Samstag, 1. Oktober 2016

Tourenstiefel-Vergleich

Mai 2014


Zählt Ihr auch zu denjenigen, die in diesem Frühjahr die ersten Kilometer zurückgelegt und gemerkt haben, dass die seit einigen Jahren genutzten Stiefel jetzt doch einmal ausgetauscht werden müssen? Dann haben wir eine kleine Entscheidungshilfe für Euch: Das ganze Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com hat sich daran gemacht, mehrere Damen- und Herren-Modelle verschiedener Anbieter von touren- und reisetauglichen Motorrad-Stiefeln vorzustellen.

Touren- und reisetauglich heißt dabei für uns, dass die Modelle vor allem wasserdicht sein sollen und den Spagat, zwischen Bequemlichkeit und Sicherheit meistern.

Beginnen wir zunächst mit den Damen-Modellen:






Drive Mohawk STX Touring

Der Filial- und Versandhändler Polo hat uns das Modell Mohawk STX Touring von der hauseigenen Marke Drive zur Verfügung gestellt. Auf der eigenen Homepage (http://www.polo-motorrad.de/de/mohawk-stx-touring-boot.html) macht der Anbieter zu diesem Modell folgende Angaben:

- wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv dank Sympatex® Membran

- hochwertiger Komfort Tourenstiefel

- Klettriegel für Wadeneinstellung

- gepolsterte Knöchelverstärkung innen und außen

- teilweise mit Mikro-Perforierung für optimal Atmungsaktivität”

Als Kaufpreis werden knapp 150 Euro verlangt.



Diesen Schuh hat Gabi für uns im reinen Sozia-Betrieb getestet. “Was mir sofort auffiel, ist die hohe Schaftführung” sagt sie. “Viele andere Stiefel sind deutlich kürzer geschnitten, so dass ich mich daran erst einmal etwas gewöhnen musste. Von Vorteil ist aber in jedem Fall, dass insbesondere an kalten Tagen die Stiefel bis weit unter die Hosenbeine meiner Kombi reichen und damit einen guten Wetterschutz garantieren.”

 



Nach etwas Gewöhnungszeit kommt sie nun auch mit diesem Modell sehr gut klar. Zwar behindert sie der hohe Schaft bei ausgedehnten Stadtrundgängen während der Tour-Stopps ein wenig. Da aber die Sohle ein Abrollen des Fußes beim Gehen recht gut ermöglicht, lässt sich das ganz gut kompensieren. “Mit meinem hohen Spann habe ich bei vielen Stiefeln schon Schwierigkeiten, diese überhaupt anziehen zu können” ergänzt Gabi. “Das finde ich an dem Mohawk STX Touring aber besonders gut, denn der Stiefel lässt sich auch für mich sehr leicht anziehen und passt sich meinem Fuß sehr gut an.”




So hält Gabi den Mohawk STX Touring für einen sehr gut gelungenen Allrounder insbesondere für Damen mit hohem Spann, wobei sich der Stiefel bei den meisten Aussentemperaturen gut tragen lässt und während unserer Probefahrten in diesem Frühjahr keine Ausfälle in Sachen Wasserdichtigkeit leistete.



Vanucci Alice VTB8 Damenstiefel



Unser Youngster Mandy legt gerne auch besonderen Wert auf das Aussehen ihrer Kleidung: “Auch Motorradbekleidung darf nicht nur funktionell sein. Wenn ich mich in ihr nicht wohlfühle, weil sie klobig oder irgendwie unförmig ist, dann beeinträchtigt das auch meine Konzentration” sagt Mandy.



