Montag, 5. September 2016

Beheizbare Handschuhe

Dezember 2012:


Die Witterung der vergangenen Tage hat es gezeigt: Für Outdoor-Aktivitäten jeglicher Art braucht man momentan ganz besonders die richtige Kleidung. Und das gilt auch und vor allem für die Ganzjahres- und erst recht die Winterfahrer unter uns. Dabei stellen vor allem die im Fahrtwind befindlichen Hände besondere Anforderungen an die benutzte Schutzkleidung. Grund genug, sich mit dem Thema beheizbarer Handschuhe etwas näher zu befassen.




Zu diesem Zweck fiel meine Wahl auf zwei Modelle unterschiedlicher Hersteller und unterschiedlicher Prinzipien.



Zum einen ist da der Fire-Glove von Alpenheat. Der us-amerikanische Hersteller hat sich auf jegliche beheizbare Kleidung spezialisiert und hat auch einige pfiffige Ideen zum Trocknen von nassem Schuhwerk etc. im Programm.





Der Fire-Glove ist kein speziell für Motorradfahrer entwickelter Handschuh. Dennoch wird er als wasser- und winddicht aber auch atmungsaktiv angepriesen. Hauptsächlich besteht das Außenmaterial aus Membran DINTEX mit 3M Thinsulate, lediglich die Handinnenfläche ist mit Schafsleder versehen.




Die Heizdrähte sind pfiffigerweise am Handrücken und an den Außenseiten der Finger angebracht. Damit bringen diese Handschuhe auch den Nutzern von Heizgriffen am Motorrad echte Vorteile: Wer kennt nicht die Situationen, in denen die Heizgriffe zwar wohlig-warme Handinnenflächen gewährleisten, aber dennoch über die Außenseiten durch niedrige Temperaturen und Fahrtwind zumindest nach längerer Fahrt langsam die Kälte in den Körper krabbelt?




Außerdem besteht über groß dimensionierte und damit auch mit Handschuhen gut zu bedienende sowie ebenfalls auf den Handrücken platzierte Druckknöpfe die Möglichkeit, die Wärme in drei verschiedenen Heizstufen zu regulieren. Über diesem Druckknopf angebrachte LEDs in rot, gelb und grün zeigen den jeweiligen Status an. Positiv an dieser Konstruktion ist, dass man je nach persönlichem Kälteempfinden ggf. sogar die Temperaturen für beide Hände unterschiedlich einstellen kann und somit sehr flexibel ist.




Der Zuschnitt der Fire-Glove entspricht einem klassischen Tourenhandschuh mit langer Stulpe. Diese lässt sich einmal direkt am Handgelenk mit einem Klettband individuell anpassen und zusätzlich noch am Ende mit einem Zip-Band verengen. Angezogen wirken die Fire-Glove bereits kräftig gefüttert und tragen relativ stark auf, wie man es von dicken Winterhandschuhen kennt. Das bedeutet natürlich, dass die Feinmotorik während der Fahrt etwas eingeschränkt ist, Blinker- und sonstige Knöpfe sich nicht so entspannt wie gewohnt bedienen lassen.




Je nach Umfang der Ärmel-Enden an der eigenen Motorradjacke muss man schauen, ob man diese Stulpen über oder unter den Jackenärmeln trägt. Erstaunlicherweise tragen die in den Stulpen untergebrachten Akkus (je Handschuh immerhin 2 Li-ionAkkus mit je 1700 mAh) kaum merkbar auf und sollen eine Heizdauer von bis zu 10 Stunden ermöglichen. Die Handschuhe werden mit einem Ladeteil zum gleichzeitigen Laden der Akkus für beide Handschuhe ausgeliefert.




Als zweites Exemplar habe ich mir das Modell „G 3“ von Gerbing`s ausgesucht. Sehr schnell werden vor allem zwei wesentliche Unterschiede zwischen den Modellen deutlich: Bei dem vom deutschen Vertrieb ma-bike.com des ebenfalls us-amerikanischen Herstellers mit dem Slogan „The World`s warmest Clothing“ angebotenen Produkt erfolgt die Energieversorgung nicht mittels Akkus. Vielmehr wird die notwendige Stromzufuhr durch einen direkten Anschluss an das Bordnetz gewährleistet. Das erfordert vorab einen wesentlich höheren Installationsaufwand im Vergleich zum Fire-Glove, ermöglicht dafür aber einen zeitlich quasi unbegrenzten Wärmegenuss. Die Wärmeregulierung erfolgt an einem kabelgebundenen Bedienteil für beide Handschuhe gleich, und zwar in vier möglichen Stufen. Besonders interessant: Auf die Innenverkabelung der Handschuhe wird eine 30-jährige Garantie zugesichert.




Der zweite augenfällige Unterschied liegt im Material: Beim G3 soll eine Oberfläche aus schwarzem und angenehm weichem Glattleder mit Thinsulate-Isolierung für wasserdichten Tragekomfort sorgen. Die Stulpen fallen nicht ganz so lang aus wie bei Alpenheats Fire-Glove und tragen nicht ganz so stark auf. Die Handschuhe wirken insgesamt weniger dick gefüttert und sorgen so für etwas mehr Feingefühl für die am Motorradlenker angebrachten Funktionsknöpfe.




