Samstag, 1. Oktober 2016

Action-Cam Actionpro X7

September 2013

Seit einigen Monaten wird die GoPro Hero 3 Black Edition als das Maß der Action-Cam-Dinge angepriesen. Um so genauer sollte man hinhören und hinsehen, wenn ein anderer Hersteller in die Offensive geht und selbst zum Angriff auf den Platzhirsch bläst.



So macht das Ernst Niederer, Chef von actionpro. Mit ihm hatte ich schon vor knapp einem Jahr für den großen Vergleichstest von Action-Cams Kontakt. Seinerzeit war die SD 21 sein Flaggschiff, allerdings wirkte er in diesen Gesprächen deutlich zurückhaltender und weniger überzeugt. Spricht man dagegen jetzt mit ihm, spürt man sein Selbstbewusstsein förmlich: Wurden die früheren actionpro-Modelle – wie andere Hersteller es ebenfalls praktizieren – in China hergestellt, stammt die neue X7 aus Südkorea und soll deswegen eine konkurrenzlose Entwicklungs- und Verarbeitungsqualität aufweisen. So jedenfalls der Text auf der Hersteller-Homepage.

An technischen Features werden vom Hersteller folgende Punkte aufgezählt:



Sensor: 12 Megapixel Sony Exmor® CMOS Sensor


Objektiv: Lichtstarkes Präzisions-Objektiv, 8 Glaselemente, vergütet, F/2.4


Blickwinkel: 152° / 120° / 90° – alle Einstellungen mit voller Auflösung, im Fotomodus 170°
(Nur verfügbar bei Videomodi bis 30 Bilder/sek.)


Monitor: 5cm LCD Bildschirm eingebaut, mit einstellbarer Auto-Aus Funktion


Akku: Lithium Ionen Akku, auswechselbar, 1200mAh Kapazität


LED: Aufnahmeanzeige über 3 LED an verschiedenen Positionen, ausschaltbar


Tonsignal: Signaltöne bei Ein/Aus schalten und Bedienung, ausschaltbar


Speichermedium: Micro SD/SDHC/SDXC bis zu 64GB


USB: Mehrfach belegt: Aufladen/Stromversorgung, Dateiübertragung, externer Mikrofonanschluss


Micro HDMI: Live-Bild (ohne Symboleinblendungen) und Wiedergabe


Mikrofon: Eingebautes Mikrofon und Anschluss für externes Mikrofon über USB-Port


WiFi: Integriertes WiFi (IEEE 802.11 b/g/n)


Video Auflösung: 1080p / 960p / 720p / 480p


Bildraten: 1080p: 25/30/50/60 fps, 720p: 25/30/50/60/100/120 fps, 480p: 25/30/50/60/100/120/200/240 fps


Kompressionsqualität: Superfein / Fein / Normal


Zeitraffer: Ein Bild alle 1/3/5/10/30/60 Sekunden, gespeichert in Video mit der gerade eingestellten Bildrate


Fotoauflösung: 12 Megapixel (Sensorauflösung), reduzierte Bildgröße einstellbar mit 5 und 8 Megapixel


Fotokompression: Superfein / Fein / Normal


High Speed Fotoaufnahme: 11 Bilder in einer Sekunde (auch in voller 12MP Auflösung)


Foto Intervallaufnahme: Ein Foto alle 0,5/1/3/5/10/30/60 Sekunden


Video Wiedergabe: Übersicht / Wiedergabe / Rückwärts-Wiedergabe / Rücklauf / Vorlauf / vorherige bzw. nächste Datei


Foto Wiedergabe: Übersicht / Wiedergabe / Dia-Show / vorherige bzw. nächste Datei


Benutzeroberfläche: leicht verständliche, farbige Grafikoberfläche


Fernbedienung (optional): WiFi Funkfernsteuerung für Video und Foto mit Anzeige für laufende Aufnahme (Feedback)


Wasserdichtigkeit Gehäuse: IP68 Standard, 60m Tauchtiefe


Abmessungen: 6,1 x 3,2 x 4,3 cm


Gewicht: 79g, mit Akku 107g






Optisch könnte man die X7 auf den ersten Blick fast als Klon der Hero 3 bezeichnen, wobei sich dieser Eindruck sehr schnell relativiert: Bei der X7 gehören sowohl Monitor als auch WiFi-Modul zur Standardausstattung, müssen nicht aufpreispflichtig nachgeordert werden und sind gemeinsam einsetzbar.


Dabei hinterlässt der Monitor auch bei Tageslicht und Sonneneinstrahlung einen durchaus brauchbaren Eindruck.


Einschränkungen müssen Nutzer in diesen Tagen unter Umständen noch in Sachen Fernbedienung machen: Während die entsprechende App für die Steuerung via Smartphone für iPhones bereits im AppStore erhältlich sein soll, suchen Android-Nutzer diese App im PlayStore noch vergeblich.