Deswegen entschied sie sich für das Modell Alice VTB8 der hauseigenen Marke Vanucci des Online- und Filialhändlers Louis. Zu diesem Modell gibt es herstellerseitig folgende Informationen:

Hochwertiger Damen Leder-Motorradstiefel mit leicht erhöhtem Absatz
 
Material:

  1. vollnarbiges Rindleder
  2. wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
  3. Textilfutter (100% Polyester)
  4. Gummisohle mit höherem Absatz


Schutz:

  1. Schienbein- und Knöchelverstärkung


Komfort/Ausstattung:

  1. Schalthebelverstärkung
  2. seitlicher Reißverschluss
  3. Reflexmaterial hinten
  4. anatomisch geformte Einlegesohle für perfekten Sitz

Schafthöhe ca. 24 cm (Gr.39)

 

Mit diesem Stiefel kann man sich sogar abseits der Strecke gut sehen lassen. Sehr chic und wohlgeformt könnte man ihn sogar im Freizeitbereich einfach so zu einer Jeans anziehen” äußerst sich unsere Testerin zufrieden mit ihrer Wahl. Leicht zweifelnde Blicke ihrer Redaktionskollegen, ob denn der sehr schmal geschnittene und nur dünn gefütterte Stiefel auch etwas für längere Ausfahrten sei, quittiert sie mit einem vielleicht etwas zu schnell ausgesprochenen “Natürlich!”


Und so kommt es dann, dass wir sie an einem der wenigen etwas kühleren Tage in diesem Frühjahr mit einer Spontan-Tour überraschen. Diese führt uns bei Temperaturen von etwa 8 Grad mehrere Stunden durch märkische Landschaften. Auf die Frage am Ende der Tour, wie sich die Stiefel denn bei den Temperaturen so geschlagen hätten, gab es dann nur ein ziemlich schmallippiges “Alles in Ordnung”. Wir interpretieren dass jetzt mal so, dass es sich vielleiht eher um einen Stiefel für etwas wärmere Temperaturen handelt.


Darüber hinaus aber verspricht die eingearbeitete Sympatex® Klima-Membran auch bei Regen trockene Füße. Der Vanucci Alice VTB8 zeigt sich somit zu einem Preis von etwa 180 Euro als ein äußerst formschöner Stiefel, der Damenherzen höher schlagen lässt und zumindest bei Temperaturen jenseits der 15-Grad-Marke uneingeschränkten Genuss einer hochzufriedenen Motorrad-Lady verspricht.



Vanucci® Lady VTB6



Simone wiederum, touren- und auch reiseerfahren wie sie ist, entschied sich für ein anderes Modell aus dem Hause Louis. Mit dem Lady VTB6 sollte es ebenfalls ein Allround-Modell werden, das in seinem Styling natürlich nicht an Mandys Favoriten heranreicht, aber für dauerhaft warme und trockene Füße auch auf ausgedehnten Touren und bei kühlen Temperaturen sorgen soll. Vom Hersteller erhalten wir folgende Informationen zu diesem Modell:

Das neue Touren-Multitalent mit spezieller Passform für Damen- Material:

  1. vollnarbiges Rindleder
  2. wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
  3. Textilfutter (100% Polyester)
  4. Gummisohle mit höherem Absatz



Schutz:

  1. Schienbein- und Knöchelverstärkung



Komfort/Ausstattung:

  1. Schalthebelverstärkung
  2. seitlicher Reißverschluss
  3. Wadenweite durch Klettverschluss individuell einstellbar
  4. Reflexmaterial hinten
  5. anatomisch geformte Einlegesohle für perfekten Sitz
  6. Schafthöhe ca. 24 cm (Gr.39)“



Besonders pfiffig finde ich bei diesem Modell die Möglichkeit, die Wadenweite individuell mittels Klettverschluss einstellen zu können. Nach einer früheren Achillessehnenverletzung habe zwei unterschiedlich geformte Waden und bekomme mit dem Lady VTB6 die Möglichkeit, jeden der beiden Stiefel exakt passend einzustellen. Bei anderen Modellen muss ich ansonsten immer auf einer der beiden Seiten Kompromisse eingehen” verrät uns Simone.


