Der
Winter war gar nicht so lang. Eigentlich, abgesehen von etwa 10 Tagen,
war es gar kein Winter. Aber dennoch freuen wir uns schon mächtig auch
unseren Saisonauftakt. Das Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com hat
sich nämlich ein besonderes Ziel ausgesucht: Das Land der Motoren (Terra
di Motori) in der norditalienischen Emilia Romagna.
Eingerahmt
von den südlichen Ausläufern der Alpen und dem nördlichen Kamm des
Apennin verspricht diese sonnenreiche Region bereits früh im Jahr gute
Voraussetzungen, um die Motorräder aus dem Winterschlaf zu erwecken.
Natürlich
haben wir uns bei unseren über Wochen laufenden Überlegungen, Planungen
und Vorbereitungen tatkräftige Hilfe und Unterstützung besorgt: Sowohl
das Team um Verena Nava aus der Agentur, die im Mai mit der www.motorgallery.it Europas größte Oldtimerausstellung in Modena organisiert, als auch die Experten des regionalen Tourismusverbandes von www.aptservizi.com waren Feuer und Flamme von unserer Idee.
So
wurden wir mit zahlreichen Tipps und Informationen versorgt, erhielten
vielversprechende Hotel- und Restaurant-Tipps, von denen wir im Rahmen
unserer Reise, die in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag
„#2014TdM“ zu finden ist, einige hier vorstellen werden. Schon jetzt
steht fest: Diese Reise wird die Freuden beim Motorradfahren mit dem
Genuss kulinarischer Leckereien vereinen und verbinden.
Und
natürlich konnten wir nicht ahnen, dass uns zumindest zum Beginn der
Reise am 21. März ein so frühlingshaftes Wetter begleiten würde.
Deswegen machte es Sinn, dass wir uns schon sehr frühzeitig für eine
komfortversprechende Variante der Anreise entschieden haben:
Das Team vom www.Bikertransit.de
hatte die richtige Lösung für uns parat. Da ich zusammen mit meinen
Kollegen Johannes (genannt Hannes) und Ulli mit drei Motorrädern
unterwegs sein werde, sind die Transportmöglichkeiten des Bikertransit
mit maximal vier Motorrädern und sechs Personen für uns wie geschaffen.
Immerhin haben wir mit einem ganzen Technikbündel aus Foto- und
Videoausrüstung, Actions-Cams und einigen Notebooks doch etwas mehr
Gepäck zu verstauen, als die meisten Motorradreisenden auf ihren
Urlaubsfahrten. Freitag gegen Mittag werde ich den Bikertransit von der
Station in Berlin beim BMW-Händler Roewer in Marzahn abholen,
nachmittags wird aufgeladen. Anschließend geht es dann über Nacht auf
die etwa 1100 km lange Anreise bis in den Nordosten von Modena, wo sich
unsere erste Basisstation im B&B „Villa Casino Riva“ (www.villacasinoriva.it) befindet.
Heute
dagegen packen wir die ersten Sachen zusammen und unterziehen unsere
Motorräder noch einem letzten Check. Apropos Motorräder: Wieder einmal
werden wir zeigen, dass es nicht immer nur mit nagelneuen Motorrädern
möglich ist, auch weiter entfernte Ziele anzusteuern. Fast wäre aus
unserer Reise nämlich eine echte „K“-Veranstaltung geworden, werde ich
doch mein mittlerweile 21 Jahre altes Schätzchen, meine BMW K1100RS
mitnehmen, die dann Ullis ähnlich altem Schwesterchen, einer knallroten
K75RT Gesellschaft leisten wird. Nur Hannes brät eine Extrawurst: er
läßt seine ebenfalls knallrote K75RT nun doch in der Garage stehen, weil
er sich gerade ganz aktuell eine BMW F650GS TWIN zugelegt hat, die ihn
nun zum ersten Mal auf einer Reise begleiten darf.
Und
ab morgen geht es dann hier und in den sozialen Netzwerken mit
möglichst täglichen Updates weiter, so dass jeder, der mag, virtuell
quasi live auf unserer Reise dabei sein kann. Also, es könnte ruhig
jetzt schon losgehen...
Update 2103.2014
Heute
ist es dann soweit: Mittags hole ich von BMW-Roewer den Bikertransit
ab: Ein paar Formalitäten und eine Einweisung in das Fahrzeug später
geht es dann zu unserem Startpunkt am www.motorradhotel-berlin.de. Hier haben wir optimale Bedingungen für die nun folgende Verladung unserer Motorräder:
Unser
Ladevideo werden wir nach dem Ende unserer Tour, wenn wir die aus
verschiedenen Perspektiven angefertigten Aufnahmen zusammengeschnitten
haben, hier einbinden.
Noch
mal eben das Örtchen aufgesucht und mindestens ebenso wichtig die von
unseren Frauen liebevoll vorbereitete Verpflegungstasche eingepackt (bei
der Menge des vorbereiteten Proviants könnte man meinen, wir sollen
deutlich länger weg bleiben...)., und dann beginnen wir auch schon gut
gelaunt mit der Anreise: Etwa 1100 km Autobahn liegen vor uns.
Wir
haben uns vorgenommen, die Anreise nicht nur unter uns dreien
aufzuteilen, sondern noch einen weiteren Vorteil zu nutzen: Hannes hat
zusammen mit seiner Frau in Fischbachau nahe der
deutsch-österreichischen Grenze eine kleine Ferienwohnung (www.birke30.de),
die auch besonders gerne an Motorradfahrer vermietet wird. Nach etwa
6stündiger Fahrt bis dorthin nutzen wir die Wohnung, um uns ein paar
bequemere Stunden Schlaf zu holen: Knapp vier Stunden später sind wieder
auf der Bahn und steuern dank der PKW-Zulassung des Bikertransit mit
ordentlicher Reisegeschwindigkeit von bis zu 130 km/h unserer ersten
Basis-Station entgegen: Das B&B Villa Casino Riva in Nonantola (www.villacasinoriva.it) nordöstlich vor den Toren Modenas ist unser Ziel.