Aber auch ansonsten ist die Ausstattungsliste, die man für den aktuellen Kaufpreis von 349 Euro erhält, bereits als üppig zu bezeichnen. Wir bedienen uns auch hier zur Vermeidung von Wiederholungen der Angaben auf der Hersteller-Homepage:

20130905 actionpro


Natürlich sind die Befestigungsmöglichkeiten an den Klebeplatten nicht mit denen anderer Hersteller, z. B. GoPro oder Rollei kompatibel. Hat man also sein Bike schon mit den Befestigungsmöglichkeiten anderer Anbieter versehen, hilft in diesen Fällen nur die Nutzung der „fremden“ Befestigungsfüße und Zwischengelenke, können diese doch mit dem gleichen Mechanismus mit den verschiedenen mitgelieferten Gehäusen der X7 verbunden werden.




Apropos Gehäuse: Tatsächlich wird bei der actionpro X7 ein branchenübliches wasserdichtes Gehäuse sowohl mit komplett geschlossener Rückwand als auch mit offener Rückwand mitgeliefert. Hier hat man nun auf eine aufwändige Abdichtungstechnik mittels o-Ring zurückgegriffen. Nutzer sollten daher peinlich darauf achten, dass diese Dichtung frei von Schmutz etc. bleibt, damit sich nicht auf diesem Umweg ungewollte Undichtigkeiten am Gehäuse ergeben können. Die offene Rückwand hat dagegen entscheidende Vorteile:




Auch Action-Cams entwickeln im Betrieb Wärme. Werden diese Action-Cams dann insbesondere bei wechselnden oder etwas kühleren Temperaturen genutzt, kommt es durch den Hitzestau im Gehäuseinneren und die von außen auf das Gehäuse treffende kalte Luft zu Kondenswasserbildungen, die vor der Linse unangenehme und ungewünschte Verschleierungen der Aufnahmen produzieren. Hier werden in Internetforen unterschiedlichste Abhilfemaßnahmen vorgeschlagen: Vom Einreiben der Linse mit Seifenwasser über getrennte Lagerung von Cam und Gehäuse im Kühlschrank mit Einbau der Cam ins Gehäuse noch im Kühlschrank bis hin zum Einkleben feuchtigkeitsbindender Pads im Gehäuse geht die Palette. Tatsächlich hat actionpro solche Pads ebenfalls im Angebot, aber mein Tipp für eine einfache und sichere Lösung lautet: Die offene Gehäuse-Rückwand nutzen.



Ein solcher Tipp ist natürlich für Wasserfreunde, die mit der Cam auch Unterwasseraufnahmen machen wollen, untauglich. Aber auf dem Motorrad wird man eh nur dann Aufnahmen mit der Action-Cam machen, wenn das Wetter auch einigermaßen gut ist. Selbst ein kurzer Nieselschauer dürfte – je nach Einsatzort und -richtung – der X7 bei offener Rückwand nichts ausmachen. Aber was man bereits in diesen Wettersituationen von der Qualität der Aufnahmen erwarten kann, ist leicht vorstellbar.

Bei trockenem Wetter kann dagegen die überschüssige Wärme in Gehäuseinneren durch die offene Rückwand abtransportiert werden und die Aufnahmen bleiben ohne weitere Maßnahmen schleierfrei.




So haben wir denn die ersten Probeaufnahmen mit der X7 gemacht und waren von einigen Punkten sehr angetan:

Zum einen wirken die Farben recht natürlich. Die Aufnahmen selbst sind klar und verzerren oder verschwimmen auch während der Fahrt nicht, jedenfalls solange die Cam auf dem Helm befestigt wird. Hier gibt es – jedenfalls bei den Original-Aufnahmen – kaum Bubble-Effekte, wie sie sich ansonsten häufig bei Vibrationen oder sonstigen schnellen Kamera-Bewegungen einstellen.






Zur Tonqualität können wir noch keine Aussagen treffen, weil wir zunächst die X7 nur in dem Gehäuse mit offener Rückwand eingesetzt haben. Hier ist das eingebaute Mikrofon der Cam derart starkem Fahrtwind ausgesetzt, dass man nichts zur Tonqualität sagen kann. Wir werden sie demnächst im Skelettgehäuse einsetzen, das einen entscheidenden Vorteil bietet: Hier werden – anders als bei dem wasserdichten Gehäuse - die Anschlussbuchsen freigehalten. Damit wird der Anschluss eines externen Mikrofons, welches windgeschützt beispielsweise in Motornähe platziert werden kann und dann für einen wirklichen Soundcheck taugt, möglich.




