Zählt
Ihr auch zu denjenigen, die in diesem Frühjahr die ersten Kilometer
zurückgelegt und gemerkt haben, dass die seit einigen Jahren genutzten
Stiefel jetzt doch einmal ausgetauscht werden müssen? Dann haben wir
eine kleine Entscheidungshilfe für Euch: Das ganze Redaktionsteam von
Motorrad-Tourer.com hat sich daran gemacht, mehrere Damen- und
Herren-Modelle verschiedener Anbieter von touren- und reisetauglichen
Motorrad-Stiefeln vorzustellen.
Touren-
und reisetauglich heißt dabei für uns, dass die Modelle vor allem
wasserdicht sein sollen und den Spagat, zwischen Bequemlichkeit und
Sicherheit meistern.
Beginnen wir zunächst mit den Damen-Modellen:
Drive Mohawk STX Touring
Der
Filial- und Versandhändler Polo hat uns das Modell Mohawk STX Touring
von der hauseigenen Marke Drive zur Verfügung gestellt. Auf der eigenen
Homepage (http://www.polo-motorrad.de/de/mohawk-stx-touring-boot.html) macht der Anbieter zu diesem Modell folgende Angaben:
“- wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv dank Sympatex® Membran
- hochwertiger Komfort Tourenstiefel
- Klettriegel für Wadeneinstellung
- gepolsterte Knöchelverstärkung innen und außen
- teilweise mit Mikro-Perforierung für optimal Atmungsaktivität”
Als Kaufpreis werden knapp 150 Euro verlangt.
Diesen
Schuh hat Gabi für uns im reinen Sozia-Betrieb getestet. “Was mir
sofort auffiel, ist die hohe Schaftführung” sagt sie. “Viele andere
Stiefel sind deutlich kürzer geschnitten, so dass ich mich daran erst
einmal etwas gewöhnen musste. Von Vorteil ist aber in jedem Fall, dass
insbesondere an kalten Tagen die Stiefel bis weit unter die Hosenbeine
meiner Kombi reichen und damit einen guten Wetterschutz garantieren.”
Nach
etwas Gewöhnungszeit kommt sie nun auch mit diesem Modell sehr gut
klar. Zwar behindert sie der hohe Schaft bei ausgedehnten
Stadtrundgängen während der Tour-Stopps ein wenig. Da aber die Sohle ein
Abrollen des Fußes beim Gehen recht gut ermöglicht, lässt sich das ganz
gut kompensieren. “Mit meinem hohen Spann habe ich bei vielen Stiefeln
schon Schwierigkeiten, diese überhaupt anziehen zu können” ergänzt Gabi.
“Das finde ich an dem Mohawk STX Touring aber besonders gut, denn der
Stiefel lässt sich auch für mich sehr leicht anziehen und passt sich
meinem Fuß sehr gut an.”
So
hält Gabi den Mohawk STX Touring für einen sehr gut gelungenen
Allrounder insbesondere für Damen mit hohem Spann, wobei sich der
Stiefel bei den meisten Aussentemperaturen gut tragen lässt und während
unserer Probefahrten in diesem Frühjahr keine Ausfälle in Sachen
Wasserdichtigkeit leistete.
Vanucci Alice VTB8 Damenstiefel
Unser
Youngster Mandy legt gerne auch besonderen Wert auf das Aussehen ihrer
Kleidung: “Auch Motorradbekleidung darf nicht nur funktionell sein. Wenn
ich mich in ihr nicht wohlfühle, weil sie klobig oder irgendwie
unförmig ist, dann beeinträchtigt das auch meine Konzentration” sagt
Mandy.
