Sonntag, 2. Oktober 2016

Hauptstadt-Touren Teil 2: Hochsommerliche Eiszeitlandschaft

Mit den Hauptstadt-Touren werden regelmäßig interessante Motorradstrecken in und rund um die Hauptstadt, überwiegend in Berlin und Brandenburg, vorgestellt. Sie erscheinen im Printbereich der BikerBörse und Online auf Motorrad-Tourer.com.
 
Die berühmte Frage „Wann wird`s mal wieder richtig Sommer“ lässt sich aktuell ganz leicht beantworten: Jetzt! Seit Wochen meint es die Sonne gut mit uns und beschert uns hochsommerliche Temperaturen, bei denen man oft an Abkühlung denkt. Was liegt dann für Motorradfahrer näher, als sich auf den Weg zu den Eiszeitlandschaften im Süden Mecklenburg-Vorpommerns aufzumachen?

 



Wir treffen uns zu dieser Tour im Scheunenviertel in Kremmen, wo sich mit dem „Um`s Luch“ ein gemütlicher Biker-Treffpunkt etabliert hat. Trotz parallelem Flohmarkt finden wir genügend Platz für unsere Bikes, um die letzten Spuren unserer Müdigkeit mit einem Kaffee davon zu jagen. Anschließend heißt es „Aufsatteln!“ und los geht es. Wir bewegen uns über Sommerfeld und Beetz nach Norden, wo uns bei Lindow zum ersten Mal an diesem Tag diese Abkühlung versprechende glitzernde Fläche blauen Wassers begegnet.

 



Es geht weiter in Richtung Rheinsberg auf der L19, die teilweise zur Deutschen Tonstraße gehört. Hier werden seit weit über 200 Jahren Vasen, Figuren und Tafelservices aus Steinzeug hergestellt. Eine Baustelle mitten in der Stadt hindert uns ein wenig Zeit raubend daran, direkt am berühmten Rokoko-Schloss vorbeizufahren. In Richtung Zechliner Hütte werden die Straßen dann wieder kleiner und teilweise können wir ganz ungestört und allein unter den schattenspendenden Kronen jahrhundertealter Alleebäume dahin schwingen. Kleine Kreisstraßen, die teilweise recht gut asphaltiert sind aber auch manchmal mit ausgefahrenem Kopfsteinpflaster wahre Teststrecken für Stoßdämpfer darstellen, ziehen unter uns hinweg.

 

Immer wieder blitzt und glitzert es bläulich-silbrig zwischen den teils dicht bewaldeten Streckenabschnitten hindurch, denn wir sind nun in den Ausläufern der Mecklenburgischen Seenplatte angekommen. Hier suchen wir uns dann im Herzen von Mirow ein geeignetes Plätzchen für die verdiente Mittagspause. In der Alten Schlossbrauerei werden wir fündig, entscheiden uns gegen die gewölbeartigen Gasträume und lassen uns auf einer lauschigen Terrasse mit Wasserblick direkt auf der Schlossinsel nieder. Fast ist es schade, dass wir noch weiterfahren wollen und deswegen zu den leckeren Gerichten keine der selbstgebrauten Biersorten probieren können.

 



Nach einer Stärkung erkunden wir noch den einschiffigen gotischen Ziegelbau der Johanniterkirche, dem ältesten Gebäude der Stadt. Bei einer Turmbesteigung, die mit einer fantastischen Rundumsicht belohnt wird, können wir in der Johanniter-Ausstellung einiges über die Historie des früheren Ritterordens sowie die Aktivitäten der heutigen Hilfsorganisation erfahren.

                      


Wir treiben unsere Eisenpferde nun durch die Landschaft, die von der letzten Eiszeit geologisch so besonders geprägt und mit zahlreichen Gewässern versehen wurde. Damit bewegen wir uns auch im südlichen Teil des etwa 5.000 km² großen Geoparks Mecklenburgische Eiszeitlandschaft, der mit Flusstälern, Söllen und Mooren über ein ganz faszinierendes Landschaftsbild verfügt. Sollte es dieser Region gelingen, die Ernennung zum „Europäischen Geopark“ zu erreichen, wäre dies der erst fünfte derartige Park in Europa und würde dann z. B. Mit dem „Geopark Vulkaneifel“ in einer Liga spielen.

 

Zwischen Wäldern, Seen und Flussläufen hindurch bleiben wir dem Thema der Deutschen Tonstraße treu und steuern den Ziegeleipark Mildenberg an. In einer der bedeutendsten Industrie-Kulturstätten Europas wurden zu Gründerzeiten im größten Ziegeleirevier Europas Unmengen an Ziegeln hergestellt. Heutzutage kann man auf dem Gelände neben dem Besuch eines Industriemuseums vielfältige andere Aktivitäten von Fahrten mit der Original-Feldbahn über Radtouren bis hin zu kinderfreundlichen Angeboten auf der Abenteuerspielwiese genießen und manchmal sogar selbst Ziegel herstellen.

 



Uns aber zieht es nun endlich zu dem im doppelten Sinne Namensgeber unserer Tour: Im Café „Alter Hafen“ sitzen wir nur wenige Meter vom kühlenden Wasser entfernt vis à vis der gleichnamigen Marina. Während wir im Schatten der alten Bäume unsere köstlichen und dennoch preiswerten Eisbecher auslöffeln, beobachten wir die Freizeitkapitäne, die kaum mehr als eine Armlänge entfernt ihre Boote von der Havel kommend wieder auf ihre Liegeplätze manövrieren.

 





Mit diesen Eindrücken steuern wir danach über Zehdenick und Liebenwalde den Zielpunkt unserer heutigen Tour an. Im Wirtshaus Havelbaude in Hohen Neuendorf erwarten uns die sich in der Havel spiegelnden Strahlen der nicht mehr ganz so kräftigen Abendsonne. In gemütlicher Runde sitzend lassen wir so die gut 250 km unserer heutigen Tagestour nochmals Revue passieren.


Die GPS-Daten, auf Wunsch auch als Download, gibt es nach einem Klick auf das Bild:

20130822 Eiszeitlandschaft





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