Die GPS-Daten unserer Anreise sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:
Update 22.03.2014
Und
so kommen wir denn gut voran und erreichen, nachdem wir uns
zwischendurch noch eine Mütze Schlaf geholt haben, am Samstag gegen 9:30
Uhr die vom Tourismusverband Emilia Romagna (www.aptservizi.com)
empfohlene Villa Casino Riva in Nonantola. Hier erwarten uns unsere
Gastgeber bereits mit einem opulent gedeckten Frühstückstisch, an dem
wir uns ausgiebig stärken können.
Dieses
Verwöhnprogramm zur Begrüßung ist aber nur der Anfang: Gianluca und
seine Frau haben es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, ihren
Gästen das Gefühl zu geben, im Urlaub zuhause zu sein, so liebevoll und
zuvorkommend begegnen sie uns. Wir dürfen aus ihren vier individuell
gestalteten Gästezimmern frei wählen und entscheiden uns nur gegen das
sich über zwei Etagen erstreckende Appartement mit eigenem Schlaf- und
einem weiteren Wohnraum. Jeder von uns wählt jeweils eines der anderen
mit viel Geschmack und Herzblut ausgestatteten Zimmer.
Gemessen
daran, dass der Hotelbetrieb für die beiden Inhaber nicht einmal das
Hauptgeschäft darstellt, bekommt man ein Gefühl dafür, mit welcher
Professionalität und welchem Feingefühl die beiden ihrem Kerngeschäft,
dem Catering und der Organisation von Veranstaltungen wie Hochzeiten,
Jubiläen oder runden Geburtstagen vorgehen. Außerdem produzieren die
beiden auch ihren eigenen Balsamico-Essig, von dem wir im Laufe der
folgenden Tage auch eine Kostprobe erhalten und von dem samtig-weichen
Geschmack begeistert sind.
Abgerundet
wird die Gastlichkeit der Villa Casino Riva durch die Möglichkeit, die
eigenen Motorräder in der großen Garage, in der auch zahlreiche Wein-,
Prosecco- und sonstige Vorräte für das Catering der Inhaber gelagert
werden, sicher abstellen zu können. Wir drücken Gianluca und seiner Frau
beide Daumen, dass ihr Vertrauen in ihre Gäste auch insoweit nie
enttäuscht werden möge, denn wir halten diesen Vertrauensvorschuss für
eine große Geste.
Kurzum,
wir fühlen uns bereits nach wenigen Minuten nicht nur wohl sondern
heimisch und angekommen: Eine bessere Wahl für unseren ersten Standort
in der Emilia Romagna hätten wir wahrlich nicht treffen können. Damit
hat sich die Villa Casino Riva in jedem Fall den Status als
„Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ verdient und ist eine uneingeschränkte
Empfehlung der Redaktion von Motorrad-Tourer.com.
Nach
dem Abladen der Motorräder vom Bikertransit geht es dann auch gleich
los: Der erste Ausflug in die Region Emilia Romagna steht an. In einem
Bogen umfahren wir Modena nördlich und nehmen über Carpi Kurs auf Reggio
Emilia, einer weiteren Stadt, die hier wie an einer Perlenschnur der
Hauptverkehrsachse aufgereiht die Emilia-Romagna in Ost-West-Richtung
durchziehen.
Anschließend
richten wir unsere Vorderräder weiter in Richtung Süden, wo am Horizont
bereits die ersten Ausläufer des Apennin zu sehen sind. Zügig
durchqueren wir die Ebene und schon bald schlängeln wir uns über erste
gewundene Teerbänder den Gipfeln entgegen und lassen uns hier von
beeindruckenden Panoramaansichten über die weite Poebene faszinieren.
So
gar nicht erniedrigend empfinden wir die Anfahrt über verlassene
Straßen zu den Resten der Burg Canossa: Es ist kein Bittgang und kein
Versuch, einen ausgesprochenen Bann wieder rückgängig zu machen, wie ihn
einst König Heinrich IV vor Papst Gregor VII vollzog. Am Fuße der
Burgreste genießen wir die Leere rund um den Informationsshop zu dieser
frühen Jahreszeit. Genau so ergeht es uns auch auf den schmalen Straßen
des Apennin, wo noch keine Reisebusse zu riskanten Überholmanövern
verleiten, sondern wir nahezu allein unterwegs sind.
Wir
dürfen uns nicht in der Region südlich von Parma bewegen, ohne uns auch
mit dem berühmten Parmaschinken zu beschäftigen. Anders, als es die
meisten glauben, kommt dieser Schinken nicht direkt aus der
gleichnamigen Stadt. Das Zentrum des Parmaschinkens liegt vielmehr etwa
30 km südlich in Langhirano. Neben einigen Fabrikationsbetrieben finden
wir in diesem Ort auch das Parma-Schinken-Museum (www.museidelcibo.it).
Hier werden Hintergründe zur Geschichte, zur Herstellung und zu den
Besonderheiten dieser Köstlichkeit dargestellt. Da es Samstagnachmittag
ist, können wir leider keine Kostproben aus erster Hand erstehen und
werden uns in den nächsten Tagen bei örtlichen Fleischern versorgen.
Mit
Köstlichkeiten im doppelten Sinne geht es dann auch weiter. Nachdem wir
unsere Motorräder wieder zurück in Richtung Modena bewegt haben,
statten wir der „Antica Cantina Gavioli“ in Nonantola einen Besuch ab (http://www.enotecaemiliaromagna.it/en/places-of-wines/wineries-and-vinegar-producers/gavioli-antica-cantina).
