Action-Cams
erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, seitdem HD-Qualität auch für den
kleinen Geldbeutel erschwinglich geworden ist. Bereits für kaum mehr
als 100 Euro kann man bei HD-Schnäppchen zuschlagen und fündig werden.
Warum also viel Geld ausgeben?

Grund
genug, sich einige aktuelle Modelle in ganz unterschiedlichen
Preisklassen anzusehen. Dabei möchte ich von der Form zwischen den eher
stromlinienförmigen, eher länglich gebauten Modellen und den eher
würfelartigen unterscheiden, die dem Wind gerade bei zügiger Fahrt auf
dem Motorrad etwas mehr Angriffsfläche bieten.
Vorab: Die Testaufnahmen aller Cams sind im YouTube-Channel abrufbar, teilweise, wenn auchdeutlich komprimiert, im flickr-account. Dort findet man auch Fotomaterial zu den Kameras.

Wir beginnen mit der Alan Midland XTC-200.
Diese eher stromlinienförmige Kamera begleitet mich schon seit über
einem Jahr auf meinen Motorradreisen und zählt heute eigentlich nicht
mehr zum „State of the art“: Mit einer Auflösung von „nur“ 720p wird sie
von den anderen Testteilnehmern überflügelt. Ich schätze an ihr die
einfache, schon digital anmutende Bedienung: Mit dem großen
Schieberegler an der Oberseite wird die Kamera gleichzeitig angeschaltet
und die Aufnahme gestartet bzw. die Aufnahme beendet und die Kamera
ausgeschaltet.. Die große Angriffsfläche verspricht eine gute
Bedienbarkeit auch mit dicken Motorradhandschuhen.

Für
die Wasserdichtigkeit wird ein gesondertes Gehäuse benötigt, das die
Kamera dann hermetisch abschirmt und sogar, auf dem Motorrad eher
unübliche, Aufnahmen unter Wasser ermöglichen würde. Pfiffig gelöst sind
die Befestigungsmöglichkeiten: Egal ob mit oder ohne wasserdichtem
Gehäuse, es können die gleichen Haltevorrichtungen genutzt werden. Das
gilt ebenso für die hauseigenen Vorrichtungen wie auch für das jeweils
unten angebrachte Stativgewinde, das diese Kamera zusätzlich noch am
Straßenrand aufgestellt für eindrucksvolle Vorbeifahrten prädestiniert,
wenn man allein unterwegs ist.
Die
Aufnahmen werden auf einer Micro-SD-Karte gespeichert. Tele- oder
Zoomfunktionen sucht man vergeblich, ebenso die Möglichkeit, Fotos mit
der Cam zu schießen. Als Kontrollen für den Akkuzustand und momentane
Aufnahmefunktionen dienen lediglich kleine LEDs; ein Display oder gar
einen Monitor findet man an dieser Kamera nicht.

Aus dem gleichen Hause kommt dann schon der erste Konkurrent: Die XTC-300 stammt ebenfalls von Alan Midland
und erinnert schon in der Form sehr an ihre kleine Schwester. Bei etwas
größeren Abmessungen ist diese Kamera allerdings sogar Full-HD-fähig
mit einer maximalen Auflösung von 1920 x 1080 und besitzt einen etwas
größeren Lithium-Ionen-Akku. Ansonsten erinnern Aufbau, notwendiges
Zusatzgehäuse für die Wasserdichtigkeit und Bedienbarkeit sowie die
Möglichkeiten der Befestigung ebenfalls an die kleinere Schwester.
Insofern verspricht dieser Test auch einen direkten Vergleich zwischen
den beiden Produkten dieses Hersteller. Zu eventuellen Helfern beim
Verwackeln der Aufnahmen wird zu beiden Modellen nichts gesagt.

Wer sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, kommt an dem Platzhirsch nicht vorbei: Die Hero2 vom Branchenprimus GoPro
hat die in die Jahre gekommenen Modelle der der Hero abgelöst. Von
dieser würfelförmigen Kamera, die oben auf dem Helm angebracht die
Erinnerung an die Teletubbies aufleben lässt, existieren zahlreiche
Videoaufnahmen in den zahlreichen Internetportalen. Neben einer
Full-HD-Auflösung wartet auch die Hero2 mit einem wasserdichten Gehäuse
auf, bei dem – je nach zusätzlich geordertem Zubehör – der rückwärtige
Deckel austauschbar ist. Auch ich werde ein wenig basteln, habe ich doch
das W-LAN-Pack zum Empfangen der per Fernbedienung übertragenen Befehle
aufgesteckt. Das ist die Alternative zu einem ebenfalls als Zubehör
erhältlichen LCD-Display, wenn man direkt an der Kamera kontrollieren
möchte, was gerade aufgenommen wird. Da auch ich mir vorgenommen habe,
einige Aufnahmen vom Helm aus anzufertigen, war die Fernbedienung für
mich die interessantere Wahl.
Der
leistungsfähige Akku soll nach Herstellerangaben Aufnahmen von bis zu 6
Stunden ermöglichen. Wir werden sehen. Sehr interessant: Die Hero2
verfügt über einen Eingang für ein externes Mikrofon. Das ist gerade bei
den unangenehmen Windgeräuschen während der Motorradfahrt ein wichtiges
Feature. Ein derart angeschlossenes externes Mikrofon in der Nähe des
Motors platziert kann bei entsprechend kurvenreicher Strecke schon eine
ausreichende Hintergrundkulisse zu spektakulären Bildern liefern. Das
erspart die Suche nach GEMA-freier und dennoch passender Musik, will man
nicht eine frühzeitige Intervention der Videoportale riskieren, die dem
Urheberschutz Sorge tragen müssen.
Die
Aufnahmekontrolle gelingt über die Angaben im kleinen Display, das vorn
neben dem Objektiv platziert wurde. Die Aufnahmen werden auf einer
SDHC-Karte bis maximal 32 GB gespeichert. Je größer die eingesetzte
Karte ist, desto höher sollte dann auch die Katenklasse sein (sinnvoll
etwa Class 6).
Für
die Befestigung werden verschiedene Alternativen mitgeliefert, die aber
immer einen Einsatz des wasserdichten Gehäuses erfordern. Ein
Stativgewinde sucht man leider vergeblich. Dafür kann man die Heros2
aber auch als Fotoapparat mit einer beeindruckenden Auflösung von 11 MP
nutzen.

In der Szene noch nicht so weit verbreitet ist die JVC ADIXXION GC-XA1.
Diese von der Form eher den Midlands ähnlich wirkt aber deutlich
bulliger als diese beiden eher zart wirkenden Teilnehmern. Der
Hersteller verspricht Stoßfestigkeit und Wasserdichtigkeit bis 5 Meter
auch ohne extra Gehäuse. Als besonders spektakulär erscheint die
angepriesene Einsatzmöglichkeit bis Minus 10 Grad Celsius: Mit dieser
Cam steht also auch dem nächsten Alaska-Trip oder Besuch des Nordkaps
nichts mehr im Weg.

