Bekanntlich
zieht es mich mit meinem Reisedampfer öfters in östliche Regionen, was
für jemanden aus Berlin auch naheliegend ist. Aber ab und an bin ich
gegenüber ein wenig Abwechslung aufgeschlossen. Und deswegen soll es –
sofern das Wetter mitspielt – von Ende September bis Anfang Oktober
einige schöne Touren durch Westerwald, Eifel, Hunsrück und entlang der
Mosel geben. Dieses Vorhaben wird die Grundlage für meine
West-Ride-Story werden, die man wieder in den sozialen Netzwerken,
diesmal unter dem Hashtag #WRS2013, mitverfolgen können wird.
Zunächst habe ich mir für die Vorbereitung etwas Lesestoff besorgt: Die Tourismusverbände des Hunsrück und aus der Eifel haben mich schon mit einigen Tipps versorgt. Außerdem bin ich im HIGHLIGHTS-Verlag aus Euskirchen fündig geworden: Hier werden Motorrad-Reiseführer mit vorbereiteten Touren für die Eifel sowie die Mosel-Region
angeboten. Und da ich in der Planung noch recht offen bin, nicht
ausschließen kann, dass es mich auch in die Ardennen verschlägt, werde
ich mich auch in den Motorradführer „Ardennen“ des Highlights-Verlags hineinlesen.
In anderen Regionen, insbesondere in Thüringen und in meiner eigenen Heimat, habe ich die FunTours Motorrad-Reiseführer aus dem Motorbuch-Verlag schätzen gelernt. Klar, dass ich die Empfehlungen „Zwischen Eifel und Pfälzer Wald“ ebenfalls als Grundlage für meine Planungen nutzen werde.
Meine Basisstation für die West-Ride-Story wird das Hotel Wiedfriede
im Wiedbachtal des Naturparks Westerwald sein. Die ruhige und
landschaftlich schöne aber dennoch recht zentrale Lage dieses Hauses
ermöglicht mir in allen Richtungen kurze Anfahrtswege und bietet sich
schon deswegen an. Außerdem verfügt das Haus über ein eigenes
Restaurant, so dass ich auch nach ausgedehnten Tagesetappen zum Glück
nicht verhungern werde. Vielleicht lässt mich das Wetter sogar noch den
hauseigenen Biergarten nutzen.
In
den vergangenen Tagen habe ich mich dann intensiv mit den umfangreichen
Unterlagen auseinandergesetzt und mir zusätzlich noch zwei
Motorradkarten besorgt, und zwar
Sowohl
der Reiseführer aus der Fun-Tours-Reihe als auch die drei Exemplare aus
dem Highlights-Verlag schlagen mehrere Routen vor, die sich als
Tagestouren in der jeweiligen Region anbieten und jeweils etwa 200 km
umfassen. Danach war schnell klar, dass ich in den mir nur zur Verfügung
stehenden drei Fahrtagen mein Vorhaben etwas einschränken muss: Zu
viele interessante Fleckchen drängten sich auf. So wurde nach dem
Ausschlussprinzip der Westerwald für dieses Vorhaben jetzt komplett aus
der To-Do-Liste gestrichen und eine Konzentration auf Mosel/Hunsrück und
Eifel/Ardennen vorgenommen. Außerdem bot es sich dann an, neben der
Basisstation im Hotel Wiedfriede eine Übernachtung mitten in der zu
erkundenden Region einzuplanen, um nicht zu viel zeit für die täglichen
An- und Abfahrten aufzuwenden.
Aus
den vorliegenden Routenvorschlägen habe ich mir dann selbst etwas nach
meinen eigenen Vorstellungen zusammengebastelt, mehrere Ideen
miteinander kombiniert und bin ganz gespannt, was mich nun erwarten
wird. Besonders dankbar bin ich Eggi von den Westsidebikern, der mir mit einigen Insider-Tipps sehr weitergeholfen hat!
Und
somit steht die Planung für die nächsten Tage fest: Als erstes wird es
durch den Hunrück bis kurz vor Trier gehen, um dann an der Mosel und
durch einige Bachtäler hindurch wieder nordwestlichen Kurs aufzunehmen.
Damit war es fast schon klar, wo die nächste Übernachtung stattfinden
soll: Peter Schmitz vom Landgasthaus Moselhöhe
in Liesenich hat sich schon seit Jahren einen Namen unter den
Motorradfahrern gemacht und so nutze ich die Gelegenheit zu einem
Besuch.
