Da
ich gerne über meine Motorradreisen berichte, habe ich auch ein großes
Interesse daran, meine Eindrücke zusätzlich in (bewegten) Bildern
festzuhalten. Demzufolge hatte ich mich im vergangenen Winter mit der
Frage befasst, welche der mittlerweile zahlreichen Action-Cams für meine
Videoaufnahmen während der Fahrt besonders geeignet sein könnten.
Die
Auswahl an Herstellern und Modellen ist im Laufe der Zeit und im
Hinblick auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Cams insbesondere
bei Outdoor- und Action-Freizeitaktivitäten nahezu unüberschaubar groß
geworden. Mein Respekt gehört jedem, der hier einen vollständigen
Überblick hat und behält.
Ich konnte bereits durch eine freundliche Geste von Ralf Voigt aus Köln (www.reisetourer.de)
die GoPro Hero in Full HD-Qualität nutzen. Dadurch hatte ich Blut
geleckt und wollte gerne in der Lage sein, die gleiche Fahrszene aus
verschiedenen Perspektiven aufnehmen zu können und eventuelle technische
Pannen durch den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Cams kompensieren
können.
Damit
war auch klar, dass neben der Bildqualität möglichst umfangreiche
Befestigungsmöglichkeiten für mich entscheidende Faktoren sein würden,
die die Kaufentscheidung beeinflussen. Aus den Erfahrungen mit der
GoPro, über die im Netz ja auch schon viel nachzulesen ist, hatte ich
natürlich auch ein Gespür für die Knackpunkte beim Einsatz der Cam auf
dem Motorrad bekommen, so dass ich auch diese berücksichtigen konnte.
Insofern werde ich in meinen weiteren Ausführungen immer wieder einen
Vergleich oder Querverweis zur GoPro darstellen, da diese Kamera in der
Szene vielerorts durchaus als Maßstab gesehen wird.
Meine
Wahl fiel auf die Midland XTC-200, und zwar aus mehreren Gründen.
Zunächst ist hier der Kaufpreis zu nennen, der mit knapp 200 Euro für
eine HD-Kamera eher günstig zu nennen ist. Zum Zeitpunkt meiner
Entscheidung im Winter 2010/2011 war die zwischenzeitlich erschienene
XTC-300 des gleichen Anbieters mit Full-HD-Auflösung leider noch nicht
erhältlich, sonst wäre diese eine interessante Wahl gewesen.
Beim
Kauf sollte man zunächst beachten, dass die XTC-200 selbst nicht
wasserdicht und damit für den Einsatz auf dem Motorrad nur beschränkt
geeignet ist. Der Hersteller bietet aber ein wasserdichtes Gehäuse für
diese Cam an, das dieses Problem löst. Für mich war klar, dass diese
Mehrinvestition von knapp 30 Euro unverzichtbar sein würde.
Zusammen
mit der Cam erhält man einen Satz verschiedener
Befestigungsmöglichkeiten. Eingangs hatte ich schon erwähnt, wie
bedeutsam für mich die verschiedenen Anbringungsmöglichkeiten sind, um
unterschiedliche Perspektiven während der Fahrt nutzen zu können. Hierzu
weist die XTC-200 mehrere gut durchdachte features auf, die jedenfalls
aus meiner Sicht einen enormen Vorteil gegenüber der GoPro darstellen.
Zunächst
ist unten in das Kameragehäuse bereits ein Standard-Gewinde für die
Befestigung auf jedem handelsüblichen Foto- oder Videostativ
eingearbeitet. Damit kann die Cam auch bestens und ohne weiteren Aufwand
für Vorbeifahrszenen genutzt werden: Auf einem Stativ am Straßenrad
aufgestellt und ausgerichtet kann sie so eine Vorbeifahrt aufnehmen,
auch wenn man nur allein unterwegs ist und niemand für die Durchführung
der Aufnahme zur Verfügung steht. Das funktioniert sowohl mit als auch
ohne wasserdichtem Gehäuse. Mittlerweile ist ein entsprechender Adapter
mit einer Stativhalterung für die GoPro auch erhältlich, belastet aber
zusätzlich das mit einem Kaufpreis von 350 Euro für die Cam schon arg
gebeutelte Portemonnaie.
Über
dieses Gewinde wird die Cam auch mit der mitgelieferten Lenkerhalterung
verbunden. Diese wird um die Lenkergewichte mit einem Zug-Ratschen-Gurt
festgezogen. Anschließend hat man bequem handlebar die Kamera in
unmittelbarer Nähe der Hände. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bei
Panoramaaufnahmen beispielsweise während des Fahrens entlang eines
Berghangs mit entsprechend seitlichem Fernblick die Kamera ein wenig zu
drehen und so die sich bietende Perspektive darzustellen.
