Montag, 5. September 2016

Produktvorstellung: Softshell-Jacken von Goodyear

Juli 2013:


Goodyear goes Fashion“ war kürzlich eine Überschrift, mit der die bekannte Reifenmarke ihren Einstieg in die Herstellung von Kleidung bekanntgab. Und auch wenn es sich dabei nicht um eigentliche Motorradkleidung handelt, war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Vor allem die beiden Softshell-Jacken hatten es mir angetan. Denn nicht nur auf dem Motorrad, sondern auch für das „Après-Biking“ spricht mich funktionelle Bekleidung an.




Was verspricht man sich von moderner Outdoor-Bekleidung? Nichts weniger als die Quadratur des Kreises: Wind- und Wasserdichtigkeit bei gleichzeitiger Atmungsaktivität. Was bis vor einigen Jahren bei den einen noch frommer Wunsch und bei den anderen leeres Werbeversprechen war, ist heutzutage mit neuen Materialien erstaunlich gut machbar. Auch Goodyear hat sich mit seinen beiden Modellen diesem Trend verschrieben:



Clima Membrane, verschweißte Nähte, wasserdichte Reißverschlüsse, Funktionsverschlüsse und Zugbänder sollen nach Herstellerangaben die passende Ausstattung für jedes Wetter darstellen.

 

Und bei welcher Gelegenheit kann man die verschiedenen Wetterverhältnisse besser erkunden als bei einer längeren Schiffsfahrt? Wie passend, dass es uns in diesem Sommer mal nicht auf zwei Rädern sondern an Deck eines der neuesten Modelle der AIDA-Flotte in Richtung Baltikum mit Stippvisiten in Talinn, zu den weißen Nächten in Sankt Petersburg sowie nach Helsinki und Stockholm verschlug. Auf dieser Tour durften die beiden Goodyear-Modelle dann auch zeigen, was sie so drauf haben.

Schon gleich nach dem Auspacken fiel mir ein Aspekt bei beiden Jacken auf: Viele Hersteller von Bekleidung preisen ihre Produkte als wasserdicht an, obwohl diese dann in der Praxis gerade mal einen leichten und kurzen Nieselschauer überstehen, ohne dass man sich wie eine überwässerte Topfpflanze (an-)fühlt. Während beispielsweise bei Zelten mittlerweile die Angabe üblich geworden ist, bis zu welcher Stärke das jeweilige Produkt wasserabweisend oder wasserfest sein soll, fischt man insoweit bei Bekleidung oftmals im Trüben.

 

Nicht so bei Goodyear: Hier finden sich in jeder der beiden Jacken Herstellerangaben zu dem, was man dort als wasserdicht und atmungsaktiv versteht: Respektable 3.000 mm Wassersäule müssen den gerade eben noch erzwungenen Vergleich mit Zeltplanen nicht scheuen und versprechen, auch bei einem heftigen Regenguss mit trockener Haut davon zu kommen. Der Ostfriesennerz darf im letzten noch nicht ausgepackten Umzugskarton bleiben.

 

Bei beiden Jacken erscheinen die verwendeten Materialien identisch. Sie unterscheiden sich voneinander durch den Schnitt und einige Farbakzente. Während das Modell „The Hogues Hill 500“ zum Preis von etwa 100 Euro mit seinem weichen Stehkragen und seinen nur wenigen farblichen Akzenten rund um die mit Reißverschlüssen versehenen Taschen fast schon klassisch wirkt, versprüht das Modell „The Mercer Ridge 500“ mehr Sportlichkeit: Dynamisch wirkende und mit Farbakzenten rund um die Reißverschlüsse abgesetzte Seitentaschen und eine zusätzliche, leider nicht abnehmbare Kapuze sowie eine Handy-Tasche am linken Ärmel unterstreichen diesen Eindruck des etwa 130 Euro teuren Exemplars.

 

Während unserer wunderschönen Reise gab es dann erstaunlich selten echte Nagelproben für die beiden Jacken, das Wetter meinte es mit uns einfach zu gut. Aber auf Erkundungstour mit dem E-Bike durch die estnische Hauptstadt Talinn erwischte uns dann ein ordentlicher Regenschauer. Auf den verbleibenden etwa 15 Minuten, die wir für den Rückweg zum Schiff brauchten, waren wir dann auch schnell bis auf die Haut durchnässt - jedenfalls soweit die Softshell-Jacke von Goodyear nicht reichte. Neidische Seitenblicke meiner Frau inklusive... Bis auf kleine Stellen an den Ärmelbündchen, die sich aus unerklärlichen Gründen ein wenig vollsogen, blieb ich unter der Jacke vollkommen trocken. Der Regen perlte auf der Oberfläche wunderbar ab.

