Im
Zusammenhang mit unseren Schuberth C3 und den dort verbauten
SRC-Systemen beschäftigten wir uns natürlich auch mit Bluetooth-Headsets
von Cardo. Immerhin stammen ja auch die SRC-Systeme aus dem Hause
Cardo, weswegen ja auch für beide Systeme eine gute Kompatibilität
angegeben wird. Dementsprechend war die Fragestellung klar: Wie gut
harmonieren die beiden Systeme miteinander?
Von Seiten des Hersteller werden für das Cardo G9 folgende Technische Daten angegeben:
・ Flip-Antenne ermöglicht bis zu 1.6 km(1) Reichweite (Voll Duplex Konferenzmodus)
・ 4-Wege Interkom Konferenzschaltung zwischen 2 Motorradfahren und deren Beifahrern oder zwischen 3 separaten Motorradfahrern
・ Interkom Pendeln “One+8”: Verbindung zu 8 weiteren Bikern
・ Sprachbefehl: Spracherkennungstechnologie für echten Freisprechbetrieb
・ Flash-Pairing™ mit anderen G9 Geräten innerhalb 1 Sekunde
・ Click-to-Link®: Zur spontanen Aufnahme von Interkomgesprächen mit anderen G9 / G4 Nutzern in der Umgebung
・ Cardo Community™ Web Plattform für „Social Features“,
・ Geräteeinstellungen & Software Aktualisierungen(2) Statusansagen (mehsprachig) für intuitiven Betrieb
・ Team-Signal: Warnsignale an gleichzeitig bis zu 8 Biker senden
・ Notrufnummer (individuell anpassbar)
・ Sprachkontrollierte Gesprächsaufnahme, -annahme, und –abweisung
・ A2DP/AVRCP-Profil für kabellosen Stereoempfang vom iPhone oder
・ anderen Smartphones
・ Telefonkonferenz Fahrer mit Beifahrer und Anrufen seitens Dritter
・ GPS Navi Sprachanweisungen
・ Voll kompatibel mit den führenden Bluetooth Navis
・ Eingebautes UKW Radio mit RDS:
・ Bis zu 6 Radiostationen zum Selbstspeichern
・ Automatische Stummschaltung bei Navi-Anweisungen oder eingehenden Handyanrufen
・ Drahtloser Stereoempfang und Fernbedienen von kompatiblen MP3 Playern (A2DP / AVRCP). Auch Kabelverbindung zum MP3 ist verfügbar (Verbindungskabel im Lieferumfang enthalten)
・ AGC Technologie sorgt selbstständig und permanent für optimale Lautstärke entsprechend Fahrtgeschwindigkeit und Umweltlärm (individuell anpassbar)
・ Sprachkontrolliertes Empfangen und Abweisen von Handy-, bzw. Interkom gesprächen (individuell anpassbar)
・ DSP Technologie für Spitzenfunktionalität
・ Austauschbare Arm- und Kabelmikrofone inklusiv
・ Zwei ultra-flache HD Lautsprecher
・ Bis zu 13 Stunden Gesprächszeit/ 1 Woche Bereitschafts betrieb (Stand-By). Wiederaufladbar über jede Steckdose oder über PC
・ Reiseakku 110/240V 50/60Hz
・ Akku: aufladbare Li-Po Batterie
・ Wasserdicht und staubgeschützt (IP67 Zertifikat)
(1) Reichweite ist terrainbedingt. Bis zu 1,6 km Radius zwischen G9 / G4 Geräten. Reduzierte Reichweite zu anderen scala rider Modellen.
(2) Erfordert PC mit Windows® XP™, Vista™ or Windows 7.
Das Funktionsspektrum entspricht damit auf dem Papier weitestgehend den SRC-Systemen und geht teilweise sogar darüber hinaus. Von anderen Bluetooth-Headsets wissen wir schon: Je umfangreicher die Leistungs- und Funktionsmerkmale solcher Systeme sind und je mehr Geräte (Navi, Handy, andere Headsets) eingebunden werden können, desto größer wird die Gefahr, dass solche Systeme an dieser Komplexität drohen zu scheitern.
