Sonntag, 2. Oktober 2016

#2014TdM – zum Saisonauftakt in die Terra di Motori der Emilia Romagna

März 2014

Der Winter war gar nicht so lang. Eigentlich, abgesehen von etwa 10 Tagen, war es gar kein Winter. Aber dennoch freuen wir uns schon mächtig auch unseren Saisonauftakt. Das Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com hat sich nämlich ein besonderes Ziel ausgesucht: Das Land der Motoren (Terra di Motori) in der norditalienischen Emilia Romagna.

2014TdM groß

Eingerahmt von den südlichen Ausläufern der Alpen und dem nördlichen Kamm des Apennin verspricht diese sonnenreiche Region bereits früh im Jahr gute Voraussetzungen, um die Motorräder aus dem Winterschlaf zu erwecken.

             

Natürlich haben wir uns bei unseren über Wochen laufenden Überlegungen, Planungen und Vorbereitungen tatkräftige Hilfe und Unterstützung besorgt: Sowohl das Team um Verena Nava aus der Agentur, die im Mai mit der www.motorgallery.it Europas größte Oldtimerausstellung in Modena organisiert, als auch die Experten des regionalen Tourismusverbandes von www.aptservizi.com waren Feuer und Flamme von unserer Idee.



So wurden wir mit zahlreichen Tipps und Informationen versorgt, erhielten vielversprechende Hotel- und Restaurant-Tipps, von denen wir im Rahmen unserer Reise, die in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag „#2014TdM“ zu finden ist, einige hier vorstellen werden. Schon jetzt steht fest: Diese Reise wird die Freuden beim Motorradfahren mit dem Genuss kulinarischer Leckereien vereinen und verbinden.

Und natürlich konnten wir nicht ahnen, dass uns zumindest zum Beginn der Reise am 21. März ein so frühlingshaftes Wetter begleiten würde. Deswegen machte es Sinn, dass wir uns schon sehr frühzeitig für eine komfortversprechende Variante der Anreise entschieden haben:


Das Team vom www.Bikertransit.de hatte die richtige Lösung für uns parat. Da ich zusammen mit meinen Kollegen Johannes (genannt Hannes) und Ulli mit drei Motorrädern unterwegs sein werde, sind die Transportmöglichkeiten des Bikertransit mit maximal vier Motorrädern und sechs Personen für uns wie geschaffen. Immerhin haben wir mit einem ganzen Technikbündel aus Foto- und Videoausrüstung, Actions-Cams und einigen Notebooks doch etwas mehr Gepäck zu verstauen, als die meisten Motorradreisenden auf ihren Urlaubsfahrten. Freitag gegen Mittag werde ich den Bikertransit von der Station in Berlin beim BMW-Händler Roewer in Marzahn abholen, nachmittags wird aufgeladen. Anschließend geht es dann über Nacht auf die etwa 1100 km lange Anreise bis in den Nordosten von Modena, wo sich unsere erste Basisstation im B&B „Villa Casino Riva“ (www.villacasinoriva.it) befindet.


Heute dagegen packen wir die ersten Sachen zusammen und unterziehen unsere Motorräder noch einem letzten Check. Apropos Motorräder: Wieder einmal werden wir zeigen, dass es nicht immer nur mit nagelneuen Motorrädern möglich ist, auch weiter entfernte Ziele anzusteuern. Fast wäre aus unserer Reise nämlich eine echte „K“-Veranstaltung geworden, werde ich doch mein mittlerweile 21 Jahre altes Schätzchen, meine BMW K1100RS mitnehmen, die dann Ullis ähnlich altem Schwesterchen, einer knallroten K75RT Gesellschaft leisten wird. Nur Hannes brät eine Extrawurst: er läßt seine ebenfalls knallrote K75RT nun doch in der Garage stehen, weil er sich gerade ganz aktuell eine BMW F650GS TWIN zugelegt hat, die ihn nun zum ersten Mal auf einer Reise begleiten darf.


Und ab morgen geht es dann hier und in den sozialen Netzwerken mit möglichst täglichen Updates weiter, so dass jeder, der mag, virtuell quasi live auf unserer Reise dabei sein kann. Also, es könnte ruhig jetzt schon losgehen...


Update 2103.2014

Heute ist es dann soweit: Mittags hole ich von BMW-Roewer den Bikertransit ab: Ein paar Formalitäten und eine Einweisung in das Fahrzeug später geht es dann zu unserem Startpunkt am www.motorradhotel-berlin.de. Hier haben wir optimale Bedingungen für die nun folgende Verladung unserer Motorräder:

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Unser Ladevideo werden wir nach dem Ende unserer Tour, wenn wir die aus verschiedenen Perspektiven angefertigten Aufnahmen zusammengeschnitten haben, hier einbinden.

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Noch mal eben das Örtchen aufgesucht und mindestens ebenso wichtig die von unseren Frauen liebevoll vorbereitete Verpflegungstasche eingepackt (bei der Menge des vorbereiteten Proviants könnte man meinen, wir sollen deutlich länger weg bleiben...)., und dann beginnen wir auch schon gut gelaunt mit der Anreise: Etwa 1100 km Autobahn liegen vor uns.