 

Ansonsten gab es lediglich während der Rückreise am letzten Seetag bei bewölktem Himmel einen kühleren und recht kräftigen Gegenwind. Auch dieser drang allerdings nicht durch die Jacken und wurde von ihnen erfolgreich ferngehalten.

20130715 softshell

Auf unseren täglichen, spätabendlichen Deckspaziergängen auf der AIDAmar ließen wir uns ebenfalls ein wenig Wind um die Nase wehen und genossen teilweise spektakuläre Ausblicke auf stimmungsvolle Sonnenuntergänge oder auch die nicht eintretende Dunkelheit in der weißen Nacht. Gerne hätte mich meine Frau dabei das eine oder andere Mal in etwas anderem als einer der beiden Softshell-Jacken gesehen. Aber im Hinblick auf die ansonsten tolle und keine Wünsche offen lassende Reise fiel es mir leicht, ihr zu entgegnen: „Es muss auch unerfüllte Wünsche geben“ :-)

 

Dies trifft allerdings auf die beiden Jacken nicht zu, die mich qualitativ sehr überzeugen konnten und sich in die Riege meiner Lieblings-Kleidungsstücke gespielt haben. Sehr angenehm zu tragen und mit guter Passform versehen machen beide Jacken einfach Spaß. Ohne Frage muss man im Vergleich zu anderen Anbietern eventuell einen höheren Anschaffungspreis einkalkulieren, die qualitative Verarbeitung beider Modelle rechtfertigen diesen aber aus meiner Sicht. Damit gibt es von uns nicht nur 5 von 5 „Like-Bikes“ sondern auch einen „Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ für die Modelle „The Hogues Hill 500“ und „The Mercer Ridge 500“ von Goodyear.

 














Sommerzeit - Reisezeit: Vergleich reisetauglicher Tankrucksäcke für Kunststoff- oder Alu-Tanks

Juni 2013:


Mitten in der Saison stehen oftmals auch größere Reisen mit dem Motorrad an. Das ist die richtige Zeit, sich mit dem Thema Gepäck zu befassen. Wir haben uns dabei in diesem Jahr auf Tankrucksäcke speziell für Fahrzeuge mit Kunststoff- oder Aluminium-Tanks konzentriert. Bei diesen Motorrädern helfen bekanntlich Magnetbefestigungen nicht weiter, so dass es anderer Haltevorrichtungen bedarf.

Folgende Modelle standen uns zur Verfügung:

Von Polo erhielten wir die Modelle „Genua“ und „Traveller Evo“, von IXS nahm der X-Magnet-Bag teil, die Hamburger Filialkette Louis stellte das Modell „Moto Detail GPS“ zur Verfügung. Außerdem erreichten uns eine „Black Edition“ (speziell für eine Yamaha XTZ-1200 Teneré) von touratech bzw. Kahedo sowie das beliebte Modell „Sandstorm 2E“ der Spezialisten Enduristan. Welche Eindrücke die Kandidaten bei uns hinterlassen haben, seht ihr im folgenden Video:

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Daraus ergibt sich, dass das Modell „Genua“ von Polo wegen der geringen Kapazität, der unpraktischen Form sowie der unhandlichen Öffnung die rote Laterne in unserem Vergleich übernehmen musste und es tatsächlich zu keinem einzigen „Like-Bike“ reichte.
 Tankrucksack Genua von Polo
Kein


Das Modell „X-Magnet-Bag“ von IXS erreichte als tagestourtaugliches aber mit doch etwas weniger Stauraum und enger Öffnung ausgestatteter Tankrucksack immerhin 1 „Like-Bike“.


X-Magnet-Bag von IXS
1



Dagegen brachte es der „Moto Detail GPS“ mit einem etwas größeren Platzangebot und größerer Öffnung sowie mit netten Features wie z. B. dem Navi-Fach auf immerhin 2 „Like-Bikes“.