Immerhin darf man nicht vergessen, dass die Vielzahl vorhandener Funktionen auch alternativ eine Vielzahl von Bedientasten oder aber Mehrfach- und Kombinationsbelegungen der Tasten erfordern. In aller Regel wird es darauf hinauslaufen, dass schon aufgrund der geringen Baugröße solcher Kommunikationssysteme nur wenige Bedienelemente verbaut werde können, so dass dann unterschiedlich langes oder häufiges Drücken einzelner Tasten je nach aktuell gewähltem Modus auch verschiedene Befehle beherbergen. Das will gut und mit einiger Geduld geübt sein, um dann auch während der Fahrt und ohne übermäßige Beeinträchtigung der zum Fahren notwendigen Konzentration beherrscht zu werden.
Getestet haben wir das G9 an einem brandneuen Helm vom LS2, nämlich dem Convert 353. Der Anbau erfolgte problemlos und war mit wenigen Handgriffen nach einem Blick in die logisch aufgebaute und verständliche Bedienungsanleitung in deutscher Sprache erledigt.
Mit dieser konnten wir auch die Grundkonfigurationen und das Pairing mit dem auch als Navigationsgerät eingesetzten Smartphone einstellen. Und auch das anschließende Pairing, also die Verbindung des G9 mit einem Schuberth SRC-System war innerhalb weniger Sekunden erledigt. Allerdings funktioniert in dieser Kombination das schnelle Pairen durch „Bumpen“, also das leichte Anstoßen der beiden Geräte, was mit zwei Modellen des G9 möglich sein soll, nicht.
Im Einsatz zeigt sich dann eine sehr gute Nutzbarkeit des G9 beim Telefonieren: Auf unserem Test-Bike, einer nackten Triumph Street Triple, war das Telefonieren sehr gut sogar bis etwa 120 km/h möglich, auch wenn sich einige Gesprächspartner ein etwas lauteres Mikrofon gewünscht hätten. Apropos Mikrofon: Wir hatten wegen der Klappfunktion des Helmes das beim G9 mitgelieferte Schwanenhals-Mikrofon im Einsatz, hätten aber jederzeit auf das ebenfalls mitgelieferte Kabelmikrofon umsteigen können.
Der Sound des G9 wirkte dagegen beim Nutzer selbst fast ein wenig blechern und nicht ganz so satt, wie so manches Konkurrenzprodukt. Das machte sich dann bemerkbar, wenn man mp-3 Musikdateien laufen ließ. Wer allerdings mit anderen Bluetooth-Headsets Negativerfahrungen hinsichtlich der Sprachqualität bei Windgeräuschen gemacht hat, erlebt hier sein sprichwörtliches blaues Wunder: Offensichtlich ist es den Technikern von Cardo gelungen, die Frequenzen der störenden Windgeräusche höchst effektiv herauszufiltern. Selbst an unserem Naked Bike, an dem das Headset völlig ungeschützt im Einsatz war, sind Windgeräusche praktisch nicht vorhanden gewesen und beeinträchtigten demzufolge auch in keiner Weise die Kommunikation.
Beeinträchtigungen der Kommunikation gab es im Interkom-Betrieb, also beim Kontakt zwischen G9 und SRC, bei halbwegs freier Sicht auch erst nach etwa einem Kilometer. Diese erhebliche Reichweite ermöglicht somit auch über größere Distanzen hinweg notwendige Abstimmungen während der Fahrt. Wer schon einmal als Guide vor einer größeren Gruppe von vielleicht sogar 15 oder 20 anderen Motorradfahrern hergefahren ist, wird sich gewünscht haben, ein Feedback vom hinteren Ende des Konvois zu bekommen, ob noch alle da sind oder an der letzten Kreuzung abgehängt wurden. Das sollte mit diesem System künftig also kein Problem mehr sein, wenn der führende und der letzte Fahrer einer Gruppe damit ausgestattet sind.