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Wir haben uns vorgenommen, die Anreise nicht nur unter uns dreien aufzuteilen, sondern noch einen weiteren Vorteil zu nutzen: Hannes hat zusammen mit seiner Frau in Fischbachau nahe der deutsch-österreichischen Grenze eine kleine Ferienwohnung (www.birke30.de), die auch besonders gerne an Motorradfahrer vermietet wird. Nach etwa 6stündiger Fahrt bis dorthin nutzen wir die Wohnung, um uns ein paar bequemere Stunden Schlaf zu holen: Knapp vier Stunden später sind wieder auf der Bahn und steuern dank der PKW-Zulassung des Bikertransit mit ordentlicher Reisegeschwindigkeit von bis zu 130 km/h unserer ersten Basis-Station entgegen: Das B&B Villa Casino Riva in Nonantola (www.villacasinoriva.it) nordöstlich vor den Toren Modenas ist unser Ziel.

Die GPS-Daten unserer Anreise sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:

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Update 22.03.2014

Und so kommen wir denn gut voran und erreichen, nachdem wir uns zwischendurch noch eine Mütze Schlaf geholt haben, am Samstag gegen 9:30 Uhr die vom Tourismusverband Emilia Romagna (www.aptservizi.com) empfohlene Villa Casino Riva in Nonantola. Hier erwarten uns unsere Gastgeber bereits mit einem opulent gedeckten Frühstückstisch, an dem wir uns ausgiebig stärken können.




Dieses Verwöhnprogramm zur Begrüßung ist aber nur der Anfang: Gianluca und seine Frau haben es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, ihren Gästen das Gefühl zu geben, im Urlaub zuhause zu sein, so liebevoll und zuvorkommend begegnen sie uns. Wir dürfen aus ihren vier individuell gestalteten Gästezimmern frei wählen und entscheiden uns nur gegen das sich über zwei Etagen erstreckende Appartement mit eigenem Schlaf- und einem weiteren Wohnraum. Jeder von uns wählt jeweils eines der anderen mit viel Geschmack und Herzblut ausgestatteten Zimmer.








Gemessen daran, dass der Hotelbetrieb für die beiden Inhaber nicht einmal das Hauptgeschäft darstellt, bekommt man ein Gefühl dafür, mit welcher Professionalität und welchem Feingefühl die beiden ihrem Kerngeschäft, dem Catering und der Organisation von Veranstaltungen wie Hochzeiten, Jubiläen oder runden Geburtstagen vorgehen. Außerdem produzieren die beiden auch ihren eigenen Balsamico-Essig, von dem wir im Laufe der folgenden Tage auch eine Kostprobe erhalten und von dem samtig-weichen Geschmack begeistert sind.




Abgerundet wird die Gastlichkeit der Villa Casino Riva durch die Möglichkeit, die eigenen Motorräder in der großen Garage, in der auch zahlreiche Wein-, Prosecco- und sonstige Vorräte für das Catering der Inhaber gelagert werden, sicher abstellen zu können. Wir drücken Gianluca und seiner Frau beide Daumen, dass ihr Vertrauen in ihre Gäste auch insoweit nie enttäuscht werden möge, denn wir halten diesen Vertrauensvorschuss für eine große Geste.


Kurzum, wir fühlen uns bereits nach wenigen Minuten nicht nur wohl sondern heimisch und angekommen: Eine bessere Wahl für unseren ersten Standort in der Emilia Romagna hätten wir wahrlich nicht treffen können. Damit hat sich die Villa Casino Riva in jedem Fall den Status als „Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ verdient und ist eine uneingeschränkte Empfehlung der Redaktion von Motorrad-Tourer.com.


Nach dem Abladen der Motorräder vom Bikertransit geht es dann auch gleich los: Der erste Ausflug in die Region Emilia Romagna steht an. In einem Bogen umfahren wir Modena nördlich und nehmen über Carpi Kurs auf Reggio Emilia, einer weiteren Stadt, die hier wie an einer Perlenschnur der Hauptverkehrsachse aufgereiht die Emilia-Romagna in Ost-West-Richtung durchziehen.

Anschließend richten wir unsere Vorderräder weiter in Richtung Süden, wo am Horizont bereits die ersten Ausläufer des Apennin zu sehen sind. Zügig durchqueren wir die Ebene und schon bald schlängeln wir uns über erste gewundene Teerbänder den Gipfeln entgegen und lassen uns hier von beeindruckenden Panoramaansichten über die weite Poebene faszinieren.



So gar nicht erniedrigend empfinden wir die Anfahrt über verlassene Straßen zu den Resten der Burg Canossa: Es ist kein Bittgang und kein Versuch, einen ausgesprochenen Bann wieder rückgängig zu machen, wie ihn einst König Heinrich IV vor Papst Gregor VII vollzog. Am Fuße der Burgreste genießen wir die Leere rund um den Informationsshop zu dieser frühen Jahreszeit. Genau so ergeht es uns auch auf den schmalen Straßen des Apennin, wo noch keine Reisebusse zu riskanten Überholmanövern verleiten, sondern wir nahezu allein unterwegs sind.




Wir dürfen uns nicht in der Region südlich von Parma bewegen, ohne uns auch mit dem berühmten Parmaschinken zu beschäftigen. Anders, als es die meisten glauben, kommt dieser Schinken nicht direkt aus der gleichnamigen Stadt. Das Zentrum des Parmaschinkens liegt vielmehr etwa 30 km südlich in Langhirano. Neben einigen Fabrikationsbetrieben finden wir in diesem Ort auch das Parma-Schinken-Museum (www.museidelcibo.it). Hier werden Hintergründe zur Geschichte, zur Herstellung und zu den Besonderheiten dieser Köstlichkeit dargestellt. Da es Samstagnachmittag ist, können wir leider keine Kostproben aus erster Hand erstehen und werden uns in den nächsten Tagen bei örtlichen Fleischern versorgen.