Die
Adixxion verfügt über einen seitlich angebrachten Monitor, der allein
der Kontrolle dient, welches Motiv aktuell aufgenommen wird. Der
Aufnahmestatus selbst wird über eine kleine rot-blinkende LED oberhalb
des Objektivs zurückgemeldet. Auch hier kommt eine SDHC- oder SDXC-Karte
als Speicher zum Einsatz.
Für
die Full-HD-Aufnahmen weist die ADIXXION als einzige Kamera im Testfeld
mit einer Besonderheit auf: Neben einem am Geräteboden platzierten
Stativgewinde findet man ein zweites, das seitlich am Gehäuse weitere
Anschlussmöglichkeiten bietet. Vielleicht lässt sich damit ja auch eine
spektakuläre Position direkt an der Gabel ermöglichen? Da könnte ein
Einsatzgebiet für den elektronischen Bildstabilisator warten.
In jedem Fall steht eine Auflösung von 5 MP für Fotoausnahmen zur Verfügung.

Ebenfalls schon in die Jahre gekommen und auch optisch aus der Norm fallend beteiligt sich auch die Kodak Playsport
an diesem Vergleich. Eigentlich ist diese Kamera im Handy-Format eher
für den Freizeiteinsatz im Urlaub mit spontanen Aufnahmen egal ob am
Strand oder im Pool konzipiert. Wasserdicht ohne extra Gehäuse bis 3
Meter und stoßfest eignet sie sich aber dennoch auch für den Einsatz auf
dem Motorrad. So ist am Boden ein Stativgewinde platziert, dass
verschiedene Optionen für die Befestigung ermöglicht.
Die
Aufnahmen werden auf eine SDHC-Karte gebannt, nachdem sie von einem
elektronischen Bildstabilisator beruhigt wurden. Ansonsten warten neben
einem Mini-USB-Anschluss ein HDMI-Ausgang sowie ein Composite Ausgang
auf Kontakt zu anderen Mediengeräten.
Auch
das große Monitor-Display, durch das man sowohl eine
Kontrollmöglichkeit über den Aufnahmestatus als auch des aufgenommenen
Motivs hat, verstärkt die Assoziation, man hätte ein Handy in der Hand.
Ob die Tastatur auch für die Nutzung mit Motorradhandschuhen ausreichend
dimensioniert sind, werden wir untersuchen.
Mit
ebenfalls 5 MP als Auflösung für Foto ausgestattet, zählt die Playsport
zu den Schnäppchen, die man mittlerweile für kleines Geld bekommen
kann: Manchmal wechselt gerade mal ein 100-€-Schein den Besitzer, um
einen neuen Hobby-Kameramann zu gebären.
Der
Name Rollei war über viele Jahre mit Fotografie in seiner edelsten und
perfektionierten Ausprägung assoziiert. Nach einigen wirtschaftichen
Berg- und Talfahrten greift der in Hamburg ansässige
Deutschland-Vertrieb der Marke wieder kräftig an. Hier hat man den markt
für Action-Cams und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten erkannt und
schickt – zunächst – zwei Teilnehmer in den Test:

Die Rollei Bullet HD Pro
erinnert in ihrer Form Männer ein wenig an eine kräftige Zigarre,
Frauen dagegen vielleicht eher an einen überdimensionierten Lippenstift?
Sie kommt für ihre Wasserdichtigkeit ohne gesondertes Gehäuse aus.
Neben einer Full-HD-Auflösung im Videobetrieb ermöglicht sie
Fotoaufnahmen sogar mit einer Auflösung von sagenhaften 20 MP.
Die
Bedienung erfolgt allein über einen Druckknopf, der gleichzeitig bei
Betrieb beleuchtet ist: Mit einem langen Druck (die Kamera vibriert dann
kurz) wird die Kamera aus ihrem Tiefschlaf erweckt, der Knopf schimmert
blau. Ein weiterer kurzer Druck und die Videoaufnahme beginnt. Dabei
blinkt der Knopf abwechselnd rot und blau. Mit dem nächsten kurzen Druck
endet die Aufnahme; die Kamera lässt sich mit einem langen Druck wieder
ausschalten. Weitere Kontrollmöglichkeiten sind an der Cam nicht
vorhanden.
Als
Speicherkarte fungiert eine Micro-SD mit maximal 32 GB Kapazität. Warum
man sowohl für die Datenübertragung als auch für die Akkuaufladung
keinen Mini-USB-Anschluss eingebaut hat, sondern einen noch wesentlich
kleineren Kontaktweg gewählt hat, wird wohl das Geheimnis der
Herstellers bleiben: Leider ist man so auf den Adapter des Herstellers
angewiesen und dürfte ordentlich in Not kommen, wenn dieser mal defekt
oder bei einer reise daheimgeblieben ist.
Speicherkarte
und USB-Anschluss sind hinter einer Klappe am dem Objektiv
gegenüberliegenden Kameraende versteckt. Hier findet man auch dem
Umschalter zwischen Video- und Fotobetrieb. Für den Videobetrieb ist sie
mit einem digitalen Verwackelungsschutz ausgestattet.

Die Rollei Bullet 4S
dagegen erinnert von ihrer Form, den Abmessungen und dem wasserdichten
Gehäuse sehr an die GoPro. Ebenfalls würfelförmig ermöglicht sie
Videoaufnahmen in Full-HD-Qualität und Fotoaufnahmen mit 8 MP. Ein oben
auf dem Gehäuse platziertes Display gibt über den Aufnahmestatus
Auskunft; die Kontrolle des Aufnahmemotivs erfolgt über einen Monitor
auf der Gehäuserückseite.
Als
Speichermedium dient wiederum eine Micro-SD-Karte bis 32 GB. Neben
einem USB-Anschluss verfügt die 4S über einen HDMI- sowie einen
AV-Ausgang.
Auffällig
ist, dass insbesondere der Power-Knopf sehr klein ausfällt und mit
Motorrad-Handschuhen kaum zu bedienen sein dürfte. Die ebenfalls an
GoPro erinnernden Befestigungmöglichkeiten entsprechen zwar deren Form,
haben aber leicht veränderte Abmessungen, so dass eine wechselseitige
Verwendung nicht komplett möglich ist.

