Frühjahr 2011:
Nach
einigen Überlegungen habe ich mich für die aktuelle Saison dazu
entschieden, bei meiner Motorradbekleidung auf die Produkte der Marke
Rukka zu setzen. Neben weiteren Artikeln dieses Herstellers habe ich
bislang erste Erfahrungen mit der Textil-Kombi ARMAS gemacht, die ich
hier gerne zusammenstellen möchte.
Folgende Produktangaben liefert der Hersteller selbst auf seiner Homepage
www.rukka.de:
Materialien:
- 3-Lagen
Gore-tex Pro Shell Laminat – Material mit Armacor Produkttechnologie. Kombination aus High-Tech-Faser Aramid (Kevlar) und Cordura.
- Wasserdichtes Gore Lockout Closure System als Verschluss in der Front
- Materialverstärkung aus hoch abriebfestem und reißfestem GTX SuperFabric Material
- Ärmalabschluß und abnehmbarer Kragen aus elastischem 3-Lagen Gore-tex Material
- Farbe 940 Neongelb: die Sicherheitsfarbe gemäß EN 471 erhöht die Sichtbarkeit des Trägers am Tag und bei Nacht.
Protektoren:
- RVP Air Protektoren mit der CE Norm 1621-1
Ausstattung:
- Herausnehmbare 60 g Thermo-Innenjacke mit Outlast
- Kragen mit Klettverschluss
- Weicher Neopren Kragen
- Elastisches Gore-Tex 3 Lagen Laminat an den Seiten der Jacke
- Belüftungsöffnungen auf der Schulterfront.
- Weitenverstellung am Ober- und Unterarm
- Verbindungsreißverschluß rundum an Jacke
- 3 wasserdichte Innentaschen, davon 1 mit Handytasche. 4 Aussentaschen.
Farbe: 280 grau, 650 schw/rot, 940 Sicherheitsfarbe, 990 Schwarz
Größen: 46-66 (64-66 in Schwartz)
Gewicht: 2,4 kg In Größe 50 gemessen mit Protektoren
Schaut
man sich ein wenig im Netz um, so findet man Erfahrungsberiche, nach
denen die Kombi ARMAS sowohl in der kühleren Jahreszeit als auch bei
wärmeren Temperaturen gut geeignet sein soll. Nach meinen letztjährigen
Erfahrungen mit Temperaturen um 35 Grad auf meinen Touren rund um Monte
Baldo aber auch kurzen heißen Abschnitten auf der 8-Länder-Tour in 6
Tagen, habe ich mich vorsorglich und zusätzlich für eine echte
Sommerkombi des gleichen Herstellers (AIROAD) entschieden, über die noch
gesondert zu berichten sein wird.
Welche Dinge sind mir sofort an der Jacke aufgefallen?
Da
ist zunächst der Reißverschluss an der Jacke, der gar kein
Reißverschluss ist. Hier finden wir eine Mechanik, die wir bereits aus
Kinderzeiten bei kleinen Frischhalte- bzw, Plastiktütchen kennen: Die
beiden Seiten des Verschlusses werden quasi vakuumisiert miteinander
verschweißt.
Der
Vorteil, den man sich auf Seiten von Rukka davon verspricht, liegt in
einer absoluten Wasserdichtigkeit des Verschlusses auch bei starken
Regenfällen. Die war übrigens überhaupt der Hauptgrund für meine
Entscheidung: Wer sich noch an meinen Reisebericht über die
8-Länder-Tour in 6 tagen erinnert, weiß, in welchen Mengen ich dabei
Regen abbekommen und dass ich das keineswegs immer schadlos überstanden
hatte. Künftig soll die laminierte Oberfläche aus Gore-tex, Kevlar und
Cordura verhindern, dass Regenwasser in das Material eindringt, sich das
Material damit vollsaugt und so immer schwerer wird. Auch die damit
einhergehende Abkühlung soll eingeschränkt werden.
Ob
und in welchem Ausmaß die Wasserdichtigkeit der ARMAS auch in der
Realität gegeben ist, muss ich nachliefern: Bislang sind mir
glücklicherweise größere Wassermengen in dieser Saison erspart
geblieben. Hier werde ich zu gegebener Zeit ergänzen.