Deswegen
entschied sie sich für das Modell Alice VTB8 der hauseigenen Marke
Vanucci des Online- und Filialhändlers Louis. Zu diesem Modell gibt es
herstellerseitig folgende Informationen:
“Hochwertiger Damen Leder-Motorradstiefel mit leicht erhöhtem Absatz
Material:
- vollnarbiges Rindleder
- wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
- Textilfutter (100% Polyester)
- Gummisohle mit höherem Absatz
Schutz:
- Schienbein- und Knöchelverstärkung
Komfort/Ausstattung:
- Schalthebelverstärkung
- seitlicher Reißverschluss
- Reflexmaterial hinten
- anatomisch geformte Einlegesohle für perfekten Sitz
Schafthöhe ca. 24 cm (Gr.39)”
“Mit
diesem Stiefel kann man sich sogar abseits der Strecke gut sehen
lassen. Sehr chic und wohlgeformt könnte man ihn sogar im
Freizeitbereich einfach so zu einer Jeans anziehen” äußerst sich unsere
Testerin zufrieden mit ihrer Wahl. Leicht zweifelnde Blicke ihrer
Redaktionskollegen, ob denn der sehr schmal geschnittene und nur dünn
gefütterte Stiefel auch etwas für längere Ausfahrten sei, quittiert sie
mit einem vielleicht etwas zu schnell ausgesprochenen “Natürlich!”
Und
so kommt es dann, dass wir sie an einem der wenigen etwas kühleren Tage
in diesem Frühjahr mit einer Spontan-Tour überraschen. Diese führt uns
bei Temperaturen von etwa 8 Grad mehrere Stunden durch märkische
Landschaften. Auf die Frage am Ende der Tour, wie sich die Stiefel denn
bei den Temperaturen so geschlagen hätten, gab es dann nur ein ziemlich
schmallippiges “Alles in Ordnung”. Wir interpretieren dass jetzt mal so,
dass es sich vielleiht eher um einen Stiefel für etwas wärmere
Temperaturen handelt.
Darüber
hinaus aber verspricht die eingearbeitete Sympatex® Klima-Membran auch
bei Regen trockene Füße. Der Vanucci Alice VTB8 zeigt sich somit zu
einem Preis von etwa 180 Euro als ein äußerst formschöner Stiefel, der
Damenherzen höher schlagen lässt und zumindest bei Temperaturen jenseits
der 15-Grad-Marke uneingeschränkten Genuss einer hochzufriedenen
Motorrad-Lady verspricht.
Vanucci® Lady VTB6
Simone
wiederum, touren- und auch reiseerfahren wie sie ist, entschied sich
für ein anderes Modell aus dem Hause Louis. Mit dem Lady VTB6 sollte es
ebenfalls ein Allround-Modell werden, das in seinem Styling natürlich
nicht an Mandys Favoriten heranreicht, aber für dauerhaft warme und
trockene Füße auch auf ausgedehnten Touren und bei kühlen Temperaturen
sorgen soll. Vom Hersteller erhalten wir folgende Informationen zu
diesem Modell:
“Das neue Touren-Multitalent mit spezieller Passform für Damen- Material:
- vollnarbiges Rindleder
- wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
- Textilfutter (100% Polyester)
- Gummisohle mit höherem Absatz
Schutz:
- Schienbein- und Knöchelverstärkung
Komfort/Ausstattung:
- Schalthebelverstärkung
- seitlicher Reißverschluss
- Wadenweite durch Klettverschluss individuell einstellbar
- Reflexmaterial hinten
- anatomisch geformte Einlegesohle für perfekten Sitz
- Schafthöhe ca. 24 cm (Gr.39)“
“Besonders
pfiffig finde ich bei diesem Modell die Möglichkeit, die Wadenweite
individuell mittels Klettverschluss einstellen zu können. Nach einer
früheren Achillessehnenverletzung habe zwei unterschiedlich geformte
Waden und bekomme mit dem Lady VTB6 die Möglichkeit, jeden der beiden
Stiefel exakt passend einzustellen. Bei anderen Modellen muss ich
ansonsten immer auf einer der beiden Seiten Kompromisse eingehen” verrät
uns Simone.
Auch
einen weiteren Knackpunkt, den Simone von vielen Stiefeln kennt,
meistert der VTB6 mit Bravour: “Der Stiefel ist im Fersenbereich bei
aller sonstigen Festigkeit relativ weich und anschmiegsam gearbeitet.