Leider haben wir an unserem Modell ein Problem bislang nicht lösen können: Wenn eine Interkom-Verbindung zwischen zwei Systemen hergestellt ist und genutzt wird, werden über die Prioitätenwahl Navi-Anweisungen und Musik ausgeblendet, um eine Verständigung untereinander zu ermöglichen. Leider findet unser Modell nach dem Ende dieser Interkom-Verbindung weder Navigationsgerät noch Smartphone wieder. Das heißt, wir erhalten dann keine Navigationsbefehle mehr und können nur noch nach Sichtkontakt fahren. Wir werden dazu mit dem Hersteller noch Kontakt aufnehmen und versuchen, den Grund dafür und vor allem eine Lösungsmöglichkeit zu finden, um diese dann hier noch zu ergänzen.
Diese und weitere Eindrücke von Cardos G9 kann man nach unseren Erfahrungen also wie folgt zusammenfassen:
Pro:
- einfach Montage innerhalb von weniger als 15min. Es liegen ein Mikrofon sowohl für Klapphelme als auch für geschlossene Helme bei.
- Das Intercom hat eine sehr gute Reichweite von etwa 1000m bei Sichtkontakt
- Die Sprachübertragung im Intercom Modus ist sehr gut, leichte Windgeräusche werden sehr effektiv herausgefiltert
- Intercom ist kompatibel zum SRC-System von Schuberth
- Wenn man alleine unterwegs ist bietet das Cardo G9 ein eingebautes Radio. Sechs Sender können über die Online Plattform „Cardo Community“ voreingestellt werden, diese kann man dann per Tastendruck wechseln
- Die Lautstärke der Status-Ansagen ist im Auslieferungszustand sehr laut, lässt sich aber überwiegend mit den Volume-Tasten anpassen.
- Das G9 merkt sich die Lautstärken der verschiedenen Modi (Radio, Intercom, Telefon, Navi etc.) und produziert nur manchmal bei Radio-Ansagen vereinzelte Ausreißer
- Es gibt verschiedene Sprachbefehle für das G9. Zum Beispiel kann man mit „Radio ON“ das Radio aktiveren bzw. mit „Radio OFF“ wieder ausschalten. Hierfür muss die Sprachsteuerungstaste einmal kurz gedrückt werden und nach einem kurzen Piepton kann man seinen Befehl aussprechen.
- Das Koppeln mit einem Bluetooth-Gerät ist denkbar einfach
- Telefonate lassen sich problemlos bis zu einer Geschwindigkeit von 120kmh (Naked Bike) führen, wobei hier die Lautstärke des Mikrofons etwas höher sein könnte (haben mir einige Gesprächspartner mitgeteilt)
Contra:
- Lautsprecher klingen etwas blechern
- Bei Intercom-Betrieb verliert das G9 die Bluetooth Verbindungen zu Handys und Navis, dadurch erhält man keine Richtungsangaben mehr und kann auch keine Gespräche mehr entgegennehmen.
- Status-Ansagen sind anfangs sehr hilfreich, wenn man sich aber nach einiger Zeit mit dem Gerät auskennt, kann man aber auf viele dieser Ansagen verzichten. Leider lassen diese sich aber weder über das WebInterface noch über das integrierte Sprachmenü deaktivieren, obwohl es hier den Punkt „Spoken Status Announcements = off“ gibt.
Insgesamt macht das G9 also einen sehr ordentlichen Eindruck, der im Wesentlichen eigentlich nur durch die ausbleibenden Navi- und Handy-Funktionen nach aktiven Interkom-Verbindungen etwas getrübt wird. Daher möchten wir für eine abschließende Bewertung mit unseren „Like-Bikes“ warten, was unsere Nachforschungen dazu ergeben.
Und da Cardo während unserer ausgiebigen Testphase mit dem Q3 ein Nachfolgemodell auf den Markt gebracht hat, werden wir uns natürlich auch um ein entsprechendes Testexemplar bemühen und gern darüber berichten, welche Erfahrungen wir damit machen durften.