Auch einen weiteren Knackpunkt, den Simone von vielen Stiefeln kennt, meistert der VTB6 mit Bravour: “Der Stiefel ist im Fersenbereich bei aller sonstigen Festigkeit relativ weich und anschmiegsam gearbeitet. Damit vermittelt er mir ausreichend Stabilität, ohne jedoch meine empfindiche Narbe an der Achilles-Sehne zu sehr zu reizen.”



Die bei diesem Schuh hat die eingearbeitete Sympatex® Klima-Membran während unserer Testkilometer für dauerhaft trockene Füße gesorgt.



Nun kommen wir zu den Herren-Modellen. Da erreichte uns kurz vor dem Abschluss unserer Testfahrten ein brandneues Modell von Alpinestars:



Alpinestars Gunner Waterproof Stiefel



Zu diesem etwa 150 Euro kostenden Modell macht der Hersteller folgende Angaben (http://www.motorrad-presse.com/pressemitteilungen/3129-04-03-2014-alpinestars-gunner-waterproof-stiefel):

- Oberanfertigung aus technischem synthetischem Material integriert einen Vorderteil aus strapazierfähiger Mikrofaser und hintere Akkordeon-Flexzonen.

- Neue Stiefelgestaltung erteilt deutlich hohen Komfort und integriert einen ergonomischen Zehenkappe-Aufbau für verbesserte Kompatibilität mit der Motorradsteuerung. Innere Fersen- und Zehenkappe erteilen dem Stiefel verbesserte Strukturintegrität.

- Wasserfeste Membranschicht zwischen Oberteil und Futter für nachgewiesene Leistung bei schwieriger Witterung.

- Doppeldichtige Außenbeschützer auf der lateralen Seite, während der Beschützer auf der medialen Seite unter dem Obermaterial zur Förderung eines besseren Kontakts mit dem Motorrad geschichtet ist.

- TPU Außen-Fersenkappe und -Schaltkissen bieten hervorragenden Schutz und Strapazierfähigkeit.

- Bahnbrechende gewichtssparende Lamiertechnik verstärkt Schienbeinschutz, und zusätzlich thermogedruckte Astars Logo.

- Zwei verstellbare Klettverschluss-Laschen gewährleisten sicheren Verschluss und höchst individuelle Passform. Laschen zeichnen sich durch Aufreißlasche für einfachen Verschluss auf.

- Höchst komfortables und strapazierfähiges Wadenfutter aus technischen Textilien.

- Hintere Reflexeinsätze für höhere Sichtbarkeit bei schlechten Verhältnissen.

- Die konturierte hochwertige Modul-Zwischensohle folgt die Fußform und integriert Schienbein-Verstärkung.

- Herausnehmbares und austauschbares anatomisches Fußbett weist EVA Schaum und Textil für Komfort und Stütze auf.

- Die Alpinestars exklusive vulkanisierte Mischungssohle mit einzigartigem die Seite des Fußes umhüllendem Design hält die Anforderungen des Straßenverkehrs aus.

- Der Gunner Waterproof Stiefel ist CE zertifiziert."



Auf den ersten Eindruck kommt der Gunners etwas klobig daher. Irgendwie konnte ich mir zunächst kaum vorstellen, damit die Fußbremse auch nur einigermaßen wohl dosiert betätigen zu können. Aber ist der Stiefel erst eimal angezogen, relativiert sich vieles schnell. Plötzlich wirkt er zwar noch immer recht voluminös am Fuß, ohne jedoch das Feingefühl tatsächlich und wesentlich zu beeinflussen.


Aber nach längeren Ausfahrten fiel mir schon auf, dass der einfach über zwei Klettverschlüsse zu öffnende und zu schließende Stiefel mit einem rein synthetischen Obermaterial ausgestattet ist. Empfindliche Käufer, die bei fehlender Leder-Ausstattung zu schwitzigen Füßen neigen, werden mit diesem Stiefel eher nicht glücklich werden. Dagegen können sich weniger empfindliche Personen die regelmäßige Lederpflege sparen, wenn sie sich für den Gunners entscheiden.


