Montag, 5. September 2016

Action-Cam Midland XTC 200

August 2011:



Da ich gerne über meine Motorradreisen berichte, habe ich auch ein großes Interesse daran, meine Eindrücke zusätzlich in (bewegten) Bildern festzuhalten. Demzufolge hatte ich mich im vergangenen Winter mit der Frage befasst, welche der mittlerweile zahlreichen Action-Cams für meine Videoaufnahmen während der Fahrt besonders geeignet sein könnten.

Die Auswahl an Herstellern und Modellen ist im Laufe der Zeit und im Hinblick auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Cams insbesondere bei Outdoor- und Action-Freizeitaktivitäten nahezu unüberschaubar groß geworden. Mein Respekt gehört jedem, der hier einen vollständigen Überblick hat und behält.

Ich konnte bereits durch eine freundliche Geste von Ralf Voigt aus Köln (www.reisetourer.de) die GoPro Hero in Full HD-Qualität nutzen. Dadurch hatte ich Blut geleckt und wollte gerne in der Lage sein, die gleiche Fahrszene aus verschiedenen Perspektiven aufnehmen zu können und eventuelle technische Pannen durch den gleichzeitigen Einsatz mehrerer Cams kompensieren können.

Damit war auch klar, dass neben der Bildqualität möglichst umfangreiche Befestigungsmöglichkeiten für mich entscheidende Faktoren sein würden, die die Kaufentscheidung beeinflussen. Aus den Erfahrungen mit der GoPro, über die im Netz ja auch schon viel nachzulesen ist, hatte ich natürlich auch ein Gespür für die Knackpunkte beim Einsatz der Cam auf dem Motorrad bekommen, so dass ich auch diese berücksichtigen konnte. Insofern werde ich in meinen weiteren Ausführungen immer wieder einen Vergleich oder Querverweis zur GoPro darstellen, da diese Kamera in der Szene vielerorts durchaus als Maßstab gesehen wird.


Meine Wahl fiel auf die Midland XTC-200, und zwar aus mehreren Gründen. Zunächst ist hier der Kaufpreis zu nennen, der mit knapp 200 Euro für eine HD-Kamera eher günstig zu nennen ist. Zum Zeitpunkt meiner Entscheidung im Winter 2010/2011 war die zwischenzeitlich erschienene XTC-300 des gleichen Anbieters mit Full-HD-Auflösung leider noch nicht erhältlich, sonst wäre diese eine interessante Wahl gewesen.


Beim Kauf sollte man zunächst beachten, dass die XTC-200 selbst nicht wasserdicht und damit für den Einsatz auf dem Motorrad nur beschränkt geeignet ist. Der Hersteller bietet aber ein wasserdichtes Gehäuse für diese Cam an, das dieses Problem löst. Für mich war klar, dass diese Mehrinvestition von knapp 30 Euro unverzichtbar sein würde.


Zusammen mit der Cam erhält man einen Satz verschiedener Befestigungsmöglichkeiten. Eingangs hatte ich schon erwähnt, wie bedeutsam für mich die verschiedenen Anbringungsmöglichkeiten sind, um unterschiedliche Perspektiven während der Fahrt nutzen zu können. Hierzu weist die XTC-200 mehrere gut durchdachte features auf, die jedenfalls aus meiner Sicht einen enormen Vorteil gegenüber der GoPro darstellen.

Zunächst ist unten in das Kameragehäuse bereits ein Standard-Gewinde für die Befestigung auf jedem handelsüblichen Foto- oder Videostativ eingearbeitet. Damit kann die Cam auch bestens und ohne weiteren Aufwand für Vorbeifahrszenen genutzt werden: Auf einem Stativ am Straßenrad aufgestellt und ausgerichtet kann sie so eine Vorbeifahrt aufnehmen, auch wenn man nur allein unterwegs ist und niemand für die Durchführung der Aufnahme zur Verfügung steht. Das funktioniert sowohl mit als auch ohne wasserdichtem Gehäuse. Mittlerweile ist ein entsprechender Adapter mit einer Stativhalterung für die GoPro auch erhältlich, belastet aber zusätzlich das mit einem Kaufpreis von 350 Euro für die Cam schon arg gebeutelte Portemonnaie.