Besonders antik wirkt das Gebäude von außen gar nicht, aber der Name
bezieht sich auch vielmehr auf das, was sich innerhalb dieses Hauses
befindet.
Antonio
Giacobazzi, der Inhaber, begrüßt uns fast schon staatsmännisch, aber
nicht minder herzlich. Stolz präsentiert er uns dann aber nicht nur
seine umfangreiche Palette unterschiedlicher Weine, vor allem des aus
dieser Region stammenden Lambrusco. Präsentiert werden diese
Gaumenfreuden in einer schon museal zu nennenden Sammlung historischer
Gerätschaften, die zum Weinanbau und der entsprechenden Produktion im
Laufe der Jahrhunderte eingesetzt wurden. Da es seinen Betrieb bereits
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gibt, stammen viele dieser seltenen
Exponate auch aus dem eigenen Haus und wurden tatsächlich von seinen
eigenen Vorfahren eingesetzt.
Als
wir glauben, wir hätten seinen Betrieb und seine Leidenschaft nun
kennengelernt, zeigt uns Antonio Giacobazzi, dass dies erst der Anfang
war. Scheinbar grenzenlos erstrecken sich zahlreiche weitere Hallen
hinter seinen Ausstellungsräumen, in denen sich unzählige weitere
Ausstellungsstücke befinden.
Und
mit einem stolzen Schmunzeln auf seinen Lippen, öffnet er dann die Tür
zu einer weiteren Halle und fragt uns augenzwinkernd, was denn
eigentlich das Motto unserer Reise sei: Plötzlich tauchen wir in eine
neue Welt ein: Wie es wohl allen Anwohnern der Emilia Romagna zu eigen
ist, zählt auch Antonio Giacobazzi zu den glühenden Verehrern des
Motorsports: Zu seinem Besitz zählen zwei originale Formel-1-Rennwagen,
die wir ganz aus der Nähe besichtigen dürfen. Wenn das nicht zum Motto
„Terra di Motori“ passt?
Überhaupt
erleben wir auch hier, wie für die Menschen dieser Region Leben und
Genuss zwei untrennbar miteinander verbundene Begriffe sind.
Leidenschaft, Begeisterung und die Freude an den schönen Dingen des
Lebens zählen hier zur Grundeinstellung der Bewohner und lassen den
Funken ganz schnell zu uns überspringen.
Und
so, wie die Italiener dafür bekannt sind, Meister des Designs zu sein,
ist es für Antonio Giacobazzi selbstverständlich, dass seine besten
Weine in extra für ihn designten und vom Künstler signierten Flaschen
angeboten werden. All dies kann man, am besten nach vorheriger
Anmeldung, in der Via Provencale Ovest in Nonantola besichtigen.
Nur
zögerlich verlassen wir diesen Ort mit seinen unfassbaren Weinvorräten
und fahren wenige Kilometer weiter, um Pedronis Essigkellerei, die www.acetaiapedroni.it,
zu besuchen. Hier erwartet uns der stolze Patron Italo Pedroni mit
seinem Familienteam, um uns in die Besonderheiten der Herstellung von
Balsamico-Essig einzuführen. Wir erfahren, dass der Balsamico-Essig in
seiner reinen Form, also Aceto Balsamico traditionale, allein aus
Weintrauben und ohne Zutaten entsteht. Langjährige Lagerung in
verschiedenen Fässern, aufwändige in Handarbeit erfolgende Verfahren zur
Verfeinerung des Geschmacks und vor allem Geduld gehören zum Rezept
einer qualitativ hochwertigen Herstellung.
Wir
nutzen die Gelegenheit zu einer Verkostung und erfahren die
geschmacklichen Nuancen 12-, 18-, 25-, 40- und 60-Jahre alten
Balsamico-Essigs und staunen, zu welchen Gerichten dieser jeweils als
abrundende Zutat genutzt werden kann. Tatsächlich hat Italo Pedroni zur
Geburt seines Sohnes Giuseppe, der sich anschickt die seit 1862
bestehende Familientradition fortzusetzen, eine neue Batterie
Balsamico-Essigs angelegt und reifen lassen, so dass es für die neue
Generation eine eigene Ära dieses hochwertigen Gewürzmittels gibt.
Selbstverständlich
können wir dann nicht anders als dies im Anschluss daran in der zum
Betrieb gehörenden „Osteria di Rubbiara“ in der Via Risaia Nr. 4 in
Rubbiara di Nonantola auch selbst auszuprobieren. Angefangen von
leckeren Pasta-Gerichten über vielfältige, von Italos Ehefrau Franca in
der Küche gezauberte Hauptgänge bis hin zum Dessert findet sich der
hauseigene Geschmackslieferant immer wieder.
Länger
als gedacht halten wir uns an diesem Abend an dieser gastlichen und
gemütlichen Stelle auf und saugen diese typisch italienische Art, das
Leben in vollen Zügen zu genießen, auf. Schon während des fesselnden
Menüs können wir unsere Begeisterung kaum eindämmen, so wohlschmeckend,
frisch und vor allem ehrlich erreichen uns diese regionalen
Kostbarkeiten. Und als dann auch noch mehrere Flaschen
unterschiedlichster, teilweise von Partnern unserer bezaubernden
Gastgeber hergestellte Spirituosen,
auf den Tisch kommen, müssen wir uns immer wieder bewusst machen, dass
unsere Motorräder noch vor der Tür auf uns warten und wir, wenn auch
nicht viele aber immerhin noch etwa 3 Kilometer zu unserer Unterkunft in
der Villa Casino Riva zurückzulegen haben.