Modell GPS von Moto Detail und Louis
2



Die wirklich reisetauglichen Tankrucksäcke beginnen mit dem Traveller Evo von Polo: Eine pfiffige Zweiteilung des ordentlich dimensionierten Packvolumens in Verbindung mit dem recht moderaten Kaufpreis versprechen ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Die gut gedachten Seitentaschen schränken leider die Lenkfreiheit etwas ein und verhindern, dass es eine bessere Einstufung als drei „Like-Bikes“ gibt: Wären diese Seitentaschen abnehmbar, könnte man den Traveller Evo vor allem unter Kostenaspekten als preiswerte Kompromisslösung noch mehr empfehlen.

Modell Traveller Evo von Polo
3



Die Spitze unseres Vergleichs teilen sich zwei Modelle, zwischen denen die Wahl weniger nach objektivierbaren Kriterien sondern mehr aufgrund persönlicher Vorlieben fallen dürfte: Touratechs bzw. Kahedos „Black Edition“ und Enduristans „Sandstorm 2E“ glänzen mit hervorragender Verarbeitung, viel Platz und sinnvollen Ausstattungsmerkmalen wie zusätzlichen Innentaschen, wasserabweisenden Reißverschlusskonstruktionen und vor allem ausreichend groß dimensionierten und sogar abnehmbaren Kartenfächern. Beide verdienen sich somit aus qualitativen Gesichtspunkten volle 5 „Like-Bikes“ und verpassen jeweils einen „Motorrad-Tourer.com-Tipp!“ allein wegen der doch recht hohen Anschaffungskosten.

Touratech Black Edition
5



Sandstorm 2E von Enduristan
5


Für Vielreisende wird der Anschaffungspreis über die Lebenszeit der beiden Produkte gesehen aber weniger wichtig sein als für Gelegenheitsreisende, die dann vielleicht doch eher in Richtung Traveller Evo schielen werden.







Zusammenspiel Cardo G9 mit Schuberth SRC

Juni 2013:


Im Zusammenhang mit unseren Schuberth C3 und den dort verbauten SRC-Systemen beschäftigten wir uns natürlich auch mit Bluetooth-Headsets von Cardo. Immerhin stammen ja auch die SRC-Systeme aus dem Hause Cardo, weswegen ja auch für beide Systeme eine gute Kompatibilität angegeben wird.  Dementsprechend war die Fragestellung klar: Wie gut harmonieren die beiden Systeme miteinander?

Cardo G9


Von Seiten des Hersteller werden für das Cardo G9 folgende Technische Daten angegeben:

・    Flip-Antenne ermöglicht bis zu 1.6 km(1) Reichweite (Voll Duplex Konferenzmodus)
・    4-Wege Interkom Konferenzschaltung zwischen 2 Motorradfahren und deren Beifahrern oder zwischen 3 separaten Motorradfahrern
・    Interkom Pendeln “One+8”: Verbindung zu 8 weiteren Bikern
・    Sprachbefehl: Spracherkennungstechnologie für echten Freisprechbetrieb
・    Flash-Pairing™ mit anderen G9 Geräten innerhalb 1 Sekunde
・    Click-to-Link®: Zur spontanen Aufnahme von Interkomgesprächen mit anderen G9 / G4 Nutzern in der Umgebung
・    Cardo Community™ Web Plattform für „Social Features“,
・    Geräteeinstellungen & Software Aktualisierungen(2) Statusansagen (mehsprachig) für intuitiven Betrieb
・    Team-Signal: Warnsignale an gleichzeitig bis zu 8 Biker senden
・    Notrufnummer (individuell anpassbar)
・    Sprachkontrollierte Gesprächsaufnahme, -annahme, und –abweisung
・    A2DP/AVRCP-Profil für kabellosen Stereoempfang vom iPhone oder
・    anderen Smartphones
・    Telefonkonferenz Fahrer mit Beifahrer und Anrufen seitens Dritter
・    GPS Navi Sprachanweisungen
・    Voll kompatibel mit den führenden Bluetooth Navis
・    Eingebautes UKW Radio mit RDS:
・    Bis zu 6 Radiostationen zum Selbstspeichern
・    Automatische Stummschaltung bei Navi-Anweisungen oder eingehenden Handyanrufen
・    Drahtloser Stereoempfang und Fernbedienen von kompatiblen MP3 Playern (A2DP / AVRCP). Auch Kabelverbindung zum MP3 ist verfügbar (Verbindungskabel im Lieferumfang enthalten)
・    AGC Technologie sorgt selbstständig und permanent für optimale Lautstärke entsprechend Fahrtgeschwindigkeit und Umweltlärm (individuell anpassbar)
・    Sprachkontrolliertes Empfangen und Abweisen von Handy-, bzw. Interkom gesprächen (individuell anpassbar)
・    DSP Technologie für Spitzenfunktionalität
・    Austauschbare Arm- und Kabelmikrofone inklusiv
・    Zwei ultra-flache HD Lautsprecher
・    Bis zu 13 Stunden Gesprächszeit/ 1 Woche Bereitschafts betrieb (Stand-By). Wiederaufladbar über jede Steckdose oder über PC
・    Reiseakku 110/240V 50/60Hz
・    Akku: aufladbare Li-Po Batterie
・    Wasserdicht und staubgeschützt (IP67 Zertifikat) 

