Montag, 5. September 2016

Frühlingserwachen auf zwei Rädern

Frühjahr 2011:

Kalt ist es immer noch, vor allem nachts. Und manchmal schneit es sogar noch. Aber es gibt auch schon die ersten Frühlingsboten:
Das ist die richtige Zeit, um das Motorrad nach dem erholsamen Winterschlaf für die nächsten Vorhaben der kommenden Saison vorzubereiten. Für mich war es die richtige Zeit, vielleicht den „Lack- und Fahrzeugpflegepapst“ Deutschlands zu interviewen: Christian Petzoldt aus Hagen (www.petzoldts.de) hat einige Bücher zum Thema Fahrzeugpflege veröffentlicht und für Fachzeitschriften insbesondere im Bereich der sensiblen Oldtimer wichtigen Input geliefert. Wer, wenn nicht er, wäre dann für mich der richtige Ansprechpartner für diesen Artikel?
Auf geht es, wir holen unser Motorrad bei den ersten zaghaften Sonnenstrahlen aus der Garage oder dem Schuppen und schauen mal, wie sorgfältig wir beim Einmotten im letzten Herbst waren:
Wir haben bereits zu diesem Zeitpunkt hoffentlich das Motoröl und ggf. auch andere notwendige Flüssigkeiten gewechselt. Christian Petzoldt weiß: In den alten Flüssigkeiten befanden sich gelöste Ablagerungen etc., die besser den Winter nicht in unserem Schätzchen verbracht haben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass diese kleinen Partikel sich nun wiederum an den Wänden der Leitungen etc. abgesetzt haben und an der einen oder anderen Stelle einen „Stau“ verursachen können. Außerdem verharzt das Öl mit der Zeit und setzt dann die ölführenden Leitungen und Bohrungen zu. Aber spätestens jetzt im Frühjahr wird es höchste Zeit, unsere Maschine mit frischen Flüssigkeiten auf die kommenden Ausfahrten vorzubereiten.

Auch beim Öl ist nicht immer die teuerste auch die beste Wahl: Gerade ältere Motorräder benötigen oftmals nicht nur kein hochspezifisches Leichtlauf- oder Synthetiköl, sondern kommen deutlich besser mit etwas zähflüssigeren Produkten klar: Nicht immer sind alle Dichtungen noch so fantastisch erhalten, als dass das sehr dünnflüssige Öl nicht vielleicht durch die Ritzen gedrückt werden könnte und wir somit Umwelt und Geldbeutel unnötig belasten. Und gerade Motorräder, die nicht besonders sportlich und hochdrehend gefahren werden, benötigen ebenfalls keine für Extrembelastungen gedachte Schmierung. Hier reicht der Platz nicht, um motoradspezifische Tipps zu geben, aber die Frage nach dem am besten geeigneten Öl wird in so ziemlich jedem halbwegs aktiven Motorradforum mit Inbrunst diskutiert, so dass man sich dort ganz gut ein Bild machen kann.

Haben wir im Herbst neben dem Volltanken auch an das Einfüllen von Benzinstabilisatoren gedacht? Früher reichte es in aller Regel doch aus, rechtzeitig vor dem Winter das einzumottende Zweirad randvoll zu tanken, um einer Rostbildung im Tank vorzubeugen. Christian Petzoldt klärt auf: Durch die Zunahme an biologischen Inhaltsstoffen im Sprit ist heutzutage auch die Gefahr der Wasserbildung selbst bei vollem Tank gestiegen: Neben trotz Volltankens überraschenden Korrosionen im Tank kennen viele von uns mittlerweile auch Startschwierigkeiten nach längerem Stehen: Schon nach kurzer Zeit lässt die Zündfähigkeit deutlich nach.

Diese Probleme sind dann bisweilen nur durch den Austausch des Sprits zu beseitigen. Benzinstabilisatoren, wie sie von verschiedenen Herstellern, z. B. LiquiMoly oder Castrol angeboten werden, schaffen da Abhilfe: Wir merken uns also für den nächsten Herbst, neben dem Spritauffüllen auch mit solch kleinen Helfern unseren Tank zu schützen und uns und der Batterie sowie den Zündkerzen Startprobleme im nächsten Frühjahr zu ersparen.


