität in besonders lauten Umgebungen
  • VOX: Sprachkontrolliertes Empfangen und Abweisen von Handy-, bzw. Interkomgesprächen (individuell anpassbar)
  • DSP Technologie für Spitzenfunktionalität
  • Bis zu 8 Stunden Gesprächszeit / 1 Woche Bereitschaftsbetrieb (Stand-By). Wiederaufladbar über Steckdose oder USB
  • Wasserdicht und staubgeschützt (IP67 Zertifikat)
(1) Reichweite ist terrainbedingt. Reduzierte Reichweite zu anderen scala rider Modellen.
(2) Mindestanforderung: Windows® XP / Mac OS X 10.5 oder höher
(3) Passend für Audio-Gateway Hands-Free Bluetooth® Geräte
Mac und Mac OS sind Marken von Apple Inc., eingetragen in den USA und in anderen Ländern




 


Also stand unser Entschluss schnell fest: Das Q3 wird nach dieser Vorgeschichte unser „Damenmodell“ und deswegen auch aus diesem besonderen Blickwinkel von Andrea und Tina heraus beleuchtet werden. Als ob der Hersteller das geahnt hat, trudelt das Q3 bei uns in einer Designertasche ein, die einen Vergleich mit den Guccis und Pradas dieser Welt nicht zu scheuen braucht. 




Wer kennt das nicht: funkelnde Frauenaugen, hochkonzentriert fokussiert auf das neue Objekt der Begierde, ein sich leicht zuspitzender Mund und ein allen behaupteten Multitasking-Fähigkeiten widersprechendes „Stör uns jetzt mal grade nicht“ zeigten schon beim Öffnen der Schatulle, dass das Q3-Doppelpack wohl kein all zu schweres Spiel vor sich haben würde. Aber bekanntlich kommt es uns keineswegs nur auf gute oder schöne Optik an, vielmehr soll die Praxistauglichkeit im Vordergrund stehen.




Hier hatten es die beiden Exemplare dann auch unterschiedlich schwer: Während ein Modell an Tinas Shoei-Helm getestet wurde, sollte das andere Exemplar an Andreas Schuberth R1 seinen Dienst verrichten. Beim Einbau der beiden Testmodelle, bei dem die Herren ihre Vorerfahrungen gerne einbrachten, wurden sehr schnell Unterschiede deutlich: Während beim Shoei-Helm der Einbau des Q3 problemlos innerhalb von wenigen Minuten erledigt war, stellte uns das Schuberth-Modell vor eine deutlich größere Aufgabe:






Die besondere Kragenform der Schuberth-Helme verhindert ein leichtes Anbringen des Q3 und erfordert neben Geduld auch eine gute Kombination aus Fingerspitzengefühl und beherztem, kräftigen Herangehen. Letztendlich stand der Sieger aber fest und die Q3-Systeme konnten in beiden Helmen ihren Dienst aufnehmen. Für so manch einen Käufer wird es sich aber vielleicht anbieten, den Einbau der Systeme für kleines Geld durch den Fachhändler vornehmen zu lassen, der damit sicherlich mehr Erfahrung hat und dies routiniert erledigen wird.




Mit frisch aufgeladenen Akkus versehenen, eingeschalteten Geräten können unsere Ladies sofort miteinander plauschen: Bereits ab Werk sind die beiden Q3-Modelle miteinander gepairt. Das macht auch Sinn, wird diese Verbindung auch die Standardnutzung nach dem Kauf des Doppelpacks sein. Außerdem stehen jedem Gerät zwei weitere Kanäle zur Verfügung, um sich mit anderen cardo-kompatiblen Headsets verbinden zu lassen. Das sollte zwar nicht unser erster Schritt sein, aber schon jetzt sei angemerkt, dass beim Pairen zusätzlicher Headsets immer die Reihenfolge A-B-C einzuhalten ist: Wer – aus welchen Gründen auch immer – neben dem Kanal A als nächstes sein Q3 mit einem anderen Headset auf Kanal C pairen möchte, hat dazu keine Chance. Ohne dass dies in der Gebrauchsanweisung konkret beschrieben wird, ist in diesem Beispiel ein „Freihalten“ des Kanals B nicht möglich.