Besonders
spannend finde ich, dass sich hier gleich noch ein weiteres Treffen
anschließen wird: Den in Motorrad-Bloggerkreisen als „Der Alte Griesgram“ bekannte durfte ich im Rahmen des road-blog 2010
kennenlernen, als 8 Blogger mit Honda-Motorrädern an zwei Tagen fast
2000 km durch Deutschland gefahren sind und zwischendurch bei uns in
Berlin in der Pension Haus Simone,
dem Motorradhotel-Berlin, übernachtet hatten. Wir werden uns ebenfalls
auf einen netten Plausch in der Moselhöhe treffen und auch darauf freue
ich mich schon.
Am
nächsten Tag wird es mich dann durch die Südeifel, vorbei an Bitburg
und bis hinein in die Ardennen ziehen, um über Gerolstein dann wieder
ins Basislager im Hotel Wiedfriede zurückzukehren. Der letzte Tag der
#WRS2013 gehört dann dem nördlichen Teil der Eifel und wird die etwa
1000 km dieser Tage komplettieren. Hoffentlich spielt das Wetter
einigermaßen mit, damit es auch gute Fotos gibt.
Update 28.09.2013
Das
ist doch mal ein guter Start! Heute bin ich zum Start der West Ride
Story in mein Basislager im Hotel Wiedfriede angereist. Da ich an den
Vortagen in Köln zu tun hatte, gestaltet sich diese Anreise alles andere
als aufwändig. Und schon die letzten Kilometer von der Autobahn
hinunter in das verwinkelte und lauschige Tal der Wied entocken mir ein
Zungenschnalzen. Schade, dass das Motorrad heute noch auf dem Trailer
hinter mir her rennt, aber ab morgen gehören dann die engen Kurven und
die schmalen Straßen den Road Smart von Dunlop, mit denen ich nun seit
etwa 3,5 tkm auf meiner alten aber geliebten K1100RS, meiner „Kleinen“
ohne Boxermotor, unterwegs bin.
Schon
bald erreiche ich das genau in einer der wenigen weiteren und gut
einsehbaren Kurven gelegene Hotel Wiedfriede im westlichsten Zipfel des
Westerwaldes. Auf dem geräumigen Parkplatz ist die „Kleine“ dann auch
zügig vom Trailer geholt und für den morgigen Tourstart in die
Pole-Position gestellt.
Bei
der anschließenden Fahrer-Stärkung ist der „Wilderer-Teller“ im Rahmen
der gerade laufenden Wildwochen genau die richtige Einstimmung auf die
Kurvenjagd der kommenden Tage. Ebenso der tolle Blick vom Balkon meines
Hotelzimmers direkt auf die Wied.
Das
Wetter scheint mitzuspielen und trocken zu bleiben. So steht also den
nächsten 3 Tagen mit reinem Fahr- und Kurvenvergnügen durch Hunsrück,
entlang der Mosel und durch Eifel und Ardennen nichts im Weg. Ich habe
mir vorgenommen, die Region quasi einmal durchzuscannen und freue mich
mächtig.
Update 29.09.2013: Die erste Etappe der West Ride Story #WRS2013
Fast
wäre es nichts geworden, mit der berühmten 7-8-9-Regel. Nicht, dass ich
verschlafen hätte, aber an dem umfangreichen Frühstücksbuffet im Hotel
Wiedfriede kann man sich auch gut ein wenig länger aufhalten. Aber dann
reiße ich mich doch los und mache mich auf zur ersten Etappe der West
Ride Story #WRS2013. Dabei geht es entlang der Wied in Richtung Neuwied
und dann weiter nach Koblenz. Hier überquere ich den Rhein und begegne
der Mosel erstmals an ihrer Einmündung in den größten deutschen Fluss.
Nachdem
mich auf meinen ersten Kilometern sogar die Morgensonne ein wenig
begleitet, kommen schon bald mehr und mehr Wolken auf. Meist habe ich
Glück und bekomme von dem Nieselregen selbst nichts ab und fahre diesem
hinterher, so dass ich einige Zeit auf den noch nassen Straßen unterwegs
bin. Hier überraschen mich meine Road Smart: Während die Dunlop-Gummis
bisher auf trockenen Fahrbahnen einen sehr angenehmen und sicheren
Eindruck hinterließen, staune ich nicht schlecht über deren deutlich
verschlechterten Grip, sobald der Untergrund feucht ist. Zum Glück
trocknen die Straßen aber bald ab und ich fühle mich wieder deutlich
sicherer auf meiner „Kleinen“ unterwegs.
Bis
Boppard folge ich dann noch dem Rhein. Hier biege ich dann gleich nach
dem Ortseingang rechts ab: Eggi von den Westsidebikern gab mir den Tipp,
unbedingt das Mühltal anzusteuern, und das war ein guter Ratschlag!
Eine klitzekleine Straße schlängelt sich in engen, wenig einsehbaren
Kurven und Haken durch dieses Tal, klettert dann wie eine Bergziege auf
den Kamm empor und bietet Motorradvergnügen pur. Ich folge diesem
Sträßchen an Burg Thurand vorbei bis zu Mosel, um diese dann bis Burgen
zu begleiten.