Nachdem wir einen Großteil unserer Redaktionsmitglieder mit den untereinander grundsätzlich kompatiblen Bluetooth-Headsets von Cardo und Schuberth (das SRC
wurde ebenfalls von Cardo entwickelt) ausgestattet haben, hatten wir
uns einiges für die fahrarme Winterzeit vorgenommen. So wollten wir
gerne herausbekommen, welche verschiedenen Varianten der Verbindungen
untereinander möglich sind und welche Funktionalitäten im Detail jeweils
in den Produkten stecken. Insofern lässt sich dieses Update sehr gut
für alle drei Produkte zusammenfassen, da diese Eindrücke auch
weitestgehend modellübergreifend gültig sind.
Um es zusammenzufassen: Enttäuschung ist in den vergangenen Wochen unser häufigster Wegbegleiter gewesen.
All
die Features, die den Produkten in Puncto Kommunikation von Bike zu
Bike zugesprochen werden, gibt es. Und sie funktionieren auch. Manchmal.
Aber eben nicht immer. Und das ist ein Problem, nein, das ist DAS
Problem!
Manchmal
konnten wir unsere Geräte ganz wunderbar miteinander verbinden (koppeln
oder pairen, wie die Fachleute auch gerne neudeutsch sagen), aber
leider nicht immer. Und auch wenn die Geräte jeweils mit zumindest zwei
oder sogar mehr Partnern koppelbar sein sollen, hat auch das manchmal
funktioniert, aber eben nicht immer.
Und
genau dieser Punkt ist der entscheidende, der die Enttäuschung
ausmacht: Wir können partout keine Gesetzmäßigkeit feststellen, woran es
liegt, dass die Verbindungen manchmal zustande kommen, manchmal nicht
und manchmal sogar während einer gemeinsamen Ausfahrt unterbrochen
werden oder aber auch plötzlich, unerwartet und aus dem Nichts heraus
einfach so zustande kommen. Nach unseren Erfahrungen ist damit die
Interkom-Verbindung vor allem mit mehreren Teilnehmern oder – und da
gibt es ja durchaus Parallelen zum wirklichen Leben – mit ständig
wechselnden Partnern kritisch und instabil...
Außerdem
haben wir auch das bei allen Geräten bestehende Problem
zusammenbrechender Bluetooth-Verbindungen zu Navi und/oder Handy nach
Interkom-Verbindungen mit anderen Teilnehmern nicht lösen können. Dass
bei einigen Handys nach einer Interkom-Verbindung (Gespräch mit anderen
Teilnehmern) und manchmal auch nach einem geführten Telefonat die zuvor
spielende Musik nicht mehr gestartet wurde, scheint tatsächlich von
Handy-Modell oder der dort vorhandenen Firm- oder Software abhängig zu
sein und darf nicht den Bluetooth-Headsets angelastet werden. Aber dass
man nach einer Interkom-Verbindung plötzlich keine Navi-Ansagen mehr
hört, ist einfach misslich. Hier hilft nur das Ausschalten und
Neustarten der Headsets. Macht man dieses während der Fahrt, ist
reichlich Ablenkung von der Verkehrssituation vorprogrammiert, ergänzt
um einarmiges Fahren, weil der zweite Arm irgendwo am Helm an den
Bedienungsknöpfen der Headsets herumpfriemelt.
Leider
werden auch nicht immer die anderen Teilnehmer, mit deren Headsets man
das eigene beim letzten Mal verbunden hatte, nach dem Neustart der
Headsets automatisch wieder gefunden: Der Abend des ersten Tages einer
Tour endete mal mit zufriedenem Grinsen, weil man sich am Tage während
der Fahrt mit den anderen Teilnehmern hatte unterhalten können. Leider
ist dann nach dem Frühstück am nächsten Morgen zu oft diese
Zufriedenheit schon wieder Geschichte, weil das eine oder andere oder
gar alle anderen Headsets plötzlich nicht mehr verbunden werden können.
Dann heißt es fast immer für ALLE Teilnehmer: Reset des Systems und
Aufbau neuer Verbindungen, natürlich dann auch zum eigenen Handy oder
Navi, weil diese Verbindungen beim Reset ebenfalls gekappt wurden.