Sofort sind Tina und Andrea von der sehr guten Verständlichkeit der Systeme angetan. Jetzt sind wir Männer es, die sich – in guter Erinnerung, wie es uns vor einigen Wochen erging - nun leicht spöttelnd über die sich mit aufgesetzten Helmen am Tisch gegenüber sitzenden und über die Headsets miteinander unterhaltenden Frauen äußern. Sich ertappt fühlend fällt denen natürlich ein, dass als nächstes die Handys mit den Headsets gekoppelt werden sollen. Dies macht man am besten getrennt voneinander, um nicht quasi über Kreuz die Headsets mit den falschen Handys zu koppeln oder bereits aufgebaute Verbindungen zu „überschreiben“. Auch beim Koppeln der Handys machen sich Unterschiede bemerkbar: Die Blootooth-Standards sind bekanntlich durchaus weniger standardisiert, als in der Allgemeinheit angenommen. Das führt bei unterschiedlichen Handy-Modellen zu ganz unterschiedlichen Pairing-Zeiten von wenigen Sekunden hin bis zu mehreren Minuten und zu wiederholenden Verbindungs-Versuchen.

Aber am Ende bleiben auch in diesem Punkt die Testerinnen die Sieger. Insbesondere, als sie eine Regel, die wir allen Interessenten hier dringend empfehlen möchten, beherzigten: Es macht absolut Sinn, zunächst die umfangreiche Gebrauchsanweisung zu studieren, um dann später nur noch mit der Kurzanleitung zu hantieren. Stürzt man sich nur oder gleich auf diese Kurzanleitung, dann können Querverbindungen oder Hintergrundinformationen fehlen, die für das Verständnis der Kurzhinweise unbedingt notwendig sind.




Sehr gut kommen bei unseren Testerinnen die zwei großzügig dimensionierten Tasten an der Seite des Q3 an. Während das vordere Exemplar für das An- und Ausschalten sowie die Kanalwahl A-B-C benötigt wird, dient die hintere Taste für die Umschaltung von Handy und Radio. Diese beiden Tasten sind vorbildlich auch mit etwas dickeren Motorradhandschuhen zu bedienen. An dieser Stelle schauen die Nutzer von Schuberths SRC unter uns ein wenig neidisch um die Ecke.




Anders sieht es dagegen bei den kleinen Lautsprechertasten an der Rückseite der Q3 aus. Diese lassen sich weder aufgrund ihrer Größe mit Handschuhen finden, noch sind sie ausreichend erhaben angebracht, als dass man sie erfühlen könnte. Durch die geschwindigkeitsabhängige automatische Lautstärkeanpassung der Q3 braucht man glücklicherweise nur selten an die Lautstärkeknöpfe, wenn die individuell angenehme Lautstärke erst einmal eingestellt ist. Aber dies sollte man besser ohne Handschuhe vornehmen.




Auch wenn der Lieferumfang beim Q3 sowohl Mikrofone für Integral- als auch für Jet- bzw. Klapphelme umfasst, benötigen Andrea und Tina in ihren Integralhelmen nur die kleinen Klebemikrofone. Bei diesen bemerken sie aber schnell, dass eine möglichst exakte Positionierung der Mikrofone im Helm enorme Auswirkungen auf die Sprachqualität haben kann: Während Tina anfangs bei leicht seitlich eingebautem Mikrofon von Andrea kaum verstanden wird, ändert sich dies sofort nach mittiger Anbringung am Kinnteil.

Während der Fahrt erleben beide Damen die uns Männern schon bekannte und beeindruckende Filterung der Windgeräusche: Hier ist dem Hersteller ein in allen getesteten Systemen übereinstimmend wirklich großer Wurf gelungen, da selbst bei hohen Geschwindigkeiten von 160 km/h und darüber fast keine Windgeräusche übertragen werden. In diesem Punkt sind wir uns alle einig, etwas Vergleichbares noch bei keinem anderen Anbieter bislang kennengelernt zu haben.