Auch hier kennen sich die Westsidebiker bestens aus und empfehlen einen Halt im Café Aroma. Ich habe Glück, an einem Sonntag vorbeizuschauen, denn da wird den Gästen das Frühstücksbuffet auf einem Oldtimer serviert.
Überhaupt
ist Eigentümer Willi ein positiv Verrückter: So nimmt er mich denn auch
gleich mit in seine Schatzkammer, um mir seine private Sammlung alter
Motorräder im Keller zu zeigen.
Sein
besonderes Highlight ist eine BMW R68 aus dem Jahre 1952, die mit einer
2-in-1-Auspuffanlage zum Scrambler umgebaut wurde. Mit einem
Augenzwinkern aber auch mit verständlichem Stolz meint Willi, ich würde
nun quasi eines der ersten GS-Modelle sehen, von dem nur etwa 50 Stück
gebaut worden seien.
Ich
mache mich dann mit meiner eigenen, nicht ganz so alten, BMW dann
wieder auf und nehme Kurs auf den Hunsrück. Über die L205 geht es in
Richtung Kastellaun. Ab und an zwingt mich eine Baustelle zu einem
kleinen Umweg oder gibt mir kurze Rätsel auf, in welche Richtung ich nun
weiterfahren sollte, aber am Ende komme ich nach zahlreichen Kurven
durch Waldstrecken sowie Strecken mit freier Weitsicht über die
Erhebungen dieses Mittelgebirges nach Kirchberg. Da es mittlerweile
Mittag geworden ist, parke ich meine „Kleine“ direkt auf dem von
sehenswerten und schön restaurierten Häusern umgebenden Marktplatz. Mich
zieht es in das Landgasthaus und Hotel Weber, auch wenn wegen des nicht mehr sommerlichen Wetters der kleine Biergarten auf dem Marktplatz nicht mehr betrieben wird.
Schon
beim Eintreten in das Restaurant ist eines offensichtlich: Einheimische
füllen es rappelvoll und ich habe Mühe, noch einen freien Tisch zu
finden. Das ist bekanntlich ein gutes Zeichen und so freue ich mich denn
auch auf die Speisekarte, die einige regionale Spezialitäten zu bieten
hat.
Das
Hunsrücker Schwenksteak kommt dann auch perfekt auf den Punkt gegrillt,
saftig und sehr lecker auf den Tisch. Chef Markus Bilgen hat aber noch
mehr für Motorradfahrer zu bieten: Während für Fahrer und Beifahrer
gemütliche Zimmer zur Verfügung stehen, können die Motorräder in
abschließbaren Garagen übernachten und bei schönes Wetter wird der
fahrbare Grill hervorgeholt.
Nach
dem Mittagessen geht es weiter gen Süden. Immer wieder mal einige
Kilometer über die Hunsrück-Höhenstraßen zurücklegend kann man den
kleinen Abzweig nach Herrstein im Kurvenschwung fast verpassen. Aber wer
ihn findet, kann im historischen Kern eine mehr als 800 Jahre alte
Turmuhr bestaunen.
Mich
zieht es weiter über die Hunsrücker Edelsteinstraße und Teile der
Hunsrücker Schiefer- und Burgenstraße in Richtung Trier. Immer wieder
begegnen mir Hinweisschilder auf Bauwerke aus den Zeiten früheren
römischen Einflusses auf die Region.
Das
gilt auch und insbesondere für Trier, der ältesten Stadt Deutschlands.
Hier kann man viele Stunden damit verbringen, sich mit dieser Ära zu
beschäftigen. Ich belasse es bei einem klassischen Erinnerungsfoto vor
der Porta Nigra, die den südwestlichsten Punkt meiner heutigen
Tagesetappe darstellt.
Nach
einigen Kilometern über wieder sehr kleine Straßen und sogar teilweise
über einige Serpentinen bietet dann das Panorama oberhalb von
Trittenheim einen fantastischen Blick über eine der vielleicht schönsten
Moselschleifen.
Der
Rest der Etappe ist etwas für Cruiser: Entspannt folge ich den weiten
Schwüngen der Mosel, fahre kilometerlang an Weinbergen zu beiden Seiten
der Mosel vorbei und freue mich über jedes auftauchende kleine Örtchen:
In alten, liebevoll gestalteten Häuser bieten Straußenwirtschaften und
Weingüter ihre Erzeugnisse und Leckereien an. Allenthalben sitzen
Menschen auf rustikalen Bänken oder an liebevoll gedeckten Tischen unter
lauschigen Bäumen. Geselliges Lachen und ausgelassene Stimmung dringen
neben dem Fahrtwind durch das offene Visier meines C3 Pro und zeugen von
der hohen Lebensqualität dieser Region.