Das
klingt jetzt insgesamt so, als würden wir von den Bluetooth-Headsets
generell abraten. Das ist mitnichten so. Aber wenn man sich für den Kauf
solcher Systeme interessiert, und zwar herstellerunabhängig, müssen ein
paar grundsätzliche Fragen vorab geklärt werden und einige grundlose
Hoffnungen aus der Welt geräumt sein:
Zunächst
stellt sich die Frage, wofür man ein Bluetooth-Headset einsetzen will:
Insbesondere für Alleinfahrer, die sich während der Fahrt mit
Navi-Ansagen und/oder Musik von einem Navigations-Gerät und/oder einem
Handy versorgen lassen möchten, kann dies sehr funktionell sein. Viele
neuere Navigationsgeräte bieten gar keinen Kopfhörer-Anschluss mehr an,
weil dieser Probleme bei der geforderten Wasserdichtigkeit der Geräte
macht. Hier wird häufig allein auf den Einsatz von Bluetooth-Headsets
gesetzt. Für diesen Einsatz sind alle drei Modelle (Cardo G9, Cardo Q3 und Schuberth SRC)
gleichermaßen gut geeignet. Der Sound der Systeme ist nicht zuletzt vom
Helm und der mit diesem verbundenen Geräuschkulisse während der Fahrt
abhängig. Systembedingt weist hier das SRC schon allein dadurch
erhebliche Vorteile auf, weil die damit kompatiblen Schuberth-Helme
besonders leise sind und damit optimale Voraussetzungen liefern.
Andererseits sind die Cardos wiederum flexibel einsetzbar und können bei
späterem Neukauf eines anderen Helmmodelss in aller Regel problemlos
mitgenommen werden.
Möchte
man mit dem Bluetooth-Headset zusätzlich noch mit einem weiteren
Teilnehmer (Sozius oder anderer Motorradfahrer) während der Fahrt
kommunizieren können, wird es schon schwieriger: Zunächst sollte man
schauen, ob schon ein (anderes) Headset-System im Einsatz ist. Hat der
andere Teilnehmer ein Headset, das nicht mit den Cardos und SRC
kompatibel ist (also von einem anderen Hersteller stammt), nützt einem
das am besten ausgestattete System nicht viel, weil man doch nicht
miteinander plauschen kann. Hat der Partner bereits ein Cardo und/oder
SRC, dann lohnt sich der Blick auf eines der hier vorgestellten Modelle.
Meist
bleiben – solange man immer nur mit diesem einen Partner-System
gekoppelt bleibt, diese Verbindung auch nach dem Ausschalten vorhanden;
die Systeme finden sich selbständig ohne dass weiteres oder neues Pairen
notwendig wird. Allerdings kann es bereits in dieser „kleinen“
Konstellation dazu kommen, dass nach Gesprächen zwischen den Teilnehmern
während der Fahrt die Verbindung zum eigenen Navigationsgerät oder
Handy abreist und nur durch einen Neustart des Bluetooth-Headsets wieder
aktiviert werden kann. Insofern verursacht allein schon diese Situation
im Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com nach unseren Erfahrungen
Bauchweh, der Faktor Unsicherheit („Klappt es heute?“) ist uns einfach
zu groß.
Wer
dagegen ohne Navi-Unterstützung und Musikbeschallung aber dafür zu
zweit unterwegs ist, für den stellen die Cardo-Produkte incl. SRC eine
tolle Möglichkeit dar: Verbindet man sich auch hier immer wieder nur mit
dem einen, möglichst immer gleichen Teilnehmer, hat man kaum
Störeinflüsse zu erwarten. Man wird mit hoher Verbindungsqualität über
zum Teil erstaunlich große Entfernungen belohnt und kann neben einem
netten Plausch unterwegs vor allem sinnvolle Sicherheitshinweise auf
Verunreinigungen der Fahrbahn etc. vom Vorder- an den Hintermann (oder
jeweils -frau) weitergeben. So lässt sich das Thema Sicherheit auf dem
Motorrad auch aktiv angehen.
