Als
mich ein Bekannter aus einem Motorrad-Forum fragte, ob ich Interesse
hätte, eine Rezension zu seinem Buch zu schreiben, willigte ich gerne
ein. Bücher, die vom Reisen mit dem Motorrad handeln, sind für mich
immer ein willkommenes Angebot.
Schon
beim Auspacken zeigt sich, was ich mit „das etwas andere Motorradbuch“
meine: "Mit dem Motorrad nach Gotland" überrascht den Leser mit einem
ungewöhnlichen Querformat. Schon bald sehen wir die sich daraus
ergebenden Vorteile, wenn wir die Seiten durchblättern und ganzseitige
Fotos im gewohnten Format entdecken.
Außerdem
ist dieses Buch etwas anders, weil Jürgen Rademacher kein Buchautor
ist. Jürgen „Radi“ Rademacher ist seit vielen Jahren Motorradfahrer und
hat sich mit dem Vorhaben, Gotland zu bereisen, einen Jugendtraum
erfüllt. Und über die Erfüllung dieses Traums, von der Idee über die
Planung bis hin zur Durchführung, handelt das mehr als 240 Seiten
umfassende Buch.
Schon
bald merkt man den Ausführungen an, dass „Radi“ kein professioneller
Schreiberling ist. Mal erzählt er in der Vergangenheit, während er im
nächsten Augenblick die Spannung anhebt, wenn er mit seinen
Formulierungen in die Gegenwart wechselt, um dann wieder die
Vergangenheitsform zu nutzen. Aber eben das macht seinen Reiz aus. Man
merkt, dass die von „Radi“ erzählten Geschichten ohne hochprofessionelle
Vorbereitung und einen immensen Beraterstab stabsplanmäßig unter
Marketinggesichtspunkten auf Erfolg vorbereitet wurden. Nein, hier
schreibt sich jemand die Lust und Freude an der eigenen Idee von der
Seele.
So
etwas findet man heute in einigen elektronischen Blogs, wenn man das
Internet durchkämmt. „Radi“ hat das Blog-Prinzip, höchst subjektive
Eindrücke und Erlebnisse niederzuschreiben, quasi in die Print-Ära
„zurückgebeamt“ und gibt dabei seinen Lesern die Möglichkeit, auch
überall dort, wo man gerade mal nicht online sein kann, zu schmökern.
Dass
auf dieser Reise eigentlich nichts wirklich Besonderes oder gar
Spektakuläres passiert, muss dabei nicht negativ sein. Fernab von den
auf „Adventure“, „Weltumrundung“ oder „X-tausend Kilometer in drei
Tagen“ getrimmten Stories anderer Autoren spricht „Radi“ Otto
Normalverbraucher unter den Motorradfahrern an: Es muss nicht immer das
Spektakel sein, scheint seine Botschaft zu sein. Fahrt einfach los und
genießt es, unterwegs zu sein.
Reich
bebildert bietet das Buch auch einiges Anschauungsmaterial. Nachdem
sich „Radi“ als ambitionierter Fotograf mit einiger Erfahrung im Buch
vorgestellt hat, sind wir doch von der Ausdruckskraft erstaunlich vieler
Fotos ein wenig enttäuscht. Auch wer sich von diesem Buch eine
begeisternde Inspiration oder geheimnisvolle Insidertipps für die Route
oder die Zwischenstopps erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden.
Aber
wer einfach mal ein wenig abschalten und sich berieseln lassen mag,
wird von den Ausführungen, die du und ich geschrieben haben könnten,
gewiss unterhalten werden. Uns war es insgesamt doch zu wenig packend
und mitreißend, so dass es für „Mit dem Motorrad nach Gotland“ leider
nur zu zwei von 5 möglichen LikeBikes reicht, die aber dennoch die
persönliche Leistung von „Radi“ wertschätzen sollen.
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