Vorbei
an Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach wechsele ich mehrmals zwischen
den Uferseiten und folge der Mosel bis Zell, um dann noch einmal einige
Kilometer in den Hunsrück hineinzufahren. Mein Ziel ist das Landgasthaus Moselhöhe
in Liesenich. Dieses Haus ist seit über zwanzig Jahren unter
Motorradfahrern praktisch DIE Adresse in der Region. Neben den
geographischen Vorteilen – der Lage im Hunsrück mit Nähe zur Mosel und
damit auch zu Eifel – kennt der selbst Motorrad fahrende Peter Schmitz
natürlich die Wünsche und Bedürfnisse von Motorradfahrern nur zu genau.
Das gilt auch für alles, was seine Küche auf Tellern verlässt.
Insofern
ist die Moselhöhe auch für mich der ideale Standort, um nach den etwa
370 km der ersten Etappe am folgenden Tag in die Eifel zu wechseln, um
diese, garniert mit einem kleinen Ausflug in die Ardennen, in ihrem
südlichen Teil zu besuchen.
Wer
sich für die GPS-Daten der Tour interessiert, vielleicht auch, um die
Etappe nachzufahren, wird nach einem Klick auf das folgende Bild bei
meinen Partnern von CheckMyTour.net fündig:
Update 29.09.2013
Nach einem netten Plausch mit dem Betreiber der Moselhöhe,
Peter Schmitz, und einer erholsamen Nacht geht es dann auf die nächste
Etappe. Diese lässt sich am besten mit den „5 Ks“ beschreiben: Kurven,
Kehren und Klettereien auf kleinen Kreisstraßen. Man sieht das am
Höhenprofil der Strecke, in dem es ständig auf und ab geht. Und das
heißt auch, es liegt ein Tag vor mir, der in der Südeifel viel mit
Motorradfahren und wenig mit Besichtigungen etc. zu tun hat.
Schon
gleich nach dem Start sollte man schon richtig wach sein, warten doch
auf dem Weg zurück an die Mosel überraschend enge Kurven und sorgen für
ausreichend warme Reifentemperaturen. Nach einer kurzen Strecke wieder
der Mosel entlang suche ich mir ab Alf die ersten Kurven.
Ab
Greinerath bin ich dann auf einem abgeschiedenen Sträßchen unterwegs
und habe mächtigen Kurvenspaß. Hinter Sülm macht mir eine große
Baustelle mit nicht konsequent ausgeschilderter Umleitung einen strich
durch die Rechnung und lässt mich ein wenig umherirren. Das hat aber
auch einen Vorteil, erlebe ich bei Prümzurley dich ein wahres
Kehrenparadies, das mich letztendlich noch mit einem tollen
Panoramaanblick verwöhnt.
Über
die Kreisstraßen K3 und K5 gelange ich dann für kurze Zeit in den
luxemburgischen Teil dieses Mittelgebirges, also in einen Teil der
Luxemburger Ardennen. Dabei schaut die Burg Vianden, die auf einem
römischen Castell aus dem 5. Jahrhundert fußt und im wesentlichen im 11.
bis 14. Jahrhundert erbaut wurde, bei warmem Sonnenschein auf mich
herab.
Hinter
Stolzenbourg und Keppeshausen erhasche ich bei leicht diesigem Lcht
einen spektakulären Blick in das Ourtal. Mit in doppeltem Sinne
Weitsicht wurde hier für solche Momente eine gemütliche Bank platziert.
Weiter
geht es in ständigem Auf und Ab und unter regelmäßigem Schalten vorbei
an den ersten farbenfrohen Boten des nahenden Herbstes sowie den
vulkanroten, frisch umgepflügten Äckern in Richtung des Eifelörtchens
Waxweiler. Und kurvig bleibt es dann auch weiter bis Gerolstein.
Nachdem
ich bis hierhin nahezu 250 kurvenreiche Kilometer auf kleinen Straßen
zurückgelegt habe, gönne ich mir ab Gerolstein eine entspannte
Restetappe über Mayen, Andernach und die Rheinfähre bei Bad Breisig
zurück ins Hotel Wiedfriede.
Was
ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahne, ist, dass die leichte
Schlappheit, die ich am Ende des Tages spüre, wohl der Vorbote einer
Erkältung ist. Am nächsten Morgen ist jedenfalls mit verschniefter Nase,
Hustenreiz und Gliederschmerzen nicht an weiteres Motorradfahren zu
denken, so dass die West Ride Story schon an dieser Stelle ihr leider
viel zu frühes Ende findet. Also braucht es für die Nordeifel und die
Ardennen einem zweiten Besuch vorbehalten.
Die Tagesetappe: Per Klick auf das Bild steht die Route auch als downloadbare Datei zur Verfügung:
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