Wer
allerdings vorhat, die Bluetooth-Headsets gemessen am Funktionsumfang
maximal einzusetzen (Navi-Ansagen, Musik, Telefonieren und
Interkom-Gespräche mit mehreren, gerne auch immer wieder mal wechselnden
Teilnehmern), der sollte sich auf zahlreiche Überraschungen, viele
Probierstunden und ein notwendig gutes Nervenkostüm einstellen. Außerdem
sollte er sich um sehr tolerante Freunde und Mitfahrer bemühen und
überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt vor dem Tourstart erscheinen,
um genügend Zeit für die Resets zu haben und die anderen nicht all zu
lange warten zu lassen.
Insgesamt
ist bei uns zum Thema Bluetooth-Kommunikation einige Ernüchterung
eingekehrt. Zu unsicher ist die Funktionsfähigkeit bei intensiver
Nutzung. Ich selbst habe mittlerweile als glücklicher Nutzer eines alten
zumo 550 mit „echtem“ Kopfhörerausgang wieder auf die alt bewährten,
wenig bequemen aber dafür sicher funktionierenden kabelgebundenen
Headsets zurückgerüstet und setze bei Bike-2-Bike-Kommunikation auf die
ebenso antiquierte wie sichere Funkverbindung mittels PMR-Funkgeräten.
Für mich MUSS Technik, wenn sie vorhanden ist, funktionieren und darf
nicht zum Glücksspiel ausarten, welches das Motorradfahren
in den Hintergrund drängt. Wenn ich irgendwann einmal Lust dazu
bekomme, mich hobbymäßig mit technischen Spielereien zu beschäftigen,
verkaufe ich mein Motorrad und dann stimmt auch wieder alles...
Infolge
der oben beschriebenen unterschiedlich sinnhaften Nutzungsmöglichkeiten
für Bluetooth-Headsets im Allgemeinen und den cardo(-kompatiblen)
Systemen im Besonderen stehen wir als Redaktion den hier vorgestellten
Geräten mit einem durchwachsenen Gefühl gegenüber, das wir in der nur
mittelmäßigen Anzahl der zu vergebenden LikeBikes ausdrücken. Dabei
würden wir am liebsten etwa 2,5 LikeBikes vergeben, was wir uns aber
grundsätzlich selbst untersagt haben. Demzufolge differenzieren wir
zwischen den Geräten wie folgt:
Allen
drei Modellen sind die sehr guten Reichweiten und vielfältigen
(theoretischen) Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten sowie eine
überaus gute Übertragungsqualität aber leider auch die ausreichend
beschriebenen Schwierigkeiten beim Herstellen, Halten und Wiederfinden
gepairter Teilnehmer und Verbindungen zu eigen. Außerdem verfügen alle
drei Modelle über leistungsstarke Akkus, die eine Tagestour klaglos
überstehen: Wir haben noch kein Akku in die Knie gezwungen, selbst
beispielsweise mit Dauermusik am SRC über fast 10 Stunden nicht.
Das
Schuberth SRC erhält von uns 3 von möglichen 5 LikeBikes, weil es sich
konstruktionsbedingt perfekt an den C3 Pro anpasst und darüber hinaus in
Zusammenarbeit mit den im Helm integrierten Antennen einen wirklich
sehr guten Radioempfang ermöglicht, der auf fast allen unserer Etappen
nahezu störungsfrei funktionierte.
Auch
beim G9 von Cardo können wir 3 von 5 LikeBikes rechtfertigen. Hier ist
ebenfalls ein Radio eingebaut, dessen Empfangsqualitäten allerdings mit
denen des SRC nicht ganz mithalten können. Dafür verfügt es über das
überaus angenehme Feature, zwei G9-Systeme allein durch einen ganz
leichten Schlag der Systeme aneinander zu koppeln. Diese sehr
komfortable Art spart nicht nur Zeit sondern auch einiges an Nerven.
Außerdem ist das G9 flexibel nach einem Wechsel des Helmmodells weiter
zu verwenden.
Da
das Q3 weder über die bequeme Koppelungsmöglichkeit des G9 noch über
die gute Radioqualität des SRC verfügt, konnte die Bewertung mit 2 von
möglichen 5 LikeBikes nur unter den beiden anderen Modellen bleiben.
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