Mit Köstlichkeiten im doppelten Sinne geht es dann auch weiter. Nachdem wir unsere Motorräder wieder zurück in Richtung Modena bewegt haben, statten wir der „Antica Cantina Gavioli“ in Nonantola einen Besuch ab (http://www.enotecaemiliaromagna.it/en/places-of-wines/wineries-and-vinegar-producers/gavioli-antica-cantina). Besonders antik wirkt das Gebäude von außen gar nicht, aber der Name bezieht sich auch vielmehr auf das, was sich innerhalb dieses Hauses befindet.


         

Antonio Giacobazzi, der Inhaber, begrüßt uns fast schon staatsmännisch, aber nicht minder herzlich. Stolz präsentiert er uns dann aber nicht nur seine umfangreiche Palette unterschiedlicher Weine, vor allem des aus dieser Region stammenden Lambrusco. Präsentiert werden diese Gaumenfreuden in einer schon museal zu nennenden Sammlung historischer Gerätschaften, die zum Weinanbau und der entsprechenden Produktion im Laufe der Jahrhunderte eingesetzt wurden. Da es seinen Betrieb bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gibt, stammen viele dieser seltenen Exponate auch aus dem eigenen Haus und wurden tatsächlich von seinen eigenen Vorfahren eingesetzt.




Als wir glauben, wir hätten seinen Betrieb und seine Leidenschaft nun kennengelernt, zeigt uns Antonio Giacobazzi, dass dies erst der Anfang war. Scheinbar grenzenlos erstrecken sich zahlreiche weitere Hallen hinter seinen Ausstellungsräumen, in denen sich unzählige weitere Ausstellungsstücke befinden.



Und mit einem stolzen Schmunzeln auf seinen Lippen, öffnet er dann die Tür zu einer weiteren Halle und fragt uns augenzwinkernd, was denn eigentlich das Motto unserer Reise sei: Plötzlich tauchen wir in eine neue Welt ein: Wie es wohl allen Anwohnern der Emilia Romagna zu eigen ist, zählt auch Antonio Giacobazzi zu den glühenden Verehrern des Motorsports: Zu seinem Besitz zählen zwei originale Formel-1-Rennwagen, die wir ganz aus der Nähe besichtigen dürfen. Wenn das nicht zum Motto „Terra di Motori“ passt?


Überhaupt erleben wir auch hier, wie für die Menschen dieser Region Leben und Genuss zwei untrennbar miteinander verbundene Begriffe sind. Leidenschaft, Begeisterung und die Freude an den schönen Dingen des Lebens zählen hier zur Grundeinstellung der Bewohner und lassen den Funken ganz schnell zu uns überspringen.



Und so, wie die Italiener dafür bekannt sind, Meister des Designs zu sein, ist es für Antonio Giacobazzi selbstverständlich, dass seine besten Weine in extra für ihn designten und vom Künstler signierten Flaschen angeboten werden. All dies kann man, am besten nach vorheriger Anmeldung, in der Via Provencale Ovest in Nonantola besichtigen.

Nur zögerlich verlassen wir diesen Ort mit seinen unfassbaren Weinvorräten und fahren wenige Kilometer weiter, um Pedronis Essigkellerei, die www.acetaiapedroni.it, zu besuchen. Hier erwartet uns der stolze Patron Italo Pedroni mit seinem Familienteam, um uns in die Besonderheiten der Herstellung von Balsamico-Essig einzuführen. Wir erfahren, dass der Balsamico-Essig in seiner reinen Form, also Aceto Balsamico traditionale, allein aus Weintrauben und ohne Zutaten entsteht. Langjährige Lagerung in verschiedenen Fässern, aufwändige in Handarbeit erfolgende Verfahren zur Verfeinerung des Geschmacks und vor allem Geduld gehören zum Rezept einer qualitativ hochwertigen Herstellung.

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Wir nutzen die Gelegenheit zu einer Verkostung und erfahren die geschmacklichen Nuancen 12-, 18-, 25-, 40- und 60-Jahre alten Balsamico-Essigs und staunen, zu welchen Gerichten dieser jeweils als abrundende Zutat genutzt werden kann. Tatsächlich hat Italo Pedroni zur Geburt seines Sohnes Giuseppe, der sich anschickt die seit 1862 bestehende Familientradition fortzusetzen, eine neue Batterie Balsamico-Essigs angelegt und reifen lassen, so dass es für die neue Generation eine eigene Ära dieses hochwertigen Gewürzmittels gibt.



Selbstverständlich können wir dann nicht anders als dies im Anschluss daran in der zum Betrieb gehörenden „Osteria di Rubbiara“ in der Via Risaia Nr. 4 in Rubbiara di Nonantola auch selbst auszuprobieren. Angefangen von leckeren Pasta-Gerichten über vielfältige, von Italos Ehefrau Franca in der Küche gezauberte Hauptgänge bis hin zum Dessert findet sich der hauseigene Geschmackslieferant immer wieder.






Länger als gedacht halten wir uns an diesem Abend an dieser gastlichen und gemütlichen Stelle auf und saugen diese typisch italienische Art, das Leben in vollen Zügen zu genießen, auf. Schon während des fesselnden Menüs können wir unsere Begeisterung kaum eindämmen, so wohlschmeckend, frisch und vor allem ehrlich erreichen uns diese regionalen Kostbarkeiten. Und als dann auch noch mehrere Flaschen unterschiedlichster, teilweise von Partnern unserer bezaubernden Gastgeber hergestellte Spirituosen, auf den Tisch kommen, müssen wir uns immer wieder bewusst machen, dass unsere Motorräder noch vor der Tür auf uns warten und wir, wenn auch nicht viele aber immerhin noch etwa 3 Kilometer zu unserer Unterkunft in der Villa Casino Riva zurückzulegen haben.

