Mit
den Hauptstadt-Touren werden regelmäßig interessante Motorradstrecken
in und rund um die Hauptstadt, überwiegend in Berlin und Brandenburg,
vorgestellt. Sie erscheinen im Printbereich der BikerBörse und Online
auf Motorrad-Tourer.com.
Die
berühmte Frage „Wann wird`s mal wieder richtig Sommer“ lässt sich
aktuell ganz leicht beantworten: Jetzt! Seit Wochen meint es die Sonne
gut mit uns und beschert uns hochsommerliche Temperaturen, bei denen man
oft an Abkühlung denkt. Was liegt dann für Motorradfahrer näher, als
sich auf den Weg zu den Eiszeitlandschaften im Süden
Mecklenburg-Vorpommerns aufzumachen?
Wir
treffen uns zu dieser Tour im Scheunenviertel in Kremmen, wo sich mit
dem „Um`s Luch“ ein gemütlicher Biker-Treffpunkt etabliert hat. Trotz
parallelem Flohmarkt finden wir genügend Platz für unsere Bikes, um die
letzten Spuren unserer Müdigkeit mit einem Kaffee davon zu jagen.
Anschließend heißt es „Aufsatteln!“ und los geht es. Wir bewegen uns
über Sommerfeld und Beetz nach Norden, wo uns bei Lindow zum ersten Mal
an diesem Tag diese Abkühlung versprechende glitzernde Fläche blauen
Wassers begegnet.
Es
geht weiter in Richtung Rheinsberg auf der L19, die teilweise zur
Deutschen Tonstraße gehört. Hier werden seit weit über 200 Jahren Vasen,
Figuren und Tafelservices aus Steinzeug hergestellt. Eine Baustelle
mitten in der Stadt hindert uns ein wenig Zeit raubend daran, direkt am
berühmten Rokoko-Schloss vorbeizufahren. In Richtung Zechliner Hütte
werden die Straßen dann wieder kleiner und teilweise können wir ganz
ungestört und allein unter den schattenspendenden Kronen
jahrhundertealter Alleebäume dahin schwingen. Kleine Kreisstraßen, die
teilweise recht gut asphaltiert sind aber auch manchmal mit
ausgefahrenem Kopfsteinpflaster wahre Teststrecken für Stoßdämpfer
darstellen, ziehen unter uns hinweg.
Immer
wieder blitzt und glitzert es bläulich-silbrig zwischen den teils dicht
bewaldeten Streckenabschnitten hindurch, denn wir sind nun in den
Ausläufern der Mecklenburgischen Seenplatte angekommen. Hier suchen wir
uns dann im Herzen von Mirow ein geeignetes Plätzchen für die verdiente
Mittagspause. In der Alten Schlossbrauerei werden wir fündig,
entscheiden uns gegen die gewölbeartigen Gasträume und lassen uns auf
einer lauschigen Terrasse mit Wasserblick direkt auf der Schlossinsel
nieder. Fast ist es schade, dass wir noch weiterfahren wollen und
deswegen zu den leckeren Gerichten keine der selbstgebrauten Biersorten
probieren können.
Nach
einer Stärkung erkunden wir noch den einschiffigen gotischen Ziegelbau
der Johanniterkirche, dem ältesten Gebäude der Stadt. Bei einer
Turmbesteigung, die mit einer fantastischen Rundumsicht belohnt wird,
können wir in der Johanniter-Ausstellung einiges über die Historie des
früheren Ritterordens sowie die Aktivitäten der heutigen
Hilfsorganisation erfahren.
Wir
treiben unsere Eisenpferde nun durch die Landschaft, die von der
letzten Eiszeit geologisch so besonders geprägt und mit zahlreichen
Gewässern versehen wurde. Damit bewegen wir uns auch im südlichen Teil
des etwa 5.000 km² großen Geoparks Mecklenburgische Eiszeitlandschaft,
der mit Flusstälern, Söllen und Mooren über ein ganz faszinierendes
Landschaftsbild verfügt. Sollte es dieser Region gelingen, die Ernennung
zum „Europäischen Geopark“ zu erreichen, wäre dies der erst fünfte
derartige Park in Europa und würde dann z. B. Mit dem „Geopark
Vulkaneifel“ in einer Liga spielen.
Zwischen
Wäldern, Seen und Flussläufen hindurch bleiben wir dem Thema der
Deutschen Tonstraße treu und steuern den Ziegeleipark Mildenberg an. In
einer der bedeutendsten Industrie-Kulturstätten Europas wurden zu
Gründerzeiten im größten Ziegeleirevier Europas Unmengen an Ziegeln
hergestellt. Heutzutage kann man auf dem Gelände neben dem Besuch eines
Industriemuseums vielfältige andere Aktivitäten von Fahrten mit der
Original-Feldbahn über Radtouren bis hin zu kinderfreundlichen Angeboten
auf der Abenteuerspielwiese genießen und manchmal sogar selbst Ziegel
herstellen.
Uns
aber zieht es nun endlich zu dem im doppelten Sinne Namensgeber unserer
Tour: Im Café „Alter Hafen“ sitzen wir nur wenige Meter vom kühlenden
Wasser entfernt vis à vis der gleichnamigen Marina. Während wir im
Schatten der alten Bäume unsere köstlichen und dennoch preiswerten
Eisbecher auslöffeln, beobachten wir die Freizeitkapitäne, die kaum mehr
als eine Armlänge entfernt ihre Boote von der Havel kommend wieder auf
ihre Liegeplätze manövrieren.
Mit
diesen Eindrücken steuern wir danach über Zehdenick und Liebenwalde den
Zielpunkt unserer heutigen Tour an. Im Wirtshaus Havelbaude in Hohen
Neuendorf erwarten uns die sich in der Havel spiegelnden Strahlen der
nicht mehr ganz so kräftigen Abendsonne. In gemütlicher Runde sitzend
lassen wir so die gut 250 km unserer heutigen Tagestour nochmals Revue
passieren.
Die GPS-Daten, auf Wunsch auch als Download, gibt es nach einem Klick auf das Bild:
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