Dezember 2012:
Die
Witterung der vergangenen Tage hat es gezeigt: Für Outdoor-Aktivitäten
jeglicher Art braucht man momentan ganz besonders die richtige Kleidung.
Und das gilt auch und vor allem für die Ganzjahres- und erst recht die
Winterfahrer unter uns. Dabei stellen vor allem die im Fahrtwind
befindlichen Hände besondere Anforderungen an die benutzte
Schutzkleidung. Grund genug, sich mit dem Thema beheizbarer Handschuhe
etwas näher zu befassen.
Zu diesem Zweck fiel meine Wahl auf zwei Modelle unterschiedlicher Hersteller und unterschiedlicher Prinzipien.
Zum einen ist da der Fire-Glove von Alpenheat.
Der us-amerikanische Hersteller hat sich auf jegliche beheizbare
Kleidung spezialisiert und hat auch einige pfiffige Ideen zum Trocknen
von nassem Schuhwerk etc. im Programm.
Der
Fire-Glove ist kein speziell für Motorradfahrer entwickelter Handschuh.
Dennoch wird er als wasser- und winddicht aber auch atmungsaktiv
angepriesen. Hauptsächlich besteht das Außenmaterial aus Membran DINTEX
mit 3M Thinsulate, lediglich die Handinnenfläche ist mit Schafsleder
versehen.
Die
Heizdrähte sind pfiffigerweise am Handrücken und an den Außenseiten der
Finger angebracht. Damit bringen diese Handschuhe auch den Nutzern von
Heizgriffen am Motorrad echte Vorteile: Wer kennt nicht die Situationen,
in denen die Heizgriffe zwar wohlig-warme Handinnenflächen
gewährleisten, aber dennoch über die Außenseiten durch niedrige
Temperaturen und Fahrtwind zumindest nach längerer Fahrt langsam die
Kälte in den Körper krabbelt?
Außerdem
besteht über groß dimensionierte und damit auch mit Handschuhen gut zu
bedienende sowie ebenfalls auf den Handrücken platzierte Druckknöpfe die
Möglichkeit, die Wärme in drei verschiedenen Heizstufen zu regulieren.
Über diesem Druckknopf angebrachte LEDs in rot, gelb und grün zeigen den
jeweiligen Status an. Positiv an dieser Konstruktion ist, dass man je
nach persönlichem Kälteempfinden ggf. sogar die Temperaturen für beide
Hände unterschiedlich einstellen kann und somit sehr flexibel ist.
Der
Zuschnitt der Fire-Glove entspricht einem klassischen Tourenhandschuh
mit langer Stulpe. Diese lässt sich einmal direkt am Handgelenk mit
einem Klettband individuell anpassen und zusätzlich noch am Ende mit
einem Zip-Band verengen. Angezogen wirken die Fire-Glove bereits kräftig
gefüttert und tragen relativ stark auf, wie man es von dicken
Winterhandschuhen kennt. Das bedeutet natürlich, dass die Feinmotorik
während der Fahrt etwas eingeschränkt ist, Blinker- und sonstige Knöpfe
sich nicht so entspannt wie gewohnt bedienen lassen.
Je
nach Umfang der Ärmel-Enden an der eigenen Motorradjacke muss man
schauen, ob man diese Stulpen über oder unter den Jackenärmeln trägt.
Erstaunlicherweise tragen die in den Stulpen untergebrachten Akkus (je
Handschuh immerhin 2 Li-ionAkkus mit je 1700 mAh) kaum merkbar auf und
sollen eine Heizdauer von bis zu 10 Stunden ermöglichen. Die Handschuhe
werden mit einem Ladeteil zum gleichzeitigen Laden der Akkus für beide
Handschuhe ausgeliefert.
Als zweites Exemplar habe ich mir das Modell „G 3“ von Gerbing`s
ausgesucht. Sehr schnell werden vor allem zwei wesentliche Unterschiede
zwischen den Modellen deutlich: Bei dem vom deutschen Vertrieb
ma-bike.com des ebenfalls us-amerikanischen Herstellers mit dem Slogan
„The World`s warmest Clothing“ angebotenen Produkt erfolgt die
Energieversorgung nicht mittels Akkus. Vielmehr wird die notwendige
Stromzufuhr durch einen direkten Anschluss an das Bordnetz
gewährleistet. Das erfordert vorab einen wesentlich höheren
Installationsaufwand im Vergleich zum Fire-Glove, ermöglicht dafür aber
einen zeitlich quasi unbegrenzten Wärmegenuss. Die Wärmeregulierung
erfolgt an einem kabelgebundenen Bedienteil für beide Handschuhe gleich,
und zwar in vier möglichen Stufen. Besonders interessant: Auf die
Innenverkabelung der Handschuhe wird eine 30-jährige Garantie
zugesichert.
Der
zweite augenfällige Unterschied liegt im Material: Beim G3 soll eine
Oberfläche aus schwarzem und angenehm weichem Glattleder mit
Thinsulate-Isolierung für wasserdichten Tragekomfort sorgen. Die Stulpen
fallen nicht ganz so lang aus wie bei Alpenheats Fire-Glove und tragen
nicht ganz so stark auf. Die Handschuhe wirken insgesamt weniger dick
gefüttert und sorgen so für etwas mehr Feingefühl für die am
Motorradlenker angebrachten Funktionsknöpfe.