Das
war ein Auftakt nach Maß für unseren Aufenthalt in der Emilia Romagna
und wir können nur jedem empfehlen, bei einem Besuch dieses Landstrichs
das unter Kennern durch Mundpropaganda bestens bekannte aber ansonsten
kaum zu findende Kleinod der Essigkellerei Pedroni mit ihrer Osteria di
Rubbiara besucht, um sich in die kulinarische Welt dieser so
lebensfrohen und enthusiastischen Region entführen zu lassen.
Die GPS-Daten der Tagesetappe sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:
Update 23.03.2014:
Nach
den vielen Besichtigungen am ersten Tag unserer #2014TdM haben wir uns
für den zweiten Tag vorgenommen, deutlich mehr Zeit auf dem Motorrad zu
verbringen. Das Wetter meint es zunächst auch sehr gut mit uns und
begleitet uns auf den ersten Kilometern in Richtung Apennin mit
Sonnenschein und etwa 13 Grad.
Von
Nonantola aus zieht es uns gen Süden, wo wir auch nach wenigen
Kilometern eine Tankstelle finden, an der wir die Tanks unserer BMWs
auffüllen können. Anschließend reiht sich Kurve an Kurve, so dass einem
fast schwindelig werden könnte.
Nachdem
wir die abwechslungsreiche, aus kleinen, zu dieser Jahreszeit noch
wenig belaubten Wäldern, grün werdenden Wiesen mit einzelnen in der
Sonne leuchtenden Farbtupfern aber auch manch felsigen Abrisskanten
bestehenden Landschaft durchquert haben, melden sich unsere Mägen: Es
ist Zeit für eine kleine Mittagsrast.
Genau
zum richtigen Zeitpunkt finden wir in dem kleinen Örtchen Pavulo Nel
Frignano kurz vor dem Abzweig nach Casa Bellei einen einheimischen
Bäcker, der all seine Backwaren – Brot, Brötchen, Kuchen aber auch
abwechslungsreich belegte Pizza – noch nach eigenen Rezepten und in
traditioneller Methode selbst in seiner Backstube herstellt.
Schnell
erwerben wir für wenige Münzen einen leckeren Mittagsimbiss, den wir an
unseren Motorrädern in der Sonne stehend verzehren. Plötzlich
ungläubige Blicke, gepaart mit der Verdächtigung, ein frecher Vogel
hätte sich von nicht mehr benötigten Flüssigkeiten befreit. Tatsächlich
wächst aber in Sekundenschnelle die Erkenntnis, dass sich nun von Süden,
also genau aus der Richtung, in die wir weiterfahren wollten, ein
schwarzes Wolkenband nähert und reichlich nasse Abkühlung verspricht.
Also
werden so die eben erst erworbenen Backwaren zügig vertilgt und wir
springen wieder auf unsere Motorräder, um den Wettlauf mit den
Regenwolken aufzunehmen. Dazu weichen wir wieder nach Westen aus, von wo
aus noch blauer Himmel lockt. So schaffen wir es dann auch für den Rest
des Tages, uns immer auf der Kante zwischen azurblauem Himmel und den
ersten Regentropfen fortzubewegen. Am späteren Nachmittag geben die
Regenwolken dann auf und entlassen uns wieder in den prächtigen und
ununterbrochenen Sonnenschein.
Wir nähern uns wieder Modena, wo wir am Museum „Casa Enzo Ferrari“ (http://www.museocasaenzoferrari.it/en/)
mit unserer deutschsprachigen Führerin Elisabetta Zagnoli, die uns
freundlicherweise ebenfalls das Tourismusbüro der Emilia Romagna
vermittelt hat, verabredet sind. Allerdings zahlen wir nun den Preis für
unser überstürztes Ende der Mittagspause: Der Hunger meldet sich gegen
16 Uhr schon wieder. Also suchen wir uns auf dem Weg zum Museum ein
Restaurant, um eine Kleinigkeit zu essen. Das gestaltet sich um diese
Uhrzeit alles andere als leicht, aber wir werden in einem kleinen
Fisch-Spezialitäten-Restaurant noch fündig.
Einerseits
zufrieden, überhaupt noch etwas gefunden zu haben, erkennen wir doch
aber sehr schnell die qualitativen Unterschiede zum gestrigen Abend in
der Osteria di Rubbiara, von der wir gar nicht aufhören können, zu
schwärmen...
Anschließend
legen wir dann die kurze Strecke zum Ferrari-Museum in Modena zurück.
Schon aus einiger Entfernung fallen die beiden so widersprüchlichen
Gebäude nebeneinander auf: Links das historische Haus, in dem der Vater
von Enzo Ferrari früher seine eigene Werkstatt hatte, rechts in der
typischen Ferrari-Farbe das modern geformte Museum. „Klassische
Ferrari-Farbe?“ werden sich einige fragen, wird doch hierzulande oftmals
ein leuchtendes Rot mit der norditalienischen Edelmarke in Verbindung
gebracht.
Wer
sich aber einmal dem Ferrari-Logo zuwendet, merkt sehr schnell, dass
dort ein schwarzes Pferd auf gelbem Grund posiert. Die rote Farbe stammt
aus späteren Autorennen, in denen oftmals aus den beteiligten Ländern
jeweils nur ein Fahrzeug teilnahm und zur besseren Unterscheidung für
den Zuschauer die Fahrzeuge dann in landesspezifischen Farben lackiert
wurden. So waren neben den silbernen Deutschen („Silberpfeil“) und
beispielsweise den grünen Engländern eben die roten Italiener unterwegs,
was heute die allgemeine Assoziation dieser Farbe mit der Edelschmiede
aus ehemals Modena, später dann bis heute Maranello ausmacht.
