Samstag, 1. Oktober 2016

Alukoffer-System von GlobeScout

März 2015

Wer sich für seine Reiseenduro mit Aluminium-Koffern beschäftigt, landet schnell bei etwa einer Handvoll Zubehör-Anbieter. Über deren Produkte kursieren ganz unterschiedliche Meinungen Im Netz: Den einen bauen die motorradspezifischen Halterungen des einen Anbieters zu breit, den anderen erscheinen Gepäckträger von der Materialstärke her unterdimensioniert. Insbesondere zur Materialstärke teilt sich die Szene in überwiegend zwei Lager: Während den einen die oftmals anzutreffende Materialstärke von 1,2 mm bei den Alukoffern im Falle eines Sturzes als zu wenig widerstandsfähig erscheint, ist den anderen bei einer Materialstärke von 2 mm das Eigengewicht der Koffer zu hoch.

Als jemand, der aus dem Onroad-Bereich kommt, kann ich beiden Hinweisen etwas abgewinnen. Dazu kommt noch, dass ich auf meinen Reisen einen gewissen Komfort gewöhnt bin, auf den ich ungern verzichten möchte: Schon lange schleppe ich keine Koffer mehr in die Hotelzimmer, sondern nutze leichte und passgenaue Innentaschen, die zwar ein wenig Volumen beanspruchen, aber im Handling am Ende der Tagesetappe ihre Vorteile ausspielen. Auch die Perspektive, dann solche Taschen oder eben die Koffer selbst komplett durchwühlen zu müssen, wenn doch gerade das benötigte Paar Socken ganz unten in den von oben beladenen Behältnissen liegt, hat mich bisher abgeschreckt.


Und so habe ich bei meinen Recherchen etwas mehr Zeit investiert, um einen Anbieter zu finden, der entweder tragfähige Kompromisse oder gar die Wunschlösung selbst im Angebot hat. Fündig geworden bin ich dann – wie es sich für einen Berliner, der damit in einer der größten türkischsprachigen Städte lebt, gehört – tatsächlich am Bosporus.



Die in der türkischen Hauptstadt Istanbul ansässige Firma GlobeScout ist auf dem deutschen Markt bislang noch nicht so sehr bekannt. Den Deutschlandvertrieb dieser Produkte hat allein der hamburgische Spezialist Offroad-Kontor übernommen, bei dem man die Produkte auch online bestellen kann.

Zunächst haben mich diese Koffer allein durch ihre Form angesprochen. Sie haben so gar nichts mit den oftmals anzutreffenden mülleimerförmigen Blechkisten zu tun, mit denen manch ein Motorradreisender unterwegs ist. Damit will ich deren Funktionalität nicht im Geringsten anzweifeln, aber wie heißt es immer so schön: Das Auge is(s)t doch mit.. GlobeScout setzt auf abgeschrägte Ecken und nimmt insbesondere den großvolumigen Koffern etwas von der erschlagenden Wirkung anderer Modelle. Die Koffer wirken irgendwie bullig und passen – jedenfalls nach meinem persönlichen Geschmack – besonders gut zu großvolumigen Reisenenduros wie beispielsweise meiner 12er GS.




Als nächstes fiel auf, dass die Türken bei der Materialstärke einen Mittelweg beschreiten: Mit dem von ihnen eingesetzten 1,5 mm starken Aluminium liegen sie ziemlich mittig zwischen den Produkten ihrer Mitbewerber. Ob sich aus diesem Kompromiss zwischen Materialmenge bzw. -stärke und Gewicht die bessere Lösung herleiten lässt, muss sich erst noch zeigen: Ich bringe es einfach nicht übers Herz, die GS einfach mal so zu Testzwecken umzuwerfen. Es wird sich im Laufe der kommenden Monate im Echtbetrieb zeigen, wie stabil Koffer und Kofferhalterungen sind.

Apropos Kofferhalterungen: Auch diese wirken mit ihren Schnellverschlüssen äußerst solide und wertig verarbeitet. Aber auch insoweit steht der Stresstest erst noch aus. Zunächst haben wir uns aber um den Anbau des dazu gelieferten Gepäckträgers gekümmert. Diesen Arbeitsschritt haben wir im folgenden Video dokumentiert.




Während der Montage des aus 18 mm starkem Edelstahlrohr sehr solide gearbeiteten Gepäckträgers war ein Aspekt besonders auffällig: Der Träger von GlobeScout ist außerordentlich passgenau und wertig verarbeitet. Jedes Teil passte, jedes Loch saß millimetergenau. Es bestand keinerlei Anpassungsbedarf, keine Notwendigkeit, an irgendeiner Stelle „nachzuhelfen“. Mit einer derart kinderleichten und optimal passenden Montage hatten wir nicht gerechnet und deutlich mehr Zeit einkalkuliert, als tatsächlich nötig war.

 

Auf jeder Seite an vier Befestigungspunkten durch Nutzung vorhandener Befestigungsmöglichkeiten an der GS sowie eigens mitgelieferter Klemmfäuste aus stabilem Aluminium macht der Gepäckträger nach erfolgter Montage einen sehr robusten Eindruck, baut aber dennoch recht schmal an das Motorrad. Dabei wird die auspuffbedingte Verbreiterung des Motorrads durch den in der Form angepassten Träger sowie auch einen entsprechend geformten 40-Liter-Seitenkoffer gut kompensiert.