(1) Reichweite ist terrainbedingt. Bis zu 1,6 km Radius zwischen G9 / G4 Geräten. Reduzierte Reichweite zu anderen scala rider Modellen.
(2) Erfordert PC mit Windows® XP™, Vista™ or Windows 7.

Cardo G9

Das Funktionsspektrum entspricht damit auf dem Papier weitestgehend den SRC-Systemen und geht teilweise sogar darüber hinaus. Von anderen Bluetooth-Headsets wissen wir schon: Je umfangreicher die Leistungs- und Funktionsmerkmale solcher Systeme sind und je mehr Geräte (Navi, Handy, andere Headsets) eingebunden werden können, desto größer wird die Gefahr, dass solche Systeme an dieser Komplexität drohen zu scheitern.

Bedienung Cardo G9

Immerhin darf man nicht vergessen, dass die Vielzahl vorhandener Funktionen auch alternativ eine Vielzahl von Bedientasten oder aber Mehrfach- und Kombinationsbelegungen der Tasten erfordern. In aller Regel wird es darauf hinauslaufen, dass schon aufgrund der geringen Baugröße solcher Kommunikationssysteme nur wenige Bedienelemente verbaut werde können, so dass dann unterschiedlich langes oder häufiges Drücken einzelner Tasten je nach aktuell gewähltem Modus auch verschiedene Befehle beherbergen. Das will gut und mit einiger Geduld geübt sein, um dann auch während der Fahrt und ohne übermäßige Beeinträchtigung der zum Fahren notwendigen Konzentration beherrscht zu werden.

Cardo G9 an LS2 Convert 393


Getestet haben wir das G9 an einem brandneuen Helm vom LS2, nämlich dem Convert 353. Der Anbau erfolgte problemlos und war mit wenigen Handgriffen nach einem Blick in die logisch aufgebaute und verständliche Bedienungsanleitung in deutscher Sprache erledigt.

Mit dieser konnten wir auch die Grundkonfigurationen und das Pairing mit dem auch als Navigationsgerät eingesetzten Smartphone einstellen. Und auch das anschließende Pairing, also die Verbindung des G9 mit einem Schuberth SRC-System war innerhalb weniger Sekunden erledigt. Allerdings funktioniert in dieser Kombination das schnelle Pairen durch „Bumpen“, also das leichte Anstoßen der beiden Geräte, was mit zwei Modellen des G9 möglich sein soll, nicht.

Cardo G9 Schwanenhals-Mikrofon


Im Einsatz zeigt sich dann eine sehr gute Nutzbarkeit des G9 beim Telefonieren: Auf unserem Test-Bike, einer nackten Triumph Street Triple, war das Telefonieren sehr gut sogar bis etwa 120 km/h möglich, auch wenn sich einige Gesprächspartner ein etwas lauteres Mikrofon gewünscht hätten. Apropos Mikrofon: Wir hatten wegen der Klappfunktion des Helmes das beim G9 mitgelieferte Schwanenhals-Mikrofon im Einsatz, hätten aber jederzeit auf das ebenfalls mitgelieferte Kabelmikrofon umsteigen können.