Über dieses Gewinde wird die Cam auch mit der mitgelieferten Lenkerhalterung verbunden. Diese wird um die Lenkergewichte mit einem Zug-Ratschen-Gurt festgezogen. Anschließend hat man bequem handlebar die Kamera in unmittelbarer Nähe der Hände. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bei Panoramaaufnahmen beispielsweise während des Fahrens entlang eines Berghangs mit entsprechend seitlichem Fernblick die Kamera ein wenig zu drehen und so die sich bietende Perspektive darzustellen.
Diese Anbringung ist auf beiden Lenkerseiten möglich, macht aber auf der linken Seite mehr Sinn, um die rechte Hand für den Gasgriff dauerhaft nutzen zu können. Kleiner Nachteil dieser Halterung: Die Lenkerenden können durch den Kunststoffgurt ein wenig zerkratzen, wenn man die Kontaktflächen nicht vorher abpolstert. Hier scheinen mir Lenkerbänder aus Stoff, wie man sie im Fahrradzubehör für wenig Geld bekommen kann, Abhilfe schaffen zu können. Leider ist diese komfortable Position an meinem Reisedampfer mit seinem schuckelnden Motor nicht zu empfehlen: Das Ansehen der ruckelnden und zitternden Aufnahmen möchte man weder sich selbst noch jemand anderem zumuten. Bei vibrationsarmen Motoren ist dagegen diese Position sehr zu empfehlen, wie ich von einige Probeaufnahmen auf meinem früheren K-Modell weiß.

Ferner wird bei der XTC-200 ein rundes Klebepad mitgeliefert, das mit einem Pilzkopf-Klettband ausgestattet ist. Bei dieser Art von Klettband verzahnen sich die die kleinen Nippel der Gegenseiten wesentlich stärker miteinander und lösen sich nicht so leicht von allein wie bei herkömmlichem Klett. Mit diesem Klebepad lässt sich die Kamera entweder seitlich am Helm, wenn man das möchte, oder zum Beispiel sehr gut seitlich an einer ggf. vorhandenen Verkleidung anbringen:


Das wirklich Geniale daran ist, dass sich die Cam an dieser Halterung sowohl im wasserdichten Gehäuse als auch nackt und ohne Wasserschutz anbringen lässt. Das ist für mich als BMW-Fahrer von besonderem Vorteil: In dem Radiofach in der linken Verkleidungshälfte habe ich einen Zigarettenanzünder als Steckdose eingebaut. Nachdem ich mit dafür einen Mehrfachadapter incl. USB-Ausgang zugelegt habe, konnte ich von dort ein handelsübliches USB-Kabel problemlos in der Verkleidung verlegen und durch einen der Luftschlitze nach außen führen.

Habe ich nun die Kamera ohne Wasserschutz an der seitlichen Halterung angebracht, kann ich mittels angeschlossenem Mini-USB-Kabel unter Außerachtlassung der Akkulaufzeit die Cam dauerhaft mit Strom versorgen. Gerade auf langen Reisen wird damit die Aufnahmedauer nicht mehr von der Akkulaufzeit abhängig sein, sondern nur noch von der Kapazität der micro-SD-Karte. Diese sollen bis 32 GB verarbeitet werden,. Ich selbst nutze Karten mit 16 GB Kapazität, die mit dauerhafter Stromversorgung für etwa zweieinhalbstündige Aufnahmesessions reichen.

Zugegeben: Das schafft die GoPro dank Ihres äußerst starken Akkus auch ohne dauerhafte Stromversorgung, die allerdings wegen des zwingenden Einsatzes im Kunststoffgehäuse bislang auch nicht möglich war. Mittlerweile hat der Hersteller auch hier erkannt, dass Flexibilität bei Befestigungs- und Versorgungsmöglichkeiten wesentliche Kauffaktoren sind. Jetzt ist ein Kunststoffgehäuse für die GoPro erhältlich, das seitlich offen und damit für den Anschluss eines Mini-USB-Kabels vorgesehen ist.

Die Befestigung der XTC-200 seitlich an der Verkleidung bringt darüber hinaus neben wackelfreien Aufnahmen auch tolle Perspektiven: Unter http://www.flickr.com/photos/motorrad-presse/6088409358/in/photostream bzw. unter http://www.youtube.com/watch?v=oEX-qxcNE6U in HD-Qualität sieht man, wie neben den Landschaftsaufnahmen auch das ordentlich arbeitende Vorderrad eingefangen werden kann.