Ferner
fallen an meinem Modell die hellen gelben Applikationen auf Schulter
und Ärmel der Jacke auf: Es gibt die Jacke auch in uni-schwarz,
allerdings setze ich auf den Sicherheitsaspekt: Die neongelben Einsätze
entsprechen der Sicherheitsfarbe gemäß EN 471 und sollen meine
Sichtbarkeit bei Tag und Nacht erhöhen, um das Risiko, von anderen
Verkehrsteilnehmern übersehen zu werden, zu verringern.
Alle
4 Außentaschen der Jacke sind mit dem gleichen „Vakuum-Reißverschluss“
ausgestattet, werden aber dennoch vom Hersteller nicht als wasserdichte
Taschen deklariert. Allein die drei Innentaschen werden als wasserdicht
angegeben.
Auffällig
an der Jacke ist ferner der auch auf dem Bild zu sehende
Windstopper-Kragen, der mittels Reißverschluss an der Jacke befestigt
ist. Dieser zusätzliche Kragen übernimmt die Funktion eines Halstuchs
oder gesonderten Windstoppers. Er besteht aus einem Material, das sowohl
leicht dehnbar ist, als auch eine windstoppende Wirkung hat. Mittels
seitlich angebrachtem Klettverschluss ist er in Sekunden individuell für
jeden Nutzer angepasst und befestigt und erübrigt so ein zusätzliches
mitzunehmendes Utensil wie ein Halstuch oder dergleichen. In der Praxis
hat sich für mich, der auch bei hohen Temperaturen immer mit einem
Windschutz vor der Kinn-Hals-Region fährt, dieses Feature höchsten Lob
verdient: Ich finde Konstruktion und Nutzen dieses zusätzlichen Kragens
genial und möchte ihn nicht mehr missen.
An
den Ärmeln fährt Rukka ebenfalls eine ganz praktische Strategie: Beide
Ärmel lassen sich am Ende mit Reißverschlüssen aufweiten, damit ein
bequemes An- und Ausziehen der Jacke gewährleistet ist. Darunter ist
eine Stofflage angebracht und fest mit der Jacke vernäht, die durch
einen Gummizug dicht am Handgelenk anliegt, nachdem man die Jacke
angezogen hat. Nun kann man die Handschuhe bequem derart anziehen, dass
bei noch immer geöffneten Ärmelreißverschlüssen die Stulpen zwischen dem
Ärmel selbst und der darin eingearbeiteten Stofflage enden. Nach
Verschließen der Ärmelreißverschlüsse, was im Übrigen ganz wunderbar
auch mit angezogenen Handschuhen geht, enden die Ärmel über den
Handschuhen, so dass ein Hereinlaufen von Regenwasser in die Handschuhe
ausgeschlossen ist. Andererseits kann auch kein Wind zwischen Ärmel und
Handschuhen eindringen, weil dies die in den Ärmeln eingearbeitete
Stofflage, die sich wiederum unter den Handschuhstulpen befindet,
verhindert. In der Praxis ist auch das eine sehr nützliche Konstruktion.
Innen
ist die Jacke mit einer herausnehmbaren wattierten Innenjacke
ausgestattet, die für die kühleren Temperaturen gedacht ist. Ein innen
gelegener Reißverschluss für die Verbindung mit der passenden Hose ist
ebenfalls vorhanden.
Im
Hinblick auf die Länge liegt die Jacke zwischen den meisten anderen
Jacken, die man so kennt: Sie ist länger als ein Blouson, aber kürzer
als die meisten bis über die Hüften herab reichenden Jacken. Damit geht
ein optimaler Schutz der Rückenpartie bei gleichzeitig ausbleibender
Faltenbildung im Sitzen auf dem Motorrad einher: Keine Falten oder
Beulen stören den Sitzkomfort.