Diese
Anbringung ist auf beiden Lenkerseiten möglich, macht aber auf der
linken Seite mehr Sinn, um die rechte Hand für den Gasgriff dauerhaft
nutzen zu können. Kleiner Nachteil dieser Halterung: Die Lenkerenden
können durch den Kunststoffgurt ein wenig zerkratzen, wenn man die
Kontaktflächen nicht vorher abpolstert. Hier scheinen mir Lenkerbänder
aus Stoff, wie man sie im Fahrradzubehör für wenig Geld bekommen kann,
Abhilfe schaffen zu können. Leider ist diese komfortable Position an
meinem Reisedampfer mit seinem schuckelnden Motor nicht zu empfehlen:
Das Ansehen der ruckelnden und zitternden Aufnahmen möchte man weder
sich selbst noch jemand anderem zumuten. Bei vibrationsarmen Motoren ist
dagegen diese Position sehr zu empfehlen, wie ich von einige
Probeaufnahmen auf meinem früheren K-Modell weiß.
Ferner
wird bei der XTC-200 ein rundes Klebepad mitgeliefert, das mit einem
Pilzkopf-Klettband ausgestattet ist. Bei dieser Art von Klettband
verzahnen sich die die kleinen Nippel der Gegenseiten wesentlich stärker
miteinander und lösen sich nicht so leicht von allein wie bei
herkömmlichem Klett. Mit diesem Klebepad lässt sich die Kamera entweder
seitlich am Helm, wenn man das möchte, oder zum Beispiel sehr gut
seitlich an einer ggf. vorhandenen Verkleidung anbringen:
Das
wirklich Geniale daran ist, dass sich die Cam an dieser Halterung
sowohl im wasserdichten Gehäuse als auch nackt und ohne Wasserschutz
anbringen lässt. Das ist für mich als BMW-Fahrer von besonderem Vorteil:
In dem Radiofach in der linken Verkleidungshälfte habe ich einen
Zigarettenanzünder als Steckdose eingebaut. Nachdem ich mit dafür einen
Mehrfachadapter incl. USB-Ausgang zugelegt habe, konnte ich von dort ein
handelsübliches USB-Kabel problemlos in der Verkleidung verlegen und
durch einen der Luftschlitze nach außen führen.
Habe
ich nun die Kamera ohne Wasserschutz an der seitlichen Halterung
angebracht, kann ich mittels angeschlossenem Mini-USB-Kabel unter
Außerachtlassung der Akkulaufzeit die Cam dauerhaft mit Strom versorgen.
Gerade auf langen Reisen wird damit die Aufnahmedauer nicht mehr von
der Akkulaufzeit abhängig sein, sondern nur noch von der Kapazität der
micro-SD-Karte. Diese sollen bis 32 GB verarbeitet werden,. Ich selbst
nutze Karten mit 16 GB Kapazität, die mit dauerhafter Stromversorgung
für etwa zweieinhalbstündige Aufnahmesessions reichen.
Zugegeben:
Das schafft die GoPro dank Ihres äußerst starken Akkus auch ohne
dauerhafte Stromversorgung, die allerdings wegen des zwingenden
Einsatzes im Kunststoffgehäuse bislang auch nicht möglich war.
Mittlerweile hat der Hersteller auch hier erkannt, dass Flexibilität bei
Befestigungs- und Versorgungsmöglichkeiten wesentliche Kauffaktoren
sind. Jetzt ist ein Kunststoffgehäuse für die GoPro erhältlich, das
seitlich offen und damit für den Anschluss eines Mini-USB-Kabels
vorgesehen ist.
Die
Befestigung der XTC-200 seitlich an der Verkleidung bringt darüber
hinaus neben wackelfreien Aufnahmen auch tolle Perspektiven: Unter http://www.flickr.com/photos/motorrad-presse/6088409358/in/photostream bzw. unter http://www.youtube.com/watch?v=oEX-qxcNE6U in HD-Qualität sieht man, wie neben den Landschaftsaufnahmen auch das ordentlich arbeitende Vorderrad eingefangen werden kann.
Eine
solche Perspektive ist bei der GoPro nur mit der Saugnapfhalterung
möglich. Mit dieser lässt sich die GoPro auch seitlich an der
Verkleidung anbringen, macht dabei aber einen wenig vertrauensvollen
Eindruck: allein das höhere Gewicht, verstärkt um den langen Hebel der
Halterung lassen den Nutzer nicht wirklich entspannt unterwegs sein.