Technische Tipps für den Start ins Frühjahr hat auch die Zweiradwerkstatt Pfiffikus (www.pfiffikus-online.de) parat. Folgende Punkte gehören vor der ersten Tour auf den eigenen Prüfzettel:

  • Reifendruck prüfen: Hier gilt der Hinweis, dass sich Stoffe bei Wärme ausdehnen und bei Kälte zusammenziehen. Da dies auch für die Luft zutrifft, führt der Winter mit alten Temperaturen auch ohne den eh zu berücksichtigenden Luftverlust auch zu einem geringeren Druck.
  • Bei der gelegenheit bietet sich auch ein prüfender Blick auf das Reifenmaterial an, um Profiltiefe zu kontrollieren und nach eventuellen UV-Rissen (vgl. weiter unten im Text) zu suchen.
  • Ladezustand der Batterie prüfen, ggf. mit einem Batterieladegerät verbessern
  • Kettenspannung prüfen und Kette ggf. schmieren
  • Beleuchtung komplett prüfen
  • Bremsen prüfen (Scheiben- und Belagstärke). Auf den ersten Kilometern nach der Winterpause bietet sich auch ein vorsichtiges Bremsen an, da sich über den Winter Ablagerungen an Scheiben und Belägen gebildet haben können, die die Bremswirkung beeinträchtigen
  • Dichtigkeiten der Gabelsimmeringe prüfen

Aber auch die optische Vorbereitung unserer Maschine auf die erste Ausfahrt hat Bedeutung: Wer freut sich nicht, wenn das eigene Schätzchen auf der ersten Ausfahrt bei zarten Sonnenstrahlen besonders edel glänzt und funkelt? Genau: Diejenigen, deren Fahrzeug mit Mattlack versehen ist! Aber auch für diese Motorradfahrer habe ich eine positive Botschaft: In dem Shopangebot von Christian Petzoldt befindet sich auch ein spezielles Reinigungsmittel für Mattlacke, das zwar reinigt sowie dauerhaft schützt und konserviert, aber keinen Glanz verursacht!

Alle anderen stehen wie in jedem Jahr vor einer schier unermesslichen Auswahl an Reinigungs- und Pflegeprodukten unterschiedlichster Anbieter für verschiedenste Anwendungsgebiete. Diese wollte ich mir gerne in einer praktischen Erprobung näher anschauen und habe verschiedene Hersteller kontaktiert, die mich – wie man hier sehen kann – bestens ausgestattet haben:








Auch beim Thema Reinigung gilt, dass diese am besten bereits im Herbst erfolgt ist, damit sich Schmutzreste etc. nicht erst so richtig tief in die Oberflächen hineinfressen können. Aber auch das kennen wir alle und müssen es mit einem Augenzwinkern zugeben: In jedem Herbst wird noch der allerletzte Sonnenstrahl ausgenutzt, um mit dem Motorrad noch eine Biege zu drehen. Und wenn das Wetter dann nicht mehr gut genug zum Fahren ist, ist es oftmals auch zum Putzen nicht mehr gut genug... Und so wandert dann so manches Bike mit schlechtem Gewissen und der Hoffnung, dass es ja nicht so schlimm sei, unter die Plane, in die Garage oder in den Schuppen.

Also müssen wir spätestens jetzt im Frühjahr ran: Wer dann beim Hervorholen der eigenen Maschine noch die Spuren herbstlicher Pfützen oder die Überbleibsel des letzten Offroad-Vergnügens vorfindet, ist schnell ein glücklicher Besitzer eines Hochdruckreinigers.


Auch ich habe mich sehr gefreut, als die Fa. Kärcher von meinem Vorhaben zu diesem Artikel hörte und mir einen nagelneuen Hochdruckreiniger 3530 incl. Motorradzubehör und -reiniger zur Verfügung stellte. Aber sehr schnell sah ich den mahnend erhobenen Zeigefinger von Christian Petzoldt: Auch ein Hochdruckreiniger ist kein Allzweckmittel und seine Benutzung am Motorrad erfordert Fingerspitzengefühl: Viele elektrische Leitungen und auch die Zündanlage sowie ggf. vorhandene ABS-Anlagen liegen bei einigen Motorrädern relativ frei, vor allem, wenn es sich um keine stark verkleideten Maschinen handelt. Diese elektrischen Anlagen kommen zwar mit Wasser relativ gut klar, denn immerhin müssen sie auch so manchen Regenschauer überstehen, reagieren aber beim Einsatz von Hochdruckreinigern sensibel. Hier ist der Druck das Problem.