Der Sound des G9 wirkte dagegen beim Nutzer selbst fast ein wenig blechern und nicht ganz so satt, wie so manches Konkurrenzprodukt. Das machte sich dann bemerkbar, wenn man mp-3 Musikdateien laufen ließ. Wer allerdings mit anderen Bluetooth-Headsets Negativerfahrungen hinsichtlich der Sprachqualität bei Windgeräuschen gemacht hat, erlebt hier sein sprichwörtliches blaues Wunder: Offensichtlich ist es den Technikern von Cardo gelungen, die Frequenzen der störenden Windgeräusche höchst effektiv herauszufiltern. Selbst an unserem Naked Bike, an dem das Headset völlig ungeschützt im Einsatz war, sind Windgeräusche praktisch nicht vorhanden gewesen und beeinträchtigten demzufolge auch in keiner Weise die Kommunikation.

Lautsprecher Cardo G9


Beeinträchtigungen der Kommunikation gab es im Interkom-Betrieb, also beim Kontakt zwischen G9 und SRC, bei halbwegs freier Sicht auch erst nach etwa einem Kilometer. Diese erhebliche Reichweite ermöglicht somit auch über größere Distanzen hinweg notwendige Abstimmungen während der Fahrt. Wer schon einmal als Guide vor einer größeren Gruppe von vielleicht sogar 15 oder 20 anderen Motorradfahrern hergefahren ist, wird sich gewünscht haben, ein Feedback vom hinteren Ende des Konvois zu bekommen, ob noch alle da sind oder an der letzten Kreuzung abgehängt wurden. Das sollte mit diesem System künftig also kein Problem mehr sein, wenn der führende und der letzte Fahrer einer Gruppe damit ausgestattet sind.

Leider haben wir an unserem Modell ein Problem bislang nicht lösen können: Wenn eine Interkom-Verbindung zwischen zwei Systemen hergestellt ist und genutzt wird, werden über die Prioitätenwahl Navi-Anweisungen und Musik ausgeblendet, um eine Verständigung untereinander zu ermöglichen. Leider findet unser Modell nach dem Ende dieser Interkom-Verbindung weder Navigationsgerät noch Smartphone wieder. Das heißt, wir erhalten dann keine Navigationsbefehle mehr und können nur noch nach Sichtkontakt fahren. Wir werden dazu mit dem Hersteller noch Kontakt aufnehmen und versuchen, den Grund dafür und vor allem eine Lösungsmöglichkeit zu finden, um diese dann hier noch zu ergänzen.

Cardo G9


Diese und weitere Eindrücke von Cardos G9 kann man nach unseren Erfahrungen also wie folgt zusammenfassen:

Pro:
- einfach Montage innerhalb von weniger als 15min. Es liegen ein Mikrofon sowohl für Klapphelme als auch für geschlossene Helme bei.
- Das Intercom hat eine sehr gute Reichweite von etwa 1000m bei Sichtkontakt
- Die Sprachübertragung im Intercom Modus ist sehr gut, leichte Windgeräusche werden sehr effektiv herausgefiltert
- Intercom ist kompatibel zum SRC-System von Schuberth
- Wenn man alleine unterwegs ist bietet das Cardo G9 ein eingebautes Radio. Sechs Sender können über die Online Plattform „Cardo Community“ voreingestellt werden, diese kann man dann per Tastendruck wechseln
- Die Lautstärke der Status-Ansagen ist im Auslieferungszustand sehr laut, lässt sich aber überwiegend mit den Volume-Tasten anpassen.
- Das G9 merkt sich die Lautstärken der verschiedenen Modi (Radio, Intercom, Telefon, Navi etc.) und produziert nur manchmal bei Radio-Ansagen vereinzelte Ausreißer
- Es gibt verschiedene Sprachbefehle für das G9. Zum Beispiel kann man mit „Radio ON“ das Radio aktiveren bzw. mit „Radio OFF“ wieder ausschalten. Hierfür muss die Sprachsteuerungstaste einmal kurz gedrückt werden und nach einem kurzen Piepton kann man seinen Befehl aussprechen.
- Das Koppeln mit einem Bluetooth-Gerät ist denkbar einfach
- Telefonate lassen sich problemlos bis zu einer Geschwindigkeit von 120kmh (Naked Bike) führen, wobei hier die Lautstärke des Mikrofons etwas höher sein könnte (haben mir einige Gesprächspartner mitgeteilt)

Contra:
- Lautsprecher klingen etwas blechern
- Bei Intercom-Betrieb verliert das G9 die Bluetooth Verbindungen zu Handys und Navis, dadurch erhält man keine Richtungsangaben mehr und kann auch keine Gespräche mehr entgegennehmen.
- Status-Ansagen sind anfangs sehr hilfreich, wenn man sich aber nach einiger Zeit mit dem Gerät auskennt, kann man aber auf viele dieser Ansagen verzichten. Leider lassen diese sich aber weder über das WebInterface noch über das integrierte Sprachmenü deaktivieren, obwohl es hier den Punkt „Spoken Status Announcements = off“ gibt.