Auch der Radioempfang weiß zu überzeugen: Während dem SRC von Schuberth im C3 mangels ausreichender Antenne Empfangsschwierigkeiten nachgesagt werden, die in den C3 Pro-Exemplaren von Hannes und mir nicht mehr bestehen, gibt es auch mit den Q3 auf den ersten Ausfahrten keine Ausfälle zu bemängeln. Auch die Bedienung der Senderwahl wird von den Damen als einfach beschrieben.

Ankommende Anrufe können beim Q3 sowohl per Tastendruck als auch per Voice-Steuerung angenommen werden. Hier sind sich Andrea und Tina einig, dass es ein wenig Verbesserungspotenzial gibt: In der Standard-Einstellung ist bei beiden Damen die Empfindlichkeit zu gering und sie müssen zur Rufannahme sehr laut ins Mikrofon hineinrufen, um den Annahmebefehl aktivieren zu können. Die Möglichkeit, dies über die Einstellung der Empfindlichkeit anzupassen, war dann für die ersten neugierigen Test-Kilometer doch zu viel Technik und steht jetzt auf der ToDo-Liste für die kommenden Wochen. Alternativ lassen sich Telefonanrufe am Q3 auch per Tastendruck annehmen, wobei dies natürlich insbesondere bei Fahrten mit höherer Geschwindigkeit nicht ganz unproblematisch ist.

Unterwegs ließen sich jetzt schon Gespräche zwischen den beiden Geräten auf Entfernungen von etwa 800 m außerhalb von Ortschaften und etwa 200 m in der Stadt führen, so dass die Herstellerangaben zur Reichweite, die ja bekanntlich immer unter optimalen Bedingungen genannt werden, ganz gut bestätigt werden können.




Vor einigen Tagen haben wir dann auf einer gemeinsamen Ausfahrt das erste Mal die Kompatibilität der verschiedenen Systeme ausprobiert: Völlig problemlos hatten wir eine Vierer-Kombination hergestellt, die aus einem cardo Q3, einem cardo G9 und zwei Schuberth SRC bestand und prächtig harmonierte. Im Hinblick darauf, dass wir ja zusätzlich auch noch ein SRC an einem Schuberth C3 in unseren Reihen nutzen, somit also im Redaktionsteam über insgesamt 6 Geräte verfügen, die miteinander kompatibel sein sollen, steht nun auf unserer ToDo-Liste für die kommenden Wochen auch der Test weiterer Kombinationen. Beispielsweise wäre es doch schön, wenn sich bei einer gemeinsamen Ausfahrt verschiedene Gruppen verbinden könnten, bei Bedarf aber dennoch auch gemeinsam kommunizieren könnten. So hatten wir bereits jetzt in einem ersten Aufschlag sowohl eine bestehende 2er-Gruppe aus G9 und SRC gekoppelt, wobei sich aber durch einen einfachen Tastendruck am G9 auch ein weiteres SRC sowie ein Q3 zu einer Vierergruppe miteinander verbinden ließen.

Hier dürfte es für die uns zur Verfügung stehenden Geräte noch reichlich Test- und Probiermöglichkeiten in der Zukunft geben. Da oftmals unter solch intensiven Versuchen das reine Motorradfahren etwas leidet und man viele auch als „Trockenübung“ angehen kann, sind wir uns auch schon einig: Das wird ein tolles Spielfeld für die am Zeithorizont auftauchenden Wintermonate: Wenn wir alle mit aufgesetzten Helmen im Zimmer am Tisch sitzen und über die Headsets miteinander sprechen, gibt es niemanden, der daneben stehend das Ganze spöttisch kommentieren kann.