Damit vermittelt er mir ausreichend Stabilität, ohne jedoch meine
empfindiche Narbe an der Achilles-Sehne zu sehr zu reizen.”
Die bei diesem Schuh hat die eingearbeitete Sympatex® Klima-Membran während unserer Testkilometer für dauerhaft trockene Füße gesorgt.
Nun
kommen wir zu den Herren-Modellen. Da erreichte uns kurz vor dem
Abschluss unserer Testfahrten ein brandneues Modell von Alpinestars:
Alpinestars Gunner Waterproof Stiefel
Zu diesem etwa 150 Euro kostenden Modell macht der Hersteller folgende Angaben (http://www.motorrad-presse.com/pressemitteilungen/3129-04-03-2014-alpinestars-gunner-waterproof-stiefel):
“-
Oberanfertigung aus technischem synthetischem Material integriert einen
Vorderteil aus strapazierfähiger Mikrofaser und hintere
Akkordeon-Flexzonen.
-
Neue Stiefelgestaltung erteilt deutlich hohen Komfort und integriert
einen ergonomischen Zehenkappe-Aufbau für verbesserte Kompatibilität mit
der Motorradsteuerung. Innere Fersen- und Zehenkappe erteilen dem
Stiefel verbesserte Strukturintegrität.
- Wasserfeste Membranschicht zwischen Oberteil und Futter für nachgewiesene Leistung bei schwieriger Witterung.
-
Doppeldichtige Außenbeschützer auf der lateralen Seite, während der
Beschützer auf der medialen Seite unter dem Obermaterial zur Förderung
eines besseren Kontakts mit dem Motorrad geschichtet ist.
- TPU Außen-Fersenkappe und -Schaltkissen bieten hervorragenden Schutz und Strapazierfähigkeit.
- Bahnbrechende gewichtssparende Lamiertechnik verstärkt Schienbeinschutz, und zusätzlich thermogedruckte Astars Logo.
-
Zwei verstellbare Klettverschluss-Laschen gewährleisten sicheren
Verschluss und höchst individuelle Passform. Laschen zeichnen sich durch
Aufreißlasche für einfachen Verschluss auf.
- Höchst komfortables und strapazierfähiges Wadenfutter aus technischen Textilien.
- Hintere Reflexeinsätze für höhere Sichtbarkeit bei schlechten Verhältnissen.
- Die konturierte hochwertige Modul-Zwischensohle folgt die Fußform und integriert Schienbein-Verstärkung.
- Herausnehmbares und austauschbares anatomisches Fußbett weist EVA Schaum und Textil für Komfort und Stütze auf.
-
Die Alpinestars exklusive vulkanisierte Mischungssohle mit
einzigartigem die Seite des Fußes umhüllendem Design hält die
Anforderungen des Straßenverkehrs aus.
- Der Gunner Waterproof Stiefel ist CE zertifiziert."
Auf
den ersten Eindruck kommt der Gunners etwas klobig daher. Irgendwie
konnte ich mir zunächst kaum vorstellen, damit die Fußbremse auch nur
einigermaßen wohl dosiert betätigen zu können. Aber ist der Stiefel erst
eimal angezogen, relativiert sich vieles schnell. Plötzlich wirkt er
zwar noch immer recht voluminös am Fuß, ohne jedoch das Feingefühl
tatsächlich und wesentlich zu beeinflussen.
Aber
nach längeren Ausfahrten fiel mir schon auf, dass der einfach über zwei
Klettverschlüsse zu öffnende und zu schließende Stiefel mit einem rein
synthetischen Obermaterial ausgestattet ist. Empfindliche Käufer, die
bei fehlender Leder-Ausstattung zu schwitzigen Füßen neigen, werden mit
diesem Stiefel eher nicht glücklich werden. Dagegen können sich weniger
empfindliche Personen die regelmäßige Lederpflege sparen, wenn sie sich
für den Gunners entscheiden.
Auffällig
ist auch der weite Ausschnitt der Polsterung im Waden- und
Achillessehnen-Bereich. Dadurch wird eine sehr umfangreiche
Abrollbewegung des Fußes beim Gehen ermöglicht und gewährleistet auch so
Komfort bei längeren Stadtbesichtigungen zwischendurch.