Die
Hose ist entsprechend der Jacke mit dem gleichen 3-Lagen-Laminat und
einer wattierten Innenhose ausgestattet. Etwas stutzen ließen mich
zunächst die standardmäßig angebrachten Hosenträger: Hier hatte ich
anfangs durchaus Vorbehalte und Vorurteile. Tatsächlich ermöglichen
diese aber einen guten Sitz und Halt der Hose, ohne dass es gerade auf
langen Strecken (nach einer Rückreise über 1300 km von Rovinj/Kroatien
nach Berlin zu Ostern in einem Stück darf ich da mitreden) irgendwo
zwickt oder kneift.
Erstaunlich
fand ich, dass die Hose mit nur einer Tasche ausgestattet ist, die
gerade geschnitten und mit einem Reißverschluss ausgestattet nicht immer
leicht zugänglich und vor allem für große Männerhände nicht besonders
komfortabel sein dürfte. Hier würde ich mir schon ein bis drei
zusätzliche Taschen wünschen, die man auch besser nutzen kann.
Am
Beinende sind großzügige Reißverschlüsse mit darunterliegendem Stoff
vorhanden, um ein bequemes An- und Ausziehen zu gewährleisten.
Jacke
und Hose ist eines gemeinsam: Sie sind mit besonderen Protektoren
ausgestattet: Diese sind nicht wie sonst allgemein bekannt aus flächigem
Material, sondern weisen eine Gitterstruktur auf, die beim Aufprall
wirkende Kräfte verteilen, aber dennoch gerade bei wärmeren Temperaturen
einen hinter den Protektoren auftretenden Wärmestau verhindern soll.
Außerdem finde ich gerade die Größe und Positionierung der
Knie-Protektoren vorbildlich: In jeder Lage befinden sich die Knie auch
tatsächlich hinter den Protektoren geschützt, die zusätzlich auch so
lang ausgestaltet sind, dass sie einen Großteil der Schienbeine mit
abdecken. Ferner werden sie nicht wie bei vielen anderen Kombis üblich
von innen angebracht. Vielmehr sind die Protektorentaschen von außen
über einen Reißverschluss zugänglich, so dass das Herausnehmen der
Protektoren zum Reinigen der Kombi sowie der anschließende Wiedereinbau
zum Kinderspiel in Sekunden wird: Das nenne ich komfortabel.
Hier
ist noch darauf hinzuweisen, dass die Hose bereits ab Werk
standardmäßig mit Hüftprotektoren ausgestattet wird, was auch nicht
unbedingt Standard am Markt ist.
Den
ersten Praxistest gab es dann bereits bei der Anprobe: Dreilagige,
laminierte Oberflächen gelten zwar als wasserabweisend, werden aber
oftmals als starr, unbeweglich und wenig an die Körper- und Sitzposition
anpassbar empfunden. Bei der Kombi ARMAS war dagegen etwas anderes bei
der Anprobe auffällig: Gefühlt war das Innenfutter von Jacke und Hose
ein bis zwei Nummern zu groß. Es war fast ein wenig schwierig, Arme und
Beine durch die jeweiligen Öffnungen an Jacke und Hose durch zu
bekommen, so viel Stoff befand sich zusammen mit den eigenen Gliedmaßen
in den Ärmeln und Hosenbeinen.
Als
aber die Ankleideprozedur überstanden war, passte alles ganz wunderbar
und es stellte sich schnell ein Wohlfühlgefühl ein. Sowohl Jacke als
auch Hose vermitteln ganz schnell den Eindruck, sich einerseits mit
guter Passform an den Körper anzupassen und dennoch genügend
Bewegungsfreiheit zu lassen, die beim Motorradfahren eben nötig ist.
Der
vorab schon bestehende Eindruck, dass die Jackenlänge in der
Sitzposition auf dem Motorrad sehr günstig ist, weil sie den Rücken
ausreichend schützt, ohne unnötige Falten zu bilden, wurde dann auch im
Praxistest bestätigt.
Der
wasserdichte Verschluss der Jacke dagegen ist schon gewöhnungsbedürftig
und in der Anwendbarkeit gewiss nicht Jedermanns Sache: Man muss sehr
genau die richtige Position finden, in der die beiden Verschlussteile
ineinanderzufügen sind. Und auch das Ende, das in den Zipper einzuführen
ist, bevor die Jacke geschlossen werden kann, muss ausreichend tief
hineingeführt werden. Ansonsten lässt sich die Jacke entweder nicht
schließen oder, was ich noch bedeutsamer finde, sie öffnet sich wenig
später, ggf. auch während der Fahrt. Dann wird die Jacke nur durch den
oben am Kragen befindlichen Zipper sowie am unteren Ende
zusammengehalten, dazwischen bläht sie sich dagegen auf.
