27.04.2012:
Dies jedenfalls möchte uns das neue Programm im Wintergarten Glauben
machen. In der gestrigen offiziellen Premiere des neuen Programms trafen
dann die angekündigten drei Vollblut-Entertainer mit internationaler
Erfahrung im Pariser Moulin Rouge, dem Berliner Quatsch Comedy Club und
dem New Yorker Broadway aufeinander, um einen artistischen Blick auf den
Groove der Metropolen dieser Welt zu werfen.
Ich erwartete also eine schwarze, disco-artige Umgebung, musikalische
Begleitung mit dynamischen Bläsereinsätzen und tiefsten, in die
Magengrube drückenden E-Bass-Riffs, Songs der 70er und vor allem den
angekündigten Groove. Tatsächlich wich der grundsätzlich etwas
plüschig-rote Look des Varieté-Theaters zu Beginn des Programms und dem
Erlöschen der Lichter einer schwarzen Dunkelheit, die nur von knapper
Beleuchtung auf der Bühne unterbrochen wurde. Nacheinander erschienen
die drei Hauptakteure Andreas Wessels als Jonglier-Künstler, Daniel
Reinsberg als Comedian und Bauchredner sowie Jojo Weiß, dessen
Steckenpferd die Imitation von Geräuschen ist.
Dieses in den Programmen auch gerne als Erinnerung an das legendäre
Rat Pack angekündigte Trio versuchte dann im Verlauf der Veranstaltung,
das Publikum zu fesseln. Mit dem einen oder anderen Highlight wie
beispielsweise dem Jonglieren von 6 fußballgroßen Bällen und
zeitgleichem Seilspringen gelang dies auch zwischenzeitlich. Aber auf
alles lasterhafte, mega-coole und souveräne Auftreten, das man von den
originalen Protagonisten des Rat Pack kennt, wartete man vergebens.
Auch meine Erwartungen an schmetternde Bläsereinsätze blieben mangels
Vorhandensein unerfüllt: Die Drei-Mann-Combo aus E-Gitarre, Keyboard
und Drums mühte sich redlich, konnte aber selbst mit den wenigen
gespielten Songs aus den 70ern das Gefühl natürlich nicht
transportieren.
Und so reihte sich dann neben Jonglierkunst, Geräuschimitationen und
Bauchrednereinlagen ein weiteres varieté-typische Element wie
Tanzakrobatik oder Trapezvorführungen nach dem andern aneinander. Sowohl
einen thematischen Zusammenhang der einzelnen Vorführungen zueinander
als auch einen inhaltlichen Bezug zum Titel „Funky Town“ habe ich dann
bis zum Beginn der Pause vergeblich gesucht.
So bleibt also festzuhalten, dass es der Wintergarten nach wie vor
schafft, so bekannte Personen wie Artur Brauner oder auch einzelne
Mitglieder der Puhdys, Andrej Hermelin vom Swing Dance Orchestra oder
den Sänger Marc Secara auf die Gästeliste einer Premiere zu bekommen.
Außerdem bleibt die Hoffnung, dass ich nach meinem Weggang in der Pause
die entscheidende Steigerung verpasst habe.
Weitere Informationen unter www.wintergarten-berlin.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen