Warum
eigentlich hatte ich mich noch im Frühjahr und damit zu Beginn der
Saison zunächst um eine Sommerkombi bemüht? Keine Ahnung, es war halt
einfach so. Und so fand bereits im April eine Textilkombination „Airoad“
von Rukka den Weg zu mir.
Entsprechend
meiner Planung der Motorradsaison hatte ich mir einiges für die
Sommermonate vorgenommen. Und nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr
unter anderem auf meiner 8-Länder-Tour mit 6 Hauptstädten in 6 Tagen war
dann auch schnell klar, dass eine Allround-Kombi meinen Bedürfnissen
unterwegs bei Wärme auf einem vollverkleideten Reisedampfer nur in
Ansätzen gerecht wird: Zu wenig Fahrtwind sorgt für zu wenig Belüftung.
Also soll geeignete Kleidung künftig einen Hitzestau mit nachfolgenden
Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und der Konzentration insbesondere
auf längeren Strecken verhindern.
Der finnische Hersteller schreibt dem Produkt meiner Wahl folgende Eigenschaften zu:
Jacke:
Materialien:- Cordura AFT Maschenware mit bewährter Cordura Abriebfestigkeit
- Hohe Luftdurchgängigkeit, kein Schwitzen mehr bei warmen Temperaturen
- Herausnehmbare, atmungsaktive, wind- und wasserdichte Gore-Tex Performance Shell Innenjacke mit Outlast – Ausstattung
- Cordura – Verstärkungen für erhöhte Reiß- und Abriebfestigkeit
Protektoren:
- RVP Air Protektoren mit der CE Norm 1621-1
Ausstattung:
- Weicher Neopren Kragen
- Kragen mit Magnetverschluss
- Weitenverstellung am Ober- und Unterarm
- justierbarer Ärmelabschluß mit Reißverschluss
- Weitenverstellung am Saum
- Verbindungsreißverschluß rundum an Jacke
- Die Jacke hat insgesamt 6 Außentaschen, davon 1 wasserdicht. 2 rückwärtige Taschen, 1 - - Mautkartentsche am linken Ärmel. 2 wasserdichte Innentaschen, davon 1 mit Handyfach in der Innenjacke
Farbe: 280 grau, 650 schw/rot, 990 Schwarz
Größen: 46-66 (64-66 in Schwartz)
Gewicht: 2,9 kg In Größe 50 gemessen mit Protektoren
Hose:
Materialien:- Cordura AFT Maschenware mit bewährter Cordura Abriebfestigkeit
- Hohe Luftdurchgängigkeit, kein Schwitzen mehr bei warmen Temperaturen
- Herausnehmbare, atmungsaktive, wind- und wasserdichte Gore-Tex Performance Shell Innenhose mit Outlast – Ausstattung
- Cordura – Verstärkungen für erhöhte Reiß- und Abriebfestigkeit
- Kevlar – Verstärkungsmaterial im Wadenbereich
Protektoren:
- RVP Air Protektoren mit der CE Norm 1621-1
Ausstattung:
- Verbindungsreißverschluß rundum an Hose
- Bundweitenverstellung beidseitig in der Jacke und Hose
- Rukka Drainagesystem Air Cushion und Rukka Anti-Rutsch System aus Keprotec im Gesäß
- Stretcheinsätze im Kniebereich und im Gesäßbereich
- Die Hose hat 2 Stecktaschen und 2 Oberschenkeltaschen
Farbe: 990 schwarz
Größen:
C2: 46-62 (normale Länge)
Gewicht: 2,3 In Größe 50 gemessen mit Protektoren
Die
dabei beschriebene offenporige Maschenstruktur war dann auch das
Hauptargument, das mich eine Entscheidung pro „Airoad“ treffen ließ. Ich
hatte bereits eine ähnlich konzipierte, sehr preisgünstige Sommerjacke
mit einem ähnlichen Materialmix. Dieses vermittelt mir bei sommerlichen
Temperaturen nahezu das Gefühl, nur im T-Shirt unterwegs zu sein. Die
Nachteile dieser preisgünstigen Jacke liegen allerdings in der nur
beschränkten Ausstattung mit Protektoren (nur im Bereich der Ellenbogen,
nicht aber im Bereich der Schultern und der Wirbelsäule) sowie der
fehlenden Wasserdichtigkeit.
Beide
Schwachstellen versprach die „Airoad“ zu beseitigen. Tatsächlich wird
die Kombi bereits ab Werk mit Protektoren im Bereich von Schultern,
Ellenbogen, Wirbelsäule, Hüften und Knien ausgestattet. Dabei wird im
Hinblick auf die angestrebte Eignung auch für hohe Temperaturen ein
pfiffiger Trick genutzt: Anders als man es von anderen Herstellern
kennt, stattet Rukka seine Kombi nicht mit flächigen Protektoren aus,
hinter denen wiederum ein schweißtreibender Hitzestau drohen würde.
Vielmehr weisen alle Protektoren eine luftdurchlässige Netzstruktur ohne
durchgehende und geschlossene Oberfläche auf.
Dieser
an ein Abstreifgitter für Wandfarbe erinnernde Aufbau soll trotz der
hohen Luftdurchlässigkeit im Falle des Falls die Aufprallenergie wirksam
aufnehmen und die darunter liegenden Körperteile effektiv schützen. Ich
bin nicht unzufrieden darüber, dass ich insoweit noch über keine
praktischen Erfahrungen verfüge und werde auch einiges daran setzen,
dass dies genau so bleibt.
Ferner
sind sowohl Hose als auch Jacke mit einer innen liegenden wasserdichten
Membran ausgestattet. Diese lässt sich mit wenigen Handgriffen, einem
Reißverschluss und einigen Druckknöpfen in den Ärmeln bzw. den
Hosenbeinen schnell und einfach anbringen und entfernen. Dies ist auch
gut so, denn diese Membran hat nebenbei einen entscheidenden Einfluss
auf die gefühlte Temperatur während der Fahrt.
So
war ich bei meinen ersten Testfahrten bereits im April bei etwa 10 – 12
Grad Lufttemperatur überaus erstaunt, mit nur einem T-Shirt und einem
Sweatshirt darunter problemlos einige Stündchen auf den Landstraßen
Brandenburgs unterwegs sein zu können. Das befürchtete Frösteln blieb
aus und die vorsorglich eingesteckte winddichte Softshell-Jacke des
gleichen Anbieters musste nicht aus dem Topcase genommen werden.
Was
einerseits eine positive Überraschung war, barg andererseits natürlich
gleichzeitig bange Befürchtungen: Wird eine Kombi, die bereits bei
diesen frühlinghaften Temperaturen genutzt werden kann, tatsächlich ein
angenehmes Fahren bei hochsommerlichen Temperaturen ermöglichen oder
erwarten mich dann doch wieder tropische Bedingungen?
Hier
verspricht die Perspektive Hoffnung, dass die wasserdichte Membran mit
wenigen handgriffen herausgetrennt werden kann und so die Menge an
getragenem Stoff noch einmal deutlich reduziert. Sowohl Jacke als auch
Hose sind dann mit einem Netzstoff als Innenfutter ausgestattet, was
einem Kleben des Materials auf der Haut entgegenwirken soll.
Zunächst
ist mir aber noch positiv aufgefallen, dass auch bei der „Airoad“ ein
durchdachtes Prinzip an den Ärmeln umgesetzt wurde:
Hier
wird der angezogene Handschuh bei geöffneten Ärmeln in diese
hineingesteckt, um im Falle eines Regengusses das Hineinlaufen von
Regenwasser zu verhindern. Gleichzeitig gehen die Handschuhstulpen aber
über die innen liegende Jackenmembran, die damit ein gerade bei kühleren
Temperaturen unerwünschten Windzug wirkungsvoll unterbindet.
Jacke
wie auch Hose weisen außen liegende und quasi aufgesetzte Taschen im
Adventure-Stil auf. Diese sind sicherlich nicht jedermans Sache, für
mein Einsatzgebiet aber perfekt: Ich bin nicht der Highspeed-Fahrer bin,
der sich über flatternde Stoffe bei hoher Geschwindigkeit ärgern würde.
Vielmehr habe ich auf meinen Reisen immer zahlreiche platzfordernde
Tools dabei: Angefangen vom Taschenmesser über eine kleine Taschenlampe,
Taschentücher, meinen Foto-GPS-Logger mit Adapterschuh für meine
Sony-DSLR, ein paar Kabelbinder und eine in meinem Freundeskreis schon
belächelte Rolle Klebeband, Ersatzschlüssel, Schreibstifte,
Visitenkarten, das Handy....
All
diese Dinge finden nicht nur bequem Platz in den geräumigen Taschen,
sie können auch wegen der Vielzahl dieser Taschen (4 solcher
Aufsatztaschen in der Jacke sowie zwei in der Hose) schnell
wiedergefunden werden. Die Fahrzeugpapiere transportiere ich lieber in
den auch vom Hersteller als wasserdicht angegebenen Innentaschen.
Natürlich
war diese Textilkombi meine erste Wahl, als ich im Juni 2011 zu meiner
Motorradreise entlang des früheren osteuropäischen Pilgerwegs Via
Slavica von Warschau nach Rom aufgebrochen bin (www.via-slavica.eu).
Um es vorweg zu nehmen: In diesen etwa zwei Wochen konnte ich die Kombi
von über 35 Grad Lufttemperatur über Gewitter mit unwetterartigen
Regenfällen bis hin zu Hagelschauern bei so ziemlich allen
Witterungsbedingungen testen.