Von
Elisabetta lernen wir, dass der Architekt des Museums „Casa Enzo
Ferrari“ gerne mit unterschiedlichen Materialien aus verschiedensten
Lebensbereichen arbeitet. Und so kommt es, dass die Konstruktion des
Museums neben zwei aus dem Schiffbau entliehenen großen Pfeilern im
Eingangsbereich auch zum Beispiel durch Stahltrosse, die ebenfalls aus
dem Schiffbau entliehen wurden, fixiert wird. Die Dachkonstruktion mit
ihren doppelt geschwungenen Wellen wird heute gerne als „doppelte Düne“
bezeichnet und verkörpert damit ebenfalls den maritimen Touch des
Gebäudes.
Auch
innen weiß das Bauwerk mit seiner weit gespannten Deckenkonstruktion
ohne weitere Pfeiler auszukommen und damit ein Gefühl der
Schwerelosigkeit zu vermitteln. Dazu passt, dass die drehbaren
Plattformen, auf denen Fahrzeuge aus allen Epochen der Marke Ferrari
platziert wurden, ebenfalls frei im Raum zu schweben scheinen.
Die
beeindruckende Sammlung von Fahrzeugen aus etwa 80 Jahren wird um
einige Raritäten ergänzt. So wurde beispielsweise nach dem bereits in
frühen Jahren verstorbenen Sohn Enzo Ferraris, Dino, ein Auto nach
diesem benannt und lässt sich hier bestaunen.
Wieder
einmal merkt man, dass kaum jemand den Italienern etwas in Sachen
Design vormachen kann: Im Redaktionsteam sind wir uns nicht einig, ob
die frühen Schöpfungen Enzo Ferraris die schöneren, harmonischeren sind,
oder ob dies auf die neueren, jüngeren Modelle zutrifft.
Zu
diesem Zeitpunkt haben wir Elisabetta schon lange verziehen, die bei
unserer Ankunft mit einem schelen Blick auf unsere bajuwarischen
Reisegefährten irgend etwas von „für die über 40-Jährigen ok“ gemurmelt
hatte und in dem Moment, in dem ich ihr meine Zunge herausstrecken
wollte lachend bestätigte, dass sie selbst zu dieser Altersgruppe
gehöre...
Wir
steigen wieder auf unsere Eisenrösser, um die wenigen Kilometer aus der
Stadtmitte Modenas in den Nachbarort Sorbara zurückzulegen. Hier, so
der heiße Tipp unserer Ansprechpartner beim Tourismusbüro www.aptservizi.com,
würden wir sehr schmackhaft bei einem Agriturismo zu Abend essen
können. Es dauert dann auch nicht lange und wir erreichen das
Agriturismo Garuti in der Via Carlo Testa 16 (http://www.aziendaagricolagaruti.com/):
Inmitten
von Wein- und Obstplantagen nahe einer Kreuzung zweier kleiner
Verbindungsstraßen gelegen und nahezu ohne werbewirksame Hinweisschilder
auskommend möchten wir behaupten, wird diese Location so ohne weiteres
von keinem Reisenden gefunden. Selbst als wir unsere Motorräder auf dem
Hof abstellen, deutet nichts als ein verschwindend kleines Klingelschild
an der Haustür des Anwesens auf das Vorhandensein einer gastronomischen
Einrichtung hin.
Kaum
wird uns die Tür geöffnet, werden wir auch schon freundlich auf
italienisch empfangen und begrüßt. Überhaupt fiel uns eines während
unserer gesamten Reise auf: Auch sprachlich sind die hier lebenden
Bewohner der Emilia Romagna sehr regional-patriotisch: Mit deutsch
kommen wir eigentlich gar nicht weiter, mit englischen Versuchen auch
nur teilweise. Hier spricht man italienisch! Basta. Aber alle Menschen,
auf die wir getroffen haben, sind dennoch äußerst hilfsbereit und
versuchen uns, die wir des italienischen nahezu gar nicht mächtig sind,
mit Gesten und Mimik, mit den berühmten „Händen und Füßen“
weiterzuhelfen und so sind wir immer überall hingekommen, wohin wir
wollten.
Wie
auch schon am Vorabend warten wir vergeblich auf die Speisekarte.
Lediglich bei den Getränken dürfen wir alternativ zu den obligatorischen
Flaschen Wasser, Rot- und Weißwein Wünsche äußern. Ansonsten erhalten
wir wie alle anderen Gäste an diesem Abend auch das gleiche Menü aus
Leckereien, die die Küche des Patron und seiner Frau und Chefköchin
verlassen. Wunderbar zubereitete Antipasti gehen verschiedenen
handgemachten Nudeln mit zweierlei Saucen voraus, ehe uns ein
Rinder-Steak kredenzt wird, das seinesgleichen sucht:
Ich
kann mich nicht entsinnen, jemals schon ein solch zartes Stück Steak
auf meinem Teller gehabt zu haben. Eigentlich nutzen wir die Messer nur
der Form und guten Sitte wegen, denn das köstliche Fleisch ist so zart,
dass es kaum einer Berührung bedarf, damit es, am Übergang von medium zu
britisch gegrillt, fast schon von selbst zerfällt. Keine Kaubewegungen
begleiten unseren Genuss, als wir mit halbgeschlossenen Augen dieses
besondere Stück – natürlich wie immer in dieser Region mit etwas
Balsamico-Essig garniert – mit der Zunge am Gaumen zerdrücken.
Eigentlich
ist für den folgenden Nachtisch schon kein Platz mehr in unseren
übervollen Mägen, aber kein Dessert ist ja bekanntlich auch keine
Lösung... ;-) So ergeben wir uns dann heroisch dem Selbstversuch, wie
dehnbar ein menschlicher Magen sein mag. Das Ergebnis lautet: Wir wissen
es noch nicht, weil wir entgegen unserer Erwartung doch nicht geplatzt
sind und somit in Zukunft weiter forschen und probieren dürfen....