Insgesamt macht das G9 also einen sehr ordentlichen Eindruck, der im Wesentlichen eigentlich nur durch die ausbleibenden Navi- und Handy-Funktionen nach aktiven Interkom-Verbindungen etwas getrübt wird. Daher möchten wir für eine abschließende Bewertung mit unseren „Like-Bikes“ warten, was unsere Nachforschungen dazu ergeben.

Lieferumfang Cardo G9


Und da Cardo während unserer ausgiebigen Testphase mit dem Q3 ein Nachfolgemodell auf den Markt gebracht hat, werden wir uns natürlich auch um ein entsprechendes Testexemplar bemühen und gern darüber berichten, welche Erfahrungen wir damit machen durften.


Nachdem wir einen Großteil unserer Redaktionsmitglieder mit den untereinander grundsätzlich kompatiblen Bluetooth-Headsets von Cardo und Schuberth (das SRC wurde ebenfalls von Cardo entwickelt) ausgestattet haben, hatten wir uns einiges für die fahrarme Winterzeit vorgenommen. So wollten wir gerne herausbekommen, welche verschiedenen Varianten der Verbindungen untereinander möglich sind und welche Funktionalitäten im Detail jeweils in den Produkten stecken. Insofern lässt sich dieses Update sehr gut für alle drei Produkte zusammenfassen, da diese Eindrücke auch weitestgehend modellübergreifend gültig sind.

Um es zusammenzufassen: Enttäuschung ist in den vergangenen Wochen unser häufigster Wegbegleiter gewesen.

All die Features, die den Produkten in Puncto Kommunikation von Bike zu Bike zugesprochen werden, gibt es. Und sie funktionieren auch. Manchmal. Aber eben nicht immer. Und das ist ein Problem, nein, das ist DAS Problem!

Manchmal konnten wir unsere Geräte ganz wunderbar miteinander verbinden (koppeln oder pairen, wie die Fachleute auch gerne neudeutsch sagen), aber leider nicht immer. Und auch wenn die Geräte jeweils mit zumindest zwei oder sogar mehr Partnern koppelbar sein sollen, hat auch das manchmal funktioniert, aber eben nicht immer.

Und genau dieser Punkt ist der entscheidende, der die Enttäuschung ausmacht: Wir können partout keine Gesetzmäßigkeit feststellen, woran es liegt, dass die Verbindungen manchmal zustande kommen, manchmal nicht und manchmal sogar während einer gemeinsamen Ausfahrt unterbrochen werden oder aber auch plötzlich, unerwartet und aus dem Nichts heraus einfach so zustande kommen. Nach unseren Erfahrungen ist damit die Interkom-Verbindung vor allem mit mehreren Teilnehmern oder – und da gibt es ja durchaus Parallelen zum wirklichen Leben – mit ständig wechselnden Partnern kritisch und instabil...

Außerdem haben wir auch das bei allen Geräten bestehende Problem zusammenbrechender Bluetooth-Verbindungen zu Navi und/oder Handy nach Interkom-Verbindungen mit anderen Teilnehmern nicht lösen können. Dass bei einigen Handys nach einer Interkom-Verbindung (Gespräch mit anderen Teilnehmern) und manchmal auch nach einem geführten Telefonat die zuvor spielende Musik nicht mehr gestartet wurde, scheint tatsächlich von Handy-Modell oder der dort vorhandenen Firm- oder Software abhängig zu sein und darf nicht den Bluetooth-Headsets angelastet werden. Aber dass man nach einer Interkom-Verbindung plötzlich keine Navi-Ansagen mehr hört, ist einfach misslich. Hier hilft nur das Ausschalten und Neustarten der Headsets. Macht man dieses während der Fahrt, ist reichlich Ablenkung von der Verkehrssituation vorprogrammiert, ergänzt um einarmiges Fahren, weil der zweite Arm irgendwo am Helm an den Bedienungsknöpfen der Headsets herumpfriemelt.