Tatsächlich
hat die eigene Entscheidung, mit oder ohne wasserdichte Membran zu
fahren, auf zwei Dinge entscheidenden Einfluss: Natürlich auf die Frage,
ob man im Regenfall nass wird und außerdem auf die Temperatur am
Körper. Lässt man die Membran weg, kann man mit der „Airoad“ problemlos
auch bei Temperaturen von weit über 30 Grad auf einem vollverkleideten
Motorrad unterwegs sein. Bei eingeknüpfter Membran dagegen ist das eine
schweißtreibende Angelegenheit.
Dagegen
ist man ohne diese Membran den Unbillen regnerischen Wetters
hoffnungslos ausgeliefert: Die Netzstruktur von Jacke und Hose hält
selbst kleinere Regenschauer nicht ab sondern lässt sie sofort und
ungehindert an die darunter liegenden Schichten von Kleidung oder Körper
dringen.
Nach
meiner Via Slavica hätte ich als auf die Frage eines früheren
Fernsehmoderators mit den „Schweinderln“ nach einer typischen
Handbewegung spontan gewusst, wie die Antwort lautet: Das Herein- oder
Herausknüpfen der Membran wurde zu meinem täglichen Begleiter, an
manchen Tagen sogar mit mehrmals wechselnden Ergebnissen. Als mir auf
einer eigentlich warmen und sonnigen Etappe dann doch im Verlauf ein
Regengebiet begegnete, gewann dann auch meine Faulheit mit spürbaren
Folgen: Während ich mich aufraffen konnte, auf freier Strecke noch
schnell die Jackenmembran anzubringen, scheute ich vor dem damit
zusammenhängenden Aufwand bei der Hose zurück: Nach nur wenigen hundert
Metern unter der Regenwolke habe ich diese Entscheidung bereits
bereut...
Erfreulich
schnell trocknet die Kombi nach Regenetappen problemlos über Nacht,
vorausgesetzt, man hängt die jeweiligen Membranen von Jacke und Hose
getrennt auf. Lässt man die Membran dagegen eingeknöpft, dauert der
Trocknungsprozess von Jacke und Hose deutlich länger. Dabei ist die
Membran selbst bereits nach wenigen Minuten wieder so trocken, dass sie
auch problemlos zusammengepackt im Koffer verschwinden könnte.
Fazit nach den etwa 5000 Testkilometern auf der Via Slavica:
Die
Rukka „Airoad“ ist ein zwar nicht günstiger aber äußerst zuverlässiger,
bequemer und angenehmer Reisebegleiter mit Stärken im Hochsommerbetrieb
ohne Membran sowie absolut wasserdicht im Regenbetrieb mit Membran.
Einer gesonderten Regenkombi, die zusätzlichen Stauraum einnimmt und die
unter Motorradfahrern bekannten weiteren Probleme mit sich bringt,
bedarf es mit der „Airoad“ nicht mehr!
Erstaunlich
ist die Einsatzfähigkeit der „Airoad“ auch fernab hochsommerlichen
Temperaturen zumindest bis etwa 10 Grad. Unterhalb dieser Temperaturen
habe ich sie noch nicht getestet.
Wo
scheint „noch Luft nach oben“ zu sein? Zunächst ist mir beim Anziehen
der Kombi das gleiche aufgefallen wie bei der „Airob“: Mit eingeknüpfter
Membran hat man beim Anziehen eine Menge Stoff zu überwinden, bis sich
Arme und Beine ihren Weg gebahnt haben. In diesem moment konnt das
Gefühl auf, das Innenleben sei ein bis zwei Nummern zu groß für die
Außenhülle. Hat man die Sachen erst einmal am Körper, ist davon nichts
mehr zu spüren, alles sitzt hervorragend, insbesondere die groß
dimensionierten und gut platzierten Protektoren.
Ferner
finde ich persönlich unter Sicherheitsaspekten die Farbauswahl zu
spartanisch: Die Jacke ist in schwarz oder aber einem dunklen Grauton
erhältlich. Beides sind keine Farben, die die passive Sicherheit
erhöhen. Und über eine Sommerkombi, die man sich vor allem auch wegen
der Luftdurchlässigkeit kauft, möchte man auch nicht so gerne eine
Warnweste tragen. Hier wünsche ich mir für die Zukunft die bei anderen
Modellen von Rukka schon erhältlichen Farboptionen.
Da
diese Kritikpunkte aber im Hinblick auf die anderen überaus positiven
Aspekte nur gering ins Gewicht fallen, hat sich die „Airoad“ von Rukka
einen Motorrad-Tourer.com Tipp! Verdient.
Dies
gilt auch und trotz des recht hohen Anschaffungspreises vor allem für
Viel- und Langstreckenfahrer, bei denn sich die Kosten schnell lohnen
werden. Für alle anderen kann die gute Verarbeitung und bekannt lange
Haltbarkeit der Produkte dieses Herstellers ein Entscheidungsfaktor
sein, der die mögliche preisliche Hemmschwelle über die Lebensdauer
relativieren kann.
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