Update 15.09.2013:
Die ersten Test-Videos sind nun online:


{vimeo}74557842{/vimeo}



{vimeo}74557843{/vimeo}




{vimeo}74557844{/vimeo}



{vimeo}74557845{/vimeo}

 Insbesondere in diesem letzten Clip ist die Gegenlichtqualität der X7 beeindruckend: mit den ständig wechselnden Lichtverhältnissen kommt sie äußerst schnell und präzise zurect; die Elektronik regelt die Belichtung extrem präzise. Aber auch in den anderen Clips fällt die sehr gute Farbwiedergabe und das sowohl verzerrungsarbe als auch nahezu ohne "Bubble-Effekte" auskommende Bild beeindruckt ebenfalls.

Künftig werden wir auch die Akkulaufzeiten und die verschiedenen Menu-Einstellungsmöglichkeiten sukzessive ausprobieren und Euch hier auf dem Laufenden halten.

UPDATE 27.02.2014:
Mittlerweile haben wir die actionpro X7 verschiedentlich im Einsatz gehabt und sie hat sich zum Liebligskind der Redaktion gemausert. Jeder, der unterwegs mal einige Videoschnipsel produzieren möchte greift zunächst in die Schublade der X7 und überlegt, sein Projekt zu verschieben, wenn das kleine Schmuckstück gerade wieder mal unterwegs ist.

Auch bei Innenaufnahmen haben wir sie eingesetzt: Das Testvideo zum SynX in der Werkstatt von Pfiffikus ist bei nicht besonders reichhaltigen Lichtverhältnissen entstanden. Alle Sequenzen, die dort perspektivisch so aufgenommen sind, dass das Motorrad links im Bild ist, stammen von der actionpro.

Mittlerweile gibt es auch sowohl eine eigene Fernbedienung, die über die Homepage des Herstellers bezogen werden kann, als auch eine kostenlose Smartphone-App. Mit dieser für iPhone und Android erhältlichen Software kann die actionpro mittels bereits eingebautem WiFi über das Display des Smartphones gesteuert werden. Vor allem aber, und das scheint mir der entscheidende Vorteil der App gegenüber der Fernbedienung zu sein, lässt sich so das deutlich größere Display des Smartphones nutzen, um eine visuelle Aufnahmekontrolle zu bekommen, da die Bildübertragung auf diesem Wege ebenfalls erfolgt.

Nachteil der Smartphone-App bei Nutzung auf dem Motorrad ist sicherlich die schlechte Bedienbarkeit des Smartphone-Displays mit Handschuhen. Hier dürften die funktionell großen Tasten der Fernbedienung ihre Vorzüge ausspielen.

Uns gefallen die Präzision des von der X7 produzierten Bildmaterials, aber auch die Farbtreue. Über die besonders ausgeprägte Fähigkeit, die Blende bei wechselnden Lichtverhältnissen (Gegenlicht!) sehr schnell und vor allem äußerst präzise anzupassen, hatten wir bereits früher berichtet. Dieses Phänomen zeigt sich immer wieder und prädestiniert den Aufnahmezwerg für den Einsatz auf dem Motorrad.

Im Vergleich zu einer aus dem Freundeskreis ausgeliehenen Hero 3 empfinden wir die Unterschiede in der Bildqualität lediglich als Nuancen, die auch Ausdruck und Spielball der unterschiedlichen Geschmäcker sind und teilweise nur in direkten 1:1 Vergleichsaufnahmen festgestellt werden können.

Lediglich der Ton konnte uns nicht überzeugen: Nur im Skelett-Gehäuse ist der mit dem eingebauten Mikrofon aufgenommene Ton nicht völlig unbrauchbar. Allerdings – und das ist ja das Problem, dass wegen des Fahrtwindes alle Actioncams auf dem Motorrad haben – sind auch hier die Windgeräusche derart im Vordergrund, dass wir den Einsatz eines externen Mikrofons unbedingt empfehlen. Solche Mikrofone mit 3,5 mm Klinkenstecker gibt es im Zubehör in vielfältiger Form für kleines Geld: Wir haben uns für kleine und leichte Ansteckmikrofone entschieden, die wir für nicht einmal 20 Euro im Versandhandel erstanden haben.

Berücksichtigt man aber insgesamt, dass actionpro den Preis für die X7 zumindest vorübergehend von 349 auf nur 279 Euro gesenkt hat, sind wir uns in der Redaktion einig, dass die actionpro X7 bei vergleichbarer Qualität, kompletter Grundausstattung aber deutlich geringerem Preis den aus Sicht der Verkaufszahlen Branchenprimus vor allem im Gesamtpaket deutlich hinter sich lässt und dementsprechend nicht nur eine klare Kaufempfehlung bei 5 von 5 möglichen LikeBikes von uns erhält, sondern darüber hinaus ein echter „Motorrad-Tourer.com-Tipp“ ist: Wer sich für Actioncams interessiert und sich die X7 nicht genau anschaut, könnte aus unserer Sicht einen großen Fehler begehen.


















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