Montag, 5. September 2016

TomTom Rider 2013

April 2013:


Ein Beitrag von Andreas Lammel, Biker-Reise.de:

Man soll ja bekanntlich niemals nie sagen und so kommt es, dass ich in Sachen Navigation in diesem Jahr einem Gerät aus dem Hause TomTom eine Chance gebe sich zu beweisen. Wer immer nur die alten Pfade beschreitet kann nichts neues lernen und so werde ich mich hier dem neuen TomTom Rider Modell 2013 ganz ausführlich widmen.

TomTom RIDER bei der Fahrt
Dieser Artikel wird über eine längere Zeit entstehen und ständig erweitert werden, da ich mich nicht damit begnüge das Gerät kurz zu sichten und die Bedienungsanleitung abzuschreiben. Der neue Rider muss sich bei mir in Praxis bewähren und zeigen, was er auf dem Motorrad kann und was nicht. Ich hoffe auf diesem Weg eine objektive Bewertung des Geräts vornehmen zu können und mit meinen anderen Geräten vergleichen zu können.


Faktencheck

Der TomTom Rider 2013 ist ein reinrassiges Motorrad-Navi. Nach einem kurzem Studium der Produktinformationen im Internet und nach dem Auspacken des Geräts aus seiner Kiste wird schnell klar: Hier hat jemand nachgedacht und sich auf das Wesentliche beschränkt und ein Gerät für eine spezielle Zielgruppe gebaut. Im Lieferumfang des Geräts befinden sich die für diese Preisklasse üblichen Ram-Mount Befestigungsteile und eine Halterung mit abnehmbaren Stromkabel. Dazu ein Netzteil für das Laden zu hause und ein USB-Kabel mit Mini-USB Stecker. Handbücher und Datenträger mit Software sucht man vergeblich. Lediglich ein Faltblatt mit den üblichen Sicherheitsstimmungen und Bilder zur Ram-Mount Montage sind noch enthalten. Eine Halterung für das Auto ist laut Handbuch im Premium Paket enthalten.

Das Gerät verfügt über Bluetooth hat aber keine Lautsprecher oder Klinkenbuchsen für kabelgebundene Headsets. Der Speicher von 4GB ist fest eingebaut (ca. 1GB frei), Slots für Speicherkarten gibt es nicht. Neben dem 4,3″ (11cm) Multitouch-Display gibt es nur einen spritzwassergeschützten Powerknopf und einen abgedeckten Mini-USB Anschluss an der Unterseite. Das Gerät hat die Schutzklasse IPX7 und sollte damit jedem Regen am Motorrad trotzen können. Das Kartenmaterial umfasst 45 europäische Länder mit abnehmender Abdeckung nach Osten. Details gibt es auf der TomTom Webseite.

Das Gerät ist nach dem ersten Laden über die Mini-USB Buchse quasi out-of-the-box benutzbar wenn es schnell gehen soll und man weiß, was man tut. Der normale Weg ist aber ein anderer: Zeit nehmen, das Gerät auf dem Tisch in der Nähe eines internetfähigen Computers auspacken, ggf. Handy und Bluetooth-Headset bereit legen, einen Kaffee kochen und sich dann in aller Ruhe mal mit den Gerätschaften befassen. Denn erst nach dem Kontakt des Rider mit einem PC und allem was damit zusammenhängt ist es wirklich einsatzbereit.

Hier kommen wir auch schon zu der ersten Sache, die mir nach dem Auspacken aufgefallen ist: Wo ist die Dokumentation? Wo ist die Software? Nun, die Welt dreht sich weiter und das immer schneller. So ist es nicht verwunderlich, dass beides im Internet auf der Seite des Herstellers zu finden ist. Dadurch spart der Hersteller Kosten und hat die Möglichkeit schneller auf neue Entwicklungen mit Updates zu reagieren. Das Gerät verhält sich nach dem Anstecken an einen PC wie ein USB Stick und man findet auf dem Speicher 2 Installationsprogramme zum Aufsetzen der nötigen Software. Vorteilhaft wäre das Handbuch hier als PDF Dokument zu speichern, so dass man auch ohne Internet darauf zugreifen kann. Diesen Punkt muss der erfahrene PC Nutzer dann selber erledigen.