Für
zwei ganz andere Prinzipien haben sich Max und Christoph entschieden:
Beide liebäugelten schon früh mit kräftigen und robusten Stiefeln, die
sogar für Enduro-Einsätze geeignet erscheinen.
W2 Stiefel 4 DIRT ADVENTURE
Schon
der Name des von Germot vertriebenen Stiefels verbreitet den Flair von
Freiheit und Abenteuer, für die man mit diesem Stiefel gewappnet sein
soll. Der Anbieter (http://www.germot.de/Stiefel/W2-Stiefel/W2-Stiefel-4-DIRT-ADVENTURE-schwarz.html) spricht diesem etwa 200 Euro teuren Modell folgende Eingenschaften zu:
“Eigenschaften: wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv durch Klimamembrane
Ausstattung:
3 mm echtes Wildleder, komfortable Ausstattung, Knöchelschutz,
Fußbetteinlage, Schalthebelverstärkung, reflektierendes Material,
austauschbare Kunststoffschnallen, spritzgegossene Kunststoffaufsätze,
VIBRAM® Sohle, innerer Stahlschaft.
Obermaterial: Leder, Nylongewebe, Kunststoff
Futter: 100% Polyester“
„Mich
hat ein robuster Stiefel interessiert, der witterungs- und
geländeunabhängig möglichst keine Kompromisse eingeht“ erklärt Christoph
seine Wahl. „Dass der 4-Dirt Adventure auch über eine Stahleinlage in
der Sohle verfügt und somit einem Verdrehen des Fußes mit nachfolgend
schweren Verletzungen im Falle eines Unfalls entgegenwirkt, ist ein
zusätzliches Argument für diesen Stiefel .“
Nach
einigen Ausritten auch abseits asphaltierter Strecken und einigen
Bachdurchquerungen will ich von Christoph wissen, ob sich sein Wunsch
erfüllt hat und der Stiefel wirklich ohne Kompromisse auskommt: „Fast“
lautet die Antwort. „Allerdings sollte man wissen, dass dieser Stiefel
für sehr warme Füße sorgt. Bei kühler Witterung und auch an kalten Tagen
ist der 4-Dirt Adventure für mich erste Wahl. Aber für den vor der Tür
stehenden Sommer wird dieses Modell definitiv zu warm sein. Bei
Temperaturen von über 25 Grad greift man dann doch lieber zu einem
leichteren und luftigeren Modell. Es sei denn, man leidet unter
chronisch kalten Füßen.“
Vanucci® VTB 9
Für
ein sehr ähnliches Modell hat sich Max entschieden: Auch der VTB9 der
Louis-eigenen Marke Vanucci versprüht ein Flair von Abenteuer. Der
Hersteller spricht ihm folgende Eigenschaften zu:
“Die
perfekte Kombination aus Tourenstiefel und Endurostiefel - ein
robuster, stabiler Adventureboot aus dickem, aber weichem Nubukleder,
der ein hohes Maß an Wetterschutz und Protektion bietet und dennoch
nicht zu unbequem für den kurzen Fußmarsch zwischendurch ist.
Material:
- hydrophobiertes, geöltes Nubukleder
- wasserdicht und atmungsaktiv durch Sympatex® Klima-Membran
- Textilfutter (100% Polyester)
- robuste Gummisohle
Schutz:
- Schienbein- und Knöchelverstärkung
- verstärkte Zehen und Fersenkappe
Komfort/Ausstattung:
- 2 verstellbare und auswechselbare Kunststoffschnallen
- Reflex-Einsatz an der Ferse für hohe Sichtbarkeit
- Wadenweite durch Klettverschluss einstellbar
- Schafthöhe ca. 33 cm (Gr.44)“
Bei
diesem Modell hat man auf eine Stahleinlage in der Sohle verzichtet und
setzt dagegen auf einen vermehrten Schutz im Bereich der Zehen, Fersen
sowie im Schienbein- und Knöchelbereich.