Eigentlich geht der Blick häufig weg von der Fahrbahn und hin zur Kamera
in der Hoffnung, dass sie sich nicht verabschiedet hat.
Die
Midland XTC-200 sitzt dagegen einerseits bombenfest und flößt bis Tempo
200 an der Seitenverkleidung uneingeschränkt Vertrauen ein.
Andererseits lässt sie sich sogar auf dem Motorrad sitzend bequem mit
leichtem Verkanten abnehmen oder anders positionieren.
Sowohl
am Lenker als auch seitlich an der Verkleidung spielt die XTC-200 einen
weiteren, für Motorradfahrer entscheidenden Vorteil aus: Die
Bedienbarkeit!
Mit
nur einem großen Schieberegler auf der Gehäuseoberseite, der ganz
entspannt auch mit dickeren Motorradhandschuhen bedient werden kann,
wird die Cam quasi digital bedient: Schieber nach vorne: Die Kamera ist
an und nimmt auf. Schieber nach hinten: Die Kamera nimmt nicht mehr auf
und ist akkusparend ausgeschaltet. Im wasserdichten Gehäuse funktioniert
dies ebenso simpel wie zuverlässig.
Die
Bildqualität der XTC-200 kommt hinsichtlich der Präzision nicht an die
Qualität der Full-HD GoPro heran. Hier wird wohl die neue XTC-300 die
stärkere Konkurrentin sein. Für meine Einsatzzwecke mit der
Dokumentation von Motorradreisen im Internet reicht sie allemal aus.
Besonders gefällt mir die Farbechtheit dabei und vor allem die gute
Adaption bei wechselnden Lichtverhältnissen, wie man auch auf dem oben
angesprochenen Video sehen kann..
Auf meiner diesjährigen Motorradreise entlang des osteuropäischen Pilgerwegs Via Slavica von Warschau nach Rom (www.via-slavica.motorrad-tourer.com)
konnte ich die XTC für einige Aufnahmen auf den ersten Etappen nutzen.
Bei einer sich bietenden Gelegenheit, auf einer mit zwei Motorrädern
gefahrenen Etappe gegenseitige Aufnahmen zu fertigen, habe ich leider
die XTC-200 während der Fahrt verloren. Das lag nicht an der Kamera,
sondern vielmehr an der genutzten Fremdhalterung, mit der die Cam an der
Scheibe des anderen Motorrads befestigt war. Leider hat sich diese bei
etwa 120 km/h gelöst. Dies zeigt ebenfalls, wie wichtig die Qualität der
mit der Kamera mitgelieferten Befestigungstools ist.
Ich
bin sehr gespannt, wie sich die während dieser Reise mit der XTC-200
gemachten Aufnahmen in den Gesamtkontext des noch zu erstellenden
Gesamtfilms einfügen werden: Hier dürfen wir gemeinsam die von Martin
Franitza vom sidecar-adventure-team zugesagte Video-DVD zur Via Slavica
im kommenden Winter erwarten.
Nach
dem Verlust der XTC-200 steht aber auch fest, dass Ersatz her muss.
Momentan bin ich noch unentschlossen, ob ich mir erneut die XTC-200 oder
lieber gleich das neue Top-Modell XTC-300 anschaffe. Für die XTC-300
spricht mein Entdeckerdrang und die Vermutung, dass es qualitativ noch
etwas bessere Aufnahmen als mit der XTC-200 geben könnte.
Für
diese wiederum spricht neben dem geringeren Kaufpreis vor allem meine
durchweg positive Erfahrung, die diese Kamera zu meinem Highlight und
Lieblingswerkzeug noch vor der GoPro und einer außerdem im Einsatz
befindlichen Kodak Playsport gemacht hat. Hier wird wohl meine Tagesform
am Bestelltag den Ausschlag geben, ob ich auf die vorbehaltlos bewährte
und preiswerte XTC-200 oder das neue etwas teurere Top-Modell XTC-300
setze. In jedem Fall bin ich fest davon überzeugt, auch bei künftigen
Videoaufnahmen meiner Motorradreisen auf die Qualität aus dem Hause
Midland setzen zu wollen.
Unabhängig
von der noch offenen Frage, ob und in welchem Umfang die XTC-300 noch
bessere Ergebnisse liefern kann, hat sich die XTC insbesondere unter
Berücksichtigung der vielfältigen Befestigungsmöglichkeiten, des sehr
guten Bildes, der einfachen und eindeutigen Bedienbarkeit und nicht
zuletzt des günstigen Preises als mein Favorit einen
Motorrad-Tourer.com-Tipp! verdient.
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