Nachdem wir einen Großteil unserer Redaktionsmitglieder mit den untereinander grundsätzlich kompatiblen Bluetooth-Headsets von Cardo und Schuberth (das SRC wurde ebenfalls von Cardo entwickelt) ausgestattet haben, hatten wir uns einiges für die fahrarme Winterzeit vorgenommen. So wollten wir gerne herausbekommen, welche verschiedenen Varianten der Verbindungen untereinander möglich sind und welche Funktionalitäten im Detail jeweils in den Produkten stecken. Insofern lässt sich dieses Update sehr gut für alle drei Produkte zusammenfassen, da diese Eindrücke auch weitestgehend modellübergreifend gültig sind.

Um es zusammenzufassen: Enttäuschung ist in den vergangenen Wochen unser häufigster Wegbegleiter gewesen.

All die Features, die den Produkten in Puncto Kommunikation von Bike zu Bike zugesprochen werden, gibt es. Und sie funktionieren auch. Manchmal. Aber eben nicht immer. Und das ist ein Problem, nein, das ist DAS Problem!

Manchmal konnten wir unsere Geräte ganz wunderbar miteinander verbinden (koppeln oder pairen, wie die Fachleute auch gerne neudeutsch sagen), aber leider nicht immer. Und auch wenn die Geräte jeweils mit zumindest zwei oder sogar mehr Partnern koppelbar sein sollen, hat auch das manchmal funktioniert, aber eben nicht immer.

Und genau dieser Punkt ist der entscheidende, der die Enttäuschung ausmacht: Wir können partout keine Gesetzmäßigkeit feststellen, woran es liegt, dass die Verbindungen manchmal zustande kommen, manchmal nicht und manchmal sogar während einer gemeinsamen Ausfahrt unterbrochen werden oder aber auch plötzlich, unerwartet und aus dem Nichts heraus einfach so zustande kommen. Nach unseren Erfahrungen ist damit die Interkom-Verbindung vor allem mit mehreren Teilnehmern oder – und da gibt es ja durchaus Parallelen zum wirklichen Leben – mit ständig wechselnden Partnern kritisch und instabil...

Außerdem haben wir auch das bei allen Geräten bestehende Problem zusammenbrechender Bluetooth-Verbindungen zu Navi und/oder Handy nach Interkom-Verbindungen mit anderen Teilnehmern nicht lösen können. Dass bei einigen Handys nach einer Interkom-Verbindung (Gespräch mit anderen Teilnehmern) und manchmal auch nach einem geführten Telefonat die zuvor spielende Musik nicht mehr gestartet wurde, scheint tatsächlich von Handy-Modell oder der dort vorhandenen Firm- oder Software abhängig zu sein und darf nicht den Bluetooth-Headsets angelastet werden. Aber dass man nach einer Interkom-Verbindung plötzlich keine Navi-Ansagen mehr hört, ist einfach misslich. Hier hilft nur das Ausschalten und Neustarten der Headsets. Macht man dieses während der Fahrt, ist reichlich Ablenkung von der Verkehrssituation vorprogrammiert, ergänzt um einarmiges Fahren, weil der zweite Arm irgendwo am Helm an den Bedienungsknöpfen der Headsets herumpfriemelt.

Leider werden auch nicht immer die anderen Teilnehmer, mit deren Headsets man das eigene beim letzten Mal verbunden hatte, nach dem Neustart der Headsets automatisch wieder gefunden: Der Abend des ersten Tages einer Tour endete mal mit zufriedenem Grinsen, weil man sich am Tage während der Fahrt mit den anderen Teilnehmern hatte unterhalten können. Leider ist dann nach dem Frühstück am nächsten Morgen zu oft diese Zufriedenheit schon wieder Geschichte, weil das eine oder andere oder gar alle anderen Headsets plötzlich nicht mehr verbunden werden können. Dann heißt es fast immer für ALLE Teilnehmer: Reset des Systems und Aufbau neuer Verbindungen, natürlich dann auch zum eigenen Handy oder Navi, weil diese Verbindungen beim Reset ebenfalls gekappt wurden.