Der erste Kontakt

Das Motorrad steht aufgrund des nicht enden wollenden Winters noch im Lager und so kann ich mich in Ruhe mit ersten Trockenübungen dem Rider 2013 nähern. Das empfehle ich auch allen Leuten, die sich ein Navi anschaffen wollen. Nehmt euch Zeit und lernt das Gerät erst mal kennen ehe ihr es in der Praxis auf dem Motorrad einsetzt.  Dann ist die erste Tour damit viel entspannter. Die erste Aufgabe ist das Installieren der TomTom HOME Basis Software auf dem PC. Dieses Programm ist quasi die Steuerzentrale für alle Aufgaben außer der Routenplanung. Für die Routenplanung liegt auf dem Gerät eine werbefinanzierte Version von Tyre zur Installation bereit. Beim Anstecken des Riders meldet er sich wie erwähnt als Massenspeicher am PC. Bei vielen Windows basierenden Computern sollte der Autostart inzwischen deaktiviert sein und so muss man von Hand auf dem TomTom-Laufwerk die Datei InstallTomTomHOME.exe aufrufen. Dies ist ein Ladeprogramm, welches die restlichen Dateien aus dem Internet von der TomTom-Seite nach lädt. Man muss also online sein.

TomTom RIDER Menü_frontal

Zum Zeitpunkt meiner Installation zeigte sich der TomTom-Server etwas belastet, so dass ich mich erst mal meinem Kaffee widmen konnte. Nach dem Download und Abschluss der Installation begrüßte mich das Programm mit einigen Meldungen, dass dieses und jenes nicht klappte wie es sollte. Jetzt aber keine Panik, denn das liegt an den bereits erwähnten kurzen Produktzyklen der Software-Entwickler. Nach wenigen Augenblicken will sich nämlich die Software selber aktualisieren und lädt diesmal in erfreulicher Geschwindigkeit einen neue Version herunter die sich automatisch installiert und alle Fehlermeldungen sind verschwunden.

Nachdem wir nun diese Hürde überwunden haben kann man sich in TomTom HOME umsehen. Das Programm ist auch ohne Handbuch selbsterklärend und unterstützt einen mit vielen Hilfen. Zuerst sollte man sich ein Konto anlegen und das Gerät registrieren um so in den Genuss der ‘lebenslangen’ Kartenaktualisierungen zu kommen. Die sind im Preis des Geräts enthalten. Danach folgt man den Assistenten und lässt erst mal alles aktualisieren, das er so findet. Zeit für einen zweiten Kaffee. Nehmt euch anschließend die Zeit und klickt mal durch die Menüs. Hier fällt mir dann schon auf, dass einige Punkte nicht anwählbar sind und das führt mich dann zum zweiten Teil des Faktenchecks.


Was kann das Gerät und was nicht?

TomTom hat hier eine ganz klare Linie an den Tag gelegt. Der Rider 2013 ist ein Navi ohne Schnick und Schnack. Es kann Navigieren, Routen am Gerät planen und dabei kurvenreiche Strecken berücksichtigen, man kann es mit am Computer geplanten Routen als Roadbook auf Touren und Reisen nutzen und es erlaubt die Kommunikation mit Handy und Headset via Bluetooth – sonst nichts. Es gibt keinen Musikspieler, keine Bilderbetrachter, kein Multimedia, kein TMC oder andere Verkehrshilfen. Weniger ist aber manchmal auch mehr und so kenne ich meine alten Geräte vom Wettbewerber. Viele Geräte auf dem Markt protzen mit tausenden Funktionen die letztendlich niemand nutzt und die Nutzung nur erschweren. Vom Funktionsumfang bleiben für ein Straßen Navi nach dem ersten Eindruck wenig Wünsche offen. Man kann Routen mit insgesamt 100 Wegpunkten vor planen, man kann Tracks aufzeichnen und eigene Points of Interest (POI) laden. In der Praxis wird sich dann zeigen müssen, wo die Stärken und Schwächen des Geräts liegen.