Ob
er denn mit den im oberen Bereich des Fußes recht hoch wirkenden
Stiefeln Probleme beim Schalten habe, möchte ih von Max wissen. “Obwohl
der VTB9 mit seiner kräftigen Sohle und seinem Aufbau recht hoch gebaut
wirkt, ist das Betätigen des Schalthebels gar kein Problem. Überhaupt
ist es erstaunlich, dass der insgesamt recht kompakt und robust wirkende
Stiefel doch bequem ist und auch einen kurzen Spaziergang beim
Zwischenstopp einer Tour nicht zum Horror-Trip werden lässt.”
Auch
der etwa 240 Euro teure VTB9 ist vor allem etwas für die kühlere
Jahreszeit und sorgt auch dort für warme und dank Ausstattung mit Sympatex® Klima-Membran für dauerhaft trockene Füße.
Kaiman Motorradstiefel 802
Ein
völlig anderes Stiefelkonzept hat Ulli, unseren Viel- und Tourenfahrer,
angesprochen: “Motorradstiefel ODER bequemes Schuhwerk? Bei Kaiman gibt
es kein ODER sondern nur ein UND” behauptet der aus dem
nordrhein-westfälischen Kevelaer stammenden Hersteller, der seine Schuhe
auch genau dort produziert. Nicht in China. Nicht in Pakistan. Nicht
sonstwo. Sondern wirklich “Made in Germany”.
Während
der Messesaison zu Beginn des Jahres haben wir uns aufgemacht und die
Produkte dieses Anbieters auf der Leipziger Motorradmesse begutachtet.
“Eigentlich
dachte ich,” sagt Ulli “wir würden uns auf der Messe die Stiefel
zunächst erst einmal ansehen und uns ein wenig persönlich informieren.
Aber plötzlich saß ich auf einem Stuhl und hatte mehrere Modelle des 802
in normaler und weiter Ausführung vor mir stehen. Das beste aber war
die fachkundige Beratung die ich dann vom Vertriebsleitter, Herr
Küsters, erfahren habe.
Als
ich zunächst die normal-weiten Modelle in meiner Größe anprobiert habe,
erschienen diese mir in der Breite und auch im Bereich der Wade zu
knapp geschniten. Herr Küsters bot mir mit einem Schmunzeln die etwas
breiter geschnittenen Alternativen an, sagte, dass man ggf. auch sogar
eine Maßanfertigung für mich persönlich ohne Aufpreis vornehmen könne,
aber beides nicht notwendig sei. Ich würde es schon merken.
Etwas
verunsichert lässt er mich dann knapp zehn Minuten mit den breiteren
Modellen herumlaufen, bis ich merke, wie diese sich weiten und plötzlich
nicht mehr richtig sitzen. Aus dem Schmunzeln auf Herrn Küsters Gesicht
wird ein Anflug von Grinsen, als er mir vorschlägt, das gleiche
Procedere noch einmal mit dem für mich scheinbar zu engen Normalschnitt
zu wiederholen. Völlig erstaunt entscheide ich dann nach weiteren zehn
Minuten in diesen Stiefeln, dass sie für mich perfekt passen. Ich möchte
behaupten, noch nie so perfekt sitzende Motorradstiefel getragen zu
haben.
Der
Grund dafür sei, dass die Schuhe komplett aus Leder, und zwar den
besten Stücken der Tierhäute hergestellt sind. Dadurch bekommen sie eine
hohe Flexibilität des Materials und können sich in Verbindung mit der
Körperwärme sehr gut anpassen. Außerdem könne man, da man nur
hochwertige Stücken des besonders bearbeiteten Leders verwende und
möglichst weitgehend auf Nähte, die naturgemäß Schwachstelen sind,
verzichtet, auch ohne synthetische Zusätze eine dauerhafte
Wasserdichtigkeit gewährleisten. Das erklärt dann auch die Tatsache,
dass der Kaiman 802 mit knapp 270 Euro das teuerste Modell in unserem
Testfeld ist.