Das war ein Auftakt nach Maß für unseren Aufenthalt in der Emilia Romagna und wir können nur jedem empfehlen, bei einem Besuch dieses Landstrichs das unter Kennern durch Mundpropaganda bestens bekannte aber ansonsten kaum zu findende Kleinod der Essigkellerei Pedroni mit ihrer Osteria di Rubbiara besucht, um sich in die kulinarische Welt dieser so lebensfrohen und enthusiastischen Region entführen zu lassen.

Die GPS-Daten der Tagesetappe sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:

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Update 23.03.2014:

Nach den vielen Besichtigungen am ersten Tag unserer #2014TdM haben wir uns für den zweiten Tag vorgenommen, deutlich mehr Zeit auf dem Motorrad zu verbringen. Das Wetter meint es zunächst auch sehr gut mit uns und begleitet uns auf den ersten Kilometern in Richtung Apennin mit Sonnenschein und etwa 13 Grad.



Von Nonantola aus zieht es uns gen Süden, wo wir auch nach wenigen Kilometern eine Tankstelle finden, an der wir die Tanks unserer BMWs auffüllen können. Anschließend reiht sich Kurve an Kurve, so dass einem fast schwindelig werden könnte.



Nachdem wir die abwechslungsreiche, aus kleinen, zu dieser Jahreszeit noch wenig belaubten Wäldern, grün werdenden Wiesen mit einzelnen in der Sonne leuchtenden Farbtupfern aber auch manch felsigen Abrisskanten bestehenden Landschaft durchquert haben, melden sich unsere Mägen: Es ist Zeit für eine kleine Mittagsrast.


Genau zum richtigen Zeitpunkt finden wir in dem kleinen Örtchen Pavulo Nel Frignano kurz vor dem Abzweig nach Casa Bellei einen einheimischen Bäcker, der all seine Backwaren – Brot, Brötchen, Kuchen aber auch abwechslungsreich belegte Pizza – noch nach eigenen Rezepten und in traditioneller Methode selbst in seiner Backstube herstellt.


Schnell erwerben wir für wenige Münzen einen leckeren Mittagsimbiss, den wir an unseren Motorrädern in der Sonne stehend verzehren. Plötzlich ungläubige Blicke, gepaart mit der Verdächtigung, ein frecher Vogel hätte sich von nicht mehr benötigten Flüssigkeiten befreit. Tatsächlich wächst aber in Sekundenschnelle die Erkenntnis, dass sich nun von Süden, also genau aus der Richtung, in die wir weiterfahren wollten, ein schwarzes Wolkenband nähert und reichlich nasse Abkühlung verspricht.

Also werden so die eben erst erworbenen Backwaren zügig vertilgt und wir springen wieder auf unsere Motorräder, um den Wettlauf mit den Regenwolken aufzunehmen. Dazu weichen wir wieder nach Westen aus, von wo aus noch blauer Himmel lockt. So schaffen wir es dann auch für den Rest des Tages, uns immer auf der Kante zwischen azurblauem Himmel und den ersten Regentropfen fortzubewegen. Am späteren Nachmittag geben die Regenwolken dann auf und entlassen uns wieder in den prächtigen und ununterbrochenen Sonnenschein.


Wir nähern uns wieder Modena, wo wir am Museum „Casa Enzo Ferrari“ (http://www.museocasaenzoferrari.it/en/) mit unserer deutschsprachigen Führerin Elisabetta Zagnoli, die uns freundlicherweise ebenfalls das Tourismusbüro der Emilia Romagna vermittelt hat, verabredet sind. Allerdings zahlen wir nun den Preis für unser überstürztes Ende der Mittagspause: Der Hunger meldet sich gegen 16 Uhr schon wieder. Also suchen wir uns auf dem Weg zum Museum ein Restaurant, um eine Kleinigkeit zu essen. Das gestaltet sich um diese Uhrzeit alles andere als leicht, aber wir werden in einem kleinen Fisch-Spezialitäten-Restaurant noch fündig.

Einerseits zufrieden, überhaupt noch etwas gefunden zu haben, erkennen wir doch aber sehr schnell die qualitativen Unterschiede zum gestrigen Abend in der Osteria di Rubbiara, von der wir gar nicht aufhören können, zu schwärmen...


Anschließend legen wir dann die kurze Strecke zum Ferrari-Museum in Modena zurück. Schon aus einiger Entfernung fallen die beiden so widersprüchlichen Gebäude nebeneinander auf: Links das historische Haus, in dem der Vater von Enzo Ferrari früher seine eigene Werkstatt hatte, rechts in der typischen Ferrari-Farbe das modern geformte Museum. „Klassische Ferrari-Farbe?“ werden sich einige fragen, wird doch hierzulande oftmals ein leuchtendes Rot mit der norditalienischen Edelmarke in Verbindung gebracht.


Wer sich aber einmal dem Ferrari-Logo zuwendet, merkt sehr schnell, dass dort ein schwarzes Pferd auf gelbem Grund posiert. Die rote Farbe stammt aus späteren Autorennen, in denen oftmals aus den beteiligten Ländern jeweils nur ein Fahrzeug teilnahm und zur besseren Unterscheidung für den Zuschauer die Fahrzeuge dann in landesspezifischen Farben lackiert wurden. So waren neben den silbernen Deutschen („Silberpfeil“) und beispielsweise den grünen Engländern eben die roten Italiener unterwegs, was heute die allgemeine Assoziation dieser Farbe mit der Edelschmiede aus ehemals Modena, später dann bis heute Maranello ausmacht.