Bluetooth (BT)

Die einzige Neuerung, die ich am Rider 2013 gegenüber meinen Altgeräten habe, ist die Bluetooth Unterstützung. Der Rider unterstützt laut Webseite eine ganze Palette moderner Handys und auch mein nicht mehr aufgelistetes HTC HD2 Smartphone mit Windows Mobile 6.5  lässt sich über den Assistenten Problemlos mit dem Gerät verbinden. Zur Tonwiedergabe ist noch ein ein Bluetooth-Headset von Nöten und ich setze hier mein im Helm verbautes BlueBike IN ein.

TomTom RIDER_gedreht_links
Um es vorweg zu nehmen: Die Bluetooth Unterstützung begeistert mich. Hier funktioniert bei meinen Trockenübungen das Zusammenspiel meiner 3 Geräte tadellos und das obwohl meine Konfiguration nicht ganz einfach ist. Zuerst habe ich mein Handy für BT sichbar gemacht und so eingestellt das neue Verbindungen akzeptiert werden. Das ist in jedem Gerät etwas anders gelöst und ggf. muss man hier ein wenig nachlesen. Ist aber in der Regel recht einfach. Aber bitte nicht vergessen die Einstellungen nach den erfolgreichen Verbindungen wieder zu sichern! Dann habe ich am Rider den BT Assistent für Handys gestartet und suchen lassen. Den Weisungen folgend gibt man beim Verbindungsaufbau die PIN auf dem Handy ein (Vorgabe 0000) und kann bei mir anschließend das Telefonbuch vom Handy auf den Rider übertragen lassen. Damit steht die erste Verbindung Handy Rider als Handsfree (Freisprechen).

Als nächstes stelle ich mein Helm-Headset auf  “bereit zum pairen” ein und starte auf dem Rider den Assistenten für die Tonausgabe. Diese beginnt zu suchen, scheitert aber bei mir erst mal. Nicht verwirren lassen und weiter machen, solange bis es klappt. Der Rider probiert offenbar von sich aus verschiedene Einstellungen durch und nach ein paar Versuchen hat er meine BlueBike gefunden, was der Helm mit der passenden Ansage bestätigt. Die Kommunikation erfolgt zwar nicht in A2DP ist aber trotzdem klar und sauber zu verstehen. Das Telefonieren klappt einwandfrei in beide Richtungen. Die Bedienung des Telefons erfolgt über den Touchscreen des TomTom.

Soweit die Pflicht, jetzt zur Kür. Da der Rider kein Musik spielen kann und auch keine A2DP Verbindung aufbaut dachte ich, dass ich nun versuchen kann mein Handy zusätzlich mit A2DP für Stereo-Wiedergabe mit dem Helm zu verbinden. Helm ist an, Navi mache ich aus. Dann auf dem Handy die Suche gestartet und mein Helm kommt wie gewohnt. Ich ignoriere die vorgeschlagene Handsfree Verbindung und aktiviere nur die Musik-Verbindung. Es klappt perfekt. Navi wieder an und ich kann alles einwandfrei benutzen. Musik, die vom Handy zum Helm kommt wird durch den Rider unterbrochen wenn ein Telefonat kommt oder Ansagen gemacht werden, danach setzt die Musik wieder ein.

Die Praxis in den nächsten Tagen wird zeigen ob diese Verbindungen auch über längere Zeit stabil laufen.