Ein
wunderbarer zweiter Tag in der Emilia Romagna geht zu Ende. Die
GPS-Daten der Tagesetappe können mit einem Klick auf die Karte
eingesehen werden:
Update 24.03.2014
Heute
ziehen wir aus unserer so lieb gewonnenen Villa Casino Riva aus, um uns
weiter östlich der Adriaküste zu nähern. Dort werden wir für die
nächsten Tage unser neues Basislager aufschlagen. Wir dürfen auf dem
abgeschlossenen Gelände der Villa Casino Riva unseren Bikertransit
stehen lassen und sind unseren Gastgebern auch dafür äußerst dankbar.
Nach
dem wie immer reichhaltigen Frühstück machen wir uns wieder zunächst
südlich auf, weil ein weiterer Ferrari-Termin auf uns wartet: In
Maranello gibt es neben der Ferrari-Fabrik, die wir aus Zeitgründen
leider nicht auch noch besuchen können, ein weiteres Ferrari-Museum.
Auch die hiesigen Exponate betrachten wir staunend und erneut von dem
allerorts anzutreffenden Enthusiasmus sehr berührt: Diese Region hat
nicht nur eine große Motoren-Geschichte, sie lebt dieses Bewusstsein
auch sehr intensiv und begeistert. Man trifft hier niemanden, dessen
Augen nicht sofort zu leuchten beginnen, wenn das Gespräch auf die
vielfältige Tradition der Motoren- und Autobauer zu sprechen kommt: Auch
Maserati und Lamborghini haben ihren Sitz in Modena bzw. in der Nähe,
wir Motorradfans kennen die Ducatis aus dem benachbarten Bologna.
Im
Anschluss an unseren Rundgang geht es wieder auf unseren Motorrädern
hinein in den Apennin, der hier quasi direkt vor der Haustür beginnt.
Wieder bewegen wir uns auf kleinen und teilweise kleinsten Straßen im
ständigen Wechsel von Bergan- und abfahrten, wie das Höhenprofil unserer
Tagesetappe zeigt. Es scheint so, als würde es hier keine Straße geben,
die länger als 50 Meter gerade ist und als wären diese kleinen
winkeligen Verbindungen zwischen den teilweise pittoresken Örtchen extra
für Motorradfahrer so gebaut und gestaltet worden.
Mehrmals
machen legen wir einen Stopp ein, um die beeindruckende Landschaft in
uns aufzusaugen und uns zu unserer Entscheidung zu beglückwünschen,
unseren diesjährigen Saisonstart in dieser traumhaften Gegend zu
erleben.
Schließlich
kommen wir in Castrocaro Therme, einem Heil- und Themalbad südwestlich
vor den Toren Forlis an. Hier beziehen wir Quartier im Vier-Sterne-Haus
Hotel Rosa Del Deserto gegenüber dem Thermengelände. Uns steht in diesem
Hotel eine Tiefgarage zur Verfügung, in der unsere Motorräder nächtigen
können und die wir per Aufzug direkt von unserem Zimmerflur aus
erreichen können.
Das
Hotel selbst war sicherlich einmal eine große Nummer im Ort.
Mittlerweile hat es seine beste Zeit vielleicht schon ein wenig hinter
sich gebracht, aber für sagenhafte 35 Euro pro Nacht im Einzelzimmer
incl. Frühstück kommt man hier sehr komfortabel unter. Die uns schon oft
begegnete Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft setzt sich hier
ebenfalls trotz der schon beschriebenen Sprachprobleme nahtlos fort.
Abends
machen wir uns dann auf eigene Faust im Ort auf die Suche und finden
mitten in der sich auf den Hügel hinauf schlängelnden Altstadt eine
kleine Osteria mit Freiplatz und einem tollen Gewölberaum, in dem wir
uns - mutig oder schon übermütig? - an ein „Touristenmenu“ für nur 14
Euro wagen. Verschiedene Nudeln mit unterschiedlichen Saucen, zwei
Fleischgerichte, bei denen wir uns nicht sicher sind, welches leckerer
ist, und eine grandiose Dessertauswahl später wissen wir, dass wir hier
alles richtig gemacht haben. Bloß gut, dass der Heimweg nur wenige Meter
umfasst...
Die tagesaktuellen GPS-Daten sind mit einem Klick auf das Bild abrufbar:
Update 15.03.2014
Der
Apennin hatte es uns in den letzten Tagen sehr angetan. So beschließen
wir am Frühstückstisch, wir möchten ihn heute ganz ausgiebig genießen.
Uns schwebt ein Bogen in zunächst südlicher Richtung vor, um uns später
gen Osten zu wenden und dann San Marino und später den Adria-Badeort
Rimini zu erkunden. Zwar versteckt sich heute die Sonne hinter dicken
Wolken, allerdings bestehen diese zunächst den Wasserdichtigkeitstest.
Und
so starten wir dann wieder auf kleinen Sträßchen, vorbei an blühenden
Obstplantagen und bunten Blumenwiesen. Wieder geht es unzählige
Höhenmeter eng geschlängelt auf und ab, bis uns bald schwindelig wird.
So
geht es weiter, bis wir am frühen Nachmittag in Civitella di Romagna
eine geöffnete Bar finden, die zu einer Mittagsrast einlädt. Plötzlich
wird uns klar, wie wenig Strecke wir bislang durch unsere Foto-, Video-
und Aussichtsstopps geschafft haben, welche Strecke noch vor uns liegt
und wie wenig Zeit dafür übrig bleibt. So entscheiden wir uns spontan
gegen San Marino und Rimini, kosten den Rest des Tages lieber ohne
Hektik und Stress aus und kommen dann so rechtzeitig wieder zurück, dass
wir bei noch akzeptablem Licht einige Farbtupfer in der Nähe von
Castrocaro Therme einfangen können.