Mit
etwas Verspätung begab sich dann mit der Cam One Infinity 1080p eine
weitere Kandidatin in den illustren Kreis der Teilnehmer. Optisch
auffallend durch ihre besonders kleine Bauform ist auch sie eine
Vertreterin der eher würfelförmigen Bauweise. Eine weitere Auffälligkeit
ergibt sich, wenn man die Gehäuselasche öffnet, um eine Speicherkarte
einzusetzen: Hier warten sogar zwei MiroSD-Karteneinschübe auf Fütterung
und ermöglichen somit einen Speicherumfang von insgesamt maximal 64 GB;
das ist in diesem Teilnehmerkreis konkurrenzlos.
Eine Zusammenstellung der Test-Teilnehmer und ihrer technischen Daten findet man hier (bitte Anklicken zum Vergrößern):
Für
den Testablauf galt es zunächst, die Kameras mit dem mitgelieferten
Zubehör irgendwo so an Mensch und/oder Maschine zu befestigen, dass
möglichst optimale Aufnahmeergebnisse erzielt werden können. Hier traten
dann auch schon die ersten Unterschiede auf.

Die
beiden Midland-Schwestern beispielsweise werden mit verschiedensten
Befestigungsmöglichkeiten geliefert. Vor allem ist dabei auf die
pfiffige Lösung hinzuweisen, dass beide Kameras alle
Befestigungsmöglichkeiten nutzen können, unabhängig davon, ob sie mit
oder ohne wasserdichtem Gehäuse betrieben werden.

Einerseits
besteht beispielsweise die Möglichkeit, sie seitlich an der
Motorradverkleidung anzubringen. Dazu wird ein Klebepad auf die
Seitenverkleidung geklebt, auf dessen anderer Seite sog. Pilzkopf-Klett
angebracht ist. Dieser Klettverschluss weist besonders gestaltete
Verbindungen auf, die an ihren Enden jeweils Verdickungen aufweisen.
Greifen die beiden Klett-Teile dann ineinander, ist eine wesentlich
festere Verbindung gewährleistet, die selbst bis Tempo 200 die so
seitlich „angeklettete“ Kamera sicher und ohne Verlustgefahr mitreisen
lässt. Mit den gleichen Klebe-Klett-Pads lassen sich die Kameras
natürlich auch seitlich am Helm befestigen, um Aufnahmen aus der
Fahrerperspektive zu ermöglichen.
Bringt
man die Kamera auf diese Weise bei entsprechend gutem Wetter ohne ihr
wasserdichtes Gehäuse an der Seitenverkleidung des Motorrads an, ergibt
sich eine weitere pfiffige Möglichkeit: Ich habe von meiner am
Reisedampfer angebrachten Steckdose mittels Adapter ein Mini-USB-Kabel
angebracht, über das ich dann die Midland-Schwestern sogar während der
Fahrt und laufender Aufnahme dauerhaft mit Strom versorgen kann:
Akku-Laufzeiten interessieren dann plötzlich nicht mehr. Das soll
keineswegs zu stundenlangen Videolangweilern mit sturem Geradeauslauf
oder leichtem Kurvengeplänkel animieren. Aber wer schon einmal mehrere
hundert Kilometer lange Tagesetappen zurückgelegt hat, weiß, dass
insbesondere das häufige An- und Ausschalten der Kameras zum Anfertigen
kurzer Sequenzen den Akku besonders belasten kann.

Aber
die Midland-Sisters können noch mehr: Jeweils unten am Kameragehäuse
und auch am wasserdichten Gehäuse sind sie mit einem
Standard-Stativgewinde ausgestattet. Damit eignen sie sich auch, um auf
einem solchen Stativ am Straßenrand besonders eindrucksvoller
Landschaften aufgestellt Vorbeifahrten zu ermöglichen. Außerdem werden
mit einem Ratschenverschluss versehene Befestigungsgurte zum Beispiel
für die Lenkerenden mitgeliefert, auf denen die Kameras ebenfalls über
diese Stativgewinde befestigt werden.

Die
Hero2 von GoPro kann dagegen nur in ihrem Gehäuse befestigt werden.
Damit scheidet eine Stromversorgung bei laufendem Betrieb aus. Ein
Stativgewinde gibt es nur als aufpreispflichtiges Extra im Zubehör.
Dafür wird ein großer Saugnapf mitgeliefert, um eine Anbringung an
großen, flachen Flächen zu ermöglichen. Das könnte ebenfalls an der
Seitenverkleidung des Motorrads gut funktionieren, aber mir fehlte aus
Sorge vor Verlust der Mut dazu: Zusammen mit einem relativ langen
Befestigungselement verursacht die relativ schwere Kamera einen
ordentlichen Hebel, der dann neben den Vibrationen während der Fahrt auf
den Saugnapf wirkt. Kurz hatte ich überlegt, so die Kamera für einige
spektakuläre Aufnahmen in Bodennähe zu nutzen. Aber die durch die
ausladende Anbringung verursachte Einschränkung der Schräglagenfreiheit
hat mich ebenfalls mit Verlustängsten davon Abstand nehmen lassen.

Bei
der ADIXXION von JVC findet man von den schon lobend erwähnten
Stativgewinden nicht nur ein sondern sogar zwei Exemplare an der Kamera.
Da diese Kamera selbst wasserdicht ausgestalten sein soll (leider
spielte das Wetter in der gesamten Testphase nicht mit, so dass echte
Regentests nicht möglich waren), hat man auch keine Besonderheiten mit
externen Gehäusen zu beachten. Dementsprechend erfreut es den
Hobby-Kameramann, an der ADIXXION neben dem am Boden angebrachten
Stativgewinde auch ein zweites seitlich angebracht vorzufinden. Damit
sind senkrechte und waagerechte Befestigungsmöglichkeiten gegeben.

Leider
wirkt das dazu mitgelieferte Befestigungspad nicht wirklich
vertrauenerweckend: Das Klebepad mit Stativgewinde weist eine nur wenige
cm² große Klebefläche auf. Diese mag geeignet sein, für
Fahrradfahrer oder Snowboarder als Haltemöglichkeit für die Action-Cam
zu dienen. Bei den deutlich höheren Geschwindigkeiten, die sich aber bei
Anbringung am Motorrad oder am Motorradhelm mit den im Vergleich zu
Midland nicht einmal halb so großen Pads ergeben, droht ein Verlust der
Kamera. Ich habe die ADIXXION damit überwiegend an dem
Midland-Befestigungsgurt am Lenkerende betrieben, da dieser für eine
spektakuläre Position an der Gabel leider nicht den erforderlichen
Umfang abdeckte. Aber somit ist auch schon klar, dass die JVC allein
schon aufgrund der nicht wirklich motorradtauglichen
Befestigungsmöglichkeiten in diesem Test einen schweren Stand haben
würde.
Mein
in die Jahre gekommener Wegbegleiter Kodak Playsport verfügt ebenfalls
über ein Stativgewinde am Boden. Damit ist dann allerdings auch schon
das Spektrum der Befestigungsmöglichkeiten ausgeschöpft, will man nicht
irgendwelche hemdsärmeligen Techniken mit Klebeband oder dgl. anwenden.