UPDATE 26.04.2013:

Die Routenplanung
Das Kernstück jedes Navigationsgerätes ist die Routenplanung, oder sollte es sein, wenn es ernst genommen werden will. Das mich ein Navi vom aktuellen Standpunkt zu einem von mir bestimmten Ziel bringen soll, ist auch nicht weiter erwähnenswert. Das machen alle Geräte aller Preisklassen mehr oder weniger gleich gut. Wo ist die nächste Tankstelle? Wo ist die nächste Apotheke? Kein Problem, das Gerät kann den Weg schnell planen und führt und hin.

Schwieriger wird es, wenn man so ein Gerät für die Freizeitplanung einsetzt und damit geplante Touren fahren oder auf mehrtägige Reisen gehen will. Hier wird die Geschichte sehr schnell komplex und man muss gut überlegen, was will ich, was kann das Gerät und wie setzen wir das nun um? Um das von TomTom verfolgte Konzept zu verstehen, sollte man doch mal einen Blick in das Handbuch werfen. Ich habe auf einer anderen Marke gelernt und stelle hier einige Unterschiede im Detail fest, die mich zum Nachdenken zwingen.

Tyre
Tyre toTravel (c) ‘t Schrijverke

Beginnen wir mit der schnellen Routenplanung für ungeduldige Biker am Gerät. Spontan entschließt man sich zu einer Tour oder sitzt abends im Hotel und will eine schöne Tour durch die Gegend fahren und das möglichst nicht nur geradeaus. Der Rider bietet hier neben den von anderen Geräten bekannten Funktionen zur Vermeidung von Autobahnen und anderen üblichen Ausschlüssen (Schnellste, Kürzeste, Fußgänger, Fahrrad etc.) die Möglichkeit, eine kurvenreiche Strecke zu bevorzugen. Das ist der Versuch, einen automatischen Mix von Stadtzentren umfahren, Autobahn vermeiden, schnellster Route und viele Kurven zu erzeugen, um zum Ziel zu gelangen und die Motorradfahrer glücklich zu machen. Ob das gelingt, bestimmen aber mehrere Faktoren. Zuerst müssen überhaupt genügend Straßen vorhanden sein. Dann müssen angepeilte Stadtzentren auf der Route laut Handbuch mindestens 30km voneinander entfernt sein, damit das klappt. Die Planung selber geht einfach: Startpunkt, Zielpunkt, berechnen lassen, danach ggf. ändern und Zwischenziele einfügen – fertig.

Das ist eine nette Funktion, um einfach mal ins Blaue zu fahren und sich überraschen zu lassen, wo es lang geht. So erzeugte Routen können gespeichert werden und mit anderen Ridern sogar über BT ausgetauscht werden, um in einer Gruppe schnell die eben geplante Route auszutauschen. Die gespeicherten Routen lassen sich später auch zum Computer übertragen und dort weiter verarbeiten und per Community Funktion von TomTom HOME auch mit anderen teilen. Und damit kommen wir gleich zur zweiten Art der Planung von Routen: die computergestützte.

Der Rider gehört zu der Kategorie von Navigationsgeräten, die sich auch vom Computer aus mit Routen füttern lassen. Das ist nicht immer bei allen Geräten der Fall. Fast möchte ich behaupten: je billiger ein Gerät ist, desto weniger findet man die Funktion, und wenn sie vorhanden ist, dann oftmals nur eingeschränkt und auf wenige oder gar nur eine Route beschränkt. Der Rider will ein Reisebegleiter sein und lässt deshalb zu, eine große Zahl an vorgefertigten Routen auf dem Gerät zu speichern und bei Bedarf abzurufen. Damit ist es theoretisch problemlos möglich, für jeden Tag einer Reise eine Route anzufertigen und dann aufzurufen wenn man sie braucht. Der Teufel steckt aber wie so oft im Detail.