Den
Abend lassen wir dann entspannt ausklingen und machen schon Pläne für
den folgenden Tag: Dann soll es mal etwas weiter nordöstlich gehen um
die geschichtsträchtigen Städte Ravenna und Ferrara zu erkunden.
Die GPS-Daten der Tagesetappe sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:
Update 26.03.2014
Wie
oft ich das schon gedacht habe: „Und erstens kommt es anders, als man
zweitens denkt“... Auch auf dieser Reise bleibe ich davon nicht
verschont:
Kurz
nach Mitternacht erhalte ich einen Anruf von meiner Frau, dass ihre
Mutter einen Schlaganfall erlitten habe und nun halbseitengelähmt auf
einer Stroke Unit in der nahegelegenen Uni-Klinik liege. In diesem Punkt
unterscheide ich mich nicht wesentlich von den Italienern, denn auch
für mich gilt „Blut ist dicker als Wasser“. So verbringe ich dann die
halbe Nacht damit, mir zu überlegen, wie es nun weitergehen kann.
Morgens
beim Frühstück zeigt sich dann, wie wichtig es ist, sich im Team gut zu
verstehen und zu vertrauen. Meinen Vorschlag, allein mit dem Motorrad
heimzufahren, damit Hannes und Ulli die Tour weiterfahren können,
diskutieren die beiden nicht, sie kommentieren ihn nicht einmal. Für
beide steht fest, zumindest bis über die Alpen lassen sich mich nicht
zuletzt wegen eines zwischenzeitlichen Wintereinbruchs dort nicht auf
zwei Rädern fahren.
Schnell
ergibt sich eine 2 zu 1 Abstimmung (Hannes und Ulli gegen Fred) mit
folgendem Ergebnis: Wir fahren eine Stunde später mit den Motorrädern
nach Nonantola, wo unser Bikertransit steht, laden die Motorräder auf
und fahren heimwärts. Im Alpenvorland wird dann neu entschieden, ob ich
von dort mit dem Motorrad oder mit dem Zug nach Berlin fahre. Hannes und
Ulli bleiben noch für den Rest der Woche in Hannes Ferienwohnung www.birke30.de und reißen noch einige Alpenkilometer ab.
Was
entgeht uns dadurch? Nun, wir hatten nach den Stadtbesichtigungen von
Ravenna und Ferrara für den nachfolgenden Tag noch ein volles Programm
geplant:
Vormittags
hatten wir uns auf dem Motodrome von Imola angemeldet, wo wir auf der
Ferrari-Test- und Formel-1-Rennstrecke ein paar Runden absolvieren
wollten, um tolle Foto- und Videoimpressionen zu bekommen. Anschließend
sollte es nach Bologna gehen, wo nach einem Mittagessen bei Ducati eine
Werksbesichtigung bestimmt auch bei uns für leuchtende Augen gesorgt
hätte. Auch der geplante Bummel über den Mercato di Mezzo in Bologna (http://www.bolognawelcome.com/en/shopping/suggestions-by-area/params/Percorso_16/Luoghi_558/ref/Starting%3A%20Quadrilatero%20and%20Mercato%20di%20Mezzo ) mit seiner großen Auswahl an feilgebotenen regionaltypischen Spezialitäten und Leckereien muss leider ausfallen.
Für den Spätnachmittag hatten wir uns die Panini-Oldtimer-Sammlung von http://www.hombre.it/
vorgenommen, wo man neben einer seltenen Sammlung von
Maserati-Motorrädern sitzend selbstproduzierte Köstlichkeiten des
Bio-Bauernhofs genießen können soll. Das schien wieder solch ein
Insider-Tipp von www.aptservizi.com
zu sein, auf den wir uns schon sehr gefreut hatten. Ebenso auf die
abschließende Stadtführung durch Modena, ein Tour-Abschluss-Abendessen
im Stadtrestaurant Da Danilo in der Via Coltellini 31 (http://www.ristorantedadanilomodena.it/) sowie die letzte Übernachtung im Best Western „Hotel Libertà“ (http://www.hotelliberta.it/de/home-page.aspx).
Stattdessen
sitzen wir eine Stunde später auf unseren Motorrädern in Richtung
Nonantola zu „unserem“ Bikertransit. Passend trauerte das Wetter mit uns
und begleitete die Autobahnetappe mit äußerster Traurigkeit und Nässe.
So
treffen wir dann wieder am Ausgangspunkt unserer Reise in der Villa
Casino Riva ein, wo man uns nicht nur mit schon dampfendem Kaffee
erwartet, sondern – und spätestens das war dann wirklich spektakulär –
die Zeit unseres Aufladens auf den Bikertransit nutzte, um uns eine
selbstgemachte Lasagne zuzubereiten, natürlich ergänzt um einige
Parmesan-Stücken, die wir selbst mit dem hausgemachten Balsamico-Essig
bestreichen durften. Habe ich schon einmal gesagt, dass wir hier quasi
ein zweites Zuhause gefunden haben? Für uns gibt es damit in der Region
Modena keine alternative Unterkunft zur http://www.villacasinoriva.it/ und wir werden künftig nur noch hier einchecken, da sind wir uns alle drei einig!
Danach
geht es heimwärts mit dem Bikertransit und den wieder aufgeladenen
Motorrädern. Spätestens am Brenner weiß ich das Abstimmungsverhalten von
Hannes und Ulli und meine Überstimmung zu schätzen, als das
Hinweisschild auf Winterreifen – oder Schneekettenpflicht auftaucht....