Am Ende der ebenfalls am Handgelenk mittels Klettband und am Rand per Zip-Band anpassbaren Stulpen warten kurze Kabelenden auf den Anschluss zur Stromversorgung. Am besten trägt man die Zuführungskabel mit der Temperatursteuerung unter der Jacke und führt die Kabel zu den Handschuhen in den Jackenärmeln durch: Ein wenig erinnert dies an Kindheitszeiten, als man von seinen Eltern genötigt wurde, Handschuhe zu tragen, die miteinander durch eine Schnur verbunden waren und ebenfalls so um den Hals gehängt und durch die Jackenärmel geführt wurden.




Wenn man dann von der Fahrzeugbatterie die Stromversorgung aus in Richtung Lenker verlegt und die Steckverbindung dort befestigt hat, kann man mit einem Handgriff die G3 bequem mit Strom versorgen. Allerdings muss man dann rechtzeitig vor dem Absteigen vom Bike daran denken, die Kabelverbindung wieder zu lösen, will man nicht mittelfristig einen Wackelkontakt riskieren.



Im Betrieb zeigen dann beide Exemplare, wo sie im direkten Vergleich jeweils ihre Vor- und Nachteile haben:



Die Fire-Glove von Alpenheat wärmen auch auf längerer Fahrt quasi unbemerkt die Hände: Zu keinem Zeitpunkt spürt man eigentlich die Wärmeentwicklung. Werden die Hände dann irgendwann doch ein wenig kühl, stellt man mit zwei Knopfdrücken an beiden Handschuhen die Temperatur jeweils eine Stufe höher. Ganz kurzfristig stellt sich wieder wohlige Wärme ein.



Auch bei höheren Geschwindigkeiten lässt das winddichte Material keinen spürbaren Luftzug durch, geschweige denn, dass eine zusätzliche Auskühlung zu spüren ist. Bei einem kurzen Regenschauer machten sie auch einen wasserdichten Eindruck, ohne dass der Härtetest mit stundenlangem Regen gemacht wurde.




Die knapp fünfstündige Tour haben die Akkus klaglos durchgehalten, obwohl Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes herrschten. Sicherlich hat hier dann auch die dicke Fütterung gute Unterstützung geliefert. Diese führt dann naturgemäß zu Abstrichen, die man beim Tragekomfort machen muss. Etwas klobig gewordene Hände erfordern sehr konzentriertes Blinken oder auch – wenn notwendig – Hupen sowie die Dosierung der Startautomatik nach dem Tourstart. Irgendwie passten die dicken Stulpen weder so richtig in die Außenärmel meiner Rukka-Airoad-Jacke noch darüber.



Hier spielten dann die G3 von Gerbing`s Ihren Vorteil aus. Etwas dünner gefüttert und anschmiegsamer punkteten sie beim Tragekomfort und Bedienbarkeit der Lenkerknöpfe. Dagegen spürte man bei höherem Tempo durchaus ein wenig des Fahrtwinds an den Händen. Natürlich gingen sie mit dauerhafter Stromversorgung via Fahrzeugbatterie zu keinem Zeitpunkt der mehrstündigen Ausfahrt in die Knie und überstanden einen kurzen Regenschauer ebenso schadlos.




Etwas umständlich und nicht jedermanns Sache ist die Kabellage, die man extra am Motorrad unterbringen und zusätzlich in der Jacke verstauen muss. Hier hatten die akkubetriebenen Fire Glove echte Vorteile.



Beide Exemplare ermöglichen mit ihrer wärmenden Wirkung auch bei kalten Temperaturen deutlich längeren Fahrspaß. Für welches der beiden Exemplare man sich entscheidet, wird neben den eigenen Bedürfnissen und Ansprüchen auch sehr vom eigenen Portemonnaie abhängig sein, denn so ganz wenig kosten beide Exemplare nicht.




Der Fire-Glove von Alpenheat gehört nicht nur preislich mit seinen knapp 250 Euro (http://www.gersdorfer.de/alpenheat-beheizbare-handschuhe-fire-glove-p-3002.html) zum Spitzensegment. Seinen Job, die Hände auch bei kalten und ggf. nassen Witterungsverhältnissen ausreichend zu schützen, erfüllt er sehr gut. Wer gewohnt ist, mit dick gefütterten Handschuhen zu fahren, wird auch mit dem Fire-Glove gut klar kommen und vor allem dessen Flexibilität schätzen: Der Akkubetrieb prädestiniert ihn nicht nur zum Einsatz auf dem motorisierten Zweirad, sondern kann ihn auch für Wintersportler oder bei anderen Outdoor-Aktivitäten in der kalten Jahreszeit zu einem tollen Begleiter werden lassen.




Wer dagegen nicht nicht vor dem Verlegen von Kabeln zur Stromversorgung zurückschreckt, einen beheizten Handschuh ausschließlich auf dem Motorrad und vielleicht sogar vor allem auf Touren mit langer Fahrzeit einsetzen möchte und bei einem Kaufpreis von etwa 160 Euro (http://www.ma-bike.com/GERBINGSS-12V-G3-beheizbare-Handschuhe-Heizhandschuh-Leder-schwarz) lieber nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte, wird auch mit Gerbing`s G3 zufrieden werden.






1 Kommentar:

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