Was
soll ich sagen? Nach mittlerweile etwa 5000 km und unterschiedlichen
Witterungsverhältnissen unter anderem im Rahmen unserer Saisoneröffnung
in der Emilia Romagna (http://www.motorrad-tourer.com/eigene-reiseberichte/185-maerz-2014-2014tdm-zum-saisonauftakt-in-die-terra-di-motori-der-emilia-romagna) konnte ich diesen Stiefel ausgiebig testen:
- Ist es draußen kalt, sind es meine Füße nicht.
- Ist die Umgebungstemperatur hoch, sind meine Füße angenehm temperiert
- Regnet es in Strömen, bleiben meine Füße auch nach stundenlangem Dauerregen absolut trocken
- Steht bei einem Zwischenstopp eine umfangreiche Stadtbesichtigung oder das Bezwingen eines Trampelpfads zum Aussichtspunkt an, bemerke ich die neidischen Blicke meiner Begleiter
- Der hohe Schaft gleicht die manchmal etwas hochrutschenden Hosenbeine meiner RSPEED-Kombi Vilnius (http://www.motorrad-tourer.com/produktempfehlungen/164-21102013-viva-italia-teil-1-rspeed-textilkombi-vilnius) sehr gut aus
Für
mich ist Kaiman mit diesen Stiefeln die Quadratur des Kreises gelungen
und für reisende Tourenfahrer ist das Modell 802 eine uneingeschränkte
Empfehlung von mir. Der Vollständigkeit halber muss man einräumen, dass
die hohe Flexibilität des Materials, die mit einer großen Beweglichkeit
und Bequemlichkeit der Stiefel einhergeht, unter anderem auch dadurch
erreicht wird, dass bei diesen Stiefeln auf umfangreiche Protektoren
etc. verzichtet wird.
Das
heißt, wem zahlreiche und/oder großflächige Protektoren an den Stiefeln
wichtig sind, wird mit den Kaiman-Modellen nicht glücklich werden. Mir
allerdings erscheint die Notwendigkeit solcher Features im Tourenbereich
aber anders als beispielsweise im Sport- und Racingbereich eher
verzichtbar, weil sich die Anforderungsprofile unterscheiden. Und wer
auf der Suche nach einem sicheren und insbesondere auch bequemen
Tourenstiefel ist, der sollte sich mit dem 802 von Kaiman näher
beschäftigen.”
W2 Stiefel STRADA 11
Aber
wir haben uns mit dem STRADA-11 von W2 noch ein weiteres von GERMOT
vertriebenes Modell angesehen. Dabei machte Johannes folgende
Erfahrungen:
“Als
die Test-Stiefel zur Verteilung kamen blieb ein Paar übrig. Keiner der
jungen Leute hatte Interesse an einem unscheinbaren, zweckmäßigen,
leichten, Sommerstiefel. Diese bunten mit 3 – 5 Schnallen, Sturtzpads
und so vielen Etiketten worauf Gott und die Welt versprochen werden,
müssen es sein. Ich frage mich, warum man nicht alles auf einen Anhänger
schreiben kann, den würde ich evtl. sogar aufheben.
Dieser
unspektakuläre STRADA-11 hatte es mir sofort angetan. Stabil, leicht,
atmungsaktiv, wind- und wasserdicht. Was will Mann mehr?
Ich
würde mich als gestandenes Mannsbild bezeichnen. Ausgestattet mit 120
kg Körpergewicht, 190 cm Körperlänge und Schuhgröße 44. Doch nun zur
Anprobe. Ich öffnete die beiden Klettverschlüsse und rutschte mit meinem
hohen Spann hinein. Eine kleine Handbewegung und die beiden
Klettverschlüsse waren zu, trotz nicht unerheblicher Wohlstandskugel. Es
gibt kein Gefummel mit Reißverschlüssen oder Schnallen.
Doch
was ist das für ein Gefühl? Habe ich fälschlicher Weise den Karton an
Stelle des Stiefels angezogen? Locker am Fuß, hart und kantig so fühlt
er sich an. Beim Gehen knickt das Leder genau hinter den Zehen. Zu
diesem Zeitpunkt wäre er im Geschäft wieder in das Regal
zurückgewandert.