Gleiches gilt für den Waschvorgang an den Rädern: Zwar können die Felgen ganz gut mit dem hohen Wasserdruck umgehen, aber die Reifen nehmen das leider übel.

Die Erklärung von Christian Petzoldt leuchtet schnell ein: Wir erinnern uns noch, dass früher Reifen häufig an der Flanke porös wurden, als die Gummimischungen nicht so stark mit Mitteln zum UV-Schutz versehen waren. Heutzutage wird darauf bei der Herstellung der Reifen stark geachtet. Aber der (übermäßig starke) Einsatz von Hochdruckreinigern führt zu einem Auswaschen des UV-Schutzes und sowie des Talkums in der Gummimischung und die Reifen werden schneller porös. Das gilt im übrigen auch für alle sonstigen Gummiteile am Motorrad.

Dennoch ist der Hochdruckreiniger bei sinnvollem Einsatz eine ganz wesentliche Arbeitserleichterung bei der Reinigung des eigenen Bikes: Man stellt einfach den Druck auf die geringste Stärke ein und kann dann relativ unbeschwert den Hochdruckreiniger einsetzen: Der Wasserdruck ist dann noch immer deutlich höher als aus einem einfachen Wasserschlauch, aber im Sinne der obigen Bedenken unproblematisch. Alternativ kann man auch durch einen größeren Sicherheitsabstand (30 cm gelten als Mindestmaß, Christian Petzoldt empfiehlt eher 50 und mehr cm).

Und so habe auch ich mit dem Kärcher 3530 bei geringem Druck die groben Verschmutzungen an meinem etwas schmuddelig über den Winter gekommenen Motorrad beseitigt.



Nachdem klar wurde, in welchem Umfang mir die angesprochenen Hersteller ihre Reinigungs- und Pflegeprodukte zur Verfügung stellten, sicherte ich mir die Unterstützung meines Freundes Daniel, der mit www.mopetenreiter.de einen Online-Shop für Gebrauchtteile betreibt. Hier war ich mir sicher, neben meinem eigenen Motorrad auch genügend „Probanden“ in Form von einzelnen Kunststoff-, Edelstahl-, Alu- und Gummiteilen für meinen Praxistest zu bekommen. Weit gefehlt: Als mir Daniel seine Garagentür öffnet, präsentiert er mir breit grinsend keine Einzelteile sondern seine eigene, alles andere als saubere BMW und freut sich diebisch, dass er nun auf meine Hilfe bei der anstehenden Putzaktion zurückgreifen kann...

Zunächst probieren wir die verschiedenen zur Verfügung stehenden „Insektenentferner“ aus. Im Ergebnis schafft es kein Produkt, die über den Winter ausgehärteten Belege Daniels zügiger Fahrweise auf der Kunststoff-Frontscheibe mit einem einmaligen Einsprühen und nachfolgendem Abspülen mit dem Kärcher zu beseitigen. Eher zeigen sich Unterschiede in der Anwendung, wenn bei den Produkten vom Caramba und Chemtools ein Schaum aufgesprüht wird, dagegen es sich bei dem Produkt von LiquiMoly eher um einen gelartigen Film handelte. Bei allen Produkten sind die Insekten nach einem leichten Nachwischen mittels Mikrofasertuch dann aber nahezu restlos beseitigt.
Hinweis: Die Insektenentferner wurden hier noch nicht auf Lackteilen und dem Windschott angewandt, dies erfolgte zu Dokumentationszwecken erst in einem weiteren Arbeitsgang.


Apropos Mikrofasertuch: Dieses Hilfsmittel begleitet uns auf Anraten von Christian Petzoldt dauerhaft im Reinigungseinsatz, da es gute Reinigungswirkungen aufweist, ohne den Lack anzugreifen. Die früher oftmals genutzten „fusselfreien Baumwolltücher“, also ausgediente Hand- oder Küchentücher, bilden gerne Falten, die wiederum unter Umständen leicht Hologramme auf dem Lack verursachen könnten. Mikrofasertücher haben die meisten Hersteller im Angebot, wir nehmen jetzt bei unserer praktischen Erprobung keine wesentlichen qualitativen Unterschiede zwischen ihnen wahr.