Eine solche Perspektive ist bei der GoPro nur mit der Saugnapfhalterung möglich. Mit dieser lässt sich die GoPro auch seitlich an der Verkleidung anbringen, macht dabei aber einen wenig vertrauensvollen Eindruck: allein das höhere Gewicht, verstärkt um den langen Hebel der Halterung lassen den Nutzer nicht wirklich entspannt unterwegs sein. Eigentlich geht der Blick häufig weg von der Fahrbahn und hin zur Kamera in der Hoffnung, dass sie sich nicht verabschiedet hat.
Die Midland XTC-200 sitzt dagegen einerseits bombenfest und flößt bis Tempo 200 an der Seitenverkleidung uneingeschränkt Vertrauen ein. Andererseits lässt sie sich sogar auf dem Motorrad sitzend bequem mit leichtem Verkanten abnehmen oder anders positionieren.

Sowohl am Lenker als auch seitlich an der Verkleidung spielt die XTC-200 einen weiteren, für Motorradfahrer entscheidenden Vorteil aus: Die Bedienbarkeit!
Mit nur einem großen Schieberegler auf der Gehäuseoberseite, der ganz entspannt auch mit dickeren Motorradhandschuhen bedient werden kann, wird die Cam quasi digital bedient: Schieber nach vorne: Die Kamera ist an und nimmt auf. Schieber nach hinten: Die Kamera nimmt nicht mehr auf und ist akkusparend ausgeschaltet. Im wasserdichten Gehäuse funktioniert dies ebenso simpel wie zuverlässig.

Die Bildqualität der XTC-200 kommt hinsichtlich der Präzision nicht an die Qualität der Full-HD GoPro heran. Hier wird wohl die neue XTC-300 die stärkere Konkurrentin sein. Für meine Einsatzzwecke mit der Dokumentation von Motorradreisen im Internet reicht sie allemal aus. Besonders gefällt mir die Farbechtheit dabei und vor allem die gute Adaption bei wechselnden Lichtverhältnissen, wie man auch auf dem oben angesprochenen Video sehen kann..

Auf meiner diesjährigen Motorradreise entlang des osteuropäischen Pilgerwegs Via Slavica von Warschau nach Rom (www.via-slavica.motorrad-tourer.com) konnte ich die XTC für einige Aufnahmen auf den ersten Etappen nutzen. Bei einer sich bietenden Gelegenheit, auf einer mit zwei Motorrädern gefahrenen Etappe gegenseitige Aufnahmen zu fertigen, habe ich leider die XTC-200 während der Fahrt verloren. Das lag nicht an der Kamera, sondern vielmehr an der genutzten Fremdhalterung, mit der die Cam an der Scheibe des anderen Motorrads befestigt war. Leider hat sich diese bei etwa 120 km/h gelöst. Dies zeigt ebenfalls, wie wichtig die Qualität der mit der Kamera mitgelieferten Befestigungstools ist.

Ich bin sehr gespannt, wie sich die während dieser Reise mit der XTC-200 gemachten Aufnahmen in den Gesamtkontext des noch zu erstellenden Gesamtfilms einfügen werden: Hier dürfen wir gemeinsam die von Martin Franitza vom sidecar-adventure-team zugesagte Video-DVD zur Via Slavica im kommenden Winter erwarten.

Nach dem Verlust der XTC-200 steht aber auch fest, dass Ersatz her muss. Momentan bin ich noch unentschlossen, ob ich mir erneut die XTC-200 oder lieber gleich das neue Top-Modell XTC-300 anschaffe. Für die XTC-300 spricht mein Entdeckerdrang und die Vermutung, dass es qualitativ noch etwas bessere Aufnahmen als mit der XTC-200 geben könnte.

Für diese wiederum spricht neben dem geringeren Kaufpreis vor allem meine durchweg positive Erfahrung, die diese Kamera zu meinem Highlight und Lieblingswerkzeug noch vor der GoPro und einer außerdem im Einsatz befindlichen Kodak Playsport gemacht hat. Hier wird wohl meine Tagesform am Bestelltag den Ausschlag geben, ob ich auf die vorbehaltlos bewährte und preiswerte XTC-200 oder das neue etwas teurere Top-Modell XTC-300 setze. In jedem Fall bin ich fest davon überzeugt, auch bei künftigen Videoaufnahmen meiner Motorradreisen auf die Qualität aus dem Hause Midland setzen zu wollen.

Unabhängig von der noch offenen Frage, ob und in welchem Umfang die XTC-300 noch bessere Ergebnisse liefern kann, hat sich die XTC insbesondere unter Berücksichtigung der vielfältigen Befestigungsmöglichkeiten, des sehr guten Bildes, der einfachen und eindeutigen Bedienbarkeit und nicht zuletzt des günstigen Preises als mein Favorit einen Motorrad-Tourer.com-Tipp! verdient.



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