Das klingt jetzt insgesamt so, als würden wir von den Bluetooth-Headsets generell abraten. Das ist mitnichten so. Aber wenn man sich für den Kauf solcher Systeme interessiert, und zwar herstellerunabhängig, müssen ein paar grundsätzliche Fragen vorab geklärt werden und einige grundlose Hoffnungen aus der Welt geräumt sein:

Zunächst stellt sich die Frage, wofür man ein Bluetooth-Headset einsetzen will: Insbesondere für Alleinfahrer, die sich während der Fahrt mit Navi-Ansagen und/oder Musik von einem Navigations-Gerät und/oder einem Handy versorgen lassen möchten, kann dies sehr funktionell sein. Viele neuere Navigationsgeräte bieten gar keinen Kopfhörer-Anschluss mehr an, weil dieser Probleme bei der geforderten Wasserdichtigkeit der Geräte macht. Hier wird häufig allein auf den Einsatz von Bluetooth-Headsets gesetzt. Für diesen Einsatz sind alle drei Modelle (Cardo G9, Cardo Q3 und Schuberth SRC) gleichermaßen gut geeignet. Der Sound der Systeme ist nicht zuletzt vom Helm und der mit diesem verbundenen Geräuschkulisse während der Fahrt abhängig. Systembedingt weist hier das SRC schon allein dadurch erhebliche Vorteile auf, weil die damit kompatiblen Schuberth-Helme besonders leise sind und damit optimale Voraussetzungen liefern. Andererseits sind die Cardos wiederum flexibel einsetzbar und können bei späterem Neukauf eines anderen Helmmodelss in aller Regel problemlos mitgenommen werden.

Möchte man mit dem Bluetooth-Headset zusätzlich noch mit einem weiteren Teilnehmer (Sozius oder anderer Motorradfahrer) während der Fahrt kommunizieren können, wird es schon schwieriger: Zunächst sollte man schauen, ob schon ein (anderes) Headset-System im Einsatz ist. Hat der andere Teilnehmer ein Headset, das nicht mit den Cardos und SRC kompatibel ist (also von einem anderen Hersteller stammt), nützt einem das am besten ausgestattete System nicht viel, weil man doch nicht miteinander plauschen kann. Hat der Partner bereits ein Cardo und/oder SRC, dann lohnt sich der Blick auf eines der hier vorgestellten Modelle.

Meist bleiben – solange man immer nur mit diesem einen Partner-System gekoppelt bleibt, diese Verbindung auch nach dem Ausschalten vorhanden; die Systeme finden sich selbständig ohne dass weiteres oder neues Pairen notwendig wird. Allerdings kann es bereits in dieser „kleinen“ Konstellation dazu kommen, dass nach Gesprächen zwischen den Teilnehmern während der Fahrt die Verbindung zum eigenen Navigationsgerät oder Handy abreist und nur durch einen Neustart des Bluetooth-Headsets wieder aktiviert werden kann. Insofern verursacht allein schon diese Situation im Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com nach unseren Erfahrungen Bauchweh, der Faktor Unsicherheit („Klappt es heute?“) ist uns einfach zu groß.

Wer dagegen ohne Navi-Unterstützung und Musikbeschallung aber dafür zu zweit unterwegs ist, für den stellen die Cardo-Produkte incl. SRC eine tolle Möglichkeit dar: Verbindet man sich auch hier immer wieder nur mit dem einen, möglichst immer gleichen Teilnehmer, hat man kaum Störeinflüsse zu erwarten. Man wird mit hoher Verbindungsqualität über zum Teil erstaunlich große Entfernungen belohnt und kann neben einem netten Plausch unterwegs vor allem sinnvolle Sicherheitshinweise auf Verunreinigungen der Fahrbahn etc. vom Vorder- an den Hintermann (oder jeweils -frau) weitergeben. So lässt sich das Thema Sicherheit auf dem Motorrad auch aktiv angehen.

