Nach dem furiosen Einstieg in die Szene der Jethelme mit dem FG-Jet von HJC möchten
wir natürlich unseren Überblick über derartige Modelle vergrößern.
Deshalb haben wir uns als nächstes für ein - auch unter
Kostengesichtspunkten - Spitzenmodell entschieden, nämlich den X-Tend
von Arai.
Für dieses Modell weist der Hersteller folgende Spezifikationen aus:
"DER ULTIMATIVE JETHELM
Unsere
Ziele bei der Entwicklung des X-Tend waren sehr hoch gesteckt. Mehr
Schutz, mehr Komfort und eine Passform die es erlaubt, mit einem Jethelm
auch bei höheren Geschwindigkeiten die Freiheit zu fühlen und den
umfassenden Blick auf die Strasse zu haben, den nur ein offener Helm
bieten kann.
Das
Resultat ist eine komplett neue Aussenschale mit einem über einen um
jeweils 30mm verlängerten Wangenbereich mit zusätzlichem, stoßdämpfenden
EPS Material für mehr Unfallschutz bei einem Seitenaufschlag da wir
heute wissen, dass die meisten Aufschläge statistisch bei einem Unfall
auf der Seite erfolgen. Ausserdem wird durch diese Konstruktion die
Steifigkeit und Stärke der Schale deutlich erhöht.Die
Seitendeckel des X-Tend sind nun deutlich in die Aussenschale
integriert, für bessere Aerodynamik und einen modernen Look. Das Visier
wurde runder gestaltet und fügt sich ideal in die Schale ein.
Verfügbare Größen: XS bis XL
Der X- Tend „open-face“ Helm bietet mehr: mehr Sicherheit und mehr Komfort.Aber auch einen wesentlich besseren Halt ohne das Gefühl von Freiheit und die exzellente Sicht, die ein „open face“ Helm bieten muss, zu beeinträchtigen. Die Außenschale des X- Tend bietet mit einer um drei Zentimeter erweiterten Unterseite mehr Komfort und zusätzliche Sicherheit. Neue Seitendeckel und verdeckte Entlüftungen komplettieren das Design dieses außergewöhnlichen Helmes.
Aussenschale
SFL (Super Fibre Laminate) Dies ist Arai’s Basis Schale. Super Fibre bietet bessere Eigenschaften als andere Materialien, ist gleichzeitig aber hart und leicht.
Belüftung
Zwei-facher Lufteinlass Konstruiert um den Luftdurchsatz deutlich zu erhöhen. Belüftungselemente strömungsgünstig gestaltet für weniger Windgeräusche.
Seitliche Luftauslässe und Abluftführung im Nackenbereich
In
den Bereich des hinteren Nackenabschlusses wurde eine Abluftführung
integriert um warme und verbrauchte Luft gezielt aus dem Helm
herauszuführen. Zusätzliche seitliche Luftauslässe im unteren
Helmbereich führen warme und verbrauchte Luft aus dem Helm heraus.
Wechselbare Wangen-/ Ohrpolster
Wechselbare
Wangen-/ Ohrpolster mit schlagenergieabsorbierendem Trägermaterial in
unterschiedlichen Stärken helfen den Helm individuell an jeden Benutzer
anzupassen. Der X-tend bietet für ihren Komfort viel Platz im
Ohrenbereich, auch zur Verwendung einer Kommunikationsanlage.
Verlängerte Seitenteile
Die
Aussenschale verfügt über 3cm verlängerte Seitenteile im Wangenbereich
für mehr Unfallschutz weil wir wissen, das sich statistisch gesehen die
meisten Aufschläge bei einem Unfall an der Seite finden.
Hyper Ridge
Dieser
“Stoßfänger” ist ein am unteren Helmrand verlaufendes Verstärkungsband
das dem Helm zusätzliche Stärke gibt und den Schwerpunkt des Helmes
weiter nach unten verlagert. Ferner erlaubt es, den Helmeinstieg für ein
leichteres Aufsetzen weiter zu gestalten.
Facial Contour System (FCS)
Um
verbesserten, fest sitzenden Halt zu bieten und den Tragekomfort am
Unterkiefer zu verbessern, arbeitet das „Facial Contour System“ mit
einer Formfeder in den Wangenpolstern, die die Polster zusammen drückt
und wieder in Form bringt.