Auffällig ist auch der weite Ausschnitt der Polsterung im Waden- und Achillessehnen-Bereich. Dadurch wird eine sehr umfangreiche Abrollbewegung des Fußes beim Gehen ermöglicht und gewährleistet auch so Komfort bei längeren Stadtbesichtigungen zwischendurch.



Für zwei ganz andere Prinzipien haben sich Max und Christoph entschieden: Beide liebäugelten schon früh mit kräftigen und robusten Stiefeln, die sogar für Enduro-Einsätze geeignet erscheinen.



W2 Stiefel 4 DIRT ADVENTURE


Schon der Name des von Germot vertriebenen Stiefels verbreitet den Flair von Freiheit und Abenteuer, für die man mit diesem Stiefel gewappnet sein soll. Der Anbieter (http://www.germot.de/Stiefel/W2-Stiefel/W2-Stiefel-4-DIRT-ADVENTURE-schwarz.html) spricht diesem etwa 200 Euro teuren Modell folgende Eingenschaften zu:

Eigenschaften: wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv durch Klimamembrane

Ausstattung: 3 mm echtes Wildleder, komfortable Ausstattung, Knöchelschutz, Fußbetteinlage, Schalthebelverstärkung, reflektierendes Material, austauschbare Kunststoffschnallen, spritzgegossene Kunststoffaufsätze, VIBRAM® Sohle, innerer Stahlschaft.

Obermaterial: Leder, Nylongewebe, Kunststoff

Futter: 100% Polyester“

 

Mich hat ein robuster Stiefel interessiert, der witterungs- und geländeunabhängig möglichst keine Kompromisse eingeht“ erklärt Christoph seine Wahl. „Dass der 4-Dirt Adventure auch über eine Stahleinlage in der Sohle verfügt und somit einem Verdrehen des Fußes mit nachfolgend schweren Verletzungen im Falle eines Unfalls entgegenwirkt, ist ein zusätzliches Argument für diesen Stiefel .“

 

Nach einigen Ausritten auch abseits asphaltierter Strecken und einigen Bachdurchquerungen will ich von Christoph wissen, ob sich sein Wunsch erfüllt hat und der Stiefel wirklich ohne Kompromisse auskommt: „Fast“ lautet die Antwort. „Allerdings sollte man wissen, dass dieser Stiefel für sehr warme Füße sorgt. Bei kühler Witterung und auch an kalten Tagen ist der 4-Dirt Adventure für mich erste Wahl. Aber für den vor der Tür stehenden Sommer wird dieses Modell definitiv zu warm sein. Bei Temperaturen von über 25 Grad greift man dann doch lieber zu einem leichteren und luftigeren Modell. Es sei denn, man leidet unter chronisch kalten Füßen.“





Vanucci® VTB 9


Für ein sehr ähnliches Modell hat sich Max entschieden: Auch der VTB9 der Louis-eigenen Marke Vanucci versprüht ein Flair von Abenteuer. Der Hersteller spricht ihm folgende Eigenschaften zu:

Die perfekte Kombination aus Tourenstiefel und Endurostiefel - ein robuster, stabiler Adventureboot aus dickem, aber weichem Nubukleder, der ein hohes Maß an Wetterschutz und Protektion bietet und dennoch nicht zu unbequem für den kurzen Fußmarsch zwischendurch ist.
Material:

  1. hydrophobiertes, geöltes Nubukleder
  2. wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
  3. Textilfutter (100% Polyester)
  4. robuste Gummisohle


Schutz:

  1. Schienbein- und Knöchelverstärkung
  2. verstärkte Zehen und Fersenkappe


Komfort/Ausstattung:

  1. 2 verstellbare und auswechselbare Kunststoffschnallen
  2. Reflex-Einsatz an der Ferse für hohe Sichtbarkeit
  3. Wadenweite durch Klettverschluss einstellbar
  4. Schafthöhe ca. 33 cm (Gr.44)“

 

Bei diesem Modell hat man auf eine Stahleinlage in der Sohle verzichtet und setzt dagegen auf einen vermehrten Schutz im Bereich der Zehen, Fersen sowie im Schienbein- und Knöchelbereich.