Bei TomTom ist es so, dass das Kartenmaterial immer nur im Gerät steckt. Es gibt keine echte 1:1 Kopie für den Computer, so wie das bei Garmin der Fall ist. Dadurch ergibt sich der Umstand, dass am PC geplante Routen nie 100% zu dem Kartenmaterial auf dem Gerät passen. Eine PC-geplante Route wird das TomTom immer selber noch einmal neu berechnen, wenn man sie zur Navigation aktiviert. Wer jetzt bei der PC Planung nicht sorgfältig ist und meint, dass es mit Setzen von Start, Ziel und Zwischenzielen getan ist, weil es am PC so hübsch aussieht, kann unterwegs böse überrascht werden, wenn das Navi auf einmal ganz woanders lang will. Das gilt auch für Routen aus Fremdquellen im Internet.

Bei der Erstellung von geplanten Routen für ein TomTom sollte man unbedingt darauf achten die maximal mögliche Anzahl von 100 Wegpunkten pro Route auszunutzen. Das Programm Tyre unterstützt einen in diesem Punkt auf Wunsch automatisch, wenn man in den Optionen den entsprechenden Wert auf 100 setzt und dem Programm sagt, dass es die Route mit Wegpunkten auffüllen soll. Das Navi berechnet die Route immer von Wegpunkt zu Wegpunkt, so dass wir am PC versuchen müssen, ein möglichst robustes Gerüst zu bauen. Je mehr Wegpunkte am PC gesetzt werden, umso genauer wird das Navi die Route später selbst berechnen und das Ergebnis identisch mit der PC-Planung sein. Hat man dieses Konzept verinnerlicht, steht einer erfolgreichen Planung am PC nichts im Weg (außer Baustellen).

Diese TomTom-Eigenart ist auch die Grundlage von immer wieder auftretenden Missverständnissen zwischen den Garmin Nutzern und TomTom Nutzern. Auf dieses Problem werde ich auf meiner Seite demnächst gezielt eingehen und es von beiden Seiten nochmals beleuchten. Hier bleiben wir beim Test des Rider 2013 und machen uns bereit für die erste Ausfahrt.

Die Praxis
TomTom Rider an einer Yamaha FJR

Der Rider ist mittels RAM-Mount schnell am Motorrad montiert. Wenn die mitgelieferten Halter nicht reichen oder man eine spezielle Lösung sucht, wird schnell im Handel fündig. So habe ich für meine Yamaha eine passende Kugel für die Spiegelhalterung besorgt und das Gerät dort befestigt. An dieser Position verdeckt es keine Instrumente und der Blick in den Spiegel bleibt ungehindert erhalten. Nach der Demontage des Halters, was mit einem Handgriff erledigt ist, bleibt lediglich die untere Kugel am Fahrzeug und das Kabel der Stromversorgung, welches sich einfach aus dem Halter lösen lässt. Beim Verlegen des Stromkabels zu einem Zündungs-Plus sollte man noch eine Sicherung dazwischen setzen. Im Lieferumfang ist keine enthalten. Ich habe eine träge 5A Feinsicherung für alle Fälle eingesetzt.

Die ersten Fahrten erfolgten in der Stadt ohne Planung von Routen am PC. Die Basisaufgabe lautete: Ich bin hier, bring mich bitte auf dem schnellsten Weg nach da. Dazu reichen wenige Eingabe auf dem Touchscreen, die auch mit Handschuhen problemlos zu erledigen sind. Lediglich die Eingabefelder am unteren Rand zur Bestätigung der Eingabe (Fertig) sind etwas klein geraten, aber noch gut bedienbar. Die Route wird mit Berücksichtigung historischer Datenhebungen durch TomTom (IQ-Routen) schnell berechnet. In meiner ersten Strecke gab es auch gleich eine nette kleine Aufgabe zu bewältigen: Abbiegen auf der Autobahn in einem Tunnel. Das hat der Rider überraschend gut gemacht. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit projiziert er die Abbiegeanweisungen recht genau und nervt nicht mit Abbrüchen durch nicht vorhandenen Sat-Fix. Natürlich sind dem sicher auch Grenzen gesetzt aber bei Stadt-Tunneln tut sich die Konkurrenz schwerer. Der Fahrspurassistent auf dem Bildschirm zeigt sehr schön an, wo es weitergeht.