Wer allerdings vorhat, die Bluetooth-Headsets gemessen am Funktionsumfang maximal einzusetzen (Navi-Ansagen, Musik, Telefonieren und Interkom-Gespräche mit mehreren, gerne auch immer wieder mal wechselnden Teilnehmern), der sollte sich auf zahlreiche Überraschungen, viele Probierstunden und ein notwendig gutes Nervenkostüm einstellen. Außerdem sollte er sich um sehr tolerante Freunde und Mitfahrer bemühen und überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt vor dem Tourstart erscheinen, um genügend Zeit für die Resets zu haben und die anderen nicht all zu lange warten zu lassen.

Insgesamt ist bei uns zum Thema Bluetooth-Kommunikation einige Ernüchterung eingekehrt. Zu unsicher ist die Funktionsfähigkeit bei intensiver Nutzung. Ich selbst habe mittlerweile als glücklicher Nutzer eines alten zumo 550 mit „echtem“ Kopfhörerausgang wieder auf die alt bewährten, wenig bequemen aber dafür sicher funktionierenden kabelgebundenen Headsets zurückgerüstet und setze bei Bike-2-Bike-Kommunikation auf die ebenso antiquierte wie sichere Funkverbindung mittels PMR-Funkgeräten. Für mich MUSS Technik, wenn sie vorhanden ist, funktionieren und darf nicht zum Glücksspiel ausarten, welches das Motorradfahren in den Hintergrund drängt. Wenn ich irgendwann einmal Lust dazu bekomme, mich hobbymäßig mit technischen Spielereien zu beschäftigen, verkaufe ich mein Motorrad und dann stimmt auch wieder alles...

Infolge der oben beschriebenen unterschiedlich sinnhaften Nutzungsmöglichkeiten für Bluetooth-Headsets im Allgemeinen und den cardo(-kompatiblen) Systemen im Besonderen stehen wir als Redaktion den hier vorgestellten Geräten mit einem durchwachsenen Gefühl gegenüber, das wir in der nur mittelmäßigen Anzahl der zu vergebenden LikeBikes ausdrücken. Dabei würden wir am liebsten etwa 2,5 LikeBikes vergeben, was wir uns aber grundsätzlich selbst untersagt haben. Demzufolge differenzieren wir zwischen den Geräten wie folgt:

Allen drei Modellen sind die sehr guten Reichweiten und vielfältigen (theoretischen) Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten sowie eine überaus gute Übertragungsqualität aber leider auch die ausreichend beschriebenen Schwierigkeiten beim Herstellen, Halten und Wiederfinden gepairter Teilnehmer und Verbindungen zu eigen. Außerdem verfügen alle drei Modelle über leistungsstarke Akkus, die eine Tagestour klaglos überstehen: Wir haben noch kein Akku in die Knie gezwungen, selbst beispielsweise mit Dauermusik am SRC über fast 10 Stunden nicht.

Das Schuberth SRC erhält von uns 3 von möglichen 5 LikeBikes, weil es sich konstruktionsbedingt perfekt an den C3 Pro anpasst und darüber hinaus in Zusammenarbeit mit den im Helm integrierten Antennen einen wirklich sehr guten Radioempfang ermöglicht, der auf fast allen unserer Etappen nahezu störungsfrei funktionierte.

Auch beim G9 von Cardo können wir 3 von 5 LikeBikes rechtfertigen. Hier ist ebenfalls ein Radio eingebaut, dessen Empfangsqualitäten allerdings mit denen des SRC nicht ganz mithalten können. Dafür verfügt es über das überaus angenehme Feature, zwei G9-Systeme allein durch einen ganz leichten Schlag der Systeme aneinander zu koppeln. Diese sehr komfortable Art spart nicht nur Zeit sondern auch einiges an Nerven. Außerdem ist das G9 flexibel nach einem Wechsel des Helmmodells weiter zu verwenden.



Da das Q3 weder über die bequeme Koppelungsmöglichkeit des G9 noch über die gute Radioqualität des SRC verfügt, konnte die Bewertung mit 2 von möglichen 5 LikeBikes nur unter den beiden anderen Modellen bleiben.














Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen