Samstag, 1. Oktober 2016

Hein Gericke Rallye 3 Stiefel

Juni 2015:


Was kaum jemand weiß: Ich bin vielleicht der einzige, der in die allgemeinen Lobeshymnen auf die Stiefel des deutschen Herstellers Daytona nicht mit einstimmen kann. Warum? Na, weil bei meinen Traveller GTX seit Jahren das der Fall ist, was bei den Produkten aus dem bayerischen Eggenfelden schier unmöglich erscheint: Sie sind nicht wirklich dicht; irgendwie muss ich da ein Montags-Modell abbekommen haben.

Trotz zwischenzeitlicher Reparaturversuche sind im Falle noch nicht einmal besonders langer Regenetappen durchnässte Socken meine ständigen Begleiter. Zwar habe ich nun mit der Heißanwendung von einem Schuh-Wachs einen Weg gefunden, trockenen Fußes mein Ziel zu erreichen, aber eigentlich sollte der damit verbundene Pflegeaufwand bei einer wasserdichten Membran nicht notwendig sein.

 

Sei`s drum, bekanntlich haben auch andere Mütter schöne Töchter. Und seit ich nun auf meinen Reisen mit meiner Travel-Q-ueen unterwegs bin, darf es ja auch optisch gerne mal etwas Robusteres sein. Da mich die Optik einiger Enduro-Stiefel schon länger angesprochen hat, habe ich mich dann einmal mit dem Modell Rallye III SHELTEX von Hein Gericke näher befasst. Der Hersteller liefert dazu folgende Beschreibung: 



Trocken durch Wind und Wetter und durch jede Pfütze, das geht mit dem Rallye III SHELTEX®-Stiefel, denn dieser bietet ein wasserabweisendes Obermaterial und eine SHELTEX®-Membrane, die zugleich atmungsaktiv, wasser- und winddicht ist.
Auch lange Strecken können Sie ganz entspannt fahren, denn die flexiblen Zonen über Spann und Ferse bieten einen hervorragender Tragekomfort.

So funktional, so vielseitig, so robust - der Rallye III SHELTEX®-Stiefel ist ein CE-zertifizierter Motorradstiefel und der richtige Begleiter für jede Fahrt!



  • CE-zertifizierter Motorradstiefel
  • wasserfester Mix aus Nappa- und Velours-Rindleder
  • wasserdichte, winddichte und atmungsaktive SHELTEX®-Membrane
  • Wadenverstellung mit Haftverschluss für individuelle Wadenweite
  • hochelastische Zonen an Spann und Ferse
  • Schienbein- und Knöchelschutz
  • beidseitiger Knöchelschutz
  • Innensohle kunststoffverstarkt
  • 2 seitliche Schnallen fur optimale Passform
  • Einlegesohle herausnehmbar
  • öl- und benzinfeste Gummilaufsohle
  • abriebfeste Schaltverstärkung fur lange Lebensdauer



Funktion

  • CE-zertifizierter Motorradstiefel
  • wasserfester Mix aus Nappa- und Velours-Rindleder
  • wasserdichte, winddichte und atmungsaktive SHELTEX®-Membrane
  • Schienbein- und Knöchelschutz, Innensohle kunststoffverstärkt
  • abriebfeste Schaltverstärkung fur lange Lebensdauer

Material

  • Obermaterial: Nappa- und Velours-Rindleder
  • Textilfutter: 85 % Polyamid, 10 % Polyester, 5 % andere Fasern





Wer mag, kann sich ja gerne einmal bei einer Tüte Chips und einer Limo daran machen, das Internet auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen als wasserdicht angepriesenen Membranen zu durchforsten. Ich habe das nach kurzer Zeit des Staunens und des Kopfschüttelns bleiben gelassen, zu skurril waren die Diskrepanzen zwischen vehement behaupteten (Halb-)Wissens und Realitätsbezug. Letztendlich gehe ich an das Thema GoreTex, Sympatex, Sheltex oder was auch immer pragmatisch heran:

 

Es kann mir doch eigentlich egal sein, welche Aufnäher oder Aufkleber der Hersteller an seinen Produkten befestigt. Auf die Funktionalität kommt es an. Und meine Traveller GTX sind wie schon beschrieben das beste Beispiel dafür, dass kein noch so hoch gehandelter Schriftzug ein Garant für Qualität, in diesem Falle also Wasserdichtigkeit, ist.

 

Deswegen führte mich auch mein erster Gang mit den neuen Rallye III direkt zum Gartenschlauch. Da dieser gerade mal im Vorgarten hing, kann man sich vielleicht lebhaft die fragenden Blicke einiger vorbeilaufender Nachbarn vorstellen: Nein, mein Ziel war es nicht, meine bestiefelten Füße durch ausgiebiges Gießen zum Wachsen zu bewegen! Vielmehr habe ich damit einen minutenlangen kräftigen Landregen simuliert, um die Rallye III einem ersten Dichtigkeitstest zu unterziehen.

Diesen haben sie mit Bravour bestanden und durften dann auch sozusagen im Echtbetrieb zeigen, ob sie sich als reisetaugliche Fußschützer eignen.

 

Dabei fiel schon beim bloßen Laufen auf, dass die Genauigkeit der Passform einen erheblichen Einfluss auf den Laufkomfort der Stiefel hat. Während meine bisherigen Reisebegleiter durch ein pfiffiges und aufwändiges Prinzip zur Weitenverstellung an der Wade sehr individuell angepasst werden können, stehen dafür beim Rallye III Sheltex lediglich zwei Schnallenverschlüsse sowie ein großflächiger Klettverschluss je Exemplar zur Verfügung. Das führt dann quasi automatisch dazu, dass diese Stiefel im Knöchelbereich eher etwas plump wirken und nicht so exakt anliegen. Damit stellt sich beim Laufen auch eine leichte „Schlappneigung“ ein und der Gang wird ein wenig unbeholfener.

 

Dann auf dem Motorrad sitzend bestätigen sich meine zuvor gehegten Befürchtungen nicht: Viele Enduro- oder Traveller-Stiefel wirken insgesamt recht klobig, auch im Vorfußbereich und über den Zehen. Hier hatte ich befürchtet, nicht ohne Anpassungen der Position meines Schalthebels klar zu kommen. Aber in diesem Punkt treten die Rallye III eher unauffällig zurückhaltend auf und ich komme bequem unter den Schalthebel, auch ohne Verstellungen daran.

Überhaupt sind die etwas gröberen Formen, die sich beim Laufen noch bemerkbar machten, auf dem Motorrad wie vergessen: Hier tragen sich die Rallye III sehr bequem, ohne dass ich mich irgendwo zu sehr eingeengt fühle oder mir an einer anderen Stelle eine engere Passform wünsche.

 

Wie nicht anders zu erwarten, werden die Stiefel nach mehrmaligem Tragen auch etwas weicher und geschmeidiger, so dass auch das „Füße vertreten“ während der Pausen zunehmend besser klappt.

Auch auf mehreren Regenfahrten haben mich die Rallye III von Hein Gericke bisher nicht enttäuscht und halten die Füße bislang trocken. Naturgemäß lässt sich nach einer nur wenige Monate andauernden Testphase noch nichts über die Abriebfestigkeit der Sohle oder die sonstige Haltbarkeit sowie die dauerhafte Verarbeitungsqualität der Stiefel sagen.

 

Betrachtet man das gesamte Bild, dass die etwa 250 Euro teuren Stiefel bislang abgeben, dann halte ich unter Berücksichtigung des Preises sowie der Passform bislang 4 von 5 möglichen LikeBikes für angemessen. Allerdings werde ich sehen, ob diese Einschätzung auch im Dauertest weiterhin Bestand haben wird.










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