Von Elisabetta lernen wir, dass der Architekt des Museums „Casa Enzo Ferrari“ gerne mit unterschiedlichen Materialien aus verschiedensten Lebensbereichen arbeitet. Und so kommt es, dass die Konstruktion des Museums neben zwei aus dem Schiffbau entliehenen großen Pfeilern im Eingangsbereich auch zum Beispiel durch Stahltrosse, die ebenfalls aus dem Schiffbau entliehen wurden, fixiert wird. Die Dachkonstruktion mit ihren doppelt geschwungenen Wellen wird heute gerne als „doppelte Düne“ bezeichnet und verkörpert damit ebenfalls den maritimen Touch des Gebäudes.




Auch innen weiß das Bauwerk mit seiner weit gespannten Deckenkonstruktion ohne weitere Pfeiler auszukommen und damit ein Gefühl der Schwerelosigkeit zu vermitteln. Dazu passt, dass die drehbaren Plattformen, auf denen Fahrzeuge aus allen Epochen der Marke Ferrari platziert wurden, ebenfalls frei im Raum zu schweben scheinen.






Die beeindruckende Sammlung von Fahrzeugen aus etwa 80 Jahren wird um einige Raritäten ergänzt. So wurde beispielsweise nach dem bereits in frühen Jahren verstorbenen Sohn Enzo Ferraris, Dino, ein Auto nach diesem benannt und lässt sich hier bestaunen. 



Wieder einmal merkt man, dass kaum jemand den Italienern etwas in Sachen Design vormachen kann: Im Redaktionsteam sind wir uns nicht einig, ob die frühen Schöpfungen Enzo Ferraris die schöneren, harmonischeren sind, oder ob dies auf die neueren, jüngeren Modelle zutrifft.





Zu diesem Zeitpunkt haben wir Elisabetta schon lange verziehen, die bei unserer Ankunft mit einem schelen Blick auf unsere bajuwarischen Reisegefährten irgend etwas von „für die über 40-Jährigen ok“ gemurmelt hatte und in dem Moment, in dem ich ihr meine Zunge herausstrecken wollte lachend bestätigte, dass sie selbst zu dieser Altersgruppe gehöre...

Wir steigen wieder auf unsere Eisenrösser, um die wenigen Kilometer aus der Stadtmitte Modenas in den Nachbarort Sorbara zurückzulegen. Hier, so der heiße Tipp unserer Ansprechpartner beim Tourismusbüro www.aptservizi.com, würden wir sehr schmackhaft bei einem Agriturismo zu Abend essen können. Es dauert dann auch nicht lange und wir erreichen das Agriturismo Garuti in der Via Carlo Testa 16 (http://www.aziendaagricolagaruti.com/):

Inmitten von Wein- und Obstplantagen nahe einer Kreuzung zweier kleiner Verbindungsstraßen gelegen und nahezu ohne werbewirksame Hinweisschilder auskommend möchten wir behaupten, wird diese Location so ohne weiteres von keinem Reisenden gefunden. Selbst als wir unsere Motorräder auf dem Hof abstellen, deutet nichts als ein verschwindend kleines Klingelschild an der Haustür des Anwesens auf das Vorhandensein einer gastronomischen Einrichtung hin.


Kaum wird uns die Tür geöffnet, werden wir auch schon freundlich auf italienisch empfangen und begrüßt. Überhaupt fiel uns eines während unserer gesamten Reise auf: Auch sprachlich sind die hier lebenden Bewohner der Emilia Romagna sehr regional-patriotisch: Mit deutsch kommen wir eigentlich gar nicht weiter, mit englischen Versuchen auch nur teilweise. Hier spricht man italienisch! Basta. Aber alle Menschen, auf die wir getroffen haben, sind dennoch äußerst hilfsbereit und versuchen uns, die wir des italienischen nahezu gar nicht mächtig sind, mit Gesten und Mimik, mit den berühmten „Händen und Füßen“ weiterzuhelfen und so sind wir immer überall hingekommen, wohin wir wollten.


Wie auch schon am Vorabend warten wir vergeblich auf die Speisekarte. Lediglich bei den Getränken dürfen wir alternativ zu den obligatorischen Flaschen Wasser, Rot- und Weißwein Wünsche äußern. Ansonsten erhalten wir wie alle anderen Gäste an diesem Abend auch das gleiche Menü aus Leckereien, die die Küche des Patron und seiner Frau und Chefköchin verlassen. Wunderbar zubereitete Antipasti gehen verschiedenen handgemachten Nudeln mit zweierlei Saucen voraus, ehe uns ein Rinder-Steak kredenzt wird, das seinesgleichen sucht:

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Ich kann mich nicht entsinnen, jemals schon ein solch zartes Stück Steak auf meinem Teller gehabt zu haben. Eigentlich nutzen wir die Messer nur der Form und guten Sitte wegen, denn das köstliche Fleisch ist so zart, dass es kaum einer Berührung bedarf, damit es, am Übergang von medium zu britisch gegrillt, fast schon von selbst zerfällt. Keine Kaubewegungen begleiten unseren Genuss, als wir mit halbgeschlossenen Augen dieses besondere Stück – natürlich wie immer in dieser Region mit etwas Balsamico-Essig garniert – mit der Zunge am Gaumen zerdrücken.



Eigentlich ist für den folgenden Nachtisch schon kein Platz mehr in unseren übervollen Mägen, aber kein Dessert ist ja bekanntlich auch keine Lösung... ;-) So ergeben wir uns dann heroisch dem Selbstversuch, wie dehnbar ein menschlicher Magen sein mag. Das Ergebnis lautet: Wir wissen es noch nicht, weil wir entgegen unserer Erwartung doch nicht geplatzt sind und somit in Zukunft weiter forschen und probieren dürfen....