Wir überqueren den Brenner dann im Schnee und ich bin heilfroh, solche
Kollegen und Freunde zu haben!
In der Nähe von Rosenheim dann der nächste Temperatur- und Nässe-Check: Meine Rukka-Motorradsachen
sind nach wie vor innen trocken, aber außen nass von der Anfahrt bis
Nonantola. Bei gerade einmal 3 Grad Außentemperatur und den während der
Fahrt zu erwartenden Wärmeverlusten beim Abtrocknen der Kleidung komme
ich damit keinesfalls bis Berlin. Also fahre ich von Rosenheim nach
München mit dem Zug und von dort mit dem Nachtzug nach Berlin, um
schnell wieder bei meiner Familie zu sein. Hannes und Ulli machen sich
noch einige schöne Tage bis Sonntag im Alpenvorland und bringen mir dann
meine K-leine huckepack wieder mit.
Die GPS-Daten der Heimfahrt sind über einen Klick auf die Karte abrufbar:
Fazit:
Mit
dieser Reise konnten wir zeigen, dass man nicht immer den weiten Weg in
Spaniens Süden in Kauf nehmen muss, um schon früh im März den
Saisonstart für die Motorräder einzuläuten. Gut geschützt zwischen den
südlichen Ausläufern der Alpen und den nördlichen Apennin-Ausläufern
liegt die klimaverwöhnte Region der Po-Ebene für uns deutlich näher. Man
trifft dort neben den landläufig erwarteten relativ unspektakulären
geraden Straßen in der Ebene auf tolle Straßen im „vor der Haustür“
gelegenen Gebirgszug Apennin.
Mit
ein wenig Flexibilität kann man etwaigen Wetterkapriolen einen Streich
spielen und fährt jeweils spontan in die Regionen des Apennin, die
gerade trocken bleiben, und genießt das Gewirr an kleinen und kleinsten,
wenig befahrenen und durchaus anspruchsvollen Straßen: Hier finden sich
beste Möglichkeiten, um sich nach der Winterpause an das eigene Bike zu
gewöhnen und Sicherheit zu bekommen.
Daneben
trifft man hier auf so viel menschliche Wärme, so viel Enthusiasmus und
Begeisterungsfähigkeit, dass es richtig Spaß macht, auch mal vom
Motorrad abzusteigen, sich etwas anzuschauen und mit den Menschen ins
Gespräch zu kommen. Wer – so wie wir – es mag, wenn spätestens nach der
Tagesetappe auch die Zunge ein wenig verführt wird, ist hier ebenfalls
richtig: erkundigt Euch beim Tourismusbüro www.aptservizi.com
nach einheimischen, nach regional-spezifischen Gatronomie-Angeboten,
denn es erscheint uns schier unmöglich, solche Perlen selbst und allein
zu finden, wie wir besuchen durften. Hier haben die regionalen Experten
einfach mehr Knowhow und richtig gute Tipps auf Lager. Bei der
Gelegenheit: Vielen Dank für die tolle Hilfe, Lidia Zoffoli, das waren
wirklich tolle Tipps!
Wer
sich darüber hinaus für alle Themen rund um Auto – Motor – Motorrad
interessiert, ist in der Emilia Romagna ebenfalls bestens aufgehoben.
Speziell sei hier die größte Oldtimer-Ausstellung Europas erwähnt, die
Mitte Mai 2014 in Modena stattfinden wird; nähere Infos unter www.motorgallery.de.
Aber auch die zahlreichen Hersteller und auch eine Vielzahl privater
Sammlungen, die ebenfalls dem Tourismusbüro und der Marketing Agentur
der MotorGallery bekannt sind, reichen für einen mehrwöchigen
Aufenthalt, leuchtende Augen und vermehrten Speichelfluss bei Kennern
und Interessenten.
Insgesamt
ist zu sagen, dass die Emilia Romagna aus unserer Sicht bislang bei
vielen Motorradfahrern ein Schattendasein fristet, und das völlig zu
Unrecht: Über die Brennerautobahn gibt es eine bequeme und schnelle
Anreisemöglichkeit (Hinweis: alle Bikertransits sind bereits mit einer
Jahresvignette für Österreich und die Schweiz ausgestattet, so dass
diese Kosten nicht gesondert anfallen, knapp 50 Euro italienische
Autobahngebühr von Sterzing bis Modena und zurück sowie zweimal die
Brennergebühr von 8,50 Euro für die An- und Abreise): Selbst von Berlin
aus sind es auf den Punkt genau 1100 Kilometer und insbesondere bei
abwechselnder Fahrt mit dem Bikertransit
relativ entspannt – insbesondere im Vergleich zum auch wirtschaftlichen
Aufwand für An- und Abreisen nach Spanien - zu bewerkstelligen.
Der
Bikertransit hat sich nach unserer Erfahrung als ein hervorragendes
Beförderungsmittel für solche Vorhaben gezeigt. Mindestens zu dritt
sollte man aber sein, damit sich die Kosten amortisieren. Hier muss man
neben den reinen Spritkosten für die jeweilige Anzahl von Motorrädern
eines berücksichtigen: An- und Abfahrt waren insgesamt (incl. Abholung
und Zurückbringen des Bikertransit zur Mietstation) für uns gute 2.300
km. Das entspricht in vielen Fällen einem Drittel bis einem Viertel
eines Reifensatzes, wenn man von 7.000 – 10.000 km Laufleistung ausgehen
mag. Das würde das eigene Portemonnaie neben den Spritkosten (und
mehrfachen Mautgebühren) ebenfalls mit weiteren etwa 70 – 100 Euro
belasten - und zwar für jeden Mitfahrer!
Also, denkt dran, der nächste Frühling kommt bestimmt, die Emilia Romagna wartet... genau auf Euch!
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