Ob er denn mit den im oberen Bereich des Fußes recht hoch wirkenden Stiefeln Probleme beim Schalten habe, möchte ih von Max wissen. “Obwohl der VTB9 mit seiner kräftigen Sohle und seinem Aufbau recht hoch gebaut wirkt, ist das Betätigen des Schalthebels gar kein Problem. Überhaupt ist es erstaunlich, dass der insgesamt recht kompakt und robust wirkende Stiefel doch bequem ist und auch einen kurzen Spaziergang beim Zwischenstopp einer Tour nicht zum Horror-Trip werden lässt.”


Auch der etwa 240 Euro teure VTB9 ist vor allem etwas für die kühlere Jahreszeit und sorgt auch dort für warme und dank Ausstattung mit Sympatex® Klima-Membran für dauerhaft trockene Füße.



Kaiman Motorradstiefel 802

Ein völlig anderes Stiefelkonzept hat Ulli, unseren Viel- und Tourenfahrer, angesprochen: “Motorradstiefel ODER bequemes Schuhwerk? Bei Kaiman gibt es kein ODER sondern nur ein UND” behauptet der aus dem nordrhein-westfälischen Kevelaer stammenden Hersteller, der seine Schuhe auch genau dort produziert. Nicht in China. Nicht in Pakistan. Nicht sonstwo. Sondern wirklich “Made in Germany”.


Während der Messesaison zu Beginn des Jahres haben wir uns aufgemacht und die Produkte dieses Anbieters auf der Leipziger Motorradmesse begutachtet.

“Eigentlich dachte ich,” sagt Ulli “wir würden uns auf der Messe die Stiefel zunächst erst einmal ansehen und uns ein wenig persönlich informieren. Aber plötzlich saß ich auf einem Stuhl und hatte mehrere Modelle des 802 in normaler und weiter Ausführung vor mir stehen. Das beste aber war die fachkundige Beratung die ich dann vom Vertriebsleitter, Herr Küsters, erfahren habe.

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Als ich zunächst die normal-weiten Modelle in meiner Größe anprobiert habe, erschienen diese mir in der Breite und auch im Bereich der Wade zu knapp geschniten. Herr Küsters bot mir mit einem Schmunzeln die etwas breiter geschnittenen Alternativen an, sagte, dass man ggf. auch sogar eine Maßanfertigung für mich persönlich ohne Aufpreis vornehmen könne, aber beides nicht notwendig sei. Ich würde es schon merken.

Etwas verunsichert lässt er mich dann knapp zehn Minuten mit den breiteren Modellen herumlaufen, bis ich merke, wie diese sich weiten und plötzlich nicht mehr richtig sitzen. Aus dem Schmunzeln auf Herrn Küsters Gesicht wird ein Anflug von Grinsen, als er mir vorschlägt, das gleiche Procedere noch einmal mit dem für mich scheinbar zu engen Normalschnitt zu wiederholen. Völlig erstaunt entscheide ich dann nach weiteren zehn Minuten in diesen Stiefeln, dass sie für mich perfekt passen. Ich möchte behaupten, noch nie so perfekt sitzende Motorradstiefel getragen zu haben.

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Der Grund dafür sei, dass die Schuhe komplett aus Leder, und zwar den besten Stücken der Tierhäute hergestellt sind. Dadurch bekommen sie eine hohe Flexibilität des Materials und können sich in Verbindung mit der Körperwärme sehr gut anpassen. Außerdem könne man, da man nur hochwertige Stücken des besonders bearbeiteten Leders verwende und möglichst weitgehend auf Nähte, die naturgemäß Schwachstelen sind, verzichtet, auch ohne synthetische Zusätze eine dauerhafte Wasserdichtigkeit gewährleisten. Das erklärt dann auch die Tatsache, dass der Kaiman 802 mit knapp 270 Euro das teuerste Modell in unserem Testfeld ist.