Am
Ende der ebenfalls am Handgelenk mittels Klettband und am Rand per
Zip-Band anpassbaren Stulpen warten kurze Kabelenden auf den Anschluss
zur Stromversorgung. Am besten trägt man die Zuführungskabel mit der
Temperatursteuerung unter der Jacke und führt die Kabel zu den
Handschuhen in den Jackenärmeln durch: Ein wenig erinnert dies an
Kindheitszeiten, als man von seinen Eltern genötigt wurde, Handschuhe zu
tragen, die miteinander durch eine Schnur verbunden waren und ebenfalls
so um den Hals gehängt und durch die Jackenärmel geführt wurden.
Wenn
man dann von der Fahrzeugbatterie die Stromversorgung aus in Richtung
Lenker verlegt und die Steckverbindung dort befestigt hat, kann man mit
einem Handgriff die G3 bequem mit Strom versorgen. Allerdings muss man
dann rechtzeitig vor dem Absteigen vom Bike daran denken, die
Kabelverbindung wieder zu lösen, will man nicht mittelfristig einen
Wackelkontakt riskieren.
Im Betrieb zeigen dann beide Exemplare, wo sie im direkten Vergleich jeweils ihre Vor- und Nachteile haben:
Die
Fire-Glove von Alpenheat wärmen auch auf längerer Fahrt quasi unbemerkt
die Hände: Zu keinem Zeitpunkt spürt man eigentlich die
Wärmeentwicklung. Werden die Hände dann irgendwann doch ein wenig kühl,
stellt man mit zwei Knopfdrücken an beiden Handschuhen die Temperatur
jeweils eine Stufe höher. Ganz kurzfristig stellt sich wieder wohlige
Wärme ein.
Auch
bei höheren Geschwindigkeiten lässt das winddichte Material keinen
spürbaren Luftzug durch, geschweige denn, dass eine zusätzliche
Auskühlung zu spüren ist. Bei einem kurzen Regenschauer machten sie auch
einen wasserdichten Eindruck, ohne dass der Härtetest mit stundenlangem
Regen gemacht wurde.
Die
knapp fünfstündige Tour haben die Akkus klaglos durchgehalten, obwohl
Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes herrschten. Sicherlich hat
hier dann auch die dicke Fütterung gute Unterstützung geliefert. Diese
führt dann naturgemäß zu Abstrichen, die man beim Tragekomfort machen
muss. Etwas klobig gewordene Hände erfordern sehr konzentriertes Blinken
oder auch – wenn notwendig – Hupen sowie die Dosierung der
Startautomatik nach dem Tourstart. Irgendwie passten die dicken Stulpen
weder so richtig in die Außenärmel meiner Rukka-Airoad-Jacke noch
darüber.
Hier
spielten dann die G3 von Gerbing`s Ihren Vorteil aus. Etwas dünner
gefüttert und anschmiegsamer punkteten sie beim Tragekomfort und
Bedienbarkeit der Lenkerknöpfe. Dagegen spürte man bei höherem Tempo
durchaus ein wenig des Fahrtwinds an den Händen. Natürlich gingen sie
mit dauerhafter Stromversorgung via Fahrzeugbatterie zu keinem Zeitpunkt
der mehrstündigen Ausfahrt in die Knie und überstanden einen kurzen
Regenschauer ebenso schadlos.
Etwas
umständlich und nicht jedermanns Sache ist die Kabellage, die man extra
am Motorrad unterbringen und zusätzlich in der Jacke verstauen muss.
Hier hatten die akkubetriebenen Fire Glove echte Vorteile.
Beide
Exemplare ermöglichen mit ihrer wärmenden Wirkung auch bei kalten
Temperaturen deutlich längeren Fahrspaß. Für welches der beiden
Exemplare man sich entscheidet, wird neben den eigenen Bedürfnissen und
Ansprüchen auch sehr vom eigenen Portemonnaie abhängig sein, denn so
ganz wenig kosten beide Exemplare nicht.
Der Fire-Glove von Alpenheat gehört nicht nur preislich mit seinen knapp 250 Euro (http://www.gersdorfer.de/alpenheat-beheizbare-handschuhe-fire-glove-p-3002.html)
zum Spitzensegment. Seinen Job, die Hände auch bei kalten und ggf.
nassen Witterungsverhältnissen ausreichend zu schützen, erfüllt er sehr
gut. Wer gewohnt ist, mit dick gefütterten Handschuhen zu fahren, wird
auch mit dem Fire-Glove gut klar kommen und vor allem dessen
Flexibilität schätzen: Der Akkubetrieb prädestiniert ihn nicht nur zum
Einsatz auf dem motorisierten Zweirad, sondern kann ihn auch für
Wintersportler oder bei anderen Outdoor-Aktivitäten in der kalten
Jahreszeit zu einem tollen Begleiter werden lassen.
Wer
dagegen nicht nicht vor dem Verlegen von Kabeln zur Stromversorgung
zurückschreckt, einen beheizten Handschuh ausschließlich auf dem
Motorrad und vielleicht sogar vor allem auf Touren mit langer Fahrzeit
einsetzen möchte und bei einem Kaufpreis von etwa 160 Euro (http://www.ma-bike.com/GERBINGSS-12V-G3-beheizbare-Handschuhe-Heizhandschuh-Leder-schwarz) lieber nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte, wird auch mit Gerbing`s G3 zufrieden werden.
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