Leider werden auch nicht immer die anderen Teilnehmer, mit deren Headsets man das eigene beim letzten Mal verbunden hatte, nach dem Neustart der Headsets automatisch wieder gefunden: Der Abend des ersten Tages einer Tour endete mal mit zufriedenem Grinsen, weil man sich am Tage während der Fahrt mit den anderen Teilnehmern hatte unterhalten können. Leider ist dann nach dem Frühstück am nächsten Morgen zu oft diese Zufriedenheit schon wieder Geschichte, weil das eine oder andere oder gar alle anderen Headsets plötzlich nicht mehr verbunden werden können. Dann heißt es fast immer für ALLE Teilnehmer: Reset des Systems und Aufbau neuer Verbindungen, natürlich dann auch zum eigenen Handy oder Navi, weil diese Verbindungen beim Reset ebenfalls gekappt wurden.

Das klingt jetzt insgesamt so, als würden wir von den Bluetooth-Headsets generell abraten. Das ist mitnichten so. Aber wenn man sich für den Kauf solcher Systeme interessiert, und zwar herstellerunabhängig, müssen ein paar grundsätzliche Fragen vorab geklärt werden und einige grundlose Hoffnungen aus der Welt geräumt sein:

Zunächst stellt sich die Frage, wofür man ein Bluetooth-Headset einsetzen will: Insbesondere für Alleinfahrer, die sich während der Fahrt mit Navi-Ansagen und/oder Musik von einem Navigations-Gerät und/oder einem Handy versorgen lassen möchten, kann dies sehr funktionell sein. Viele neuere Navigationsgeräte bieten gar keinen Kopfhörer-Anschluss mehr an, weil dieser Probleme bei der geforderten Wasserdichtigkeit der Geräte macht. Hier wird häufig allein auf den Einsatz von Bluetooth-Headsets gesetzt. Für diesen Einsatz sind alle drei Modelle (Cardo G9, Cardo Q3 und Schuberth SRC) gleichermaßen gut geeignet. Der Sound der Systeme ist nicht zuletzt vom Helm und der mit diesem verbundenen Geräuschkulisse während der Fahrt abhängig. Systembedingt weist hier das SRC schon allein dadurch erhebliche Vorteile auf, weil die damit kompatiblen Schuberth-Helme besonders leise sind und damit optimale Voraussetzungen liefern. Andererseits sind die Cardos wiederum flexibel einsetzbar und können bei späterem Neukauf eines anderen Helmmodelss in aller Regel problemlos mitgenommen werden.

Möchte man mit dem Bluetooth-Headset zusätzlich noch mit einem weiteren Teilnehmer (Sozius oder anderer Motorradfahrer) während der Fahrt kommunizieren können, wird es schon schwieriger: Zunächst sollte man schauen, ob schon ein (anderes) Headset-System im Einsatz ist. Hat der andere Teilnehmer ein Headset, das nicht mit den Cardos und SRC kompatibel ist (also von einem anderen Hersteller stammt), nützt einem das am besten ausgestattete System nicht viel, weil man doch nicht miteinander plauschen kann. Hat der Partner bereits ein Cardo und/oder SRC, dann lohnt sich der Blick auf eines der hier vorgestellten Modelle.

Meist bleiben – solange man immer nur mit diesem einen Partner-System gekoppelt bleibt, diese Verbindung auch nach dem Ausschalten vorhanden; die Systeme finden sich selbständig ohne dass weiteres oder neues Pairen notwendig wird. Allerdings kann es bereits in dieser „kleinen“ Konstellation dazu kommen, dass nach Gesprächen zwischen den Teilnehmern während der Fahrt die Verbindung zum eigenen Navigationsgerät oder Handy abreist und nur durch einen Neustart des Bluetooth-Headsets wieder aktiviert werden kann. Insofern verursacht allein schon diese Situation im Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com nach unseren Erfahrungen Bauchweh, der Faktor Unsicherheit („Klappt es heute?“) ist uns einfach zu groß.

Wer dagegen ohne Navi-Unterstützung und Musikbeschallung aber dafür zu zweit unterwegs ist, für den stellen die Cardo-Produkte incl. SRC eine tolle Möglichkeit dar: Verbindet man sich auch hier immer wieder nur mit dem einen, möglichst immer gleichen Teilnehmer, hat man kaum Störeinflüsse zu erwarten. Man wird mit hoher Verbindungsqualität über zum Teil erstaunlich große Entfernungen belohnt und kann neben einem netten Plausch unterwegs vor allem sinnvolle Sicherheitshinweise auf Verunreinigungen der Fahrbahn etc. vom Vorder- an den Hintermann (oder jeweils -frau) weitergeben. So lässt sich das Thema Sicherheit auf dem Motorrad auch aktiv angehen.