Die
Bullet HD Pro wird zur Befestigung mit einem Ring versehen, an dem ein
Schnapp-Verschluss ählich den Befestigungs-Clips der GoPro angebracht
ist. Leider ist dieser Verschluss aber auch nur ähnlich, denn die
Hersteller haben sich insoweit noch nicht auf einheitliche Standardmaße
geeinigt. Damit passen die Verbindungen der Rollei-Kameras nicht in die
aufgeklebten Haltepads der GoPro und umgekehrt. Aber die an den Gehäusen
zu befestigenden Halterungen und deren Schraubverbindungen sind
miteinander kompatibel.
Mit
diesen Befestigungen lässt sich die Bullet HD pro an der
Seitenverkleidung, aber auch seitlich am Helm anbringen. Überhaupt ist
das der große Vorteil der HD pro: Durch die stufenlose
Verstellmöglichkeit des Befestigungsrings an der Kamera kann diese an
jeder Fläche so ausgerichtet werden, dass die Aufnahmen auch unabhängig
von der Schräge oder Wölbung der Befestigungsfläche immer senkrecht und
gerade ausgerichtet werden können.

Mit
den gleichen Schnappverschlüssen arbeitet auch die Bullet 4S von
Rollei. Zusätzlich weist sie sowohl an der Kamera selbst als auch am
wasserdichten Gehäuse ein Stativgewinde auf und ermöglicht so
verschiedene Befestigungsvarianten. Ebenso wie die GoPro habe ich sie
vor allem vorn auf der Verkleidung des Reisedampfers oder auf dem Helm
positioniert.

Das
gleiche gilt auch für die Cam One Infinity 1080p, die allerdings über
kein Stativgewinde verfügt. Auch hier passen die Schnappverschlüsse
selbst zu keinem der Mitbewerber, aber ein Austausch der
Halteverbindungen ersparte mir ein Zukleben von Helm und Motorrad mit
einer Vielzahl von Haltepads.
Die
Testaufnahmen erfolgten über einen Zeitraum von etwa 4 Wochen an
verschiedenen Orten und zu verschiedenen Tageszeiten und Witterungs-
sowie Lichtverhältnissen. Dabei wurde versucht, jeweils möglichst
identische Aufnahmevoraussetzungen zu gewährleisten: Zum einen wurden
die Aufnahmen parallel mit mehreren Kameras während einer Fahrstrecke
aufgezeichnet. Da dies aber mit 8 Testexemplaren kaum zu handhaben ist,
wurden die Strecken mit den unterschiedlichen Kameras im Einsatz jeweils
mehrfach unmittelbar nacheinander abgefahren. In den Fällen, in denen
gleichzeitige Aufnahmen nicht möglich waren, weil die Testexemplare erst
später eingetroffen sind, wurde versucht, die Testaufnahmen unter
möglichst ähnlichen Licht- und Wettervoraussetzungen nachzuholen.
In diesem Zusammenhang sind im Rahmen dieses Vergleichstest etwa 150 Videos entstanden, die alle auf Youtube (http://www.youtube.com/user/MotorradTourer/videos?view=0) bzw. flickr (http://www.flickr.com/photos/motorrad-presse/collections/72157631583038199/)
öffentlich abgespeichert sind. Damit kann sich jeder Interessent selbst
ein Urteil bilden und die ihn interessierenden Kameras im direkten
Vergleich zueinander anhand der hinterlegten Aufnahmen vergleichen. Die
Videos sind alle absolut unbearbeitet und wurden ohne Veränderung so
abgespeichert, wie sie von den Cams auf die Speicherkarten gebrannt
wurden.
Was
den Sound angeht, sind mit Ausnahme der GoPro Hero2 alle Testteilnehmer
auf dem Motorrad ungeeignet. Die Windgeräusche, die über die internen
Mikrofone aufgenommen wurden, überlagern alles andere und sind derart
störend, dass sie nur durch entsprechende Nachbearbeitung eliminiert und
durch nachträgliche Vertonung ersetzt werden können. Die Hero2 stellt
hier eine rühmliche Aufnahme dar, weil sie über einen Anschluss für ein
externes Mikrofon verfügt. Legt man sich ein solchen zu, kann man dieses
externe Mikrofon während der Aufnahme sehr gut in der Nähe des Motors
und windgeschützt platzieren. Damit lassen sich eindrucksvolle optische
Eindrücke mit dem kernigen Sound des arbeitenden Motors untermalen. Ein
solches Feature bieten die anderen Testteilnehmer nicht und fallen damit
zurück.
Auch
bei der optischen Qualität der Videoaufnahmen liegt die GoPro Hero2
klar vorn: Kein anderer Testteilnehmer arbeitet auch bei höheren
Geschwindigkeiten so präzise und verzerrungsarm. Bäume, an denen man
vorbeifährt, mutieren nicht plötzlich zu grünen, gelben oder roten
Nebelschwaden im Herbst, sondern haben auch dann noch erkennbar einzelne
Blätter. Auch was die Farbechtheit angeht, konnten mich die Aufnahmen
überzeugen.
Den
Gegenpunkt dazu markiert aus meiner Sicht die JVC ADIXXION: Vielleicht
ist es ihr weniger gut bekommen, dass ich sie aufgrund der
Befestigungsschwierigkeiten ausschließlich am Lenkerende mit
Befestigungsgurt betreiben konnte und dort die Vibrationen meines
Boxer-Motors nicht zu verheimlichen sind. Aber auch dann fällt sie im
direkten Vergleich mit den ebenfalls (auch) am Lenkerende betriebenen
Midland-Sisters und der Playsport von Kodak bei der Präzision und
Schärfe der Aufnahmen deutlich ab. Irgendwie wirkt sie auch hier, als
wäre ihr Einsatzgebiert weniger das Motorrad mit seinen
geschwindigkeits- und motorentypischen Störeinflüssen. Vielleicht kann
sie bei anderen Outdoor- und Actionsport-Aktivitäten ihr Potenzial
besser entfalten. Aber für den Einsatz am Motorrad ist sie nach meiner
Einschätzung tatsächlich am wenigsten überzeugend.
Negativ
fiel mir auch die Alan Midland XTC-200 bei den Nachtaufnahmen auf.
Natürlich ist dies kein vorrangiger Einsatz am Motorrad, kann aber
wiederum zeigen, in welcher Bandbreite die Cams einsetzbar sind.

