Montag, 14. November 2016

16 Uhr 50 ab Paddington

18.04.2012:

Sie ist noch immer in unseren Erinnerungen: Die etwas schrullig anmutende ältere Dame Miss Marple. Bei der Nennung ihres Namens erscheinen die Bilder in unserem Kopf in „schwarz-weiss“. Die mit detektivischem Spürsinn ausgestattete Titelheldin einer ganzen Reihe von Krimis der Autorin Agatha Christie ist momentan im Berliner Kriminaltheater aktiv. Dort bricht man mit verschiedenen Aufführungen in eine Domäne des Radios bzw. digitaler Medien ein:



Auf der Bühne der etwa 200 Plätze umfassenden Spielstätte werden Hörspiele mit den Geschichten von Agatha Christie inszeniert. Am Dienstag wurde die hartnäckige Miss Marple von der einfühlsamen Dagmar Biener gelesen, während Wolfgang Bahro unter anderem in die gesprochene Rolle des Inspektors schlüpfte. Auch Santiago Ziesmer konnte sowohl als grantelndes Familienoberhaupt als auch in der Rolle des eher ängstlichen, in die verschiedenen Situationen hineinrutschenden Bibliothekars mit den Modulationen seiner Stimme überzeugen.

Eine mitreißende und beeindruckende Leistung bot Oliver Feld, der quasi in einer Doppelrolle Tochter Evelyn und deren Geliebten sowie Hausarzt der Familie sprachlich in Szene setzte. Dabei gelangen ihm fesselnde Dialoge mit sich selbst, in denen er in Sekundenschnelle von der gerade weinerlich-hellen Stimme Evelyns zu dem sonor vorgetragenen vorwurfsvollen Unterton in den Zurechtweisungen Ihres Geliebten zu wechseln verstand.


Ein weiteres Highlight waren die live auf der Bühne produzierten Nebengeräusche. Mit Kiessteinen gefüllte Säcke simulierten bei gekonnt aufgesetzten Füßen spazierende Schritte auf Parkwegen. Ein umgedrehtes Weinglas, das auf einem leicht befeuchteten metallenen Untergrund hin und hergeschoben das Quietschen eines bremsenden Zuges nachahmte: Teilweise waren die anzuhörenden und anzusehenden Aktivitäten zur Geräuscherzeugung so interessant, dass ich Mühe hatte, mich daneben auch noch auf die vorgelesenen Texte und damit auch die Handlung des Stücks zu konzentrieren. Alles in allem waren es unterhaltsame zwei Stunden, auch wenn ich die Story selbst schon kannte.

Das vollständige Programm unter anderem auch mit weiteren Hörspielen ist auf der Homepage des Berliner Kriminaltheaters nachzulesen.


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