Ich
gebe es zu, ich habe ihn ein wenig aus den Augen verloren. Vielleicht
zu Unrecht, aber dennoch ist es so.
In den
80ern wurde Heinz Rudolf Kunze erst mit „Lola“ und später vor
allem mit „Dein ist mein ganzes Herz“ bekannt. Zunächst war er
als progressiver Liedermacher gestartet, häufiger Kritiker und
wusste eh alles besser. Aber mit den eben genannten Titeln gab es
dann, ich meine etwa Mitte der 80er Jahre, bei ihm einen Bruch und er
wirkte plötzlich wesentlich angepasster.
Nach
diesen Erfolgen verschwand er von der Bildfläche oder jedenfalls von
ihrer vordersten Front und den ganz großen Bühnen. Ich habe jetzt
ein wenig nachgelesen und festgestellt, dass er sich nach einigen ups
and downs dann auch dem Musical-Bereich zugewandt hatte. Mehrere
Goldene Stimmgabeln und weitere Preise wurden ihm für sein
künstlerisches Engagement verliehen. Mittlerweile hat er einige
weitere Alben veröffentlicht, die jedoch alle nicht an die früheren
Erfolge anknüpfen konnten.
Auf
anderen Spielfeldern ist Heinz Rudolf Kunze aber nach wie vor aktiv,
sei es als Songwriter – hat sogar eine Hymne für einen Kirchentag
geschrieben - , Dozent an der Hochschule Osnabrück und in einigen
anderen Bereichen der Kultur aber auch Gemeinnützigkeit.
Am
Mittwoch Abend war er nun in der Berliner Columbia-Halle zu Gast. Im
Gepäck hatte er, wie soll es auch anders sein, neue und alte Songs,
lässt zwischendurch mal erkennen, warum er früher für seinen
Wortwitz so angesehen und manchmal fast ein wenig gefürchtet war.
Und doch, irgendwie mag ich ihm weder den stimmungsmachenden
Schlagersänger noch den freiheitsliebenden Rocksänger so richtig
abnehmen:
Vielleicht war das schon immer mein Problem mit ihm, dass
ich ihn weder in der einen noch in der anderen Rolle authentisch fand
und vielleicht auch genau deswegen mit ausbleibenden Kassenfüllern
aus den Augen verloren habe. Unbewusst bestätigt er mich schon in
seinem zweiten Song: „Glaub keinem Sänger“ ist der Titel.
Zahlreiche andere Gästen halten sich an diese Empfehlung aber nicht.
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