Ein wunderbarer zweiter Tag in der Emilia Romagna geht zu Ende. Die GPS-Daten der Tagesetappe können mit einem Klick auf die Karte eingesehen werden:

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Update 24.03.2014

Heute ziehen wir aus unserer so lieb gewonnenen Villa Casino Riva aus, um uns weiter östlich der Adriaküste zu nähern. Dort werden wir für die nächsten Tage unser neues Basislager aufschlagen. Wir dürfen auf dem abgeschlossenen Gelände der Villa Casino Riva unseren Bikertransit stehen lassen und sind unseren Gastgebern auch dafür äußerst dankbar.


Nach dem wie immer reichhaltigen Frühstück machen wir uns wieder zunächst südlich auf, weil ein weiterer Ferrari-Termin auf uns wartet: In Maranello gibt es neben der Ferrari-Fabrik, die wir aus Zeitgründen leider nicht auch noch besuchen können, ein weiteres Ferrari-Museum. Auch die hiesigen Exponate betrachten wir staunend und erneut von dem allerorts anzutreffenden Enthusiasmus sehr berührt: Diese Region hat nicht nur eine große Motoren-Geschichte, sie lebt dieses Bewusstsein auch sehr intensiv und begeistert. Man trifft hier niemanden, dessen Augen nicht sofort zu leuchten beginnen, wenn das Gespräch auf die vielfältige Tradition der Motoren- und Autobauer zu sprechen kommt: Auch Maserati und Lamborghini haben ihren Sitz in Modena bzw. in der Nähe, wir Motorradfans kennen die Ducatis aus dem benachbarten Bologna.





Im Anschluss an unseren Rundgang geht es wieder auf unseren Motorrädern hinein in den Apennin, der hier quasi direkt vor der Haustür beginnt. Wieder bewegen wir uns auf kleinen und teilweise kleinsten Straßen im ständigen Wechsel von Bergan- und abfahrten, wie das Höhenprofil unserer Tagesetappe zeigt. Es scheint so, als würde es hier keine Straße geben, die länger als 50 Meter gerade ist und als wären diese kleinen winkeligen Verbindungen zwischen den teilweise pittoresken Örtchen extra für Motorradfahrer so gebaut und gestaltet worden.


Mehrmals machen legen wir einen Stopp ein, um die beeindruckende Landschaft in uns aufzusaugen und uns zu unserer Entscheidung zu beglückwünschen, unseren diesjährigen Saisonstart in dieser traumhaften Gegend zu erleben.





Schließlich kommen wir in Castrocaro Therme, einem Heil- und Themalbad südwestlich vor den Toren Forlis an. Hier beziehen wir Quartier im Vier-Sterne-Haus Hotel Rosa Del Deserto gegenüber dem Thermengelände. Uns steht in diesem Hotel eine Tiefgarage zur Verfügung, in der unsere Motorräder nächtigen können und die wir per Aufzug direkt von unserem Zimmerflur aus erreichen können.

Das Hotel selbst war sicherlich einmal eine große Nummer im Ort. Mittlerweile hat es seine beste Zeit vielleicht schon ein wenig hinter sich gebracht, aber für sagenhafte 35 Euro pro Nacht im Einzelzimmer incl. Frühstück kommt man hier sehr komfortabel unter. Die uns schon oft begegnete Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft setzt sich hier ebenfalls trotz der schon beschriebenen Sprachprobleme nahtlos fort.


Abends machen wir uns dann auf eigene Faust im Ort auf die Suche und finden mitten in der sich auf den Hügel hinauf schlängelnden Altstadt eine kleine Osteria mit Freiplatz und einem tollen Gewölberaum, in dem wir uns - mutig oder schon übermütig? - an ein „Touristenmenu“ für nur 14 Euro wagen. Verschiedene Nudeln mit unterschiedlichen Saucen, zwei Fleischgerichte, bei denen wir uns nicht sicher sind, welches leckerer ist, und eine grandiose Dessertauswahl später wissen wir, dass wir hier alles richtig gemacht haben. Bloß gut, dass der Heimweg nur wenige Meter umfasst...

Die tagesaktuellen GPS-Daten sind mit einem Klick auf das Bild abrufbar:

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Update 15.03.2014

Der Apennin hatte es uns in den letzten Tagen sehr angetan. So beschließen wir am Frühstückstisch, wir möchten ihn heute ganz ausgiebig genießen. Uns schwebt ein Bogen in zunächst südlicher Richtung vor, um uns später gen Osten zu wenden und dann San Marino und später den Adria-Badeort Rimini zu erkunden. Zwar versteckt sich heute die Sonne hinter dicken Wolken, allerdings bestehen diese zunächst den Wasserdichtigkeitstest.


Und so starten wir dann wieder auf kleinen Sträßchen, vorbei an blühenden Obstplantagen und bunten Blumenwiesen. Wieder geht es unzählige Höhenmeter eng geschlängelt auf und ab, bis uns bald schwindelig wird.







So geht es weiter, bis wir am frühen Nachmittag in Civitella di Romagna eine geöffnete Bar finden, die zu einer Mittagsrast einlädt. Plötzlich wird uns klar, wie wenig Strecke wir bislang durch unsere Foto-, Video- und Aussichtsstopps geschafft haben, welche Strecke noch vor uns liegt und wie wenig Zeit dafür übrig bleibt. So entscheiden wir uns spontan gegen San Marino und Rimini, kosten den Rest des Tages lieber ohne Hektik und Stress aus und kommen dann so rechtzeitig wieder zurück, dass wir bei noch akzeptablem Licht einige Farbtupfer in der Nähe von Castrocaro Therme einfangen können.