Rider am Lenker einer FJR

Die Ansagen kommen klar verständlich und rechtzeitig, wenn auch ein wenig träge gesprochen. Straßennamen werden nicht angesagt (kein TTS, synthetisches Vorlesen der Namen). Das Zusammensetzen der Anweisungen enthält immer eine kleine spürbare Verzögerung als ob die Dame mit einem unwilligen Kind spricht. Das ist aber möglicherweise eine reine Frage der Gewohnheit und fällt später nicht weiter auf. Was mir viel mehr auffällt, sind die Anweisungen, sich auf der Autobahn links zu halten. Das passiert auf dem Berliner Stadtring öfter mal durch die vielen Verzweigungen und ist eigentlich bei dieser mehrspurigen Straße unnötig. Allerdings ist das wohl dem Kartenmaterial geschuldet und kann dem Rider nicht angelastet werden. Außerdem gilt noch immer: Augen auf im Straßenverkehr und nicht blind auf das Navi vertrauen.

Die Ablesbarkeit des Geräts im Tageslicht bei Sonne ist gut. Das Display ist entspiegelt, allerdings ist hier, wie bei allen Geräten mit Touchscreen, auch der Winkel zur Sonne entscheidend. Bei direkter Einstrahlung zum Blickwinkel kann man nur sehr wenig erkennen, aber trotzdem kann ich sagen, dass mir der Bildschirm recht gut gefällt. Im Wettbewerb gibt es deutlich dunklere oder spiegelnde Displays, die im Tageslicht kaum erkennbar sind.

