Montag, 14. November 2016

„Ich bin nicht Rappaport“ im Schlosspark-Theater

08.01.2012

„Wir sammeln alte Möbel und alte Bilder. Wir sammeln alte Briefmarken und alte Autos. Wir sammeln alles Alte – nur keine alten Menschen!“

Dieses Zitat aus dem neuen Stück „Ich bin nicht Rappaport“ im Schlosspark-Theaters gab in der Premiere am Samstag die Richtung vor: Dieter Hallervorden versteht es wieder bestens, in seiner Hauptrolle auf spaßige Art und Weise unserer heutigen Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Die Frage, wie wir mit „unseren Alten“ umgehen, schwingt zwischen den Zeilen zwei Stunden lang trotz aller Gags und Schmunzelsituationen durch.


 
Der frühere Kellner und Gewerkschaftsaktivist Nat lässt dem dunkelhäutigen und ebenfalls schon über 80-jährigem Midge bei ihren Treffen im Park partout keine Ruhe: Eine frei erfundene Geschichte nach der anderen präsentiert Nat und schlüpft dabei überzeugend in ständigem Wechsel in unterschiedlichste Rollen. Fast meint man, er würde selbst glauben, was er erzählt.

Vom Idealismus angetrieben hat der Lebenskünstler für nahezu jedes Problem anderer eine Lösung parat: drohende Kündigungen oder Abhängigkeiten von Drogendealern scheinen nur auf den Einfallsreichtum von Nat zu warten. Selbst dagegen ist er von der ständigen Sorge verfolgt, von seiner nicht minder dynamischen und konfliktfreudigen Tochter in ein Altersheim gesteckt zu werden.


 
Die Sorge, aufgrund seines Alters weder gebraucht noch ernst genommen zu werden, treibt Nat um und immer wieder zu neuen Höchstleistungen. Selbst in schier aussichtslosen Situationen zieht Nat noch immer eine Lösung aus dem Ärmel und symbolisch den Kopf aus der Schlinge. Respekt und Anerkennung erntet er allerdings nur sehr begrenzt.
In einer für Hallervorden typischen Art führt er zusammen mit Joachim Bliese als Midge die Zuschauer auf humorvolle Art durch eine Aneinanderreihung vom Umständen, die schon fast als Großstadtabenteuer bezeichnet werden können. Und immer wird man von der Frage begleitet: Wie gehen wir mit unseren „Alten“ um?

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