Beim Frühstück am nächsten Morgen
fragen wir uns, warum die AIDAsol eigentlich erst gegen Mittag in
Amsterdam anlegen soll, wo wir doch das offene Meer schon verlassen
haben und zu beiden Seiten des Schiffs Land an uns vorüberzieht. Die
Erklärung kommt bald, sind doch noch etwa 30 Kilometer durch einen
teilweise äußerst engen Kanal zurückzulegen, in dem das Schiff so
manches Mal irgendwie überdimensioniert und deplatziert wirkt: An
einigen Stellen sind auf beiden Seiten des Schiffs weniger als 8
Meter bis zu den Ufern Platz, was gemessen an deutlich über 30
Metern Schiffsbreite und etwa 250 Metern Schiffslänge
unverhältnismäßig wenig erscheint.
Gegen Mittag erreichen wir dann die
Hauptstadt der Niderlande und freuen uns, dass die bis dahin dichte
Wolkendecke aufreißt und uns mit fröhlichen Sonnenstrahlen
empfängt.
Wir teilen uns auf, weil wir die Stadt
aus verschiedenen Blickwinkeln erkunden möchten. Meine Familie nutzt
die Möglichkeit einer etwa einstündigen Grachtenfahrt, während ich
mich zu Fuß aufmache.
Schnell sind die 10 Minuten Fußweg bis
zum Hauptbahnhof zurückgelegt, von wo aus ich mich in das
touristische Zentrum Amsterdams bewege. Mir fallen die unzähligen
Fahrräder im Straßenverkehr ebenso auf wie die ebenfalls zahlreich
vertretenen Rollerfahrer. Auch diese bewegen sich alle ohne Helm,
dafür mit zum Teil atemberaubend anmutender Geschwindigkeit und
Geschicklichkeit durch den dichten Straßenverkehr. Überhaupt ist
mein erster Eindruck von dieser Stadt ein sehr belebter, unruhiger,
fast schon hektischer.
Natürlich ist auch ein Abstecher zum
Anne-Frank-Haus Pflicht, allerdings schrecken mich die deutlich mehr
als 100 Meter lange und sich durch mehrere Straßen ziehende
Warteschlange davor ab, auch das Innere des Hauses und die
Ausstellung zu besuchen.
Anschließend erkunde ich den Stadtteil
Jordan, der das alte, das eigentliche Amsterdam zeigen soll.
Tatsächlich wird es hier deutlich ruhiger und beschaulicher, man
muss als Fußgänger nicht permanent auf der Flucht vor den rasenden
Zweiradfahrern sein.
Vor zahlreichen der fast immer
dunkelbraunen Klinkerhäuser stehen in der Frühlingsatmosphäre
Stühle und Tische aufgebaut, um zu einemn Moment des Verweilens
einzuladen. Mir fallen aber auch die oftmals engen Häuserschluchten
und die für mein Empfinden eintönige Farbgebung der sich stark
ähnelnden Häuser auf. OK, da es wohl früher keine Hausnummern
gegeben haben soll, sollen sich alle Häuser an ihren Giebeln
unterscheiden. Trotzdem habe ich das Gefühl, es würde ausreichen,
zwei oder drei Straßenzüge zu sehen, dann hätte man alles gesehen.
Auf dem Weg zurück zum Schiff komme
ich an vielen der so berühmten Coffee-Shops verbei, in denen es
bekanntlich nicht nur Kaffeespezialitäten zu kaufen gibt. Ich
durchquere das ebenso berühmte Rotlichtviertel und schmunzele ein
wenig, als ich die freizügig sich feilbietenden Damen in den nur
vielleicht 10 Meter von den Kirchenmauern entfernten Gebäuden
erblicke.
Plötzlich bin ich im chinesischen Teil
der Stadt gelandet und entdecke zwischen chinesischen Restaurants und
Händlern kleine Querstraßen, deren Namen nicht nur auf
niederländisch, sondern auch in chinesischen Schriftzeichen genannt
werden.
Insgesamt hat mich die Stadt
enttäuscht. Vielleicht habe ich mir von dem Flair und ihrem
vorauseilenden Ruf zu viel versprochen. Aber selten hat auf mich eine
Stadt in ihrer Architektur und mit ihren dunkelbraunen Hausfassaden
so eintönig, farblos und fast schon bedrückend gewirkt.
Meine Familie dagegen kommt völlig
begeistert von ihrer Grachtenfahrt zurück, hat die zahlreichen
Wasserstraßen und die Blickwinkel von diesen genossen, schwärmt von
den fast überall in der Stadt anzutreffenden Hausbooten und der
kulturellen Vielfalt unter den Menschen auf der Straße. Wieder
einmal sieht man: Geschmäcker und Vorlieben sind verschieden und die
der Ausspruch „die einen sagen so, die anderen so“ behält seine
Gültigkeit.
So schnell kann eine Woche Schiffsreise
vergehen. Vor uns liegt ein abschließender Seetag, den wir bei
Windstärken 8 und etwa dreieinhalb Meter hohen Wellen etwas unruhiger
verbringen, als wir es während der restlichen Reise gewohnt waren.
Das ist die beste Zeit, windgeschützt in einem der
strandkorbähnlichen Sitzmöglichkeiten an Deck die Fotos der letzten
Tage zu sichten und ein paar Gedanken und Eindrücke in Worte zu
fassen.
Am Abend gibt es dann die große
Abschlussparty, auf der wir sicherlich wieder das Tanzbein schwingen
werden, bevor wir unsere nicht mehr benötigten Sachen zusammenpacken
werden. Die bis 2 Uhr in der Früh auf den Gängen positionierten
Gepäckstücke werden vom Bordpersonal dann morgen nach Erreichen des
Hamburger Hafens an Land gebracht, so dass wir dann wieder mit dem
Shuttle zum Bahnhof und anschließend mit der Bahn wieder heimwärts
fahren können. Eine Woche voller Entdeckungen, Schlemmereien und
Erholung liegt hinter uns, ähnlich wie wir es schon von unserer
ersten AIDA-Reise kannten. Wir sind froh, sagen zu können: „We
did it again“.
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