Das Abfahren von PC geplanten Routen beinhaltet noch 2 kleine Dinge, die man beachten muss und den Umgang damit üben sollte. Baut man auf seiner Route Ziele anstatt von Wegpunkten ein (Mittagspause hier etc.) und passiert so ein Ziel so endet hier die Navigation und wird nicht automatisch fortgesetzt. In diesem Fall muss über das Menü (geht auch als Direktlink vom Hand-Menü) die Funktion ‘Reiseroute fortsetzen’ benutzt werden um den Rest der Route navigieren zu können. Der andere Fall ist das Ignorieren von Wegpunkten (WP) auf der Route, von denen ja bis zu 100 Stück vorhanden sein können. Hier besteht das TomTom beharrlich darauf, diesen passieren zu wollen und berechnet lustig immer neue Anweisungen um zu diesen ausgelassenen Punkt zu kommen. Zum Glück blendet der Rider in einem solchen Fall auf dem Bildschirm ein Symbol ein, welches man an-tippen kann und weiter geht es zum nächsten WP. Eine Lösung, mit der man leben kann. Besser finde ich aber eine Funktion welche bei Annäherung am nächsten WP automatisch den verpassten WP ignoriert, so wie es z.B. Garmin bei älteren Geräten handhabt. Man sollte also nie zu viele WP in kurzen Abständen setzen um nicht ständig die Skip Funktion nutzen zu müssen.
Rider im Sonnenlicht
Rider im Sonnenlicht
Die Lesbarkeit des Bildschirms im Tageslicht bei Sonne ist brauchbar und kann durch die Auswahl eines passenden Farbschema optimiert werden. Für diesen Zweck findet man im erweiterten Farb-Menü das Schema ‘Sunlight-Optimized’ welches stärkere Kontraste hat. Das Display ist entspiegelt, allerdings ist hier, wie bei allen Geräten mit Touchscreen, auch der Winkel zu Sonne entscheidend. Bei direkter Einstrahlung zum Blickwinkel kann man nur sehr wenig erkennen aber trotzdem kann ich sagen, dass mir der Bildschirm recht gut gefällt. Im Wettbewerb gibt es deutlich dunklere oder spiegelnde Displays, die im Tageslicht kaum erkennbar sind. Die Datenfelder auf der Anzeige lassen sich entweder am unteren Rand oder an der Seite positionieren. Da der Rider ein breites Querformat besitzt bevorzuge ich die Anzeige der Felder am rechten Rand, so dass für die Karte mehr Platz in der Vertikalen vorhanden ist. Die Datenfelder lassen sich in engen Bereichen selber auswählen oder Ausblenden. Die Einblendung des erlaubten Tempos erfolgt überraschend zeitnah und stimmt selbst auf Brandenburger Alleen in weiten Bereichen. Hier sprießen neue Tempolimits durch den sogenannten Alleenerlass wie die Pilze nach einem Sommerregen aus dem Boden. Wenn ich das richtig beobachtet habe, werden sogar zeitweise verhänge Limits (z.B. Tempo 30 von 8-18Uhr) korrekt verarbeitet. Allerdings muss ich das noch mal genauer testen.
Auf den nun hinter mir liegenden Touren, auf denen mich der Rider begleitete, kam auch die Möglichkeit zum Aufzeichnen der zurückgelegten Strecke zum Einsatz. Die Funktion der Tracklog-Aufzeichnung kann am Rider direkt dazu verwendet werden um aus einer Aufzeichnung eine gespeicherte Reiseroute zu erzeugen und später am PC ausgelesen werden, wobei man mit dem Programm Tyre über den Massenspeichermodus auf den Rider zugreift und das Log aus dem Ordner /gpx importiert. Bei der Analyse der aufgezeichneten Daten liegt die Genauigkeit im erwarteten Bereich und ist für Straßenfahrer ausreichend. Die Aufzeichnung der Daten erfolgt ohne das der Benutzer irgendeinen Einfluss darauf nehmen kann, er wird lediglich nach dem Einschalten des Geräts gefragt ob man die laufende Aufzeichnung fortsetzen will. Die Daten enthalten aber leider nur die geografische Position. Zeitstempel und Höhenangaben fehlen komplett und dadurch kann man die Daten des Logs auch nicht für das Geo-Taggen von Fotos oder bestimmen der Geschwindigkeit verwenden. Der Gelegenheitsfahrer und normale Navi-Verwender wird das aber nicht vermissen.
Bei der Umwandlung der Aufzeichnungen in Routen zum späteren Nachfahren sollte man aber ein gewisses Maß an Skepsis an den Tag legen. Theoretisch funktioniert das sehr gut, da der Rider ja immer noch einmal alles neu berechnet. Die Tücke an der Sache sind aber manchmal ungenaue Trackpunkte die mal schnell auf der Gegenfahrbahn einer mehrspurigen Straße liegen. Auf Bundesstraßen oder Autobahnen wendet man nicht und so ergeben sich mitunter lustige Schleifen in der Wegführung. Innerort reicht oftmals schon eine Verkehrsinsel mit getrennten Spuren um einen Abstecher in die Seitenstraßen zu machen wenn der Wegpunkt verrutscht ist. Man sollte diese Routen immer mit Tyre laden und auf solche Abweichungen untersuchen und ggf. Nachbessern. Schön ist aber, das mit dem Rider überhaupt so eine Möglichkeit hat die man bei anderen Geräten durchaus vergeblich suchen kann.