Für
die Nachtaufnahmen bot sich das Spektakel des alljährlichen Festival of
Lights in Berlin an. Hier werden zahlreiche Sehenswürdigkeiten und
Gebäude mit strahlend-bunten Lichteffekten illuminiert und in Szene
gesetzt. Bei diesen Aufnahmen im Oktober 2012 vor allem am Potsdamer
Platz, teilweise auch rund um die „Goldelse“ genannte Siegessäule zeigte
die XTC-200 erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit den
eingeschränkten Lichtverhältnissen: Erhebliche Störzeichen trüben den
optischen Eindruck und zeigen, dass diese Kamera hier anders als ihre
Konkurrentinnen klar unterlegen ist.
Ansonsten
liegen die Teilnehmer nach meiner Einschätzung hinsichtlich der
Aufnahmequalität dicht beieinander. Ob die Aufnahme durch eine größere
Weitwinkeleinstellung etwas breiter, dafür aber auch in den Linien etwas
verzerrte als angenehmer oder weniger angenehm wahrgenommen wird, hängt
nach meiner Einschätzung sehr von den persönlichen Empfindungen des
Einzelnen ab. Eben hier liegt der Vorteil dieses Tests in der
Veröffentlichung aller unbearbeiteter Testaufnahmen in Online-Portalen,
die auch zu den Marktführern zählen und somit als Speicher- und/oder
Veröffentlichungsort für viele Hobby-Kameraleute und -Regisseure in
Betracht kommen. So hat jeder die Möglichkeit, sich seinen Favoriten
nach eigenen Maßstäben herauszusuchen, ohne sich von Testaussagen
beeinflussen zu lassen.
Tatsächliche
und objektive Unterschiede gibt es aber vor allem in der Bedienbarkeit
der Testteilnehmer. Was bringt dieser Vergleichtest zum Vorschein?
Zunächst
und als Wichtigstes vorangestellt: Kontrollmöglichkeiten sind ein
unschätzbarer Vorteil. Diese Aussage bezieht sich zum einen auf eine
Kontrollmöglichkeit, ob überhaupt etwas aufgenommen wird, zum anderen
darauf, was konkret aufgenommen wird.
Nutzt
man die Cams am Helm, ist unabhängig vom Modell die Kontrolle, ob eine
Aufnahme überhaupt gestartet wurde in aller Regel aufwändig. Mit
Ausnahme der GoPro Hero2, die ein entsprechendes Feedback im Display
ihrer (optionalen) Fernbedienung gibt, gelingt bei den anderen Modellen
eine Kontrolle nur mit Absetzen des Helms. Dann erst sieht man, ob die
jeweiligen Kontrollleuchten eine laufende Aufnahme bestätigen. Damit
sind Aufnahmen plötzlich sich während der Fahrt ergebender Situationen
und Eindrücke eigentlich nicht möglich, ohne anzuhalten. Vielleicht
stellen da die Alan Midland XTC-200 und XTC-300 eine Ausnahme dar: Sie
werden mit einem großen, auch mit Handschuhen perfekt zu bedienenden,
Schieberegler „idiotensicher“ bei gleichzeitiger Aktivierung oder
Deaktivierung der Aufnahme ein- und ausgeschaltet. Mit ein wenig
Erfahrung und gutem Tastsinn dürfte sich bei diesen Modellen auch dann,
wenn sie am Helm getragen werden, schnell feststellen, ob die Aufnahme
läuft.
Werden die Cams am Motorrad befestigt, bieten auch andere Modelle entsprechende Kontrollmöglichkeiten:

Bei
den beiden Alan Midlands reicht ein Blick auf die seitlich vor mir an
der Seitenverkleidung angebrachten Kameras, um zu sehen, in welcher
Stellung der große Schieberegler steht und ob die zusätzlichen LED oben
auf den Cams mir eine laufende Aufnahme anzeigen.

Die
GoPro Hero2 meldet eine laufende Aufnahme mit einer roten LED im
Frontmonitor. Je nachdem, wo die Kamera angebracht ist, nützt das aber
auch nur begrenzt: Bei einer Positionierung unterhalb der Frontscheibe
meines Reisedampfers kann ich diese Kontrollleuchte nur sehen, wenn ich
absteige und mich vor das Motorrad stelle.

Die
JVC zeigt oben, weit vorn positioniert, eine kleine grüne LED bei
laufender Aufnahme. Auch diese Anordnung ist je nach Sitzposition nicht
immer ohne weiteres einzusehen.

Im
großen Monitor der Kodak-Playsport taucht ein deutlich sichtbarer roter
Punkt auf, der eine laufende Aufnahme signalisiert. Wegen der
eingeschränkten Einsetzbarkeit der recht groß geratenen Kamera am
Lenkerende, ist diese Rückmeldung zum Aufnahmestatus wiederum immer gut
zu erkennen.

Die
Bullet HD Pro verfügt über einen beleuchteten Schalter für mehrere
Funktionen. Von oben gut sichtbar angebracht wird dieser Knopf etwa drei
Sekunden gehalten, damit die Kamera mit blauem Erleuchten des Knopfes
und (mit Handschuhen kaum wahrnehmbarem) Vibrieren eingeschaltet wird.
Ein weiterer kurzer Druck auf den gleichen Knopf lässt die Aufnahme
starten und den Knopf abwechselnd rot und blau blinken. Ein weiterer
kurzer Druck wird mit einem einmaligen roten Aufleuchten quittiert und
beendet die Aufnahme bei dauerhaft blauer Beleuchtung. Nach einem etwa
drei Sekunden andauernden Druck wird die Kamera ausgeschaltet, die
Beleuchtung erlischt.
Bei
der Bullet 4S leuchtet im oben auf der Kamera angebrachten Display eine
rote LED, wenn die Aufnahme gestartet wird. Allerdings ist dieses
Display recht klein und auch nicht in jeder Position gut einzusehen.
Bei
der CamOne leuchtet die Kontroll-LED bei laufender Aufnahme im
rückwärtig angebrachten Monitor und lässt sich so bestens nutzen.
Die
Kontrolle, was tatsächlich aufgenommen wird, lässt sich sinnvoll nur
mit einem entsprechenden Monitor sicherstellen, allerdings auch nur,
wenn die Kamera dabei nicht am Helm angebracht wird. Hier sehen wir bei
einigen Aufnahmen der GoPro und auch der Bullet 4S, wie schnell man doch
dazu kommen kann, nahezu ausschließlich den Himmel oder nur die
Instrumente zu filmen, ohne wirklich etwas von der Strecke oder der
Umgebung einzufangen.