Was soll ich sagen? Nach mittlerweile etwa 5000 km und unterschiedlichen Witterungsverhältnissen unter anderem im Rahmen unserer Saisoneröffnung in der Emilia Romagna (http://www.motorrad-tourer.com/eigene-reiseberichte/185-maerz-2014-2014tdm-zum-saisonauftakt-in-die-terra-di-motori-der-emilia-romagna) konnte ich diesen Stiefel ausgiebig testen:

  • Ist es draußen kalt, sind es meine Füße nicht.
  • Ist die Umgebungstemperatur hoch, sind meine Füße angenehm temperiert
  • Regnet es in Strömen, bleiben meine Füße auch nach stundenlangem Dauerregen absolut trocken
  • Steht bei einem Zwischenstopp eine umfangreiche Stadtbesichtigung oder das Bezwingen eines Trampelpfads zum Aussichtspunkt an, bemerke ich die neidischen Blicke meiner Begleiter
  • Der hohe Schaft gleicht die manchmal etwas hochrutschenden Hosenbeine meiner RSPEED-Kombi Vilnius (http://www.motorrad-tourer.com/produktempfehlungen/164-21102013-viva-italia-teil-1-rspeed-textilkombi-vilnius) sehr gut aus

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Für mich ist Kaiman mit diesen Stiefeln die Quadratur des Kreises gelungen und für reisende Tourenfahrer ist das Modell 802 eine uneingeschränkte Empfehlung von mir. Der Vollständigkeit halber muss man einräumen, dass die hohe Flexibilität des Materials, die mit einer großen Beweglichkeit und Bequemlichkeit der Stiefel einhergeht, unter anderem auch dadurch erreicht wird, dass bei diesen Stiefeln auf umfangreiche Protektoren etc. verzichtet wird.

Das heißt, wem zahlreiche und/oder großflächige Protektoren an den Stiefeln wichtig sind, wird mit den Kaiman-Modellen nicht glücklich werden. Mir allerdings erscheint die Notwendigkeit solcher Features im Tourenbereich aber anders als beispielsweise im Sport- und Racingbereich eher verzichtbar, weil sich die Anforderungsprofile unterscheiden. Und wer auf der Suche nach einem sicheren und insbesondere auch bequemen Tourenstiefel ist, der sollte sich mit dem 802 von Kaiman näher beschäftigen.”




W2 Stiefel STRADA  11



Aber wir haben uns mit dem STRADA-11 von W2 noch ein weiteres von GERMOT vertriebenes Modell angesehen. Dabei machte Johannes folgende Erfahrungen:

Als die Test-Stiefel zur Verteilung kamen blieb ein Paar übrig. Keiner der jungen Leute hatte Interesse an einem unscheinbaren, zweckmäßigen, leichten, Sommerstiefel. Diese bunten mit 3 – 5 Schnallen, Sturtzpads und so vielen Etiketten worauf Gott und die Welt versprochen werden, müssen es sein. Ich frage mich, warum man nicht alles auf einen Anhänger schreiben kann, den würde ich evtl. sogar aufheben.


Dieser unspektakuläre STRADA-11 hatte es mir sofort angetan. Stabil, leicht, atmungsaktiv, wind- und wasserdicht. Was will Mann mehr?

Ich würde mich als gestandenes Mannsbild bezeichnen. Ausgestattet mit 120 kg Körpergewicht, 190 cm Körperlänge und Schuhgröße 44. Doch nun zur Anprobe. Ich öffnete die beiden Klettverschlüsse und rutschte mit meinem hohen Spann hinein. Eine kleine Handbewegung und die beiden Klettverschlüsse waren zu, trotz nicht unerheblicher Wohlstandskugel. Es gibt kein Gefummel mit Reißverschlüssen oder Schnallen.