Den Abend lassen wir dann entspannt ausklingen und machen schon Pläne für den folgenden Tag: Dann soll es mal etwas weiter nordöstlich gehen um die geschichtsträchtigen Städte Ravenna und Ferrara zu erkunden.

Die GPS-Daten der Tagesetappe sind mit einem Klick auf die Karte abrufbar:

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Update 26.03.2014

Wie oft ich das schon gedacht habe: „Und erstens kommt es anders, als man zweitens denkt“... Auch auf dieser Reise bleibe ich davon nicht verschont:

Kurz nach Mitternacht erhalte ich einen Anruf von meiner Frau, dass ihre Mutter einen Schlaganfall erlitten habe und nun halbseitengelähmt auf einer Stroke Unit in der nahegelegenen Uni-Klinik liege. In diesem Punkt unterscheide ich mich nicht wesentlich von den Italienern, denn auch für mich gilt „Blut ist dicker als Wasser“. So verbringe ich dann die halbe Nacht damit, mir zu überlegen, wie es nun weitergehen kann.

Morgens beim Frühstück zeigt sich dann, wie wichtig es ist, sich im Team gut zu verstehen und zu vertrauen. Meinen Vorschlag, allein mit dem Motorrad heimzufahren, damit Hannes und Ulli die Tour weiterfahren können, diskutieren die beiden nicht, sie kommentieren ihn nicht einmal. Für beide steht fest, zumindest bis über die Alpen lassen sich mich nicht zuletzt wegen eines zwischenzeitlichen Wintereinbruchs dort nicht auf zwei Rädern fahren.


Schnell ergibt sich eine 2 zu 1 Abstimmung (Hannes und Ulli gegen Fred) mit folgendem Ergebnis: Wir fahren eine Stunde später mit den Motorrädern nach Nonantola, wo unser Bikertransit steht, laden die Motorräder auf und fahren heimwärts. Im Alpenvorland wird dann neu entschieden, ob ich von dort mit dem Motorrad oder mit dem Zug nach Berlin fahre. Hannes und Ulli bleiben noch für den Rest der Woche in Hannes Ferienwohnung www.birke30.de und reißen noch einige Alpenkilometer ab.

Was entgeht uns dadurch? Nun, wir hatten nach den Stadtbesichtigungen von Ravenna und Ferrara für den nachfolgenden Tag noch ein volles Programm geplant:

Vormittags hatten wir uns auf dem Motodrome von Imola angemeldet, wo wir auf der Ferrari-Test- und Formel-1-Rennstrecke ein paar Runden absolvieren wollten, um tolle Foto- und Videoimpressionen zu bekommen. Anschließend sollte es nach Bologna gehen, wo nach einem Mittagessen bei Ducati eine Werksbesichtigung bestimmt auch bei uns für leuchtende Augen gesorgt hätte. Auch der geplante Bummel über den Mercato di Mezzo in Bologna (http://www.bolognawelcome.com/en/shopping/suggestions-by-area/params/Percorso_16/Luoghi_558/ref/Starting%3A%20Quadrilatero%20and%20Mercato%20di%20Mezzo ) mit seiner großen Auswahl an feilgebotenen regionaltypischen Spezialitäten und Leckereien muss leider ausfallen.

Für den Spätnachmittag hatten wir uns die Panini-Oldtimer-Sammlung von http://www.hombre.it/ vorgenommen, wo man neben einer seltenen Sammlung von Maserati-Motorrädern sitzend selbstproduzierte Köstlichkeiten des Bio-Bauernhofs genießen können soll. Das schien wieder solch ein Insider-Tipp von www.aptservizi.com zu sein, auf den wir uns schon sehr gefreut hatten. Ebenso auf die abschließende Stadtführung durch Modena, ein Tour-Abschluss-Abendessen im Stadtrestaurant Da Danilo in der Via Coltellini 31 (http://www.ristorantedadanilomodena.it/) sowie die letzte Übernachtung im Best Western „Hotel Libertà“ (http://www.hotelliberta.it/de/home-page.aspx).

Stattdessen sitzen wir eine Stunde später auf unseren Motorrädern in Richtung Nonantola zu „unserem“ Bikertransit. Passend trauerte das Wetter mit uns und begleitete die Autobahnetappe mit äußerster Traurigkeit und Nässe.




So treffen wir dann wieder am Ausgangspunkt unserer Reise in der Villa Casino Riva ein, wo man uns nicht nur mit schon dampfendem Kaffee erwartet, sondern – und spätestens das war dann wirklich spektakulär – die Zeit unseres Aufladens auf den Bikertransit nutzte, um uns eine selbstgemachte Lasagne zuzubereiten, natürlich ergänzt um einige Parmesan-Stücken, die wir selbst mit dem hausgemachten Balsamico-Essig bestreichen durften. Habe ich schon einmal gesagt, dass wir hier quasi ein zweites Zuhause gefunden haben? Für uns gibt es damit in der Region Modena keine alternative Unterkunft zur http://www.villacasinoriva.it/ und wir werden künftig nur noch hier einchecken, da sind wir uns alle drei einig!

 

Danach geht es heimwärts mit dem Bikertransit und den wieder aufgeladenen Motorrädern. Spätestens am Brenner weiß ich das Abstimmungsverhalten von Hannes und Ulli und meine Überstimmung zu schätzen, als das Hinweisschild auf Winterreifen – oder Schneekettenpflicht auftaucht.... Wir überqueren den Brenner dann im Schnee und ich bin heilfroh, solche Kollegen und Freunde zu haben!