In unseren Kaffeepausen bleibt immer mal die Gelegenheit auf dem Gerät zu stöbern. Ich reiche es herum und jeder probiert mal aus. So kommt es, dass irgendwann mal jemand den Menüpunkt ‘Hilfe’ im Gerät sieht. Eine Onlinehilfe zum Gerät denkt man sich, brauch ich nicht … aber nein, da steckt doch glatt eine kleine pfiffige Funktion hinter. Hier geht es nämlich darum, wie ich an meinen Standort schnell Hilfe bekomme, wenn Not am Mann ist. Neben dem Kartenausschnitt der aktuellen Position erhält man wesentliche Informationen wie man jemandem am Telefon erklärt wo man ist und hat mit verschiedenen Menüs die Möglichkeit relevante POIs aufzurufen (Polizei, Rettung, Pannenservice etc.) und das bei Bedarf gleich über das per BT verbundene Handy. Ein Klick auf das Icon reicht. Wer mitten im Wald in einer unbekannten Gegend liegen bleibt könnte diese Funktion durchaus zu schätzen wissen.
Fazit
Der Rider 2013 überrascht mich positiv und präsentiert sich mir als gut gereiftes Gerät. Bislang konnte ich keinerlei Fehlfunktionen feststellen und Abstürze oder Hängenbleiben gab es auch keine. Alle Funktionen lassen sich ohne Verzögerungen aufrufen und der Rider reagiert recht schnell auf die Wünsche der behandschuhten Hand. Die Berechnung der Routen erfolgt zügig ohne lange Wartepausen. Wetterfest ist er offenbar auch, denn selbst nach langer Regenfahrt und eine über Nacht am Motorrad verbliebene Halterung bei Mistwetter funktioniert alles wie es soll. Ein längerer Test in praller Sonne steht noch aus, das Wetter spielt nicht mit. Das Gehäuse ist recht griffig und die Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Die RAM-Mount Halterung samt Craddle funktioniert bislang tadellos.
Auf der Softwareseite kann ich sagen, dass die Steuerung über TomTom HOME V2 kinderleicht ist. Hier kann man nicht wirklich was falsch machen und die Bedienung erfolgt intuitiv. Etwas durchwachsen ist mein Eindruck von Tyre zur Routenplanung am PC. Eigentlich ein schönes Programm das einfach zu bedienen ist aber es kann in der von mir getesteten Version 6.3 zur Geduldsprobe werden. Wenn mehr Wegpunkte ins Spiel kommen, die Route länger wird und gar ein Tracklog geladen werden soll, wird der Bildaufbau auch auf schnellen Computern zur echten Belastung. Ob das mit dem verwendeten Onlinezugriff auf Google Maps in Zukunft optimierbar ist kann ich nicht beurteilen. Der Ansatz stimmt schon und das Programm erfährt regelmäßig Updates, so dass die Hoffnung bleibt irgendwann mal einen Performance Schub erleben zu können.
Ich muss feststellen, dass der Rider Modell 2013 mich sehr positiv überrascht hat. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das als eingefleischter Garmin Nutzer jemals sagen würde. Zusammenfassend würde ich das so beschreiben:
Positiv
  • Einfach zu bedienen, auch mit Handschuhen
  • schnelle Reaktionen des Systems, einfache Routen sind schnell geplant
  • brauchbarer Touchscreen und gute Verarbeitung, Öse für Trage/Fangschlaufe
  • Kartenmaterial mit Lifetime Update, einfache Bediensoftware und simples Geräte Update
  • akzeptables Preis/Leistung Verhältnis
  • Vorgefertigte Routen können als Reisebegleiter im Gerät gespeichert werden, Routentausch über Web und BT
  • funktionierendes BlueTooth
  • Funktionen über installierbare Plug-In Tools bedingt erweiterbar (Tripcomputer, NMEA Aufzeichnung)
Negativ
  • Tracklog ohne Zeitstempel und Höhenangaben
  • Routen werden immer am Gerät neu berechnet da es kein Kartenmaterial für den Computer gibt
  • ausgelassene Wegpunkte müssen manuell quittiert werden
  • Kartenzoom im Routing Modus nicht auf festen Wert Fixierbar (Geschmackssache)
  • keine verkabelte Headsets möglich, Akku fest eingebaut
Wenn TomTom weiter so an dem Gerät arbeitet kommt das Gerät meinen Vorstellungen vom optimalen Motorrad-Navi ein Stück näher. Aber wie ich eingangs erwähnte: Die Welt dreht sich halt immer weiter.





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