Wer allerdings vorhat, die Bluetooth-Headsets gemessen am Funktionsumfang maximal einzusetzen (Navi-Ansagen, Musik, Telefonieren und Interkom-Gespräche mit mehreren, gerne auch immer wieder mal wechselnden Teilnehmern), der sollte sich auf zahlreiche Überraschungen, viele Probierstunden und ein notwendig gutes Nervenkostüm einstellen. Außerdem sollte er sich um sehr tolerante Freunde und Mitfahrer bemühen und überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt vor dem Tourstart erscheinen, um genügend Zeit für die Resets zu haben und die anderen nicht all zu lange warten zu lassen.

Insgesamt ist bei uns zum Thema Bluetooth-Kommunikation einige Ernüchterung eingekehrt. Zu unsicher ist die Funktionsfähigkeit bei intensiver Nutzung. Ich selbst habe mittlerweile als glücklicher Nutzer eines alten zumo 550 mit „echtem“ Kopfhörerausgang wieder auf die alt bewährten, wenig bequemen aber dafür sicher funktionierenden kabelgebundenen Headsets zurückgerüstet und setze bei Bike-2-Bike-Kommunikation auf die ebenso antiquierte wie sichere Funkverbindung mittels PMR-Funkgeräten. Für mich MUSS Technik, wenn sie vorhanden ist, funktionieren und darf nicht zum Glücksspiel ausarten, welches das Motorradfahren in den Hintergrund drängt. Wenn ich irgendwann einmal Lust dazu bekomme, mich hobbymäßig mit technischen Spielereien zu beschäftigen, verkaufe ich mein Motorrad und dann stimmt auch wieder alles...

Infolge der oben beschriebenen unterschiedlich sinnhaften Nutzungsmöglichkeiten für Bluetooth-Headsets im Allgemeinen und den cardo(-kompatiblen) Systemen im Besonderen stehen wir als Redaktion den hier vorgestellten Geräten mit einem durchwachsenen Gefühl gegenüber, das wir in der nur mittelmäßigen Anzahl der zu vergebenden LikeBikes ausdrücken. Dabei würden wir am liebsten etwa 2,5 LikeBikes vergeben, was wir uns aber grundsätzlich selbst untersagt haben. Demzufolge differenzieren wir zwischen den Geräten wie folgt:

Allen drei Modellen sind die sehr guten Reichweiten und vielfältigen (theoretischen) Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten sowie eine überaus gute Übertragungsqualität aber leider auch die ausreichend beschriebenen Schwierigkeiten beim Herstellen, Halten und Wiederfinden gepairter Teilnehmer und Verbindungen zu eigen. Außerdem verfügen alle drei Modelle über leistungsstarke Akkus, die eine Tagestour klaglos überstehen: Wir haben noch kein Akku in die Knie gezwungen, selbst beispielsweise mit Dauermusik am SRC über fast 10 Stunden nicht.

Das Schuberth SRC erhält von uns 3 von möglichen 5 LikeBikes, weil es sich konstruktionsbedingt perfekt an den C3 Pro anpasst und darüber hinaus in Zusammenarbeit mit den im Helm integrierten Antennen einen wirklich sehr guten Radioempfang ermöglicht, der auf fast allen unserer Etappen nahezu störungsfrei funktionierte.

Auch beim G9 von Cardo können wir 3 von 5 LikeBikes rechtfertigen. Hier ist ebenfalls ein Radio eingebaut, dessen Empfangsqualitäten allerdings mit denen des SRC nicht ganz mithalten können. Dafür verfügt es über das überaus angenehme Feature, zwei G9-Systeme allein durch einen ganz leichten Schlag der Systeme aneinander zu koppeln. Diese sehr komfortable Art spart nicht nur Zeit sondern auch einiges an Nerven. Außerdem ist das G9 flexibel nach einem Wechsel des Helmmodells weiter zu verwenden.




Da das Q3 weder über die bequeme Koppelungsmöglichkeit des G9 noch über die gute Radioqualität des SRC verfügt, konnte die Bewertung mit 2 von möglichen 5 LikeBikes nur unter den beiden anderen Modellen bleiben.