In der Nähe von Rosenheim dann der nächste Temperatur- und Nässe-Check: Meine Rukka-Motorradsachen sind nach wie vor innen trocken, aber außen nass von der Anfahrt bis Nonantola. Bei gerade einmal 3 Grad Außentemperatur und den während der Fahrt zu erwartenden Wärmeverlusten beim Abtrocknen der Kleidung komme ich damit keinesfalls bis Berlin. Also fahre ich von Rosenheim nach München mit dem Zug und von dort mit dem Nachtzug nach Berlin, um schnell wieder bei meiner Familie zu sein. Hannes und Ulli machen sich noch einige schöne Tage bis Sonntag im Alpenvorland und bringen mir dann meine K-leine huckepack wieder mit.

Die GPS-Daten der Heimfahrt sind über einen Klick auf die Karte abrufbar:

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Fazit:
Mit dieser Reise konnten wir zeigen, dass man nicht immer den weiten Weg in Spaniens Süden in Kauf nehmen muss, um schon früh im März den Saisonstart für die Motorräder einzuläuten. Gut geschützt zwischen den südlichen Ausläufern der Alpen und den nördlichen Apennin-Ausläufern liegt die klimaverwöhnte Region der Po-Ebene für uns deutlich näher. Man trifft dort neben den landläufig erwarteten relativ unspektakulären geraden Straßen in der Ebene auf tolle Straßen im „vor der Haustür“ gelegenen Gebirgszug Apennin.

Mit ein wenig Flexibilität kann man etwaigen Wetterkapriolen einen Streich spielen und fährt jeweils spontan in die Regionen des Apennin, die gerade trocken bleiben, und genießt das Gewirr an kleinen und kleinsten, wenig befahrenen und durchaus anspruchsvollen Straßen: Hier finden sich beste Möglichkeiten, um sich nach der Winterpause an das eigene Bike zu gewöhnen und Sicherheit zu bekommen.

Daneben trifft man hier auf so viel menschliche Wärme, so viel Enthusiasmus und Begeisterungsfähigkeit, dass es richtig Spaß macht, auch mal vom Motorrad abzusteigen, sich etwas anzuschauen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Wer – so wie wir – es mag, wenn spätestens nach der Tagesetappe auch die Zunge ein wenig verführt wird, ist hier ebenfalls richtig: erkundigt Euch beim Tourismusbüro www.aptservizi.com nach einheimischen, nach regional-spezifischen Gatronomie-Angeboten, denn es erscheint uns schier unmöglich, solche Perlen selbst und allein zu finden, wie wir besuchen durften. Hier haben die regionalen Experten einfach mehr Knowhow und richtig gute Tipps auf Lager. Bei der Gelegenheit: Vielen Dank für die tolle Hilfe, Lidia Zoffoli, das waren wirklich tolle Tipps!

Wer sich darüber hinaus für alle Themen rund um Auto – Motor – Motorrad interessiert, ist in der Emilia Romagna ebenfalls bestens aufgehoben. Speziell sei hier die größte Oldtimer-Ausstellung Europas erwähnt, die Mitte Mai 2014 in Modena stattfinden wird; nähere Infos unter www.motorgallery.de. Aber auch die zahlreichen Hersteller und auch eine Vielzahl privater Sammlungen, die ebenfalls dem Tourismusbüro und der Marketing Agentur der MotorGallery bekannt sind, reichen für einen mehrwöchigen Aufenthalt, leuchtende Augen und vermehrten Speichelfluss bei Kennern und Interessenten.

Insgesamt ist zu sagen, dass die Emilia Romagna aus unserer Sicht bislang bei vielen Motorradfahrern ein Schattendasein fristet, und das völlig zu Unrecht: Über die Brennerautobahn gibt es eine bequeme und schnelle Anreisemöglichkeit (Hinweis: alle Bikertransits sind bereits mit einer Jahresvignette für Österreich und die Schweiz ausgestattet, so dass diese Kosten nicht gesondert anfallen, knapp 50 Euro italienische Autobahngebühr von Sterzing bis Modena und zurück sowie zweimal die Brennergebühr von 8,50 Euro für die An- und Abreise): Selbst von Berlin aus sind es auf den Punkt genau 1100 Kilometer und insbesondere bei abwechselnder Fahrt mit dem Bikertransit relativ entspannt – insbesondere im Vergleich zum auch wirtschaftlichen Aufwand für An- und Abreisen nach Spanien - zu bewerkstelligen.

Der Bikertransit hat sich nach unserer Erfahrung als ein hervorragendes Beförderungsmittel für solche Vorhaben gezeigt. Mindestens zu dritt sollte man aber sein, damit sich die Kosten amortisieren. Hier muss man neben den reinen Spritkosten für die jeweilige Anzahl von Motorrädern eines berücksichtigen: An- und Abfahrt waren insgesamt (incl. Abholung und Zurückbringen des Bikertransit zur Mietstation) für uns gute 2.300 km. Das entspricht in vielen Fällen einem Drittel bis einem Viertel eines Reifensatzes, wenn man von 7.000 – 10.000 km Laufleistung ausgehen mag. Das würde das eigene Portemonnaie neben den Spritkosten (und mehrfachen Mautgebühren) ebenfalls mit weiteren etwa 70 – 100 Euro belasten - und zwar für jeden Mitfahrer!

Also, denkt dran, der nächste Frühling kommt bestimmt, die Emilia Romagna wartet... genau auf Euch!

20140322Hannes Ende


                   



                                       

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