Das
Feature eines Kontroll-Monitors bieten nur die JVC ADIXXION, die
Playsport von Kodak, die Rollei Bullet 4S sowie die CamOne Infinity,
jeweils in unterschiedlicher Größe. Für die GoPro Hero2 gibt es einen
nachrüstbaren LCD-Monitor, der hinten an das Kameragehäuse wie ein
Rucksack angehängt wird. Leider muss man sich dann entscheiden, ob man
die Kontrollmöglichkeit via Monitor bevorzugt oder die
Wifi-Fernbedienungseinheit nutzen möchte. Beides zusammen geht nicht,
weil diese beiden Zusatz-Module den gleichen Steckplatz am Rücken der
Hero2 beanspruchen.

Bei
der JVC ist dieser Monitor an der Seitenwand platziert und ermöglicht
so bei einer Positionierung der Kamera am linken Lenkerende eine recht
gute Rückmeldung zu dem, was gerade aufgezeichnet wird. Ideal mit einem
wirklich großen Monitor, der sich auch bei Sonneneinstrahlung recht gut
erkennen lässt, hat es Kodak Dank der recht großen Abmessungen der
Playsport lösen können. Die Monitore der Bullet 4S und der Infinity con
CamOne sind zwar relativ klein, aber durchaus kontrastreich und scharf,
so dass man selbst während der Fahrt zumindest ein Gefühl dafür bekommt,
ob die Ausrichtung der Kamera stimmt.
Und
eben das ist ja die eigentlich entscheidende Information in dieser
Situation: Was nützt es mir zu wissen, dass ich mit der richtigen Kamera
qualitativ hochwertige Aufnahmen hätte machen können, wenn dann in der
konkreten Situation die Ausrichtung der Kamera nicht stimmte oder gar
die Aufnahmefunktion warum auch immer nicht startete und mir so die
Aufnahmen vollständig fehlen? In wiederholbaren Situationen lässt sich
ein solches Problem ggf. vor Ort noch schnell korrigieren, wenn man es
gleich merkt. Aber der nur kurzzeitig auftauchende Regenbogen am Ende
einer von dichten Bäumen gesäumten Straßenkurve ist möglicherweise zwei
Minuten später schon nicht mehr zu sehen...
Bleibt
noch die Frage der Bedienbarkeit offen. Wie schon mehrfach
angesprochen, werden die Action-Cams nicht ausschließlich zum Einsatz
auf dem Motorrad konzipiert. Diverse andere Outdoor-Aktivitäten und
Action-Sportarten sind für den Einsatz dieser Technik-Winzlinge
ebenfalls interessant. Deswegen ist ein Blick auf die Frage, wie sich
die Testteilnehmer unter Motorradbedingungen bedienen lassen, wichtig.
Hier spielt neben der Möglichkeit einer geeigneten Positionierung der
Kamera auch und vor allem die Bedienbarkeit mit Handschuhen eine große
Rolle. Sowohl die Größe der entscheidenden Bedienknöpfe als auch deren
Erreichbarkeit sind hier zu beachten, ggf. auch die Frage, ob und wie
gut sonstige wichtige Signale (zum Beispiel die Befehlsbestätigungen per
Vibration an der Rollei HD pro) auch übertragen werden und eindeutig
wahrnehmbar sind.

Hier
sind die XTC-200 und die XTC-300 von Alan Midland wahre Musterknaben.
Wie schon beschrieben, erfolgt das Ein- und Ausschalten der Kamera
zusammen mit einem Start oder Stopp der Aufnahme über einen auf der
Oberseite der Kamera angebrachten Schiebeschalter. Dieser ist so
ausreichend dimensioniert, dass er auch mit dicken Winterhandschuhen
problemlos bedient werden kann. Auch das leichte Einrasten des Schalters
an beiden Endpunkten gibt ein gutes Feedback zum Auslösen der
jeweiligen Funktion. Die zusätzlich an der Oberseite der Kamera
angebrachten LEDs, die Rückmeldungen über den Akku- und Aufnahmestatus
geben, runden die perfekte Bedienbarkeit am Motorrad ab. Beide Kameras
legen hier die Messlatte sehr hoch und stellen den Maßstab in dieser
Disziplin dar.

Der
Power-Knopf der JVC ADIXXION ist dagegen schon etwas kleiner
ausgefallen; ihn bedient man am besten vorab ohne Handschuhe. Zum
Aufnahmestart und -stopp steht dann ein ordentlich dimensionierter
Druckknopf oben auf der Cam zur Verfügung. Dieser lässt sich auch mit
Motorradhandschuhen gut bedienen, gibt aber keine so eindeutige
Rückmeldung, ob der gewünschte Befehl auch angenommen wurde. Dazu bedarf
es dann eines zusätzlichen Blickes auf die schon angesprochene LED am
oberen-vorderen Ende der Kamera, die erst mit ein wenig Verzögerung
Vollzug meldet.

Bei
der Hero2 von Gopro gibt es zwei kräftige Druckknöpfe am wasserdichten
Gehäuse, von denen der an der Front angebrachte sowohl Power-Schalter
als auch Menu- und Funktionswahlschaler ist. Der oben auf dem Gehäuse
angebrachte Knopf startet und stoppt dann die Aufnahmen. Beide Knöpfe
lassen sich auch mit Handschuhen ausreichend kräftig betätigen. Nach
wenigen Versuchen weiß man dann auch, dass sie ihren Job verlässlich
tun, auch wenn man keinerlei Feedback bekommt, ob sie den Befehl auch
verstanden haben.

Der
Kodak Playsport wird mit einem winzig kleinen Knöpfchen rechts oben an
der schmalen Seite Leben eingehaucht. Auch wenn man es kaum glauben
will: Selbst mit Motorradhandschuhen kann man diesen Winzling gut
bedienen. Im Gegensatz dazu wirkt der Start- und Stopp-Knopf für die
Aufnahmen ausreichen groß dimensioniert und gut sicht- und erreichbar in
der Mitte des Geräts platziert. Erstaunlicherweise klappt aber die
Bedienung mit Handschuhen weit weniger gut, als man erwarten würde. Hier
ist ein wenig Übung und Geschick erforderlich, so dass ich oftmals zum
Beenden einer Aufnahme einfach die Kamera mit dem kleinen aber gut
bedienbaren Power-Schalter komplett abgeschaltet habe.