Ich
erinnerte mich an meines Vaters Weisheiten: „Früher, mein Junge, haben
die reichen Leute sich die Schuhe eintragen lassen.“ Weitere Weisheiten
für unbequeme Schuhe möchte ich uns ersparen. Der Zufall wollte es, dass
just in dieser Woche bei einem großen Lebensmitteldiscounter
Einlegesohlen für Laufschuhe im Angebot waren. Das musste ich
ausprobieren. Mit dieser fluffigen Einlage war dieser Stiefel wie
verwandelt. Er passte wie angegossen und knickte beim Gehen nicht mehr
hinter den Zehen.
Auf
dem Motorrad war der linke Fuß noch etwas unbeweglich beim Schalten.
Dies wurde aber von Schaltvorgang zu Schaltvorgang angenehmer. Zur
Sicherheit kann ich von einem verstärkten Fußbett, Kappen vorn und
hinten und seitlichem Knöchelschutz berichten. An der Ferse sind
Reflektoren angebracht und die Sohle ist aus einer sehr rutschfesten
Mischung hergestellt. Das garantiert immer einen sicheren Stand. Nach 14
Tagen Benutzung in unserem rauen Testalltag hatte ich Stiefel, wie sie
früher die nur die reichen Leute hatten. Doch nun zum
Wasserdichtigkeitstest. Dafür wurden beide Stiefel mit Papier gefüllt
und für 10 Minuten knöcheltief ins Wasser gestellt. Das Ergebnis ist
enttäuschend. Der rechte Stiefel blieb innen völlig trocken, während der
linke Stiefel völlig durchnässt war. Das ist wirklich schade.
Als
wir den Lieferanten mit dem Ergebnis konfrontierten sagte er spontan
Ersatz zu. Drei Tage später kam das Ersatzstiefelpaket an. In der
Erwartung gleich mit dem Wasserdichtigkeitstest zu beginnen, wurde das
Paket geöffnet. Dieses Mal verlief der Wasserdichtigkeitstest wie es
sein soll, beide Stiefel blieben innen absolut trocken. Beim ersten Paar
muss sih wohl ein Fabrikationsfehler eingeschlichen haben. Nach
bestandenem Wasserdichtigkeitstest geht es zur Anprobe.
Dieses
Exemplar passt auf Anhieb wie angegossen und beim Laufen drückt auch
nichts. Die Stretch- und Polsterbereiche sind nun aus Textil viel
elastischer und weicher. Es bedarf keiner Einlegesohle oder
Einlaufzeiten. Sie passen und man fühlt sich wohl.
Zielgruppe:
Sicherer, leichter Sommerstiefel für den Tourenfahrer
Fazit:
Uneingeschränkt empfehlenswert, leicht, wasserdicht, winddicht und formstabil durch eingearbeitete Kappen.“
Unseren
Ausführungen ist zu entnehmen, dass die verschiedenen von uns
vorgestellten Modelle über ganz unterschiedliche Stärken und
Ausstattungsmerkmale verfügen, die eine echte Vergleichbarkeit im Sinne
einer Bewertung oder gar eines Rankings nahezu unmöglich machen.
Lediglich das Kaiman-Modell 802 mit seinem breiten Einsatzspektrum und
seiner ganz besonderen Passgenauigkeit, nicht zuletzt und im Extremfall
auch gewährleistet durch individuelle Maßanfertigung, möchten wir hier
als einziges Exemplar herausstellen und mit einem
„Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ versehen.
Wir
wissen aber auch, dass insbesondere das Thema der Protektoren von
Motorradfahrern unterschiedlich bewertet wird und natürlich auch nicht
jeder in der Lage oder bereit ist, knapp 270 Euro für ein Paar Stiefel
auszugeben. Deswegen hoffen wir, mit der Vorstellung der übrigen Modelle
einen kleinen Überblick und Entscheidungshilfen geliefert zu haben.
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