Tatsächlich können wir aber beim Putzergebnis einen Unterschied feststellen, als wir bewusst mit dem Aktivschaum von Rot-Weiss ein Produkt in einem Einsatzgebiet ausprobieren, für das es nicht vorgesehen ist: Hier bleiben noch zahlreiche Reste der Insekten kleben, so dass man diesen Aktivschaum auch nicht zweckentfremden sollte.

Als nächstes sprühen wir die Motorräder mit Universalreinigern verschiedener Hersteller ein und achten auf die unterschiedlichen Einwirkzeiten, die von den Herstellern auf den Behältern vorgeschlagen werden.

Hier können wir in der Waschwirkung keinerlei Unterschiede feststellen, die Motorräder sind nach dem Abspülen und Trockenreiben mittels Mikrofasertüchern durchweg sauber; auch Unterschiede bei der Glanzwirkung sind verschwindend gering und erscheinen eher subjektiv. Auch bei diesen Reinigungsprodukten erscheinen uns in der Praxis wenn überhaupt Unterschiede in der Anwendung bzw. bei den Behältnissen feststellbar.

Auch die Waschwirkung des Motorradreinigers von Kärcher, immerhin schon von der Zeitschrift „Motorrad“ ausgezeichnet, ist mit denen der anderen Produkte vergleichbar. Leider können die uns zur Verfügung stehenden Behälter nicht mit dem guten Eindruck des Produktes selbst standhalten, da der Druckhebel für das Aufsprühen des Produktes bei der ersten Flasche den Dienst nach nicht einmal einem halben Motorrad quittiert, bei der zweiten Flasche von Beginn an die Arbeit verweigert. Hierbei dürfte es sich aber um ein eher zufälliges Problem handeln.

Quintessenz: Bei der Auswahl des Universalreinigers kann man eigentlich nicht allzu viel falsch machen, die Reinigungsergebnisse können sich allemal sehen lassen. Viel wichtiger ist aber, diese Arbeiten immer im Schatten und nicht bei großer Hitze zu erledigen, da sich die Mittelchen sonst in die Oberfläche einfressen können. Ist das erstmal geschehen, sieht Christian Petzoldt nur noch eine Möglichkeit: Abschleifen mit extrem feinem Papier...

Eine Besonderheit weist aber ein uns zur Verfügung stehendes Produkt auf: Meguiars Motorcycle Detailer Mist & Wipe ist ein Trockenreiniger, der den Einsatz von Wasser zum Säubern überflüssig macht: Es wird ein ganz feiner Film aufgesprüht, der dann einfach mit einem Mikrofasertuch abgewischt werden kann. Diese Art der Reinigung bietet sich gerade bei Motorrädern unmittelbar nach der Rückkehr von einer Tour an. Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Konservierung nicht angegriffen wird sondern bestehen bleibt.

Als nächstes versorgen wir die Alufelgen mit dem Felgenreiniger Caramba Brillant. Dieses Produkt entwickelt beim Aufsprühen einen unangenehmen Geruch, so dass zu einer Anwendung außerhalb geschlossener Räume unbedingt geraten wird. Nach dem Auftragen und dem Abwarten der Einwirkungszeit von 8 bis 10 Minuten reicht leider ein einfaches Abspülen mit dem Hochdruckreiniger nicht aus, um die Felgen wirklich sauber zu bekommen.


Also kommt die spezielle Felgenbürste von Kärcher zum Einsatz: Mit ihr bearbeiten wir die mit dem Felgenreiniger vorbehandelten Felgen und schaffen es auch großflächig ganz gut, den Bremsenstaub zu entfernen. Aber auch mit dieser Bürste kommt man nicht an die verwinkelten Stellen, spätestens hier ist dann Handanlegen mit einem kräftigen Schwamm angesagt: Danach sehen die Felgen allerdings so gut aus, wie vielleicht seit Jahren nicht mehr.


Hier ist nun aber die richtige Stelle für einen Insidertipp: Gerade unter Oldtimerfreunden ist es üblich, Lack und auch Felgen mit herkömmlichem Waschmittel, welches in Wasser aufgelöst wird, zu behandeln. Auch Christian Petzoldt kennt natürlich diese Möglichkeit des Einsatzes entfettender Mittel. Er sieht aber die Gefahr, dass konservierende Oberflächen zu schnell entfettet werden könnten und dementsprechend Kabel etc. schneller altern (grau werden). Er empfiehlt, eher ein gutes Shampoo gering dosiert und am besten im handwarmen Wasser aufgelöst zu nutzen.