Der
Power-Knopf an der Rollei Bullet 4S ist irgendwo zwischen Ulk und
Frechheit anzusiedeln. Zum einen lässt sich diese Funktion nur an der
Kamera selbst, aber nicht am wasserdichten Gehäuse bedienen. Zum anderen
ist der Schiebeschalter derart mikrobisch klein ausgefallen, dass er
Erinnerungen an die „Mäusezähnchen“ bei fernbedienbaren Steckdosen im
Haushalt weckt. Hier geht definitiv mit Handschuhen gar nichts. Man
spürt den Schalter nicht einmal, wenn man mit Handschuhen über die
Gehäuseoberseite der Kamera streicht, geschweige denn, dass er sich
bedienen lassen würde. Insofern ist das Anschalten der Kamera on tour
immer ein Drama: Anhalten, Handschuhe ausziehen, Kamera aus dem
wasserdichten Gehäuse nehmen, Power-Knöpfilein mit Fingernagel um zwei
Millimeter verschieben, Kamera in das Gehäuse stecken und ausrichten,
Handschuhe anziehen, Aufnahme starten und wieder losfahren. Für spontane
„Schnellschüsse“ ist diese Kamera insofern völlig ungeeignet. Zum Glück
schaltet die Kamera selbständig nach einigen Minuten ohne laufende
Aufnahme die Stromzufuhr wieder ab. So spart man sich das gleiche
lästige Procedere zum Ausschalten, ohne dass der Akku sinnlos verbraucht
wird. Der Aufnahmeknopf wiederum ist gut oben auf dem wasserdichten
Gehäuse der 4S platziert und auch mit Handschuhen gut bedienbar.
Die
Funktionalität bei der Rollei HD Pro wurde bereits oben bei den
Kontrollleuchten während der laufenden Aufnahmen beschrieben. Der
Mehr-Funktionen-Knopf oben auf der Kamera ist ausreichend groß
dimensioniert, um ihn auch mit Handschuhen betätigen zu können. Allein
das feedback per Vibration erfordert sensibles Fingerspitzengefühl:
Zumindest an meinem Reisedampfer vibriert der Boxermotor so kräftig,
dass das Surren der HD Pro kaum auffällt. Zum Glück gibt es aber über
die Beleuchtung dieses Knopfes ein optisches Feedback, so dass die
Bedienbarkeit grundsätzlich als recht gut zu bezeichnen ist.

Wer
die CamOne Infinity aus der Verpackung schält, wird sofort die Stirn
runzeln: Auch an dieser Kamera wirken die Bedienknöpfe viel zu klein, um
sich mit Handschuhen bedienen zu lassen. Das trifft dann in der Praxis
auch tatsächlich zu, wenn man die Kamera ohne Schutzgehäuse nutzen
möchte. Hier ist die Befehlsweitergabe ein ziemliches Lotteriespiel, bei
dem man mal Glück hat, oftmals aber nicht. Als Lösung bietet sich hier
die konsequente Nutzung des wasserdichten Gehäuses an. Auch wenn die
dortigen Bedienknöpfe kaum größer erscheinen, sind sie ausreichend
deutlich über das Gehäuse erhaben, um sie auch mit Handschuhen exakt zu
finden und bedienen zu können. Plötzlich wird die Bedienung der CamOne
zu einem Kinderspiel mit nahezu 100 %iger Befehlsübermittlung. Selbst
auf dem Helm platziert kann man diese Knöpfe sehr gut und auch ohne
hinzusehen finden und bedienen: Das war dann doch eine deutliche
Überraschung.
Was
gibt es ansonsten noch zu sagen: Ach ja, die GoPro Hero 2 hat eine
ganze Zeit lang gedroht, mich in den Wahnsinn zu treiben. Dass von ihr
deutlich weniger Aufnahmen existieren als von den anderen Kameras, hängt
damit zusammen, dass der Akku ständig leer war. Selbst manchmal nach
fast 24 Stunden am Ladegerät war dann wenige Tage später dem Akku kein
Saft zu entlocken. Woran lag das?