Seitendeckel
Zur Abdeckung der Visiermechanik, sorgt seitlich für eine glatte Oberfläche am Visier. Für besseren Unfallschutz und Ableitung von Schlagenergie
Fünf Qualitätsprüfungen
Jeder
einzelne Arai Helm durchläuft fünf separate Qualitätsprüfungen in den
unterschiedlichen Produktionsphasen. Nachdem die Außenschale hergestellt
wurde,
nach der Lackierung oder dem Aufbringen des Dekors, nach dem
Zusammenbau und in zwei weiteren Zwischenschritten in der Produktion.
Waschbare Innenausstattung
Die
Premium Qualität der verwendeten Materialien der Innenausstattung
erlaubt grundsätzlich, dass ein Arai Helm einfach mit lauwarmem Wasser
und milder Seife nass gereinigt werden kann.
Von Hand gefertigt
Es
dauert bis zum 5 Jahre, bevor sich ein Arai Mitarbeiter das Recht
erwirbt, eine Außenschale herstellen zu dürfen. 27 Arbeitsschritte und
etwa 18 Arbeitsstunden sind nötigt, um einen perfekten Arai Helm
entstehen zu lassen.
Komfort für jeden Tag
Komfort
für jeden Tag wird erreicht durch individuell anpassbaren Passformen
der Polsterung. Hochwertige Textilmaterialien und eine effektive
Belüftung runden das Bild ab. Dank einer perfekten Balance und einem
tiefen Schwerpunkt der Konstruktion sind Arai Helme dafür ausgelegt, lange getragen zu werden, ohne den Benutzer zu ermüden oder zu beeinträchtigen.
Durchdringungsgetestet
Alle
Arai Helme sind immer auf den Schutz vor Durchdringung entwickelt und
getestet, auch wenn dies in der aktuellen europäischen Norm ECE 22-05
nicht gefordert wird. Der Arai Durchdringungstest wird mit einem 3kg
schweren, spitzen Testkörper durchgeführt, der aus einer Höhe von 3
Metern auf den Helm fallen gelassen wird.
Doppel-D-Verschluss
Der
flache Doppel-D Verschluss passt sich sanft an den Kopf des Benutzers
an ohne zu stören. Keine beweglichen Teile, keine Rostanfälligkeit, ein
immer passgenau zugezogener Kinnriemen und die Unmöglichkeit des
selbständigen Öffnens sind
überzeugende Argumente für diesen Verschlusstyp.
Rundere, Glattere, Stärkere, Schale
Die
Außenschale eines Arai Helmes wurde in dieser Form entwickelt, damit
der Helm im Falle eines Unfalles möglichst ohne Widerstand über
Hindernisse hinweg gleiten kann. Das Ziel ist es, möglichst wenige
Rotationskräfte durch Verdrehen zu erzeugen. Das ist auch der Grund,
warum alle Arai Belüftungselemente immer so konstruiert und montiert
sind, dass sie sich im Falle eines Unfalles widerstandsfrei vom Helm
lösen.
Harte Außenschale, weiche Innenschale
Arai
verwendet eine harte Außenschale um auftreffende Schlagenergie im Falle
eines Unfalles zu verteilen und eine weichere Innenschale um die
verbleibende Restenergie anschließend aufzunehmen. Die hierbei
verwendete, einzigartige,
einteilige EPS Innenschale vereinigt bis zu 5 unterschiedliche Dichten des Materials in nur einer Schale.
Organische Form
In
der Form seiner Außenschalen orientiert sich Arai immer an der
natürlichen, organischen Form des menschlichen Kopfes. Dies minimiert
Luftturbulenzen, verbessert den Tragekomfort und ist optisch
attraktiver.
Limitierte 5-Jahres Garantie
Alle
Arai Helme sind mit einer limitierten 5-Jahres Garantie auf
Produktions- und Verarbeitungsmängel ausgestattet. Wir führen
Servicearbeiten bis zu einem Alter von 7 Jahren nach Produktionsdatum am
Helm durch.