Betätigt
man aber den Verschluss der Jacke aufmerksam und richtig, dann dringt
auch bei höheren Geschwindigkeiten kein Wind durch diesen
Jackenverschluss: Die Jacke fühlt sich an, als wäre sie sogar im Brust-
und Bauchbereich aus einem Stück gearbeitet.
Bereist
bei den ersten Fahrten, die ich in der ARMAS-Kombi unternommen habe,
lagen die Temperaturen im Bereich von 8 bis 10 Grad. Bei diesen
Temperaturen konnte ich gut mit einem Sweatshirt oder einer
Softshell-Jacke, wie sie Rukka mit der „Dingo“ beispielsweise ebenfalls
im Angebot hat, auch gut ohne Innenjacke fahren. Erstaunlich fand ich
dann,folgendes: Im April hatte ich sowohl in Thüringen als auch auf
meiner Tour nach Rovinj/Kroatien Temperaturen bis an die 25-Grad-Marke
mit viel Sonnenschein. Dennoch konnte ich die Kombi ARMAS, dann
allerdings nur mit einem Funktionsshirt Rukka „Fun“ aus Coolmax-Material
unter der Jacke, auch bei diesen Temperaturen problemlos unterwegs
sein.
Den
ersten Härtetest gab es für die ARMAS dann am Ostermontag, als ich die
über 1300 km Entfernung zwischen Rovinj und Berlin in einem Stück
zurücklegte: Auch nach über dreizehnstündiger Fahrt hatte ich fast keine
Probleme mit der Kombi: Gerade die oftmals bekannten Missempfindungen
im Bereich der Kniekehle durch übermässige Faltenbildung waren nicht zu
verzeichnen. Die Passform der Hose ist auch auf langen Touren für mich
absolut perfekt und das bislnag beste, was ich insoweit kennenlernen
durfte. Bei der Jacke zeigte sich der Schnitt im Bereich der
Achselhöhlen etwas knapp. Hier machte sich in der linken Achselhöhle
nach dieser heftigen Strecke ein Druckgefühl infolge des Kontaktes zur
eng anliegenden Jacke bemerkbar.
Wie
schon weiter oben erwähnt ist aber der an der Jacke befestigte
Windstopper mein eigenes, ganz persönliche Highlight: Dieses Feature
möchte ich nicht mehr missen!
Insgesamt
ist gerade auch nach dieser langen Etappe festzuhalten, dass sich die
ARMAS hinsichtlich der Verarbeitungsqualität, mit minimaler
Einschränkung hinsichtlich der Passform aber vor allem auch im Hinblick
auf das breite Einsatzspektrum bei verschiedensten Temperaturen bewährt
hat. Natürlich stellt diese Textil-Kombi mit ihren Preisen von knapp
1000 @ für die Jacke und knapp 800 € für die Hose auch das obere
Preissegment dar, so dass sie sich nicht für jedermann anbietet. Wer
aber öfter mal auf zwei Rädern unterwegs ist, vielleicht insbesondere
auch auf längeren Etappen, wer bislang über suboptimale Passformen
seiner Bekleidung und insbesondere vermehrte Faltenbildung im Knie- oder
Hüftbereich klagte, für den lohnt sich ein genauerer Blick auf die
ARMAS allemal.
Worüber
ich bislang noch nicht berichten kann, sind Erfahrungen zur
Wasserdichtigkeit: Bislang hatte ich – ganz im Gegensatz zur vergangenen
Saison – ausschließlich Glück mit dem Wetter und bin noch nicht nass
geworden. Bei der sich auch für dieses Jahr wieder abzeichnenden
Kilometerleistung von etwa 20000 km wird es aber mit Sicherheit genügend
Testmöglichkeiten geben. Und natürlich werde ich dann darüber auch
berichten.
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