Wir haben den Test mit einem Schuss Rei in der Tube in einen 10-Liter-Eimer mit warmem Wasser unternommen. Zwar ist die Reinigungswirkung auf Lacken ebenfalls gut, mir fehlt es aber am Glanz, wie wir ihn mit den anderen Reinigungsprodukten erzielen können. An den Felgen dagegen ist die Reinigungswirkung dieses Hausmittels hervorragend, künftig werde ich dieses immer zu diesem Zwecke einsetzen: Man sieht, dass die „chemische Keule“ nicht immer notwendig ist und man auch auf anderem Wege materialschonend gute Reinigungswirkungen erzielen kann.

Übrigens: Wer seine Räder zum Reifenwechsel selbst aus- und einbaut, kann an den ausgebauten und noch mit den alten Reifen versehenen Felgen den Hochdruckreiniger auch bedenkenlos mit höherem Druck einsetzen. Mein Tipp für diese Situation: Die ausgebauten Räder auf den Boden legen, die Felgen mit einer Bürste, die in mit Rei in der Tube angereichertem warmen Wasser nass gemacht wurde, von jeder Seite intensiv einreiben und anschließend mit mittelstarkem Druck aus dem Hochdruckreiniger abspülen. Alternativ kann man auch die Felgen mit Universalreiniger einsprühen und anschließend mit der Bürste bearbeiten. So kommt man bestens in die ansonsten schwer zugänglichen Bereiche der Felgen und muss sich noch vor dem Reifenwechseln keine Sorge wegen eines ausgewaschenen UV-Schutzes in der Gummimischung haben.

Und für diejenigen, denen die Felgen dann noch immer nicht sauber genug sind, hat Christian Petzoldt noch einen Rat zur Hand: Die Felgen mit Schleifpapier (800er bis 1200er Körnung) abschleifen und anschließend mit Klarlack überziehen, damit sie wieder wie neu aussehen.

Als Daniel zu Beginn unserer Putzaktion die dauerhaft installierte Grundplatte seines Tankrucksacks abnahm, hatte ihn fast der Schlag getroffen und die bis dahin gute Stimmung, drohte zu kippen: Unter dieser Grundplatte hatte es erhebliche Farbveränderungen am Lack gegeben, man konnte exakt die Kontaktstellen sehen:


Gut, dass wir von Caramba, Chemtools, Rot-Weiss und Petzoldts auch einige Schleif- und Poliermittel zur Verfügung hatten, die wir mit den dafür geeigneten Polierschwämmen nun auftragen konnten, um das Dilemma anzugehen. Und gut, dass wir von Christian Petzoldt auf diese Situation vorbereitet waren. Seine Ratschläge lauten: Immer mit dem „schwächsten“ Mittel, also dem Mittel mit dem geringsten Abrieb, beginnen! Immer zunächst das weiche Werkzeug benutzen, eh man stärkere nutzt! Außerdem empfiehlt er silikonfreie Produkte, die zu besseren bzw. „ehrlicheren“ Politurergebnissen führen. Allerdings ist anschließend die Behandlung mit einem Lackreiniger und ggf. ein abschließendes „Finish“ notwendig, um die Lackoberfläche wieder zu versiegeln und zu schützen.

Wir entscheiden uns nun nach dem Ende der Reinigungsarbeiten für einen ersten Polierversuch mit der Polierpaste von Rot-Weiss in der Metalltube am malträtierten Tank. Nach dem Aufbringen der Polierpaste mittels Polierschwamm und anschließendem Polieren mittels Mikrofasertuch stellen wir eine Farbannäherung auf dem Tank fest, allerdings wirkt der Lack insgesamt etwas matt.
Wir steigen daraufhin auf die Schleif- und Polierpaste aus dem Hause Petzoldts um, die bereits nach einem Durchgang eine deutliche Verbesserung der Situation zeigt.
Zwei weitere Durchgänge bringen uns dann ein Ergebnis, mit dem wir nach dem Entdecken unserer „Problemzone“ nicht gerechnet hätten. Wichtig erscheint hier der Hinweis, dass man das Politurtuch zwischendurch häufig wechseln sollte, um nicht den aufgenommenen Lackabrieb auf der Fläche zu verteilen.