Unterschiedlich große Außenschalen
Anders
als andere Helmhersteller verbaut Arai aus Sicherheitsgründen bei den
meisten Modellen für jeweils zwei Helmgrößen eine eigene Außenschale.
Dadurch, und durch die unterschiedlichen Arai Modelle, findet jeder
Benutzer genau den Helm, der ihm persönlich am Besten
passt und gefällt Arai In-house Test Dieser Arai Helm wurde entworfen,
um zusätzlich zum gesetzlich notwendigen ECE 22-05 Prüfstandard,
auch den weitaus höheren Anforderungen des Arai In-house Standard und,
freiwillig, auch den Anforderungen nach SNELL M2010 zu genügen."
Wow,
das ist mal eine Ansage! Zugegeben, manchmal schreckt es mich fast ein
wenig ab, wenn jede noch so geringe Kleinigkeit detailliert aufgeführt
wird, als wäre dies ein Alleinstellungsmerkmal eines Herstellers. Aber
zumindest die immerhin 5-jährige Garantie wie auch die erhöhten
Sicherheitsanforderungen im Hinblick auf eine mögliche Durchdringung der
Helmschale durch einen spitzen Gegenstand und die zusätzliche Erfüllung
der Norm Snell M2010 halten auch wir für unbedingt erwähnenswert.
Der
neue und verbesserte Motorradhelm-Standard M2010 ist ein Versuch,
unnötige Gehirn- und Kopfverletzung entsprechend der seit über 50 Jahren
bestehenden SNELL-Mission durch eine bessere Kopfbedeckungen zu
verhindern. Wer sich damit näher befassen möchte, wird hier fündig.
Uns
ist zunächst erst einmal aufgefallen, dass der X-Tend über ein aus
unserer Sicht wichtiges Feature nicht verfügt: Er bietet keine
integrierte Sonnenblende. Bei diesem Tool gehen die Meinungen unter den
Motorradfahrern weit auseinander und wir haben in den sozialen
Netzwerken schon so manch eine - manchmal durchaus haarsträubend
anmutende - Diskussion darüber geführt, ob eine integrierte Sonnenblende
sinnvoll oder nicht, notwendig oder nicht ist. Daher können wir es hier
abkürzen: Wir halten es mit der Aussage, dass jeder nach seiner Facon
glücklich werden soll, aber im Redaktionsteam von Motorrad-Tourer.com
halten wir ein Sonnenvisier für ein überaus nützliches Tool, das ich
nicht zuletzt bei unserem erst kürzlich beendeten Gardasee-Aufenthalt wieder sehr zu schätzen wusste...
Beim
Aufsetzen des Helms fällt dagegen das sehr angenehm weiche, fast schon
anschmiegsame Futter der Innenpolster auf. Der Helm fühlt sich auch sehr
angenehm an und harmoniert mit mehreren Kopfformen innerhalb unseren
Redaktionsteams. Allerdings können wir uns manchmal ein leichtes
Schmunzeln kaum verkneifen: Die ziemlich runde Form des X-Tend erweckt
manchmal den Eindruck, man hätte sich eine Bowling-Kugel oder ein
Goldfischglas übergestülpt. Letzterer Eindruck wird durch das große und
ebenfalls sehr rund konstruierte Visier noch zusätzlich verstärkt...
Beeindruckend
ist die Leichtigkeit, mit der sich Brillen aufsetzen lassen: Die
Innenpolster weisen exakt an den Stellen, an denen die Brillenbügel
durchgeführt werden müssen, großzügige Durchlässe auf, so dass auch
Sehhilfen mit kräftigen Gestellen problemlos aufgesetzt werden können.
Brillenträger wird es freuen...
Die
weit nach vorne gezogenen Seitenteile vermitteln neben einer sehr guten
Passform auch ein Sicherheitsgefühl, decken sie doch noch etwas mehr
von der Gesichtsfläche ab, ohne gleichzeitig die mit einem Jethelm
einhergehende Freiheit und Luftigkeit zu sehr einzuschränken. Zusammen
mit der engen Passform des Kragens am Hals sitzt der Helm angenehm fest,
ohne auch bei höheren Geschwindigkeiten hin und her zu wackeln.