Ebenso überzeugend war dann der Auftritt der Adapterplatte für das 40-Liter-Alu-Topcase: Diese Adapterplatte wird auf den Original-Gepäckträger der 12er GS geschraubt und stützt sich zusätzlich am Heck des Fahrzeugs ab, um so das Gewicht besser zu verteilen. Dazu muss man bei den alten Modellen der 12er GS die Kunststoff-Verkleidung unter dem Heck etwas ausfeilen; bei neueren Modellen hat BMW dann erkannt, dass die ursprünglich gewählte Form doch erhebliche Nachteile mit sich bringt. Wir hatten dieses Bastelstündchen schon vor einiger Zeit hinter uns gebracht, als wir diese Heckaufnahmen für eine andere Adapterplatte eines anderen Zubehör-Topcase benötigten. So haben wir jetzt etwas Zeit gespart.

 

Mit den mitgelieferten unterschiedlich langen Abstandshaltern lässt sich die Adapterplatte von GlobeScout dann perfekt ausrichten und nimmt anschließend das Topcase satt und sicher auf.

 

Letztendlich sind wir nach einer guten halben Stunde mit der Montage des kompletten Trägersystems bei vorheriger Vorbereitung und Demontage der Original-Kofferträger für die Vario-Koffer fertig und mit dem Ergebnis äußerst zufrieden.

 

Die Koffer selbst sind wie schon erwähnt aus 1,5 mm starkem Aluminium gefertigt und erreichten uns bereits mit vormontierten Halterungen, was wohl bei den modellspezifisch angebotenen Packages (http://www.globescout.com.tr/side-case-sets/xpan-aluminyum-yan-canta-seti-bmw-r1200gs-adv-2006-2013-oezel-sistem-siyah-eloksal/) mit zwei passenden Koffern die Regel zu sein scheint. Ich habe mich für die schwarz eloxierte Version entschieden, da diese aus meiner Sicht zu unserem Redaktionsmotorrad am besten passt.

 

Die Ecken sind mit zusätzlichen Kunststoff-Kanten versehen, die im Falle des Falles für kleine Beträge ausgetauscht werden können. Überhaupt ist auch die sonstige Ausstattung mit Beschlägen und Schlössern so gewählt, dass man im Falle eines Defektes den Koffer weiter nutzen kann und nur das jeweils defekte Bauteil austauscht. Besonders bequem ist für mich, dass alle insgesamt 5 Schlösser mit dem gleichen Schlüssel gleichschließend sind und ich mir eine fummelige Suche nach dem jeweils richtigen Schlüsse ersparen kann.

 

Die Beschläge sind wiederum so gestaltet, dass man nach Öffnen beider Schlösser den Deckel komplett vom Seitenkoffer entfernen kann. Öffnet man dagegen nur eines der beiden Schlösser an den Seitenkoffern, lässt sich der Deckel aufstellen und wird durch ein Verbindungsband daran gehindert, zu weit aufzugehen oder gar abzufallen.

 


Alle Nähte wirken sehr sauber verarbeitet, hier wurde wirklich auf Qualität geachtet.Ob die gewählte Form mit den abgeschrägten Seiten auch Stabilitätsvorteile im Falle eines Sturzes mit sich bringt? Wir werden es wohl herausbekommen...

 

Auch das Topcase sitzt fest in der montierten Adapterplatte und wirkt sehr solide.In dieser Position lässt es auch ausreichend Platz für die Sozia, die ohne Einschränkungen Platz nehmen kann. Allein die hervorstehenden Scharniere laden nicht gerade zum Anlehnen an, aber hier wird gewiss der ansässige Sattler den einen oder anderen Lösungsvorschlag für uns haben...

 

Soll es dann auf große Reise gehen, kommt mein eingangs formulierter Wunsch nach passenden Innentaschen zum Tragen: GlobeScout bietet auch selbst passende Innentaschen für alle Koffer und das Topcase an, und das im Übrigen zu Preisen, die ihresgleichen suchen. Also wird man wohl in Ausstattung oder Verarbeitung nicht all zu viel erwarten dürfen, denke ich mir noch bei der Bestellung. Aber weit gefehlt: Weiches aber dennoch hochwertiger Kunststoff wird durch hochwertig verarbeitete Nähte zusammengehalten und verspricht treue Begleitungen auf vielen Reisen. Aber der besondere Clou: Diese Innentaschen sind mit einem oben angebrachten und gekoppelten Doppel-Reißverschluss versehen, um die Be- und Entladung von oben zu ermöglichen. Aber zusätzlich ist ein weiterer pfiffiger dreiseitiger Reißverschluss angebracht. Dieser ermöglicht es, die Tasche im Hotelzimmer flach auf eine Seitenwand zu legen und dann bequem auf der anderen Seite zu öffnen. So kommt man auch problemlos an die weit unten verstauten Schätzchen heran. Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe!

 

Insgesamt macht das komplette Gepäcksystem bislang einen derart überragenden Eindruck, dass wir uns zügeln müssen, nicht schon jetzt eine Maximal-Bewertung mit Motorrad-Tourer.com-Tipp! zu vergeben. Aber bevor wir uns dazu hinreißen lassen, müssen die Träger, die Koffer und die Taschen im aktiven Fahr- und Reiseeinsatz ihre praktischen Qualitäten auch tatsächlich belegen. Dennoch empfehlen wir schon jetzt allen, die sich für nachgerüstete Alu-Koffer interessieren, sich intensiv mit den Produkten von GlobeScout zu befassen. Diese stellen ohne Frage eine sehr ernsthafte und interessante Alternative zu den am Markt häufiger anzutreffenden Produkten anderer Anbieter dar und verdienen eindeutig eine größere Aufmerksamkeit.

Insbesondere einige zusätzliche Features, die den Nutzwert äußerst pfiffig erhöhen und die wir demnächst hier noch weiter vorstellen werden, machen dieses Koffer-System für Reisefreunde sehr interessant.  Fortsetzung folgt.








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