Doch was ist das für ein Gefühl? Habe ich fälschlicher Weise den Karton an Stelle des Stiefels angezogen? Locker am Fuß, hart und kantig so fühlt er sich an. Beim Gehen knickt das Leder genau hinter den Zehen. Zu diesem Zeitpunkt wäre er im Geschäft wieder in das Regal zurückgewandert.

Ich erinnerte mich an meines Vaters Weisheiten: „Früher, mein Junge, haben die reichen Leute sich die Schuhe eintragen lassen.“ Weitere Weisheiten für unbequeme Schuhe möchte ich uns ersparen. Der Zufall wollte es, dass just in dieser Woche bei einem großen Lebensmitteldiscounter Einlegesohlen für Laufschuhe im Angebot waren. Das musste ich ausprobieren. Mit dieser fluffigen Einlage war dieser Stiefel wie verwandelt. Er passte wie angegossen und knickte beim Gehen nicht mehr hinter den Zehen.


Auf dem Motorrad war der linke Fuß noch etwas unbeweglich beim Schalten. Dies wurde aber von Schaltvorgang zu Schaltvorgang angenehmer. Zur Sicherheit kann ich von einem verstärkten Fußbett, Kappen vorn und hinten und seitlichem Knöchelschutz berichten. An der Ferse sind Reflektoren angebracht und die Sohle ist aus einer sehr rutschfesten Mischung hergestellt. Das garantiert immer einen sicheren Stand. Nach 14 Tagen Benutzung in unserem rauen Testalltag hatte ich Stiefel, wie sie früher die nur die reichen Leute hatten. Doch nun zum Wasserdichtigkeitstest. Dafür wurden beide Stiefel mit Papier gefüllt und für 10 Minuten knöcheltief ins Wasser gestellt. Das Ergebnis ist enttäuschend. Der rechte Stiefel blieb innen völlig trocken, während der linke Stiefel völlig durchnässt war. Das ist wirklich schade.

Als wir den Lieferanten mit dem Ergebnis konfrontierten sagte er spontan Ersatz zu. Drei Tage später kam das Ersatzstiefelpaket an. In der Erwartung gleich mit dem Wasserdichtigkeitstest zu beginnen, wurde das Paket geöffnet. Dieses Mal verlief der Wasserdichtigkeitstest wie es sein soll, beide Stiefel blieben innen absolut trocken. Beim ersten Paar muss sih wohl ein Fabrikationsfehler eingeschlichen haben. Nach bestandenem Wasserdichtigkeitstest geht es zur Anprobe.

 

Dieses Exemplar passt auf Anhieb wie angegossen und beim Laufen drückt auch nichts. Die Stretch- und Polsterbereiche sind nun aus Textil viel elastischer und weicher. Es bedarf keiner Einlegesohle oder Einlaufzeiten. Sie passen und man fühlt sich wohl.

 

Zielgruppe:

Sicherer, leichter Sommerstiefel für den Tourenfahrer


Fazit:

Uneingeschränkt empfehlenswert, leicht, wasserdicht, winddicht und formstabil durch eingearbeitete Kappen.“


Unseren Ausführungen ist zu entnehmen, dass die verschiedenen von uns vorgestellten Modelle über ganz unterschiedliche Stärken und Ausstattungsmerkmale verfügen, die eine echte Vergleichbarkeit im Sinne einer Bewertung oder gar eines Rankings nahezu unmöglich machen. Lediglich das Kaiman-Modell 802 mit seinem breiten Einsatzspektrum und seiner ganz besonderen Passgenauigkeit, nicht zuletzt und im Extremfall auch gewährleistet durch individuelle Maßanfertigung, möchten wir hier als einziges Exemplar herausstellen und mit einem „Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ versehen.

Wir wissen aber auch, dass insbesondere das Thema der Protektoren von Motorradfahrern unterschiedlich bewertet wird und natürlich auch nicht jeder in der Lage oder bereit ist, knapp 270 Euro für ein Paar Stiefel auszugeben. Deswegen hoffen wir, mit der Vorstellung der übrigen Modelle einen kleinen Überblick und Entscheidungshilfen geliefert zu haben.





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