Im
Fahrtest zeigen sich dann allerdings einige Besonderheiten dieses
Helms. Die eben noch so positiv hervorgehobenen großzügigen Öffnungen
für Brillenbügel zeigen beim Fahren mit offenem Visier und insbesondere
bei höheren Geschwindigkeiten, dass natürlich dieser Komfort mit einer
Zunahme der Wingeräusche erkauft wird, die wir so von unserem bisherigen
Jethelm-Standard, dem HJC FG-Jet nicht kannten. Auch der sich eben
noch so angenehm weich anfühlende Stoff der Innenpolster entwickelt sich
bei einigen Redaktionskollegen zu einer schweißtreibenden Umgebung bei
höheren Temperaturen: Interessanterweise - so stellen wir im Gespräch
fest - trifft es insbesondere die Kollegen, die auch bei längerem
Hautkontakt zu Mikrofaser-Stoffen (z.B. Bettwäsche) zu Schwitzen neigen
und die sich nun an jene Situationen erinnert fühlen. Insofern bietet es
sich sicherlich an, diesen Helm bei Interesse in einem lokalen
Fachgeschäft zu erwerben, um zuvor ausreichend lange probefahren zu
können.
Im
Übrigen fährt sich der X-Tend unspektakulär aber nicht unangenehm. Er
wirkt leicht und schränkt mit seinem großflächigen Sichtfeld und auch
mit ausreichend Bewegungsfreiheit beim berühmten "Radfahrerblick" die
Sicht kaum ein. Und dennoch kann er irgendwie die meisten
Redaktionskollegen nicht wirklich vom Hocker reißen. Hauptgrund dafür
ist der mit etwa 430 Euro doch heftige Kaufpreis für einen Jethelm.
Damit liegt er ungefähr beim doppelten Kaufpreis unseres Favoriten, dem
FG-Jet von HJC. Bei der Frage, ob ARAIs X-Trend diesen Mehrpreis
rechtfertigen kann, schauen wir uns mehrheitlich ratlos an: Das wird man
vielleicht erst nach einem echten Sicherheitstest, also entweder in
einem aufwändigen Labortest, der uns nicht möglich ist, oder - was wir
noch weniger wollen - nach einem Unfall sagen können: Das große Plus
dieses Helms könnte die von ARAI proklamierte Sicherheit durch Erreichen
zusätzlicher Sicherheitsnormen und Berücksichtigen zusätzlicher
Einflüsse wie beispielsweise spitzer Gegenstände sein. Aber dazu können
wir naturgemäß nach den uns möglichen Testfahrten nichts sagen.
Ansonsten
zeigt sich nur Simone vom X-Tend sehr angetan: Aus anatomischen Gründen
hat sie bei vielen anderen Helmmodellen Probleme mit ihren
Kiefergelenken, die manchmal schmerzen und auch in der Funktion
vorübergehend eingeschränkt sind. Der X-Tend, so ihr eindeutiges Urteil,
sitzt an den dafür relevanten Stellen perfekt und macht ihr
erfreulicherweise gar keine Probleme. Da sie darüber hinaus als Sozia eh
oftmals mit Sonnenbrille fährt, stört sie auch das "fehlende"
Sonnenvisier nicht: Auch auf Passagen mit häufigen Tunneldurchfahrten
und damit schnell wechselnden Lichtverhältnissen braucht sie - anders
als die selbst fahrenden Kollegen unter uns - auf dem Soziussitz nicht
in Sekundenschnelle wieder den kompletten Durchblick . Damit ist auch
klar, wer aus unserem Team den Helm nun in seinem Schrank bis zur
nächsten Ausfahrt aufbewahrt...
Dementsprechend
schwer tun wir uns nun also auch mit dem Gesamtergebnis, bei dem wir
die Qualität und vor allem die Praxistauglichkeit der getesteten
Produkte, aber auch das Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigen
möchten. Insofern sind wir über Simones positives Feedback doch ganz
zufrieden, weil wir anderenfalls insbesondere unter Berücksichtigung des
hohen Kaufpreises und im direkten Vergleich zum FG-Jet von HJC eine
positive Bewertung des X-Tend von ARAI kaum hätten rechtfertigen können.
So kommen wir immerhin zu einem mittelmäßigen Fazit mit drei von
möglichen fünf LikeBikes.
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