Seit
mittlerweile einem Jahr nutze ich an meinem Zweitmotorrad, einer schon
etwas betagteren BMW K1100RS mit Bj. 1993, den Conti RoadAttack 2.
Dieser Reifen für Sporttourer ist zwar nicht das neueste Modell, in der
Vergangenheit aber schon viel mit Lob versehen worden.
Warum
ich meinen Beitrag und mein Urteil zu diesem Reifen so lange
herausgezögert habe? Tja, weil ich meine Unschlüssigkeit nicht loswerde.
Zunächst
muss man sagen, dass meine K1100RS natürlich ein Motorrad mit recht
speziellen Eigenschaften ist. Schon die leicht vorgebeugte, gerne auch
fahraktiv genannte Sitzposition hinter der kleinen aber wirkunsgvollen
Scheibe zeigt an, dass es der Eisenhobel weniger mit dem gemütlichen
Cruisen hält. Eine flotte Autobahnhatz gerne auch über größere
Entfernungen liegt der K dagegen deutlich mehr. Nachdem diesem Modell im
Gegensatz zu seinem Vorgänger durch die marketingtechnisch bedeutsame
nierenförmige Kühlerverkleidung ein etwas längerer Radstand verpasst
wurde, werden diese Ambitionen noch unterstützt. Allerdings auf Kosten
der Agilität auf kurvigen Strecken.
Contis
RoadAttack 2 setzt genau an diesen Stellen an, um die eben skizzierten
Eigenschaften - jedenfalls im Vergleich zum bislang aufgezogenen MPR II
- sogar noch zu betonen.
Auf
trockener Fahrbahn kann man mit dem Conti wahrlich über die Autobahn
fliegen, ebenso auf geraden Abschnitten gut ausgebauter Landstraßen.
Längs- oder Querrillen interessieren ebenso wenig wie plötzlich
aufkommender Seitenwind. Der schon fast legendäre Geradeauslauf der
K1100RS wird mit den RoadAttack2 nochmals perfektioniert und vermittelt
dem Fahrer tatsächlich das Gefühl, auf Schienen unterwegs zu sein.
Wechselt
man dann aber auf kleinere Landstraßen, dann scheinen die ersten
Straßenbögen noch ein wenig Eingewöhnungszeit nach der Autobahnetappe zu
fordern. Tatsächlich merkt man aber schon bald, dass es daran nicht
liegt. Mit den Contis wird das Kurvenfahren um so mehr zur Arbeit, wie
die Kurven enger werden und dichter aufeinander folgen. S-Kurven-förmige
Streckenabschnitte erfordern akives und kraftvolles Hin- und Herwerfen
des Motorrads, worunter so manches Mal die Feindosierung leiden kann.
Während
unserer Redaktionsfahrt in den Harz im vergangenen Herbst hatte sich
Max aus unserem Team die K gegriffen, erschien doch ihm und seiner Sozia
Mandy die eigene Street Triple nicht ganz so geeignet für das Vorhaben.
Am Ende der Tour stimmte sein Fazit mit meiner Einschätzung überein:
Auf der Autobahn waren beide froh, die Street Triple in der Garage
stehen gelassen zu haben, im Harz selbst wünschten sie sich nichts
sehnlicher, als die K wieder gegen das eigene deutlich agilere Zweirad
tauschen zu können.
Auch
der Grip der RoadAttack2 auf nassem Untergrund ließ doch sehr zu
wünschen übrig. Dies ist ein ab und an gehörter Kritikpunkt, auch von
anderen Testern. Unter anderem auf meiner Tour durch Hunsrück und Eifel
sowie entlang der Mosel musste ich dies selbst erfahren: Hier hatte ich
häufig mit feuchtem Untergrund zu tun und war so manches Mal erstaunt,
wie wenig Grip der Reifen stellenweise aufbaute. Kurven gerieten so zu
einem vorsichtigen Herantasten, wollte ich auf den mir weitgehend
unbekannten Strecken doch keine Bekanntschaft mit den Randstreifen
machen.
Nach
nunmehr etwas über 7000 km weisen die Contis noch ein Profil von 2,5
bzw. 3 Millimetern auf, so dass die 10.000er Marke gerade noch erreicht
werden dürfte.
Somit
stehen dem sehr guten Geradeauslauf auf trockener Fahrbahn und
ordentlicher Haltbarkeit auf der Plus-Seite fehlende Agilität und
Beweglichkeit sowie eine wenig überzeugende Griffigkeit bei nasser
Fahrbahn gegenüber. Deswegen reicht es in der Gesamtbewertung für den
Conti RoadAttack2 – zumindest an meiner BMW K1100RS – lediglich zu 2 von
insgesamt 5 möglichen LikeBikes.
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