Nun kümmern wir uns an die weniger beeinträchtigten Lackteile, die wir mit Caramba Motorrad Lackpflege-Spray behandeln. Dieses Produkt schafft es zwar nicht unbedingt, kleinere Stellen und Flecken auf dem Lack zu entfernen, verschafft dem Lack aber zu einem deutlich wahrnehmbaren Glanz.

Auf den Lackteilen neben der Frontscheibe finden wir den einen oder anderen dicken Kratzer. Diesem rücken wir mit der Schleif- und Polierpaste von Rot-Weiss zu Leibe und können diese Kratzer nahezu verschwinden lassen.

Für die nachfolgend notwendige Versiegelung mit Oberflächenschutz des Lacks verwenden wir die Lackversiegelung von Rot-Weiss, Liquid Glass aus der goldenen Flasche bzw. das Finish von Chemtools.

An Daniels BMW ist die Innenseite der Verkleidung mit Kunststoffflächen verschlossen, die ursprünglich mal anthrazit waren, im Laufe der Jahre und der UV-Strahlung nun deutlich aufgehellt sind und auf denen sich helle Streifen in der Materialstruktur abzeichnen. Dies ist der richtige Einsatzort für die uns zur Verfügung stehenden Kunststoff- bzw. Cockpit-Pflegemittel. Neben LiquiMoly haben uns auch Caramba und Chemtools entsprechend versorgt: Schade, dass wir für drei Produkte nur zwei Flächen zur Verfügung haben...

Wir entscheiden uns, auf der einen Seite das Produkt von LiquiMoly und auf der anderen Seite Caramba zu testen. Nach Auftragen der Sprays und Abwarten einiger Minuten zeigen sich deutliche Unterschiede: Bei dem Produkt von Caramba sind die weißen Linien verschwunden, die Farbe der Verkleidung hat ein sattes, dunkles Anthrazit angenommen, allerdings glänzt die Oberfläche auch mächtig.

Einen solchen übermäßigen Glanz findet man nach dem Einsatz des Produktes von LiquiMoly auf der anderen Seite nicht. Allerdings drücken hier wiederum die weißen Streifen in der Materialstruktur auch nach mehrmaliger Behandlung wieder durch.


Anschließend und nach mehreren Stunden Arbeit erstrahlt Daniels Motorrad insgesamt in einem Glanz, der selbst ihn fast ehrfürchtig staunen lässt: So hat er sein Motorrad noch nie gesehen! Man merkt, wie er darüber nachdenkt, in welcher Höhe jetzt wohl die Wertsteigerung ausgefallen sein mag, wenn er denn Verkaufsgedanken hegen würde.

Welche Ergebnisse können wir zusammenfassen:

  1. Man kann eine Menge Zeit investieren, um das eigene Motorrad richtig für die neue Saison vorzubereiten

  2. Man kann damit aber auch ein Ergebnis erzielen, das der Wirkung eines neuen Motorrads sehr nahe kommt

  3. Mittlerweile ist die Qualität der Reinigungs- und Pflegeprodukte so gut entwickelt, dass sich die Unterschiede in der Praxis oftmals nur in der unterschiedlichen Handhabung zeigen: Qualitativ hat uns eigentlich nichts enttäuscht. Neben der eigenen Vorliebe für diese oder jene Art der Handhabung werden wahrscheinlich Preis und die Vertriebswege (wo erhalte ich welches Produkt mit wenig Aufwand) maßgeblich für die eigene Kaufentscheidung sein

  4. Bei Beachtung einiger praktischer Tipps ist die richtige Pflege des eigenen Motorrads auch Dank der guten Handhabung der modernen Mittel kein Hexenwerk und erfolgreich selbst zu bewerkstelligen

Und wer jetzt noch immer nicht genug hat, der kann sich im Shop unter www.Petzoldts.de auch gerne das komplette Buch des Fachmanns zur Motorradpflege zulegen.

Übrigens: Daniel hat mich schon gefragt, was ich im Februar 2012 vorhabe... 



1 Kommentar:

  1. Wir haben im letzten Jahr eine tolle Motorradrundreise mit einigen Freunden unternommen. Wir sind bis nach Italien ins Brixen Hotel gefahren, da ich schon immer dorthin wollte. Die Landschaft ist klasse.

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