Nun,
der von mir genutzte zusätzliche WiFi-Backpack ist mit einem eigenen
Akku versehen, der – wie ich bei der ersten Aufnahme-Session schmerzlich
erkennen musste – auch gesondert aufzuladen ist. Hier war ich von der
Rollei Bullet 4S anderes gewöhnt, da dort die Fernbedienbarkeit in die
Kamera implementiert ist und keinen zusätzlichen Akku benötigt. Nachdem
ich nun Hero2 und Wifi-Backpack aufgeladen hatte, lag die Kamera wenige
Tage bis zum nächsten Einsatz herum. Und da ich nicht gleich bemerkte,
dass der Wifi-Backpack einen gesonderten, seitlich angebrachten
Powerschalter hatte, verbrauchte dieser Packpack zunächst den Strom aus
dem eigenen Akku, bevor er dann auch noch den Akku der Kamera leer
saugte.
Auch
nachdem ich diese Klippe entdeckt und umschifft hatte, war das Problem
noch nicht gelöst: Beim Transport in einer Tasche zusammen mit anderen
Kameras und sonstigen Test-Gerätschaften wurde dieser Powerknopf
offensichtlich auch schon mal zufällig ausgelöst und das eben
beschriebene Procedere begann erneut.
In
dieser Hinsicht bekommt die Hero2 daher von mir ein dickes Minus: Im
direkten Vergleich mit der Rollei Bullet 4S patzt die GoPro gleich an
mehreren Stellen: Während man bei der GoPro Monitor und
WiFi-Fernbedienung nur gegen happigen Aufpreis zur eh schon teuren
Kamera erhält und dabei auch kein gleichzeitiger Einsatz dieser beiden
Features möglich ist, bekommt man bei der Bullet 4S gleich beide
wichtigen Funktionalitäten ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand beim
Kauf der Kamera dazu. Und da zumindest das WiFi-Backpack der GoPro einen
zusätzlichen Akku verwendet, bedarf es weiteren Aufwands und auf Reisen
einer weiteren, der in vielen Unterkünften so raren Steckdose, um die
Cam am Folgetag wieder einsatzbereit zu haben. Dieser zusätzliche
Aufwand ist bei der Rollei Bullet 4S nicht notwendig, bei der die volle
Funktionalität mit nur einem Akku ermöglicht wird.
Bleibt
zum Abschluss die Bewertung, die ich nicht in Form eines Rankings oder
vergebener Punkte vornehmen möchte, weil mir dies in einigen Punkten zu
subjektiv erscheint. Die angefertigten Testaufnahmen sind unter Youtube (http://www.youtube.com/user/MotorradTourer/videos?view=0) und flickr (http://www.flickr.com/photos/motorrad-presse/collections/72157631583038199/)
jederzeit abruf- und vergleichbar abgespeichert. Außerdem, und das
geben die bisherigen Ausführungen schon her: eine eierlegende
Wollmilchsau für alle Ansprüche ist eh nicht dabei. Also hier eine
Zusammenstellung der Pro- und Contra-Argumente der einzelnen Cams:
Alan Midland XTC-200
Pro:
günstigster Testteilnehmer
beste Bedienbarkeit mit Handschuhen
vielfältige Befestigungsmöglichkeiten mit standardmäßig mitgeliefertem Material
mittelmäßige Videoqualität bei Tagaufnahmen
flexibler Einsatz mit und ohne Schutzgehäuse
ermöglicht dauerhafte Stromversorgung auch während der Aufnahme
Contra:
fehlender Kontroll-Monitor
untauglich für Nachtaufnahmen
fehlender Anschluss für externes Mikrofon
Befestigungsmaterial nicht kompatibel zuanderen Herstellern
kein Full-HD (1280×720)
Alan Midland XTC-300
Pro:
beste Bedienbarkeit mit Handschuhen
vielfältige Befestigungsmöglichkeiten mit
standardmäßig vorhandenem Material
ordentliche Videoqualität bei Tag- und Nachtaufnahmen
flexibler Einsatz mit und ohne Schutzgehäuse
ermöglicht dauerhafte Stromversorgung auch während der Aufnahme
Contra:
hoher Preis: (zweitteuerster Testteilnehmer)
fehlender Kontroll-Monitor
fehlender Anschluss für externes Mikrofon
Befestigungsmaterial nicht kompatibel zu anderen Herstellern
GoPro Hero2
Pro:
mit deutlichem Abstand die qualitativ besten Videoaufnahmen bei Tag und Nacht
vielfältige Befestigungsmöglichkeiten mit standardmäßig mitgeliefertem Material
externer Mikrofonanschluss für optimale Tonqualität
mit Handschuhen gut bedienbar zusätzliche
Contra:
hoher Preis (teuerster Testteilnehmer)
Fernbedienung und Kontrollmonitor nur als aufpreispflichtiges Zubehör erhältlich
Fernbedienung und Monitor nur alternativ zu nutzen, nicht gemeinsam
Stromversorgung über eigenen Akku stellt zusätzliche Fehlerquelle dar
von außen zugänglicher Power-Knopf des WiFi-Backpack lässt Zweifel an Wasserdichtigkeit zu
JVC ADIXXION GC-XA1
Pro:
kompakte Bauweise
nutzbar sogar bei Minustemperaturen
Kontrollmonitor vorhanden
doppeltes Stativgewinde für senk- und waagerechten Einsatz
Gehäuse auch ohne Zubehör wasserdicht
mit Handschuhen teilweise bedienbar
Contra:
Videoqualität überzeugt mich bei höheren Geschwindigkeiten nicht
mitgeliefertes Befestigungsmaterial überzeugt mich im Motorradeinsatz nicht
kein Anschluss für externes Mikrofon
Kodak Playsport
Pro:
größter Monitor im Testfeld
Wasserdichtigkeit und Stoßfestigkeit auch ohne Zubehör
ordentliche Videoqualität
mit Handschuhen teilweise bedienbar
Contra:
begrenzte Befestigungsmöglichkeiten
größte Abmessungen im Testfeld
kein Anschluss für externes Mikrofon
ohne mitgeliefertes Befestigungsmaterial
Rollei Bullet HD Pro
Pro:
ohne Schutzgehäuse wasserdicht
auf „Schnappverschlüsse“ anpassbare Befestigung auch an schrägen oder gewölbten Flächen
ordentliche Videoqualität
mit Handschuhen bedienbar
kompakte Bauweise
zweitgünstigste Kamera im Test
Contra:
Einschränkung der Befestigungsmöglichkeiten
kein Standard-USB-Kabel oder Mini-USB zum Aufladen des Akkus
kein Anschluss für externes Mikrofon
kein Kontroll-Monitor
Bestätigungs-Vibration mit Handschuhen nicht zu bemerken
Rollei Bullet 4S
Pro:
Einsatz mit und ohne Schutzgehäuse möglich, damit auch dauerhafte Stromversorgung während der Aufnahme möglich
teilweise mit Handschuhen bedienbar
beste Standard-Ausstattung im Testfeld mit Kontrollmonitor und eingebauter Fernbedienung ohne gesonderte Stromversorgung
ordentliche Bildqualität der Videos
vielseitige Befestigungsmöglichkeiten mit Standardausstattung
Contra:
Power-Schalter nicht mit Handschuhen bedienbar
kein Anschluss für externes Mikrofon
relativ hoher Preis
CamOne Infinity 1080p
Pro:
kompakte Abmessungen
bei Nutzung des Schutzgehäuses gute Bedienbarkeit mit Handschuhen
ordentliche Bildqualität der Videos
zwei Micro-SD-Karteneinschübe ermöglichen große Speicherkapazität
Kontrollmonitor vorhanden
Zusatz-Objektiv (im Testbetrieb aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht eingesetzt)
vielseitige Befestigungsmöglichkeiten z. B. durch Stativgewinde
Contra:
kein Anschluss für externes Mikrofon
Als
Fazit kann man vielleicht Folgendes festhalten: Wer auf besonders hohe
Bild- und vor allem in Verbindung mit einem externen Mikrofon auch hohe
Tonqualität der Aufnahmen Wert legt, kommt in diesem Testfeld an der
GoPro Hero2 trotz hohem Anschaffungs- und ggf. Zubehörpreis nicht
vorbei. Derjenige, der neben dem Motorrad kein weiteres Einsatzgebiet
für Action-Cams hat, ist mit der JVC eher nicht so gut beraten.
Dazwischen werden oftmals persönliche Vorlieben zwischen den
Testteilnehmern entscheiden. Vielleicht wird die CamPro aufgrund ihrer
sehr geringen Bauweise und ihres unkomplizierten und zuverlässigen
Einsatzes für Vielreisende mit wenig Stauraum interessant. Dagegen kann
die Rollei Bullet 4S – wenn man mal den ärgerlichen Powerschalter
unberücksichtigt lässt – mit großer serienmäßiger Ausstattung incl.
Fernbedienung überzeugen.
Spannend
ist dabei natürlich auch, was die zwischenzeitlich auf dem Markt
befindlichen Nachfolger so auf dem Kasten haben. Wenn beispielsweise die
Rollei Bullet 5S hinsichtlich der Bildqualität zur Hero2 aufgeschlossen
haben sollte, ist sie im Hinblick auf die mitgelieferten Features ein
echter Geheimtipp – jedenfalls dann, wenn GoPro mit der Hero3 nicht noch
einen weiteren Qualitätssprung gemacht hat. Auch die neue Sony HDR-AS15
könnte sich eventuell zu Wort melden. Einige dieser Boliden sind mir
schon zu Testzwecken versprochen, waren bislang nur noch nicht
verfügbar. Selbstverständlich werde ich dann die Erfahrungen gerne
nachreichen. Das gilt ebenso für die HD Pro 170 und die actionpro SD 21,
die eigentlich bereits schon jetzt dabei gewesen sein sollten, aber
dann leider doch nicht geliefert wurden.
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