Samstag, 1. Oktober 2016

Rezension "Mit dem Motorrad nach Gotland" oder "Das etwas andere Motorradbuch"

September 2014

Als mich ein Bekannter aus einem Motorrad-Forum fragte, ob ich Interesse hätte, eine Rezension zu seinem Buch zu schreiben, willigte ich gerne ein. Bücher, die vom Reisen mit dem Motorrad handeln, sind für mich immer ein willkommenes Angebot.

Schon beim Auspacken zeigt sich, was ich mit „das etwas andere Motorradbuch“ meine: "Mit dem Motorrad nach Gotland" überrascht den Leser mit einem ungewöhnlichen Querformat. Schon bald sehen wir die sich daraus ergebenden Vorteile, wenn wir die Seiten durchblättern und ganzseitige Fotos im gewohnten Format entdecken.


Außerdem ist dieses Buch etwas anders, weil Jürgen Rademacher kein Buchautor ist. Jürgen „Radi“ Rademacher ist seit vielen Jahren Motorradfahrer und hat sich mit dem Vorhaben, Gotland zu bereisen, einen Jugendtraum erfüllt. Und über die Erfüllung dieses Traums, von der Idee über die Planung bis hin zur Durchführung, handelt das mehr als 240 Seiten umfassende Buch.

Schon bald merkt man den Ausführungen an, dass „Radi“ kein professioneller Schreiberling ist. Mal erzählt er in der Vergangenheit, während er im nächsten Augenblick die Spannung anhebt, wenn er mit seinen Formulierungen in die Gegenwart wechselt, um dann wieder die Vergangenheitsform zu nutzen. Aber eben das macht seinen Reiz aus. Man merkt, dass die von „Radi“ erzählten Geschichten ohne hochprofessionelle Vorbereitung und einen immensen Beraterstab stabsplanmäßig unter Marketinggesichtspunkten auf Erfolg vorbereitet wurden. Nein, hier schreibt sich jemand die Lust und Freude an der eigenen Idee von der Seele.

So etwas findet man heute in einigen elektronischen Blogs, wenn man das Internet durchkämmt. „Radi“ hat das Blog-Prinzip, höchst subjektive Eindrücke und Erlebnisse niederzuschreiben, quasi in die Print-Ära „zurückgebeamt“ und gibt dabei seinen Lesern die Möglichkeit, auch überall dort, wo man gerade mal nicht online sein kann, zu schmökern.

Dass auf dieser Reise eigentlich nichts wirklich Besonderes oder gar Spektakuläres passiert, muss dabei nicht negativ sein. Fernab von den auf „Adventure“, „Weltumrundung“ oder „X-tausend Kilometer in drei Tagen“ getrimmten Stories anderer Autoren spricht „Radi“ Otto Normalverbraucher unter den Motorradfahrern an: Es muss nicht immer das Spektakel sein, scheint seine Botschaft zu sein. Fahrt einfach los und genießt es, unterwegs zu sein.

Reich bebildert bietet das Buch auch einiges Anschauungsmaterial. Nachdem sich „Radi“ als ambitionierter Fotograf mit einiger Erfahrung im Buch vorgestellt hat, sind wir doch von der Ausdruckskraft erstaunlich vieler Fotos ein wenig enttäuscht. Auch wer sich von diesem Buch eine begeisternde Inspiration oder geheimnisvolle Insidertipps für die Route oder die Zwischenstopps erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden.

Aber wer einfach mal ein wenig abschalten und sich berieseln lassen mag, wird von den Ausführungen, die du und ich geschrieben haben könnten, gewiss unterhalten werden. Uns war es insgesamt doch zu wenig packend und mitreißend, so dass es für „Mit dem Motorrad nach Gotland“ leider nur zu zwei von 5 möglichen LikeBikes reicht, die aber dennoch die persönliche Leistung von „Radi“ wertschätzen sollen.






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